Apple-Maps-Fahrzeuge ab 21. Juli auch in der Schweiz

Schon bald werden auch auf Schweizer Strassen Vermessungsfahrten für Apples Kartendienst durchgeführt. Apple wird ab kommendem Mittwoch, 21. Juli, Fahrzeuge losschicken, die hierzulande Daten für «Apple Maps» sammeln.

Stefan Rechsteiner

Inhaltsverzeichnis

  1. Gesamterneuerung des Kartenmaterials

  2. Etwa 2 Jahre: Von den ersten Fahrten bis zur Veröffentlichung

  3. Auch zu Fuss unterwegs (vorerst aber nicht in der Schweiz)

  4. Was Apple für Daten erhebt

Vorerst sind von Apple Fahrten bis mindestens Mitte September geplant. Alle öffentlich zugänglichen Strassen sollen abgefahren werden. In der Schweiz unterwegs sein werden mehrere Dutzend Apple-Fahrzeuge.

Noch nicht bekannt ist, ob Apple auch das Fürstentum Liechtenstein mit seinen Autos befahren wird. Apple fokussiert sich vorerst auf die Schweiz (und Österreich) – gut möglich, dass aber auch das Fürstentum dazwischen demnächst befahren wird.

Apples Fahrzeuge sind ausgestattet mit 3D-Lasern (sogenannten «LIDAR»-Systemen), GPS und Kameras. Die mit den Fahrzeugen gesammelten Daten werden für die Verbesserung des Kartenmaterials in der «Karten»-App von Apple verwendet.

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Ein Apple-Maps-Fahrzeug (hier ein Subaru Impreza) abgebildet im September 2019 in den USA. ([Mrschimpf](https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Mrschimpf), [Wikipedia](https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Apple_Maps_Car_2019.jpg) / [CC BY-SA 4.0](https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode))

Nicht zu verwechseln sind die Apple-Maps-Fahrzeuge mit den Autos mit autonomen Systemen, von denen Apple beispielsweise in den USA eine grössere Flotte unterhält.

Gesamterneuerung des Kartenmaterials

Apple baut für die Karten-App seit ein paar Jahren einen eigenen, sehr detaillierten Datensatz auf. Damit möchte sich Apple von seinen Datenlieferanten lösen. Wie für viele andere Regionen der Welt bezog Apple die Geodaten für die Schweiz in der eigenen «Karten»-App bisher hauptsächlich durch den Navi-Hersteller TomTom. Dieser wiederum setzt seinen Datensatz aus Geodaten von anderen Diensten zusammen – hierzulande beispielsweise vom Bundesamt für Landestopografie, «swisstopo». Seit Kurzem setzt Apple in der Schweiz auch direkt Kartendaten vom hiesigen Bundesamt für die Karten-App ein. Dies dürfte für noch genauere und aktuellere Daten noch vor der Gesamterneuerung der Schweizer «Apple Maps» sorgen.

Wie der Mac-Hersteller schon bei Erhebungen in anderen Ländern bekannt gegeben hat, können im Zuge der Vermessungsfahrten einige Orte auch wiederholt durch die Karten-Autos aufgesucht werden. So sollen die Aktualität und allgemeine Qualität der Karten «kontinuierlich aufrechterhalten» werden können. Keine Fahrten werden auf als «Privat» gekennzeichneten Strassen und auf anderen Teilen eines Strassennetzes durchgeführt, zu denen der Zugang untersagt ist.

Bisher nicht bekannt ist, ob Apple auch in der Schweiz Standorte mit der eindrücklichen 3D-Ansicht «Look Around» geplant hat.

Etwa 2 Jahre: Von den ersten Fahrten bis zur Veröffentlichung

2018 wurden die ersten Gebiete der USA in der Karten-App mit dem neuen Material ausgestattet. Die Gesamterneuerung des US-Kartenmaterials wurde letztes Jahr abgeschlossen. Ebenfalls im letzten Jahr folgten das Vereinigte Königreich und Irland, sowie Kanada. Im vergangenen Monat wurden die neuen Daten für die iberische Halbinsel freigeschaltet und noch in diesem Jahr sollen Italien und Australien in den Genuss der neuen Karten kommen.

In den USA begann Apple 2015 damit, durch Vermessungsfahrten eigene Daten für die Karten-App zu sammeln. Ebenfalls 2015 führte Apple auch im Vereinigten Königreich, Irland, Frankreich, Italien und Schweden erste Fahrten durch. Dabei handelte es sich Apple zufolge aber während einem ganzen Jahr nur um Testfahrten, deren Daten nicht veröffentlicht werden. Entsprechend begannen die ersten «richtigen» Vermessungsfahrten im Jahr 2016. In Spanien und Portugal begann Apple im Sommer 2017 respektive zum Jahresende 2017 mit den Fahrten. In Kanada wurden die Fahrten erst im Frühling 2019 aufgenommen.

Das zeigt, dass zwischen den ersten Vermessungsfahrten und dem Ausrollen des neuen Kartenmaterials meist etwa zwei oder mehr Jahre verstreichen. Bei den USA und UK dauerte es zwei bis vier Jahre, während es in Kanada nur deren ein-einhalb Jahre waren – in Italien verstrich noch etwas mehr Zeit zwischen der ersten Fahrt und der nun bevorstehenden Veröffentlichung des neuen Materials.

Ebenfalls mit eigenen Vermessungs-Autos unterwegs war oder ist Apple auch in Slowenien (seit 2017), Kroatien (2017), Japan (2018), Andorra (2019; seit Juni live), Malta (2019), San Marino (2019), Deutschland (2019), Australien (2019), Monaco (2020), Belgien (2020), Niederlande (2020), Finnland (2020), Norwegen (2020), Israel (2020), Neuseeland (2020), Singapur (2020), Ungarn (2021), China (2021), Polen (2021), Tschechien (2021) und seit diesem Monat auch in Österreich.

Wann Apple wo mit seinen Fahrzeugen unterwegs ist, listet Apple unter maps.apple.com/imagecollection. Zum aktuellen Zeitpunkt wurde die Webseite noch nicht mit den Schweizer Daten ausgestattet.

Auch zu Fuss unterwegs (vorerst aber nicht in der Schweiz)

Für die Datenerhebung führt Apple nicht nur Vermessungsfahrten mit Fahrzeugen durch. Apple setzt je nach Region auch auf eine Erhebung von Daten mit tragbaren Systemen. Zum Einsatz kommen dabei Kamera-Rucksäcke, iPads, iPhones «oder andere Geräte». Auf solche tragbaren Systeme setzt Apple für die Verbesserung der Karten in Bereichen, in denen Fahrzeuge nicht eingesetzt werden können – beispielsweise in Fussgängerzonen oder anderweitig nicht befahrbaren Strassen.

Mit Kamera-Rucksäcken ist Apple etwa neu auch in einigen Regionen Deutschlands unterwegs (Autos sind dort seit 2019 unterwegs). In der Schweiz sind vorerst nur Vermessungsfahrten mit Autos geplant.

Was Apple für Daten erhebt

Gemäss Apple werden bei den Vermessungsfahrten und über die tragbaren Systeme «GPS Traces», «Bild» und «LiDAR-Daten» erhoben.

Bei den «GPS Traces» handelt es sich um Informationen, damit Strassenverläufe akkurat in der Karten-App dargestellt werden können. Dabei werden Routen und Positionen in Längen- und Breitengraden sowie deren Höhen erfasst.

Durch eine inertiale Messeinheit (Inertial Measurement Unit; IMU) und Entfernungsmess-Indikatoren (Distance Measuring Indicator; DMI) werden die Bewegungen der Autos und tragbaren Systeme und deren zurückgelegte Strecken gemessen. Mittels dieser Sensoren wird ermittelt, wie sich die Messsysteme im Auto oder Rucksack im Laufe der Zeit bewegt haben.

Auch wenn für eine Region kein «Look Around» geplant ist, sind die Karten-Autos von Apple mit Kameras ausgestattet. Die darüber aufgenommenen 2D-Standbilder durchsucht das Unternehmen auf nützliche Merkmale wie Verkehrs-Schilder, Zebrastreifen, Fahrspur-Markierungen, Strassenbeschriftungen und anderweitige Beschilderungen. Die über die Bilder gewonnen Zusatzinformationen werden mit den GPS-Traces verknüpft, um noch detaillierteres Kartenmaterial insbesondere auch zu Navigationszwecken zu erhalten.

Mit den LiDAR-Sensoren (Light Detection and Ranging; «3D-Scanner») können Gebäude und andere Objekte mehrdimensional erfasst werden. Die für das digitale Kartografieren übliche Technologie nutzt Apple bei der Datenerhebung für die Erkennung und Einordnung von Objekten sowie deren genaue Position im Verhältnis zu anderen Objekten und für das exakte Abmessen von wichtigen Orten wie Kreuzungen oder Zebrastreifen.

Die dem Radar ähnliche Technologie ist seit letztem Jahr auch im iPad Pro und in den iPhone-12-Modellen zu finden.

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