Für Siri: Apple sucht Analytiker für Schweizerdeutsch und Schweizer Hochdeutsch 🇨🇭
Der Mac-Hersteller sucht nach einem Mundart-sprechenden «Annotation-Analyst». Die gesuchte Person soll schweizerdeutsche Siri-Anfragen und die Antworten des digitalen Assistenten darauf bewerten.
Apples Siri hat es hierzulande nicht einfach: Der digitale Assistent versteht offiziell kein «Schweizerdeutsch». Für die Nutzung von Siri muss sich eine Dialekt sprechende Person verstellen – entweder es wird des Hochdeutschen bemüht oder es wird in einer (anderen) Fremdsprache mit Siri interagiert.
Eine hochkomplexe Spracherkennung zu entwickeln, ist aufwendig und kostspielig. Für Apple ist die Schweiz zwar ein durchwegs lukrativer, weil traditionell starker Markt, trotzdem sind wir mit gut 8.6 Millionen Einwohnern nur eine kleine Nummer auf dem Weltmarkt – und das Land ist noch dazu in vier Sprachregionen unterteilt. Gemäss offiziellen Statistiken sprechen in der Schweiz fast 5 Millionen Menschen einen Schweizerdeutschen Dialekt. Das ist mit anderen Sprachen freilich eine kleine, aber dennoch eigentlich ziemlich stattliche Anzahl. Beispielsweise unterstützt Siri auch Norwegisch. Die Sprache wird mit gut 4 Millionen Menschen von weniger Personen gesprochen als die Schweizerdeutschen Dialekte. Deshalb verwundert es nicht, dass es trotzdem Bestrebungen gibt, digitalen Assistenten ein «Schweizerdeutsch» beizubringen. Start-ups sind das Problem angegangen, die Swisscom ebenfalls. Die Herausforderung dabei ist aber, dass ein «Schweizerdeutsch» an sich nicht existiert. Wir Deutschschweizer pflegen eine immense Vielzahl an unterschiedlichen Dialekten, oft einfach als «Schweizerdeutsch» zusammengefasst. In jeder Region wird aber ein anderer alemannischer Dialekt gesprochen – teils unterscheiden sich diese gar von Tal zu Tal.
Ob auch Apple an einem Mundart-Siri arbeitet, war bisher bloss Spekulation. Eine neue Stellenanzeige hegt nun aber Hoffnungen auf eine richtige Schweizer Siri: Apple sucht neu nach einem «Annotation-Analyst für Schweizerdeutsch/Schweizer Hochdeutsch».
Inwiefern Apple mithilfe der ausgeschriebenen Stelle tatsächlich an einer Schweizerdeutsch-Unterstützung für Siri arbeitet, bleibt unbekannt. Insbesondere der Schrägstrich im Titel der Rolle dämpft gegebenenfalls allfällige Hoffnungen wieder. Möglich ist auch, dass durch die Stelle einzig das hochdeutsche Siri besser mit den Anfragen aus der Schweiz kompatibel gemacht werden soll. Dennoch erwähnt Apple in der Ausschreibung oft explizit «Mundart» und «Schweizerdeutsch».
Wie Apple schreibt, hören und transkribieren Annotation-Analysten Aufnahmen von Siri-Anfragen. Dabei handelt es sich um Anfragen von Siri nutzenden Personen, die sich für das Bewertungsprogramm angemeldet haben – die Apple also mit der Option «Siri und Diktierfunktion verbessern» erlauben, Aufnahmen anonymisiert zu speichern und auswerten zu lassen. Bewertet wird die «Sprachverwendung» der Siri nutzenden Personen. Die Analytiker bewerten auch die sich aus den Anfragen ergebenden Antworten von Siri. Für die Bewertung soll die gesuchte Person ihr «Sprachwissen und Kulturverständnis» sowie «Analysefähigkeiten» zusammen mit Richtlinien von Apple einsetzen.
Die nun gesuchte Person muss explizit «Schweizerdeutsch» und Schweizer Hochdeutsch fliessend beherrschen – inklusive «ausgezeichneten Kenntnissen» über «komplexe sprachliche und grammatikalische Zusammenhänge» sowie Erfahrungen im Korrekturlesen. Gefordert wird zudem «ausgezeichnetes aktives Zuhören» mit der Fähigkeit, «verbale Nuancen des schweizerdeutschen Dialekts zu verstehen», einschliesslich «regionalen Feinheiten». Die Person müsse auch ein Auge für Details haben und «kritisches Denken» an den Tag legen für die «Bewertung von Siris Sprachgebrauch und Dialekten», heisst es in der Stellenbeschreibung weiter. Allgemein werden Erfahrungen mit Siri oder die Nutzung von «ähnlichen intelligenten persönlichen Assistenten oder anderer KI» vorausgesetzt, denn als Mitglied von Apples «Annotation-Teams» spiele man in dieser Stelle «eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit» von Siri. Das Team «konzentriere sich auf das Benutzererlebnis», denke «kreativ darüber nach, wie Kunden Siri nutzen und nutzen dieses Wissen für Verbesserungen» des Assistenten.
Der Arbeitsort dieser Rolle befindet sich in Apples europäischem Hauptsitz im irischen Cork. Wer an der Stelle interessiert ist, muss zuerst ein Pre-Employment Assessment und einen Background-Check bestehen und dann eine Einführungsausbildung und Zertifizierungsprüfung erfolgreich abschliessen. Apple verspricht eine Ausbildung «zu einer Fachgrösse betreffend Verstehen, Unterstützen und Verbessern des Kundenerlebnisses».
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