iPad Pro (2021)
Dieses Review ist etwas anders als unsere bisherigen. Ein ganzes Drittel des Berichts haben wir nicht dem Gerät an sich gewidmet, sondern dem, was auf dem Gerät läuft. Das ist mit dem Umstand geschuldet, dass die Neuerungen beim iPad Pro (2021) – so zahlreich sie auch sein mögen – schnell erläutert sind. In diesem Review fokussieren wir uns deshalb einerseits auf die beiden Bereiche Chip und Display als die klaren Highlights des neuen iPad Pro. Dieser Testbericht beinhaltet aber auch eine abermalige, jedoch leider nach wie vor nötige Diskussion über die Software, die auf dem Apple-Tablet läuft – rund um die Tatsache, wie das iPad-Betriebssystem die hervorragende Technik im iPad limitiert.
Inhaltsverzeichnis
Hochformat
Center Stage
Grandioses Display: mini-LED im «Liquid Retina XDR»
Geballte Kraft: Der «M1»-Chip
Die Bremse: iPadOS
Weitere Neuerungen beim iPad Pro (2021)
Fazit zum iPad Pro (2021)
Eigentlich hätten wir das iPad-Pro-Review ursprünglich schon vor einem Monat veröffentlichen wollen. Das neue Gerät ist schliesslich schon seit Ende Mai in unserer Redaktion. Wir wollten aber zuerst die WWDC21 abwarten – in der Hoffnung, dass Apple einige umfassende Neuerungen für iPadOS vorbereitet hat, an denen iPad-Nutzer sich ab dem kommenden Herbst erfreuen können. Bereits mit der Ankündigung der neuen iPad-Pro-Modelle beim Special Event im April war klar: Der «M1»-Chip wird die ohnehin schon sehr leistungsfähigen iPad Pro in noch höhere Spähren hieven. Dennoch wird etwas trotzdem bestehen bleiben: Die Limitierung dieser geballten Kraft durch das Betriebssystem iPadOS. Wir entschlossen uns deshalb zu etwas Unorthodoxem bei einem Geräte-Test: Wir beabsichtigten zuerst abzuwarten, was Apple bezüglich der unmittelbaren Zukunft des Betriebssystems geplant hat, bevor wir unser Review komplettieren. Aus diesem Grund enthält dieses Review auch einen grösseren Abschnitt speziell über iPadOS und dessen Zukunft – auch wenn das darin angesprochene iPadOS 15 erst im Herbst veröffentlicht werden wird.
Das neue iPad Pro weist neben dem M1-Chip und der neuen Display-Technologie noch weitere Neuerungen auf, ist jedoch in den meisten anderen Bereichen gegenüber der iPad-Pro-Generation von 2020 identisch. Entsprechend verweisen wir an dieser Stelle gerne auf unser ausführliches Review zum letztjährigen iPad Pro inkl. Magic Keyboard – dort werden die hier nicht mehr speziell behandelten Bereiche genauer untersucht:
Ein Bereich, in welchem das Neue sozusagen das Alte ist, ist das Design. Im Grunde genommen unterscheiden sich die letzten drei iPad-Pro-Generationen visuell nicht voneinander. Die neuen Modelle von 2021 sind nahezu identisch zu jenen von 2020 und diese sehen fast gleich aus wie die Modelle von 2018. Das ist aber nichts Schlechtes, denn das Design des iPad Pro ist quasi «über alle Zweifel erhaben» – wir sehen daran keinen Anlass zur Kritik. Und das mit dem iPad Pro wiedereingeführte kantige Design ist auch ein Export-Schlager, es letztes Jahr immerhin auch auf das iPhone 12 übertragen.
Der einzige «visuelle» Unterschied zwischen dem neuen iPad Pro (2021) und dem bisherigen iPad Pro (2020) sind ein halber Millimeter mehr «Body» – das neue iPad Pro ist 6.4 Millimeter dick, das Modell von 2020 war «nur» 5.9 Millimeter dünn. Grund für diesen minimalen, aber im direkten Vergleich – und nur da – durchaus fühlbaren Unterschied ist die im iPad Pro verbaute neue Display-Technologie «mini-LED». Sie ist es hauptsächlich, die gegenüber dem LCD der bisherigen Generation etwas mehr Platz benötigt.
Etwas grösser und nicht nur im direkten Vergleich «fühlbar» ist der Unterschied im Gewicht. Mit gut 680 Gramm beim 12.9-Zoll-Modell ist die neue iPad-Pro-Generation gut 40 Gramm schwerer als die 2020er-Generation mit etwas über 640 Gramm.
Auch wenn sich die 40 Gramm nach wenig anhören: Das iPad Pro ist ohnehin nicht gerade das leichteste Tablet. Will man es mit nur einer Hand halten, dann ist man froh, wenn man 40 Gramm weniger tragen müsste. Vor allem auch dann, wenn man es noch zusammen mit dem genialen, aber nicht gerade günstigen Magic Keyboard (welches selbst gut 700 Gramm schwer ist) oder ein Smart Keyboard (knapp 300 Gramm) benutzt und herumtragen will. Dann kommt man entsprechend nahe an ein Kilogramm (Smart) respektive auf fast 1.4 Kilogram (Magic). Das ist mehr als ein MacBook Air wiegt – oder an sich gleich viel wie ein 13-Zoll MacBook Pro.
Hochformat
Ganz nach Apples Tradition bleibt das iPad Pro auch mit der neuen Generation ein auf Hochformat ausgerichtetes Gerät – auch wenn es eingeschaltet in jeglicher Ausrichtung benutzt werden kann. Hardware-technisch gibt es aber nach wie vor die Hochformat-Ausrichtung: Das Apple-Logo auf der Rückseite des Gerätes ist entsprechend angebracht und auf der Vorderseite befindet sich die TrueDepth-Kamera auf der kürzeren Seite des Displays (= das ist oben). Nutzt man das iPad Pro mit einer Tastatur-Hülle, dann ist das Tablet aber immer im Landscape-Modus – also nicht im Hoch-, sondern im Querformat. Die Kamera befindet sich dann nicht oberhalb des Displays, sondern an der linken Seite. Das ist in der täglichen Nutzung nicht weiter schlimm, macht sich aber bei Video-Calls besonders bemerkbar. Dann nämlich schauen iPad-Nutzer rechts an der Kamera vorbei, was das Gegenüber irritieren kann. Auch verdeckt man so nicht selten beim Touch-Eingaben mit der Hand das eigentlich aufzuzeichnende Sujet, sich selbst.
Es bleibt abzuwarten, ob Apple die Ausrichtung der iPad je ändern wird – immerhin haben wir uns nun über 10 Jahre an das Hochformat gewöhnt … dennoch erscheint es immer wie logischer, dass das iPad eigentlich im Querformat ausgerichtet sein sollte. Insbesondere weil gerade das iPad Pro von vielen Nutzern zusammen mit einer Tastatur – entsprechend im Querformat – bedient wird.
Center Stage
Eine sehr spannende Neuerung gibt es bei der TrueDepth-Kamera. Die Kamera auf der Vorderseite des iPad Pro löst neu nicht mehr «nur» mit 7 Megapixel auf, sondern zeichnet Bilder in 12 Megapixel auf – und das neu mit einem Ultraweitwinkel-Objektiv mit einem Sichtfeld von 122 Grad. Entsprechend vergleichbar mit der «0.5x»-Ultraweitwinkel-Kamera (125 Grad) auf der Rückseite des iPad und bei den iPhone-Modellen, kann so mehr Blickfeld von der Kamera erfasst werden. Diese neue Ultraweitwinkel-Kamera auf der Vorderseite des iPad Pro ist nicht zwingend für ultra-breite Selfies gedacht, sondern ermöglicht eine neue von Apple «Center Stage» genannte Funktion.
Center Stage nutzt die neue Ultraweitwinkel-Kamera zusammen mit Algorithmen maschinellen Lernens, um den Nutzer bei Video-Calls stets in die Mitte der Aufnahme zu setzen.
Die Funktion kann wie ein persönlicher Kameramann verstanden werden: Sie zoomt die Kamera automatisch immer so, dass man in der Mitte des Bildes ist. Wenn man sich bewegt, schwenkt «Center Stage» automatisch mit. So bleibt man immer schön im Bild, auch wenn man beispielsweise aufsteht und sich vom Gerät weg bewegt, also sich nicht nur direkt davor aufhält. Auch erkennt Center Stage, wenn andere Personen in das Bild kommen und inkludiert dann auch diese schön in das Bild.
Das funktioniert alles tatsächlich ausgesprochen gut. Die automatischen Bewegungen sehen sehr natürlich aus und das System hat keine Probleme, auch schnelleren Bewegungen zu folgen.
Verfügbar ist «Center Stage» in FaceTime. Die Funktion kann aber dank API von Apple auch von allen anderen Video-Apps genutzt werden.
Center Stage ist eine wahrlich clevere und vorzüglich umgesetzte Funktion, die höchst willkommen ist im Zeitalter der Video-Konferenzen.
Natürlich ermöglicht das TrueDepth-Kamerasystem weiterhin auch die Gesichtserkennungs-Technologie «Face ID». Diese profitiert unseren Tests zufolge jedoch nicht vom grösseren Sichtfeld der Ultraweitwinkel-Kamera. Was aber auch nicht weiter schlimm ist, denn Face ID erkannte schon bei der letzten Generation des iPad Pro Gesichter in grösseren Winkeln, als dies beim iPhone der Fall ist. Die neuen Modelle scheinen Gesichter nun aber noch etwas entfernter zu erkennen als bisher – ebenfalls eine schöne Verbesserung.
Das neue iPad Pro ist das erste Tablet von Apple, welches 5G-Mobilfunk unterstützt. Mit 18 unterstützten Bändern plus bei den US-Modellen auch noch zwei mmWave-Bändern ist das iPad Pro «Wi-Fi + Cellular» sogar das Tablet mit dem weltweit grössten Bänder-Umfang. Wenn kein 5G verfügbar ist, bietet das iPad Pro mit 32 unterstützten LTE-Bändern (bisher 30) auch schnelles Gigabit-LTE. Den Wireless-Standard 802.11ax oder «Wi-Fi 6» mit bis zu 1.2 Gbps und mit MIMO bot bereits das Vorgängermodell – so auch Bluetooth 5.0.
A propoz Verbindungen: Die USB-C-Buchse des iPad Pro ist nun ein Thunderbolt-Anschluss. Unterstützt werden mit Thunderbolt 3 und USB 4 bis zu viermal schnellere Übertragungsraten – bis zu 40 Gigabit pro Sekunde. Thunderbolt ermöglicht ausserdem eine Vielzahl an weiterem Zubehör für das iPad Pro, etwa schnellen Speicher oder externe Bildschirme wie Apples Profi-Bildschirm «Pro Display XDR» mit seiner vollen 6K-Auflösung (dazu weiter unten mehr). Weiter ermöglicht der Thunderbolt-Anschluss neu auch 10-Gigabit-Ethernet-Verbindungen am iPad Pro. Über den USB-C-Anschluss lassen sich ausserdem auch andere Geräte aufladen – unter anderem das persönliche iPhone.
Grandioses Display: mini-LED im «Liquid Retina XDR»
Ein Highlight des iPad Pro 2021 ist dessen neues Display. Apple nennt es «Liquid Retina XDR».
«Liquid» steht im Apple-Universum für ein «LCD»-basiertes Display. Das altbekannte «Retina» für hochauflösende Displays. Und «XDR» ist Apples 2019 mit dem Profi-Bildschirm «Pro Display XDR» eingeführte Bezeichnung für «mehr als HDR» aka «Extreme Dynamic Range» – halt mehr als «nur» High Dynamic Range.
Der neue iPad-Pro-Bildschirm ist also erneut ein LCD-basiertes Display und nicht ein «OLED» wie bei den neueren iPhone-Modellen. Bei beiden Technologien werden einzelne Pixel durch Rote, Grüne und Blaue Subpixel dargestellt – diese müssen für die Farbdarstellung leuchten. OLED-Pixel leuchten alle selbstständig, bei einem modernen LCD werden die Pixel aus dem Hintergrund mit einem oder mehreren LED «hintergrundbeleuchtet».
Da bei OLED jedes Pixel eigenständig leuchtet und bei LCD die Beleuchtung über LED (meist über LED-Schienen am Rand) geschieht, sind LCD-Panels mit LED-Hintergrundbeleuchtung im Vergleich zu OLED-Displays viel günstiger in der Herstellung. Auch sind LCD langlebiger, weniger anfällig einzubrennen und können noch dazu heller sein. OLED-Displays hingegen können einen höheren Kontrast darstellen, da bei dieser Technologie schwarze Pixel nicht beleuchtet – also auch tatsächlich ausgeschaltet – sind. Schwarz ist bei OLED Schwarz, bei LCD hingegen scheint meist noch etwas von der Hintergrundbeleuchtung durch, wodurch schwarze Flächen etwas ausgewaschen-grau erscheinen. OLED sind dafür in der Herstellung einiges teurer und wie erwähnt nicht so hell wie LCD.
Apples neue «mini-LED»-Technologie bringt nun Vorteile der OLED-Technologie zu den LCD. Anhand eines neuen Systems für die Hintergrundbeleuchtung des hochauflösenden LCD ermöglicht «mini-LED» ähnliche Kontrast-Verhältnisse und ein ähnlich sattes Schwarz wie bei OLED-Displays.
Die einzelnen Pixel sind bei mini-LED weiterhin hintergrundbeleuchtet und nicht selbst-leuchtend (wie bei OLED), anstatt auf eine oder mehrere LED-Schienen am Rand setzend, besteht ein mini-LED-Display aber aus sage und schreibe 10’000 winzig-kleinen LED verteilt auf die ganze Bildschirmfläche. Diese LED sind Software-gesteuert in 2500 «lokale Dimm-Zonen» unterteilt, die bei der Bilder-Anzeige sehr gezielt Bereiche des Displays beleuchten und abdunkeln können – letzteres ähnlich OLED durch schlichtes «Nicht-Anleuchten» der Pixel. Die mini-LED-Hintergrundbeleuchtung ist im Grunde genommen ein Bildschirm für sich, auf welchem die anzuleuchtenden Pixel hell und die schwarzen Bereiche ausgeschaltet sind.
Durch mini-LED ergibt sich so tatsächlich ein hoher Kontrast ähnlich OLED. Apple beziffert das theoretische Kontrast-Verhältnis beim neuen «Liquid Retina XDR»-Bildschirm auf eine Million zu Eins – also so hoch wie bei Apples erstem OLED-Display im «iPhone X». Mittlerweile gibt Apple bei den neueren iPhone ein Verhältnis von zwei Millionen zu Eins aus – aber das ist schlussendlich mehr Marketing als etwas anderes. Ganz an OLED kommt mini-LED indes nicht … dahin gehend stimmen die Werte wohl – der Unterschied ist aber kaum auszumachen. Einzig in Tests mit extremen Unterschieden zwischen hellen und schwarzen Pixeln ist ein leichtes «Blooming» auszumachen, also ein sanftes Überblenden der hellen Pixel in den angrenzenden schwarzen Bereich. Das ist aber nur in extremen Bedingungen sichtbar und so «minim», dass es nur bei genauem Hinschauen auszumachen ist.
Wer nur mit Safari surft, Mails schreibt oder iWork-Dokumente bearbeitet, profitiert nur bedingt von den neuen Fähigkeiten des Displays (mal ganz abgesehen davon, dass für diese Arbeiten ein iPad Air mehr als genügt und kein iPad Pro dazu notwendig ist). Das Display leuchtet dann – wie schon beim Vorgängermodell – mit bis zu 600 cd/m2 («nits»). Sehr interessant wird es aber, wenn HDR-Inhalte auf dem neuen iPad Pro angezeigt werden. Wird etwa ein HDR-Video im Vollbildmodus abgespielt, erhöht sich die Helligkeit über das ganze Display auf bis zu 1000 nits. Besonders helle Elemente des Bildes, wie beispielsweise direktes Licht, Explosionen und dergleichen, können vom System zudem kurzzeitig auf bis zu wahrlich eindrücklich hellen 1600 nits aufgedreht werden.
Kommt dazu, dass das iPad-Pro-Display das einzige von Apple ist, welches bisher «ProMotion» unterstützt. Bei diesem Apple-Jargon handelt es sich um die Bezeichnung für variable Bildwiederholfrequenzen. Hierbei wird die Häufigkeit der Bildwiederholungen dynamisch den anzuzeigenden Inhalten angepasst – auf bis zu schnelle 120 Hz.
Das Display umfasst überdies den erweiterten Farbraum «P3», bietet ausgezeichnete Betrachtungswinkel, ist sehr farbecht und unterstützt auf Wunsch auch Apples «True Tone»-Technologie – also die automatische Anpassung des Display-Weissabgleichs an die Farbtemperatur der Umgebung.
Das neue Display ist schlicht grandios. Schon das bisherige iPad-Pro-Display war super, das Neue setzt diesem nun aber noch einen drauf. Das neue mini-LED-Display im iPad Pro ist mit Abstand das beste Display, das wir bisher in einem tragbaren Gerät gesehen haben. Es bleibt zu hoffen, dass mini-LED baldmöglichst auch in Apples anderen Produkten Anwendung finden wird – ein MacBook mit mini-LED? Sehr gerne!
Geballte Kraft: Der «M1»-Chip
Die grosse Überraschung bei der Vorstellung des neuen iPad Pro war der letzten Herbst für die neuen Mac-Modelle eingeführte Apple-Silicon «M1» – er ist nun auch im iPad Pro zu finden. Viel Neues kann über den neuen Chip im neuen iPad Pro aber nicht berichtet werden – es handelt sich um exakt den gleichen Chip wie in den aktuellen MacBook Air, Mac mini, 13-Zoll MacBook Pro und in den neuen farbigen iMac. Ebendieser Fakt ist aber umso erstaunlicher – im neuen iPad Pro schlummert der haargenau gleiche Chip wie in allen neuen Mac-Modellen.
Diese neue Uniformität bei Apples Geräten zeigt sich entsprechend auch in der Leistung. Das iPad Pro erreicht in den einschlägigen Benchmarks nahezu überall die gleichen Werte wie die neuen Mac-Modelle. Die Tests zeigen, dass der M1 einiges leistungsfähiger ist als der «A12Z», den er im iPad Pro ablöst. Apple zufolge «bis zu 50 Prozent» in der CPU- und «bis zu 40 Prozent» bei der Grafik-Leistung – unsere Benchmark-Tests zeigen sogar einen noch etwas grösseren Leistungssprung.
Durch das Verbauen des M1 im neuen iPad Pro kommuniziert Apple nun erstmals auch ganz offiziell, wie viel Arbeitsspeicher im Tablet steckt. Es sind dies 8 GB respektive bei der 1-TB- und bei der 2-TB-Konfiguration deren 16 GB. Bisherige iPad-Pro-Modelle waren mit 6 Gigabyte Arbeitsspeicher ausgerüstet.
Trotz des neu 8 respektive 16 GB grossen Arbeitsspeichers: Apps können unter iPadOS vorerst nicht von mehr als 5 GB RAM Gebrauch machen – das System verhindert dies. Für ein paar ausgewählte System-Prozesse kann das System indes mehr RAM freigeben – aber eben nicht für Apps. Da liegt also bis zu zwei Drittel des Potenzials brach. Immerhin wird sich das ab dem Herbst ändern. Mit iPadOS 15 können Apps Zugriff auf mehr RAM anfragen.
Die Bremse: iPadOS
Auch abgesehen von der RAM-Limite zeigt sich im alltäglichen Gebrauch die geballte zusätzliche Kraft des M1 im neuen iPad Pro noch nicht. Vor allem ausgebremst wird die schiere Leistung des M1 durch die auf dem iPad laufende Software. Der Chip macht zwar aus dem neuen iPad Pro den in Benchmarks mit grossem Abstand performantesten Tablet auf dem Markt, aber die meisten Apps sind noch nicht auf den M1 optimiert. Kommt (in positiver Weise) dazu: Was ist die Steigerungsform von responsiv? Bei der Benutzung eines iPad Pro hatte man auch bisher selten mit Performance-betreffenden Problemen zu kämpfen. Auch das bisherige iPad Pro mit A12X ist ein sehr performantes Gerät – kaum je muss man in der alltäglichen Nutzung auf etwas warten, geschweige denn ruckelt etwas oder bringt man das Gerät sonst in irgendwelcher Weise an den Anschlag. Ist aber hohe Leistung gefragt – sei es beim Videos exportieren, Renderings rechnen oder dergleichen, kann es natürlich immer schneller gehen. Mit dem neuen iPad Pro werden Videos etwas schneller exportiert. Renderings etwas schneller abgeschlossen. Gross sind die Unterschiede zum bisherigen Modell aber nicht. Dabei würde im iPad Pro dank dem leistungsfähigen M1 ein massives Potenzial schlummern.
Beim neuen iPad Pro gibts also schon wie bei den bisherigen Generationen immer noch ein kleines «aber»: Die Hardware macht riesige Schritte nach vorne und ist quasi von einem anderen Planeten, während die darauf laufende Software diese Leistung einschränkt und sich nicht so schnell fortentwickelt, um dieses grosse Potenzial auch nutzbar machen zu können. Plus: Ein iPad Pro kostet nicht nur ein paar hundert Franken (wie ein iPad Air), sondern ist preislich im Bereich von MacBooks angesiedelt. Es stellt sich also zusätzlich auch die Frage, ob die Software – also iPadOS – überhaupt leistungsfähig genug ist, den Preis des Gerätes zu rechtfertigen.
Die Limits, die iPadOS setzt, sind zahlreich. Wichtig aber: Es kommt stark darauf an, wofür man das Pro-Gerät einsetzen möchte. Viele Nutzer dürften sich innerhalb der von iPadOS gelegten Schranken gut austoben können und all das erreichen, wofür sie das Gerät erworben haben. Andere stossen zu schnell an ihre Grenzen. Mit iOS und iPadOS versucht Apple alte Paradigmen neu zu denken. Über die Jahre sind so immer neue Fähigkeiten auf die «mobilen» Plattformen gekommen, die auf dem iPhone und iPad anders funktionieren – und von den Nutzern entsprechend anders gedacht werden müssen – als auf den altgedienten «Desktop»-Systemen wie macOS (oder Windows). Ein Beispiel ist der Umgang mit Dateien. Auch wenn sich die «Dateien»-App von i(Pad)OS immer mehr dem Finder vom Mac-Betriebssystem angleicht, so ist die Handhabung von Dateien unter iPadOS eine teils diametral andere als auf dem Mac. Das schränkt viele Arbeitsabläufe ein oder verunmöglicht diese sogar. Mitunter deshalb eignet sich ein iPad nach wie vor leider nur sehr bedingt fürs Programmieren.
Immerhin scheint Apple hier langsam vorwärtszumachen. Demnächst wird man innerhalb der Programmier-Lern-App «Swift Playgrounds» sogar iPad-Apps erstellen können, die in den App Store eingereicht werden können – mit diversen Limitierungen zwar, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung. «Xcode» beispielsweise gibt es aber bisher noch nicht für iPadOS. Die kommende Swift-Playground-App könnte aber als erster Schritt in diese Richtung betrachtet werden.
Es wäre nicht das erste Mal, das Apple vor dem ganz grossen Kracher etwas zeigt, mit dem sich Entwickler zuerst mal wie vor den Kopf gestossen vorkommen. Man erinnere sich an Apples Haltung nach der iPhone-Vorstellung 2007, wenn man für das neue Smartphone Apps entwicklen wolle, könne man Web-Apps für Safari entwickeln. Ein halbes Jahr später kam das iOS-SDK und der App Store wurde vorgestellt. Der Rest ist Geschichte.
iPadOS bietet des Weiteren nach wie vor eine sehr unzureichende Unterstützung für Peripherie-Geräte. Input-Devices wie Mikrofone sind auf eine App limitiert, können also nicht gleichzeitig von mehreren Apps genutzt werden – etwas, was Kreative und beispielsweise auch Podcaster benötigen. Auch externe Bildschirme werden nur halbpatzig unterstützt. Dem tut leider auch der neue Thunderbolt-Anschluss keinen Abbruch. Man kann nun zwar das über 6000 Franken teure «Pro-Display XDR» mit seiner nativen 6K-Auflösung betreiben, von dieser Auflösung bzw. dessen Fläche können aber nur entsprechend optimierte Apps Gebrauch machen. iPadOS selbst spiegelt aber nur dessen Anzeige und liefert auch auf dem professionellen Display im 16-zu-9-Format nur seine scheinbar weiterhin in Stein gemeisselte 3-zu-4-Anzeige.
Hardware-technisch gibt es für diese Limitierungen keinen Grund. Der verbaute Thunderbolt-3- / USB-4-Anschluss ist der potenteste Anschluss, den es derzeit auf dem Markt gibt. Der M1-Chip ist mehr denn fähig, hochauflösende externe Bildschirme in ihren nativen Auflösungen zu betreiben. All diese Limitierungen sind gänzlich iPadOS geschuldet.
Es gibt denn auch Stimmen, die sich macOS für das iPad wünschen. Während das durchaus seine Vorzüge hätte, wird Apple aller Wahrscheinlichkeit nach macOS aber nie auf das iPad bringen. Entsprechendes hat Apple auch schon mehrmals verlauten lassen. Diesen Schritt muss das Unternehmen aber auch nicht gehen. iPadOS ist an sich ein exzellentes Betriebssystem, das in vielen Bereichen brilliert. An einigen Stellen (Beispiele wurden eben genannt) muss Apple aber noch einiges investieren, damit die vom Unternehmen zuletzt gepushte iPad-Werbung «Your next computer is not a computer (Dein nächster Computer ist kein Computer)» wirklich für alle eine tatsächliche Möglichkeit darstellt. Allem voran seien hier ein besseres Multi-Tasking mit intuitiverem Umgang mit mehreren «Fenstern», eine markant bessere Peripherie-Unterstützung, mehr Pro-Apps und auch eine stark ausgebaute «Dateien»-App genannt.
Apple entwickelt das iPad-Betriebssystem zwar laufend fort, dennoch hat es sich über die letzten Jahre nun nicht gerade zum, na ja, sagen wir mal «intuitivsten» Betriebssystem von Apple entwickelt. Diese Stossrichtung zeigte sich auch bei iOS und zuletzt zu einem gewissen Grad leider auch bei macOS. Wie man zum Beispiel auf einem iPad mehrere Apps gleichzeitig nutzen kann – «Split View», «Slide Over» etc. – und wann welche App in zwei «Fenstern» geöffnet sein kann oder eben nicht und welche den Fokus hat, ist im aktuellen iPad-Betriebssystem nun wirklich nur bedingt intuitiv.
Entsprechend hoch waren die Hoffnungen auf die diesjährige WWDC. Nicht wenige hofften auf eine massiv aufgebohrte neue iPadOS-Generation. Leider ist es dazu nicht gekommen.
Zwar wird iPadOS 15 ein umfangreiches Update für das iPad sein, der erhoffte grosse Sprung wird es aber nicht sein. Das Multi-Tasking-System respektive der Umgang mit mehreren Fenstern wird in iPadOS 15 zwar über neue Schaltflächen leichter zu entdecken und einfacher zu benutzen sein. Abgesehen vom «(Window) Shelf» ist aber eigentlich alles wie gehabt. Die Art und Weise, wie man im System mehrere Apps gleichzeitig nutzen kann, ändert sich nicht. Hier täte es iPadOS gut, wenn man die ganze Sache nochmals von Anfang an neu konzipieren würde.
Weiter gibt es neu in iPadOS 15 wie in iOS 14 vom letzten Jahr eine App-Library und Widgets können neu überall auf dem Home-Bildschirm platziert werden – beides eigentlich Funktionen, die schon letztes Jahr hätten kommen sollen (zeitgleich mit deren Einführung in iOS 14).
«Universal Control», wenn auch die wohl eindrücklichste während der WWDC gezeigte neue Funktion, wird zwar die Zusammenarbeit an einem iPad und Mac massiv vereinfachen, ändert oder verbessert aber an sich nichts an iPadOS selbst.
Alle Neuerungen in iPadOS 15 sind höchst willkommen und einige davon dürften sich als sehr nützlich herausstellen, so beispielsweise auch die neuen Quick Notes. Aber um das ganze Potenzial des im neuen iPad Pro schlummernden Mac-Prozessors «M1» nutzen zu können, geht iPadOS 15 schlicht noch nicht weit genug. So müssen Nutzerinnen wie auch Entwicklerinnen weiterhin darauf hoffen, dass Apple sein iPad-Betriebssystem demnächst grundlegend überarbeiten und ausbauen wird.
Ganz wichtig sei hier ebenfalls erwähnt: Mit der auf dem iPad laufenden «Software» meinen wir hier explizit nur das Betriebssystem iPadOS und nicht die Apps für das iPad. Bei den Apps vermag das iPad nämlich – wie schon das iPhone – zu brillieren. Es gibt zig-tausende für die grossen Displays des iPad optimierte Apps im App Store. Darunter eine Vielzahl an wahrlich herausragenden Titeln. Es ist dies auch ein starker Kontrast gegenüber dem Konkurrenz-System Android, bei dem Apps für Tablets nach wie vor Mangelware sind.
Weitere Neuerungen beim iPad Pro (2021)
- Die neue iPad-Pro-Generation kann neu optional mit bis zu 2 Terabyte Speicherplatz ausgerüstet werden. Bisher war bei 1 TB Schluss.
- Das vorzügliche Audio-System mit vier Lautsprechern und fünf Mikrofonen in «Studio-Qualität» haben wir beim letzten Modell genauer unter die Lupe genommen.
- Gleiches gilt für den LiDAR-3D-Scanner auf der Rückseite des iPad Pro.
- Das Kamera-System hinten besteht aus einer 12-Megapixel-Weitwinkel-Kamera und einer 10-Megapixel-Ultraweitwinkel-Kamera (0.5x). Die Kamera kann 4K-Video mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufzeichnen und bietet wie die neuen iPhone-12-Modelle «Smart HDR 3».
- Wie Sebastiaan de With, Programmierer der Kamera-App «Halide», herausgefunden hat, können mit der Kamera des neuen iPad Pro auch einiges bessere Nahaufnahmen gemacht werden. Die Kamera kann viel näher an ein Objekt herangeführt werden und fokussiert trotzdem noch gut. Ohne Zubehör sind so respektable Makro-Aufnahmen möglich.
- Bei der Batterie-Laufzeit des neuen iPad Pro mit M1-Chip weist Apple weiterhin bis zu 10 Stunden für «im Internet-Surfen über Wi-Fi» oder das Abspielen von Videos respektive bis zu 9 Stunden für das Surfen über Mobilfunk aus. Wie schon die letzten beiden Generationen läuft auch das neue iPad Pro gut einen ganzen Arbeitstag durch – inklusive Restkapazität. Wie immer gilt, dass volle Bildschirmhelligkeit, Betrieb über 5G und die ununterbrochene Nutzung von Performance-hungrigen Apps die Akkulaufzeit teils drastisch verkürzen können. Im Grossen und Ganzen ist uns aber während unserer Tests nichts negativ aufgefallen betreffend der Batterie-Laufzeit im Vergleich zum Vorgängermodell.
- Wie in einigen Bildern dieses Testberichts schon dargestellt: Das geniale «Magic Keyboard» von Apple gibt es neu auch in Weiss. Die Tastatur-Hülle macht visuell wirklich einen her. Noch zeigen wird sich, wie lange die Weisse Tastatur-Hülle auch wirklich weiss bleibt. Auf der Verpackung steht jedenfalls «Längerer Kontakt mit anderen Materialien sollte vermieden werden, da es zu Farbübertragungen kommen kann», die Oberfläche des Magic Keyboard ist aber abwischbar – wie dies schon für das Schwarze Modell vom letzten Jahr galt. Trotzdem dürfte je nach Anwendung das schöne weisse Magic Keyboard wohl nicht ewig schön weiss bleiben.
Fazit zum iPad Pro (2021)
Das neue iPad Pro ist ganz klar das beeindruckendste iPad, das Apple bisher auf den Markt gebracht hat.
Das Display ist wohl das beste, das es derzeit in einem Consumer-/Prosumer-Gerät gibt. Fürs Konsumieren wie Erstellen ist dieses Display gleichermassen spektakulär.
Der M1-Chip und die Ausstattung des Gerätes machen dieses iPad zukunftssicher – und es ist Potenzial vorhanden, dass von der in diesem Gerät schlummernden Leistung künftig noch mehr herausgeholt werden kann.
Was die oben ausführlich behandelte Frage betreffend iPadOS angeht, sei hier wie Eingangs jenen Review-Teils angedeutet nochmals erwähnt, dass das Ganze immer im entsprechenden Kontext zu betrachten ist. Inwiefern einem iPadOS Limiten setzt, hängt davon ab, was man mit dem Gerät zu machen gedenkt. Der Autor dieses Testberichts beispielsweise möchte sein iPad nicht mehr missen müssen. Es ist fester Bestandteil seines Alltags. iPadOS setzt ihm aber Schranken betreffend den Arbeiten, die er mit dem iPad erledigen kann. Dann muss zu einem Mac gegriffen werden. Viele Arbeiten werden aber am iPad erledigt. Sei es, weil der Formfaktor des iPad diese Arbeiten komfortabler machen oder weil für Gewisses iPadOS schlicht besser geeignet ist als ein «klassischer» Computer.
Viele Texte für macprime entstehen am iPad Pro (mit Magic Keyboard), viel Organisatorisches wird am iPad erledigt. Und auch wenn Fotos bearbeitet werden müssen, dann bietet sich das iPad Pro an – Fotos zusammen mit einem Apple Pencil bearbeiten ist einfach was anderes, als mit einem via Maus oder Trackpad gesteuerten Cursor. Der Mac wird derweil nach wie vor für alle Programmier-Arbeiten herangezogen und für alles, was andere komplexe Arbeitsschritte über mehrere Programme hinweg vonnöten macht. Genauso wie der Autor dieses Testberichts dürften sich viele Nutzer innerhalb der von iPadOS gelegten Schranken sehr gut austoben können. Für anderes bleibt ein Mac das bevorzugte Gerät. Wie lange das noch so bleibt, wird sich zeigen. Eines bleibt auf jeden Fall: Abgesehen von ein paar eher komplizierten UX-Eigenheiten und den erwähnten Limiten, macht es doch sehr viel Spass ein iPad zu bedienen.
Upgrade-Grund Nummer eins für alle jene die bereits ein iPad Pro von 2020 oder auch von 2018 besitzen, dürfte das eindrückliche XDR-Display sein. Der M1-Chip wird es für solche Nutzer wohl nicht sein. Die beiden bisherigen iPad-Pro-Generationen waren schon sehr leistungsfähig, vom neuen M1 kann man derweil noch nicht so sehr profitieren, dass sich nur deshalb ein Upgrade von den letzten Generationen her lohnt. Das gilt wohl zumindest für die meisten Nutzer – performance-technisch dürften die meisten auch die bisherigen Geräte nicht stetig an den Anschlag gebracht haben.
Kommt man aber von einer älteren Generation oder einer anderen iPad-Kategorie, dann ist das neue iPad Pro in jeglicher Hinsicht ein grosser Schritt nach vorn.
Wer für ein Tablet nicht mindestens 900 Franken (11-Zoll) respektive 1200 Franken (12.9-Zoll; mit Apple Pencil und Magic Keyboard sogar knapp CHF 1500.– bzw. CHF 1700.– oder noch mehr mit grösserem Speicherplatz) ausgeben möchte, bietet sich derweil ein iPad Air an.
Wenn man aber das Beste haben möchte, was es derzeit auf dem Tablet-Markt zu haben gibt – sei es bezüglich Leistung, Display, App-Landschaft, Kamera, «Stylus»-Unterstützung und, und, und … dann ist das neue iPad Pro «The Way to Go».
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3 Kommentare
Kommentar von jungii
Kommentar von benz
Kommentar von Stefan Rechsteiner
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