WWDC 2020: Vorschau auf nächste Betriebssystem-Generationen und fundamentale Neuerungen für den Mac
Es gibt ein Vor und ein Nach der WWDC. Das galt im Kern schon immer und im besonderen Masse gilt das in diesem Jahr. Für alle Betriebssysteme des Unternehmens sind neue Generationen mit zahlreichen Neuerungen angekündigt worden – sogar die AirPods-Software wird ein grösseres Upgrade erhalten. Die umfangreichsten Veränderungen aber wird die Mac-Plattform erfahren. Die nächste macOS-Generation (Version 11) erhält ein weitreichendes Redesign – und demnächst wird Apple bei den Mac-Computern von Intel-Chips auf eigene Prozessoren umsteigen.
Inhaltsverzeichnis
iOS 14
iPadOS 14
AirPods Software
watchOS 7
Privatsphäre und Datenschutz
Home
tvOS 14
macOS 11 «Big Sur»
Wechsel auf Apple-Chips
Auch die Corona-Virus-Pandemie hielt Apple nicht davon ab, seine im Jahreskalender wichtigste Veranstaltung durchzuführen. Statt mit tausenden Entwicklern vor Ort im Silicon Valley wird die Entwickler-Konferenz von Apple in diesem Jahr aufgrund der Einschränkungen durch COVID-19 als Online-Event durchgeführt. Die Eröffnungs-Keynote am Montag-Abend Schweizer Zeit war für einmal keine bis ins Detail perfekt orchestrierte Live-Veranstaltung mit Publikum, sondern es wurde ein voraufgezeichnetes Video – oder besser ein «Event-Film» – mit Apple-Managern gezeigt. Diese setzten die Produkt-Neuheiten gekonnt in Szene und präsentierten sie noch mehr auf Hochglanz poliert als sonst auf der Bühne.
Die Neuheiten wurden an verschiedenen Orten auf dem gigantischen Apple Park in Cupertino präsentiert, beginnend mit CEO Tim Cook mit Begrüssungs-Worten auf der Bühne des «Steve Jobs Theater», gefolgt von Software-Chef Craig Federighi, der in der eindrücklichen unterirdischen Eingangshalle des Auditoriums durch die grössten Neuerungen in iOS 14 führte.
iOS 14
Für die neue Generation des iPhone-Betriebssystems habe man verschiedene Kern-Elemente des Benutzer-Erlebnisses eines iPhone komplett überdacht, so Federighi. Dazu gehöre allen voran der Homebildschirm. Dieser sei seit der Lancierung des ersten iPhone vor über dreizehn Jahren zwar ausgebaut und verbessert worden, aber im Grunde genommen gleich geblieben. iOS 14 bringt zwei grössere Änderungen auf den Homebildschirm. Nicht selten besteht der Homebildschirm aufgrund vieler installierter Apps aus mehreren «App Seiten», also Screens voll mit Apps. Mit der «App Library» werden alle auf dem iPhone installierten Apps automatisch organisiert. Die App-Library ist ein neuer Screen rechts neben der letzten «App Seite». Auf diesem neuen Screen werden alle auf dem Gerät installierten Apps automatisch nach Kategorien gruppiert. Die meistbenutzten Apps jeder Kategorie können direkt angetippt und so geöffnet werden, alle anderen Apps einer Kategorie können wie bei einem App-Ordner übersichtlich angezeigt werden. Weiter umfasst die App-Library eine prominente Suche, über welche alle installierten Apps sofort alphabetisch sortiert aufgelistet und komfortabel gefunden werden können. Weiter können einzelne oder alle «App-Seiten» neu auch ausgeblendet werden, womit der Homebildschirm nach belieben beispielsweise auf eine einzige Seite zurechtgestutzt werden kann, von welchem aus man mit nur einem Swipe die neue App-Library aufrufen kann.
Die Widgets in iOS erhalten mehr Möglichkeiten bezüglich Darstellung, Grösse und Funktionsumfang. Mit «Smart Stack» wird ein neues Widget eingeführt, welches abhängig von der Tageszeit und den Nutzungsmustern das aktuell gerade nützlichste Widget für den Nutzer darstellt – beispielsweise die Nachrichten am Morgen, den Kalender über den Tag und Apple-TV-Plus am Abend. Statt auf den Screen links vom Homescreen limitiert zu sein, lassen sich die Widgets neu auch auf dem Homebildschirm zwischen den Icons positionieren. Für die Auswahl gibt es eine neue «Widget Gallery», über welche die Widgets auf dem Widget-Screen oder auf dem Homebildschirm platziert werden können.
Das vom Mac, von Apple TV und vom iPad her bekannte «Picture in Picture» hält mit iOS 14 auch auf dem iPhone Einzug. Wenn man mit iOS 14 auf dem iPhone ein Video schaut, wird dieses beim «Swipe to go Home» automatisch in ein PiP gewandelt. Das PiP-Video kann durch die Pinch-Geste verkleinert oder vergrössert werden und bleibt an der Position im Vordergrund, an die man es bewegt hat, egal was «dahinter» passiert. Ein PiP-Video kann wie auf dem Mac oder iPad durch ziehen «über» den Bildschirmrand hinaus temporär ausgeblendet werden – das Audio des Videos läuft dabei weiter. Durch prominente Schaltflächen lässt sich das Video natürlich auch jederzeit ganz schliessen oder in der ursprünglichen App anzeigen.
Siri, Diktat und Übersetzen
Der digitale Assistent Siri erhält mit den neuen Betriebssystemen eine neue Benutzeroberfläche. Statt den ganzen iPhone- oder iPad-Bildschirm zu übernehmen, schwebt die neue kompakte Siri-UI ähnlich macOS platzsparend über allem anderen.
Für die weiteren Neuerungen bei Siri übergab Federighi das Wort an Yael Garten, einer Leiterin aus Apples Siri-Teams. Garten führte aus, dass aktuell pro Monat rund 25 Milliarden Anfragen an Siri gerichtet werden. Der digitale Assistent soll dabei immer mehr Fragen beantworten können. Das Wissen des Assistenten umfasse heute 20 mal mehr Fakten als noch vor drei Jahren.
Neu wird Siri auch direkt Audio-Nachrichten aufzeichnen und versenden können.
Ausserdem wird die Diktier-Funktion von iOS neu direkt auf dem Gerät abgewickelt, es wird entsprechend keine Internet-Verbindung mehr dafür notwendig sein.
Mit iOS 14 lanciert Apple eine neue Übersetzungs-App. Diese sei «für Gespräche» entwickelt worden und funktioniert dank maschinellem Lernen durch die Neural-Engine ebenfalls offline. Gemäss Garten ermöglicht sie natürliche Gespräche in verschiedenen Sprachen. Unterstützt werden zum Start Kombinationen aus 11 Sprachen – es sind dies Englisch, Mandarin, Französisch, Deutsch, Spanisch, Italienisch, Japanisch, Koreanisch, Arabisch, Portugiesisch und Russisch.
Nachrichten
Für die Neuerungen in Apples iMessage-Plattform («Nachrichten») erhielt Federighi Unterstützung von Senior Leiterin «OS Program Management» Stacy Lysik. Gespräche werden neu in Nachrichten angeheftet werden können. Auf Nachrichten kann direkt geantwortet werden («Inline-Replies»), welche danach visuell hervorgehoben im normalen Nachrichtenverlauf oder als eigener Thread angezeigt werden können. Gesprächs-Teilnehmer können überdies neu erwähnt werden, was insbesondere in Gruppen-Chats sehr nützlich sein dürfte. Benachrichtigungen können so konfiguriert werden, dass aus einem Gruppen-Chat nur diejenigen Nachrichten gepushed werden, in denen man erwähnt wurde. Gruppen-Chats kann zudem neu ein Gruppen-Bild zugewiesen werden. Die Memojis können bereits heute mit über einer Milliarde Kombinationen der verschiedenen Eigenschaften personalisiert werden, und neu wird es noch mehr Möglichkeiten bezüglich Alter, Beruf und Utensilien geben.
Karten und CarPlay
Die Karten-App von iOS, so wieder Federighi, erhielt über die vergangenen Jahre zahlreiche Verbesserungen – allen voran natürlich die komplett neuen Karten-Daten, die Apple vergangenes Jahr in den USA eingeführt hatte. Noch in diesem Jahr soll die neue Karten-Technologie auch im Vereinigten Königreich, in Irland und in Kanada lanciert werden.
Meg Forst, Produkt-Design-Leiterin für Apple Maps, zeigte zudem ein paar der Neuerungen in Apples Karten-App in iOS 14. Mit «Guides» direkt in der Maps-App können «grossartige Orte» gefunden werden. Weiter wird bei der Routen-Funktion nach Auto, Gehen, ÖPNV und Fahrdienst endlich auch Fahrrad angeboten – dies zum Start im Herbst aber erst in den Millionen-Metropolen New York City und Los Angeles, in der San Francisco Bay Area und in chinesischen Städten wie Peking und Shanghai. Bei den Fahrrad-Routen wird ein Höhen-Profil der Strecke dargestellt, Orte mit grösserer Steigung speziell markiert und Abkürzungen über Treppen angezeigt. Für Nutzer von Elekro-Autos gibt es zudem neu «EV Routing», welches die Reichweite des Autos mit den Eigenschaften der Route vergleicht und mögliche Auflade-Stops und -Stationen anzeigt. Am Anfang sollen Modelle von BMW und Ford direkt unterstützt werden.
Was es bei CarPlay mit iOS 14 neues geben wird, zeigte Emily Schubert, ihres Zeichens Senior Managerin für «Car Experience Engineering». Die Integration des iPhone in das Infotainmentsystem des Autos kann neu mit Wallpapern aufgehübscht werden. Zudem werden drei weitere App-Kategorien für CarPlay erlaubt: Parking, EV Charging und Food-Ordering.
Das iPhone wird des Weiteren neu als digitaler Autoschlüssel genutzt werden können. Mittels NFC lassen sich unterstützte Auto-Modelle aufschliessen. Mit ein Vorteil der digitalen Schlüssel ist es auch, dass diese mit anderen geteilt werden können. Über iCloud und iMessage kann eine Mutter beispielsweise ihrem Sohn Zugang zum Auto gewähren – egal wo sie sich gerade befinden. Die Funktionalität der digitalen Autoschlüssel ist nicht auf iOS 14 beschränkt, sondern wird demnächst auch in einem Update für iOS 13 veröffentlicht. Damit möglichst schnell möglichst viele Auto-Modelle unterstützt werden, hat sich Apple mit anderen Herstellern in einer Allianz zusammengeschlossen. Mit dem in den neuesten iPhone integrierten U1-Chip soll ausserdem die «Ultra Wideband»-Technologie dafür genutzt werden können, dass das iPhone künftig nicht mal mehr aus der Tasche oder dem Hosensack genommen werden muss um das Auto aufzuschliessen oder zu starten. Diese Möglichkeit kündigt Federighi aber erst für «nächstes Jahr» an.
«App Clips»
In iOS 14 wird mit den «App Clips» eine neue abgespeckte Variante von Apps lanciert. Sinn und Zweck der App-Clips ist es, Funktionalitäten einer App möglichst schnell dem Nutzer zur Verfügung stellen zu können, ohne dass dieser gleich die ganze App herunterladen und sich darin womöglich noch langwierig registrieren und sie einrichten muss. Es handelt sich dabei um «Kleine Teile einer App», beispielsweise dem Bestellvorgang zu einem ausgestellten Produkt. Bezahlvorgänge können über Apple Pay und Angaben über Lieferadresse und dergleichen über «Sign in with Apple» abgewickelt werden. App-Clips repräsentieren per Definition nur einen Teil einer App, dürfen maximal 10 Megabyte gross sein und basieren auf nativen SDK. Ausgelöst werden können diese App-Clips über Webseiten in Safari, über Nachrichten, aus Apple Maps heraus, über NFC-Tags, über QR-Codes oder über von Apple entwickelten «App Clip Codes», welche aus einem NFC-Tag und einem visuellen QR-Code bestehen. Die App-Clips sollen eine einfache Art und Weise sein, eine App zu entdecken. Grossartig seien die Clips für Unternehmen, so Federighi, die bereits eine eigene App haben, aber auch für solche, die auf Dritt-Apps wie Yelp, auf Shop-Apps oder auf Lieferdienst-Apps setzen, deren entsprechende Geschäfts-Seiten über die App Clips dem Nutzer direkt zur Verfügung gestellt werden können.
Mit dieser Neuerung für den App Store beschloss Federighi die Vorschau zu iOS 14. Für das nächste Betriebssystem – iPadOS – wechselte Apples Software-Chef im Keynote-Film in die oberirdische Eingangshalle des Steve Jobs Theater und übergab das Wort an Josh Shaffer.
iPadOS 14
Der Leiter «Swift Frameworks» demonstrierte ein paar neue UI-Elemente, die speziell für das iPad entworfen wurden. In verschiedenen Apps gibt es eine «ganz neue Seitenleiste», die Kern-Funktionen der Apps umfasst. Shaffer zeigte sie anhand von «Fotos», «Dateien» und «Notizen», welche in iPadOS 14 allesamt mit der neuen Seitenleiste ausgerüstet werden. Weiter wird es auch eine neue kompakte Toolbar geben, in welcher zentrale Bedienelemente gebündelt werden – beispielsweise das Wechseln der Ansichten und das Erstellen eines neuen Termins in «Kalender».
Weiter erhält der digitale Assistent Siri auf dem iPad wie auf dem iPhone eine kompakte UI und ähnlich kompakt werden neu auch eingehende Anrufe angezeigt. Die Darstellung ist jener einer Benachrichtigung angelehnt – blockiert entsprechend nicht mehr den ganzen Bildschirm. Die kompakte Anruf-Anzeige wird es nicht nur in iPadOS 14 geben, sondern ist auch Bestandteil von iOS 14.
Auch die Suche von iPadOS erhält ein neues, kompaktes Design, welches nicht mehr die ganze Bildschirm-Anzeige überdeckt, sondern ähnlich der Spotlight-Suche auf dem Mac nur noch ein über allem schwebenden Suchschlitz ist. Gleichzeitig wurde die Suche auch funktional erweitert. Sie wird neu als «Universal Search» betitelt und soll wiederum ähnlich Spotlight auf dem Mac von Mails über Nachrichten, Kontakten, Termine oder App-Inhalten alles finden können und gleichzeitig auch als App-Launcher fungieren und Web-Suchen auslösen können.
Die neuen Möglichkeiten für Widgets in iOS 14 sollen darüber hinaus ebenfalls Einzug in iPadOS halten.
Das Zusammenspiel mit dem Apple Pencil wird in iPadOS 14 mit der Funktion «Scribble» massgeblich erweitert. Mit dem Pencil kann von Hand in jedes Text-Feld geschrieben werden – das Handgeschriebene wird dann automatisch in getippten Text umgewandelt. Ausserdem wird beim Zeichnen z.B. in Notizen auf Wunsch eine Form wie ein Stern, ein Kreis oder ein Hexagon automatisch erkannt und in die perfekte Art dieser Form umgewandelt. Texte in Handschrift können neu angetippt und ausgewählt, sowie verschoben und visuell angepasst werden. Handschrift kann sogar kopiert und als getippter Text anderswo eingesetzt und weiterverwendet werden. Diese neuen Pencil-Funktionen demonstrierte Jenny Chen, eine Ingenieurin aus dem Apple-Pencil-Software-Team.
AirPods Software
Mary-Ann Ionascu, Senior AirPods-Firmware-Ingenieur, wurde die Ehre zuteil, etwas über kommende Neuerungen für die AirPods-Software zu erzählen. Zwei neue Funktionen hat Ionascu angekündigt. Mit «Automatisches Wechseln» sollen die kabellosen Kopfhörer künftig nahtlos zwischen den persönlichen Geräten wechseln können, ohne dass der Nutzer sie jeweils manuell mit den Geräten verbinden muss.
Als Beispiel nennt Ionascu das Hören eines Podcasts am iPhone und dann der Griff hin zu einem iPad – die AirPods wechseln dann automatisch zum iPad. Später wechsele man für eine Video-Konferenz an den Mac: Die AirPods wechseln erneut automatisch auf den Computer. Und wenn am iPhone ein Anruf hereinkomme, wechseln die AirPods automatisch auf das iPhone zurück.
Speziell für AirPods Pro kündigt die Ingenieurin die baldige Einführung von «Spatial Audio» an. Sie vergleicht das Erlebnis mit einem Besuch eines Kinos, wo der Klang nicht nur von vorne kommt, sondern bei einem Surround-Sound-System von rund um den Betrachter ausgestrahlt wird – von vorne, von der Seite, von Hinten und manchmal auch von oben. Mit Spatial Audio soll dieses Erlebnis auch mit den AirPods Pro möglich sein. Dafür haben sich die Entwickler richtig ins Zeug gelegt, Mithilfe von fortgeschrittenen Spatial-Audio-Algorithmen soll dieses Kino-Erlebnis mit den AirPods Pro ermöglicht werden. Es wurden «Directional Audio Filter» hinzugefügt und die Frequenzen bei beiden Kopfhörern subtil angepasst, sodass die Töne überall im Raum platziert werden konnten – was zu einem Surround-Sound-Erlebnis führt. Gleichzeitig haben die Entwickler berücksichtigt, dass die Nutzer ihre Köpfe oder auch das Ausgabegerät bewegen – die Ausgabe der der Töne wird dabei laufend so angepasst, dass diese immer mit der Position des Nutzers gegenüber dem Ausgabegerät und den relativ dazu vorgesehenen Orten für die Töne übereinstimmt. Egal wie sich der Nutzer also bewegt oder sich die Position des Ausgabegerätes ändert, die Töne sollen immer am korrekten Ort im Raum ausgegeben werden.
Spatial Audio für AirPods Pro soll Inhalte unterstützen, die für 5.1, 7.1 und Dolby Atmos encodiert wurden.
watchOS 7
Im Apple-Park-eigenen Fitness-Center durfte Technologie-VP Kevin Lynch kommende Neuerungen für die Apple Watch ankündigen. Der App Store für die Apple Watch sei erst letzten Herbst mit watchOS 6 eingeführt worden und schon gebe es über 20’000 watchOS-Apps, so Lynch. Eine nützliche Funktion in watchOS ist es, Komplikationen auf einem Zifferblatt mit einer Funktion einer App zu bestücken. Bisher konnte von einer App auf einem Zifferblatt einzig eine Komplikation bestückt werden, mit dem kommenden watchOS 7 wird es möglich, mit einer App mehr als eine Komplikation pro Zifferblatt zu füllen. Durch die noch grössere Auswahl an Komplikationen und für die einfachere Auswahl dieser wurde die Benutzeroberfläche dafür neu gestaltet. Weiter wird es künftig auch möglich sein, Zifferblätter mit anderen zu teilen: «Face Sharing» nennt Apple diese Funktion. Direkt von der Uhr aus können Zifferblätter mit Kontakten geteilt werden. Auch soll die Übernahme eines Zifferblattes über Schaltflächen auf Webseiten ermöglicht werden und App-Entwicklern sollen die Möglichkeit haben, vordefinierte Zifferblätter anzubieten.
Die Neuerungen für die Karten-App von iOS 14 werden auch in watchOS 7 Einzug halten, darunter auch die Fahrrad-Routen.
Für die Neuerungen in «Trainings» und «Aktivitäten» übergab Lynch das Wort an Julz Arney, Senior-Managerin für Fitness-Technologien, die zugleich die neuen «Tanzen»-Trainings vorstellte. Dank ausgefeilten Algorithem und den Sensoren in den Uhren sollen die Anstrengungen durch die verschiedensten Bewegungen unterschiedlicher Tanzstile korrekt ermittelt werden können. Berücksichtigt werden nicht nur die horizontalen und vertikalen Bewegungen der Arme, sondern auch die Vertikalbeschleunigung durch die Beine. Zusätzlich wird die Herz-Frequenz mit berücksichtigt. Diese verbesserte Analyse der Anstrengungen fliesst auch in das bestehende «Core-Training» mit ein und ermöglicht auch die beiden neuen Training-Typen «Functional Strength» und «Cooldown».
Die Aktivitäts-App auf dem iPhone wird mit iOS 14 visuell überarbeitet und zeigt auf einer neuen «Übersicht» den aktuellen Stand der Aktivitäts-Ringe und des Training-Verlaufs. Weiter wird die App umbenannt in «Fitness».
Später im Jahr sollen noch weitere Gesundheits-Funktionen in watchOS eingeführt werden. Health-Software-Engineering-Managerin Vera Carr zeigte dazu die kommenden Schlaf-Analyse-Funktionen für watchOS 7. Mit «Wind Down» wird ein Bündel an Funktionen für das iPhone und die Apple Watch eingeführt, mit welcher das Zubettgehen erleichtert werden soll. Das iPhone versetzt sich zu definierten Zeitpunkten in einen «Bett-Geh-Modus», von welchem aus keine Benachrichtigungen mehr prominent angezeigt werden und passende Siri-Shortcuts für das Zubettgehen angeboten werden – zum Beispiel für das Dimmen des Lichts oder das Abspielen beruhigender Musik. Die Uhr wird beim Zubettgehen in einen neuen Schlaf-Modus gestellt – darin wird das Display nur noch mit gezieltem Antippen eingeschaltet. Am Morgen danach zeigt das Display am Anfang eine Zusammenfassung des Schlafes, wie viel Akku die Uhr noch hat und Angaben zum kommenden Tag wie das Wetter und die erwartete Temperatur. Der Schlaf wird anhand ausgeklügelter Algorithmen mit den Bewegungs-Sensoren und den Mikrofonen analysiert.
Ebenfalls mit watchOS 7 wird eine Handwasch-Funktion eingeführt. Diese erkennt automatisch, wenn sich der Träger die Hände wascht und ermittelt wie Dauer des Wachvorgangs – und erinnert den Nutzer mit einer Animation und mit Vibrationen an zu kurze Wasch-Einheiten.
Mit dieser wohl offensichtlich während der Corona-Krise entstandenen Funktion beendete Lynch die Vorschau auf watchOS 7 und gab aus dem Fitness-Center zurück an Craig Federighi ins Steve Jobs Theater.
Privatsphäre und Datenschutz
Apples Software-Chef leitete das Wort gleich weiter an die beiden User-Privacy-Manager Katie Skinner und Erik Neuenschwander, welche ein paar Neuerungen bezüglich Privatsphäre und Datenschutz.
Über das letztes Jahr eingeführte «Sign in with Apple» wurden bis heute bereits über 200 Millionen Konten bei verschiedensten Diensten und Apps erstellt. Neu wird es Nutzern möglich sein, bestehende Konten bei Dritt-Diensten und -Apps auf Sign-in-with-Apple zu migrieren, damit ein Anmelden via Face ID und das Nutzen von Apples Zwei-Faktor-Authentifizierung ermöglicht wird.
Weiter kann neu der Zugriff auf Standortsdaten für Apps so eingeschränkt werden, dass diese nicht den exakten Standort erfahren, sondern nur den ungefähren. In iOS 14, iPadOS 14 und watchOS 7 werden zudem neue Hinweis-Symbole in der Statusbar angezeigt, sobald eine App Zugriff auf die Kamera oder das Mikrofon haben. Wie für den Zugriff auf die Standortdaten oder die Fotos muss neu auch für das Tracking das Einverständnis des Nutzers eingeholt werden – entsprechend kann die Nachverfolgung neu auf App-Basis unterbunden werden.
Vergleichbar mit den Nährwert-Deklarationen auf Lebensmitteln müssen Entwicklern auf der Detail-Seite einer App im App Store künftig auch die für die Nutzung der App gesammelten Daten übersichtlich ausweisen.
Home
Yah Cason, Senior HomeKit-Ingenieur, durfte durch einige der Neuerungen in der «Home»-Plattform führen. Zu diesen gehören neue Möglichkeiten für HomeKit-fähige Smart-Devices über die «Home»-App, wie die neue «Adaptive Lightning»-genannte Funktion für Smarte Glühbirnen. Die Farbtemperatur der Glühbirnen kann damit automatisch der Tageszeit angepasst werden.
Für Sicherheits-Kameras können neu zu überwachende «Activity Zones» eingerichtet werden und es gibt eine Gesichtserkennung, die mit den persönlichen Kontakten funktioniert. Die erkannten Personen können so auch über den HomePod angekündigt werden. Die Kamera-Bilder können überdies auf Apple TV jederzeit mittels PiP angezeigt werden.
tvOS 14
Die Neuerungen in tvOS 14 stellte Cindy Lin vor, Leiterin bei «Program Management for Media Products Engineering». In der kommenden Betriebssystem-Generation für Apple TV soll Multi-User noch besser unterstützt werden – als Beispiel nennt Lin das vergangenen Herbst lancierte Spiele-Abo «Apple Arcade».
tvOS 14 wird den «Xbox Elite 2» und die «Xbox Adaptive Controllers» unterstützen. Weiter wird Picture-in-Picture überall unterstützt. Auch kann neu ein über AirPlay übertragener Inhalt als PiP angezeigt werden.
macOS 11 «Big Sur»
Die nächste macOS-Generation hört auf den Übernamen «Big Sur». Namensgeber für das neue OS ist der Kalifornische Küstenstreifen südlich der San Francisco Bay Area mit der bekannten «Bixby-Bridge» des Highway 1.
macOS erhält mit Version 11 ein neues Design. Federighi umschreibt die Design-Änderung gar als «Grösste Änderung seit der Einführung» des Betriebssystems. In einem Video mit Jony-Ive-Nachfolger und UI-Design-Chef Alan Dye werden die Eigenschaften des neuen Designs aufgezeigt. Federighi demonstrierte das neue Design und die neuen Möglichkeiten des Systems während des Keynote-Films. Das neue Erscheinungsbild scheint näher an die Design-Sprache von iOS und iPadOS angelehnt – inklusive überarbeiteten App-Symbolen. Als Nutzer der unterschiedlichen Apple-Systeme werde man sich über die verschiedenen Plattformen noch besser zuhause fühlen.
Mit «Big Sur» erhält nun auch das Mac-Betriebssystem ein sogenanntes «Kontrollzentrum». Weiter kann die Mitteilungszentrale neu durch ein Klick auf die Uhr in der Menüleiste aktiviert werden. Wie in iOS und iPadOS 14 halten auch auf dem Mac neugestaltete Widgets Einzug und die Mitteilungen können nun gruppiert dargestellt werden.
Die Nachrichten-App verfügt in macOS 11 über eine verbesserte Suche, eine neue Foto-Auswahl, unterstützt neu Effekte und erlaubt das Nutzen von Memojis am Mac. Ausserdem können wie in iOS 14 und iPadOS 14 Gespräche angeheftet werden und auch die neuen Möglichkeiten für Gruppen-Chats wird es in «Big Sur» geben.
Die Karten-App in macOS 11 ist eine komplett neue Version und verfügt über eine neue Benutzeroberfläche. Erstmals bietet die App auch Zugriff auf die «Favoriten», Indoor-Maps, ETA-Angaben von Kontakten und auch Apples eindrückliche 3D-Street-View-Ansicht «Look Around» – sowie alle anderen Neuerungen der Karten-App aus iOS 14.
Sowohl die Nachrichten- wie auch die Karten-App basieren neu auf den iOS-Versionen, sind also «Mac Catalyst»-Apps. Die Technologie, mit welcher iOS- bzw. iPadOS-Apps relativ einfach von Entwicklern auf den Mac portiert werden können, erhält mit Big Sur diverse Neuerungen und Möglichkeiten für Entwickler, damit diese die iApps besser als native Mac-Programme optimieren können.
Safari
Auch Safari erhält mit Big Sur das «grösste Update seit seiner Einführung», so Federighi. Einerseits soll die bereits jetzt branchenführende Performance des Apple-Browsers mit der neuen Version noch weiter verbessert werden. Weiter informiert Safari neu ausführlich und transparent über Tracker auf angesurften Webseiten, die Verwaltung der Passwörter wird noch weiter verbessert und bei Erweiterungen unterstützt Safari neu die Extension-API, womit auch AddOns anderer Browser in Safari installiert werden können. Für Erweiterungen gibt es neue Datenschutz-Einstellungen, so können Nutzer den AddOns neu den Zugriff auf Webseiten dynamisch freigeben.
Beth Dakin, eine Safari-Engineering-Managerin, demonstrierte während der Keynote ausserdem die neue Anpassungsmöglichkeiten für die Startseite («Top Pages») und die neue, direkt in Safari integrierte Übersetzungs-Funktionalität für Webseiten.
Mit den Neuerungen für Safari beschloss Craig Federighi die Vorschau auf die Neuerungen in macOS 11 «Big Sur».
Zurück auf der Bühne des Steve Jobs Theaters kündigte Apple-CEO Tim Cook eine weitere fundamentale Neuerung an.
Wechsel auf Apple-Chips
Ohne zu übertreiben bezeichnete Cook den Tag als einen «historischen Tag für den Mac» und kündigte eine vierte grosse Veränderung («Transition») für den Mac an. Nach dem Wechsel auf Motorola-Chips in den 90er-Jahren, auf von Mac OS 9 auf Mac OS X Anfang 2000er-Jahre und den Switch auf Intel-Chips vor fünfzehn Jahren wird es nun einem weiteren «riesigen Sprung nach Vorne für den Mac» kommen: Den Wechsel auf Apple-eigene Prozessoren. Man wolle bei Apple immer in erster Linie «bessere Produkte» machen können, so Cook, und übergab für weitere Details zur «Transition to Apple Silicon» an den Hardware-Technologie-Chef Johny Srouji.
Seit über einem Jahrzehnt feilen die Apple-Ingenieure an eigenen Prozessoren – das Resultat dieser Anstrengungen sei eine skalierbare Architektur, die massgeschneidert für die Apple-Produkte und Branchen-führend in Funktionsumfang und Leistung pro Watt sind.
Alles habe mit dem iPhone begonnen, so der Chef-Ingenieur. Das iPhone habe Leistungs-Anforderungen gehabt, die damals als «unmöglich» in dieser Grösse galten. Damals habe sich Apples unnachgiebiger Fokus auf «Performance per Watt» entwickelt. Seit dem A4 von 2010 bis zum A13 letztes Jahr konnten in zehn Versionen die Leistung und die Strom-Effizienz der Apple-Prozessoren stetig optimiert werden. Die CPU-Leistung ist in diesen Jahren um das Hundertfache verbessert worden.
Ein weiterer Beschleuniger für die Entwicklung sei das iPad gewesen, führt Srouji weiter aus. Mit den sechs X-Chips (seit dem A5X von 2012) konnte die Leistung der Grafik (GPU) gar um das Tausendfache verbessert werden.
Auch mit der Apple Watch konnten weitere Meilensteine erreicht werden. Apple habe die Architektur so skaliert, dass die Leistung für die extremen Low-Power Eigenschaften der Uhr optimiert werden konnte. Die S-Chips der Apple-Watch-Generationen seien perfekt auf die Bedürfnisse der Uhren optimiert.
Die Apple-eigenen Chips machen diese drei Geräte die besten ihrer Kategorie. Und dies in einer enormen Grössenordnung, so Srouji weiter. Bisher habe Apple über zwei Milliarden eigene Chips ausliefern können.
Mit der gleichen Disziplin wolle man nun auch den Mac angehen. Der Fokus liege auf «Performance + Power». Dazu werde man eine Familie an Mac-Prozessoren einführen, die eine «eindrückliche Leistung und Funktionsumfang» aufweisen würden. Über das ganze Apple-Ökosystem wird es so zu einer gemeinsamen Architektur kommen. Massgeblich dafür ist auch die Integration der Software, womit Srouji das Wort zurück an Craig Federighi gab. Dieser demonstrierte verschiedene Technologien im kommenden macOS 11 «Big Sur», die das Betriebssystem auf ARM-CPU von Apple ermöglichen.
Alle Programme von Apple – darunter auch Xcode, Final Cut und Logic – sind bereits für Apple-Chips angepasst. Entwickler erhalten mit «Universal 2» ein neues Binary-Format, bei welchem das gleiche Programm sowohl auf Intel wie auch auf Apple-Chips ausgeführt werden kann.
Die meisten Programme, so Federighi weiter, müssten einzig neu compiliert werden, für die meisten Entwickler bedeute das ein Aufwand von wenigen Tagen. Grosse Software-Hersteller wie Microsoft und Adobe seien bereits daran, ihre Programme wie Office oder die Creative Cloud für Apple-Chips zu optimieren.
Entwickler erhalten mit dem neuen «Quick Start Program» der «Apple Development Plattform» Zugriff auf Dokumentationen und Beispiel-Code, auf Diskussions-Foren mit Apple-Entwicklern, DTS-Support-Incidents und das «Developer Transition Kit» bestehend aus einem speziellen Mac-mini-Modell mit A12Z-Chip, damit sie ihre Programme möglichst zeitnah für die «Transition to Apple Silicon» anpassen können.
«Wir haben diesen Weg schon einmal beschritten», sagte Federighi und meinte damit den Intel-Switch vor genau fünfzehn Jahren. Entsprechend weiss Apple genau, auf was es ankommt bei einem Architektur-Wechsel. Nicht nur «Universal 2» ist ein Nachfolger einer Technologie aus dieser Zeit, auch «Rosetta» wird für die kommenden Transition wiederbelebt. «Rosetta 2» übersetzt bestehende Apps, damit diese eigentlich nur für Intel-CPU programmierte Apps auch auf Apple-Chips ausgeführt werden können. Die Übersetzung soll schneller sein und die Leistung beim Ausführen noch performanter als vor fünfzehn Jahren. Berücksichtigt sollen auch JITs (Java-Code) werden. Das alles werde «transparent für den Nutzer» im Hintergrund abgewickelt. Für Nutzer von Linux-Distributionen oder Container-Systemen wie «Docker» bietet Appel eine neue Virtualization API an, mit welcher VMs performant auf Apple-Chips ausgeführt werden können. Andrea Wendker, VP «Tools and Frameworks», demonstrierte dies anhand einer Szene im übersetzten «Maya», dem Gameplay in «Shadow of the Tomb Raider»-Spiel und mit einer Debian-10-Virtualisierung.
Da künftige Mac-Modelle auf der gleichen Prozessor-Architektur basieren wie das iPhone und das iPad, können in macOS «ab dem ersten Tag der Apple-Silicon-Mac» auch iPhone- und iPad-Apps nativ direkt auf dem Mac ausgeführt werden – dies bei den meisten Apps «ohne Anpassungen durch den Entwickler», so Federighi.
Zurück auf der Bühne des Apple-Park-Auditoriums setzte Tim Cook zum Abschluss der Keynote an. Bei Apples Vision für den Mac sei es schon immer darum gegangen, sich für bahnbrechende Innovationen zu bekennen und den Mut zu kühnen Veränderungen zu haben. Jedes Mal wenn Apple dies gemacht habe, sei der Mac stärker und fähiger geworden, so Cook, der sich nach eigener Aussage «noch nie zuversichtlicher über die Zukunft des Mac» zeigte, wie heute.
Die Agenda für die «Transition to Apple Silicon» beginne mit dieser Woche mit der Lancierung des erwähnten «Quick Start Program» für Entwickler. Erste Mac-Modelle mit Apple-Prozessoren sollen noch in diesem Jahr in den Handel kommen. Wie schon beim Intel-Switch peilt Apple eine zweijährige Umstellung an. Intel-Macs sollen von Apple aber noch viele Jahre unterstützt werden, so Cook. Und auch wenn künftig Apple-eigene Prozessoren in Macs zu finden sein werden, habe Apple noch weitere Intel-basierte Mac in der Pipeline.
Cook schloss die Keynote mit einem Ausblick auf die Veröffentlichungen der neuen Systeme und die kommende WWDC-Woche ab. Die Vorabversionen der neuen Betriebssystem-Generationen iOS 14, iPadOS 14, watchOS 7 und tvOS 14 sowie macOS 11 «Big Sur» sind ab sofort für registrierte Entwickler verfügbar. Public-Beta-Versionen aller neuen System – und damit erstmals auch zu watchOS – sollen im Juli verteilt werden. Die finalen Versionen der neuen Betriebssysteme werden wie gewohnt im Herbst veröffentlicht.
Gönner-AboAb CHF 5.– im Monat
👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.
1 Kommentar
Kommentar von giova
Anmelden um neue Kommentare zu verfassen
Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.