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iPad Pro (2020) mit Magic Keyboard

In diesem Frühling feierte das iPad von Apple sein Zehnjähriges. Im Januar 2010 stellte Steve Jobs die neue Gerätekategorie erstmals dem Publikum vor. Heute, fast 500 Millionen verkaufte iPad später, ist das erste neue iPad-Modell seit dem zehnten Geburtstag eine neue Generation des «iPad Pro». Das kürzlich vorgestellte neue Gerät wird von einer neuen Tastatur-Hülle begleitet, welches neben anderen Neuerungen nun auch ein Trackpad integriert hat. Das Setup des Autors dieses Berichts besteht aus einem mittlerweile sehr in die Jahre gekommenen 11-Zoll MacBook Air und einem 2018er iPad Pro mit Smart Keyboard Folio. Für viele seiner Arbeiten ist er über die vergangenen zwei Jahre vom Mac auf das iPad umgestiegen – mitunter auch zwangshalber, da die Leistung des Air von 2013 mittlerweile doch sehr zu wünschen übrig lässt. Vieles dauert einfach zu lange oder ist auf dem für heutige Verhältnisse langsamen System zu mühsam zu bewältigen. Alle seine Arbeiten kann er jedoch noch nicht mit dem iPad ausführen – der Mac bleibt bisher in vielem unersetzbar. Daran ändert auch das neue iPad Pro und das neue Magic Keyboard nichts – das hat seinen Ursprung in iOS, dessen Apps und den Möglichkeiten dieser. Was uns aber besonders interessiert hat, ist, inwiefern das neue iPad Pro die Arbeiten, die heute schon mit dem iPad erledigt werden, besser vonstatten gehen lassen – und was für Auswirkungen vor allem das neue Magic Keyboard auf die Arbeit am iPad hat. Wir haben das neue iPad Pro und das neue «Magic Keyboard» eine Woche lang ausführlich getestet. Unser Testbericht.

Stefan Rechsteiner

Als Apple 2018 das letzte Mal das iPad Pro überarbeitete, gelang dem Mac-Hersteller ein Riesenwurf: Das neue Gerät verfügte über diverse Neuerungen – von einem neuen Design, über ein fantastisches Display, bis hin zu einem atemberaubend schnellen Prozessor, der seiner Zeit wahrlich voraus war. Ungleich dessen ist die nun eingeführte neue Generation mehr eine «Evolution» denn erneut eine «Revolution»: In den meisten Belangen sind die neuen iPad Pro die alten iPad Pro – an ein paar Ecken und Enden hat es aber trotzdem spannende Neuerungen gegeben. Es gibt ein besseres Kamera-System, quasi einen neuen Prozessor, ein viel besseres Mikrofon-System und einen neuen «LiDAR»-3D-Scanner. Und dann gibt es da noch diese neue Tastatur-Hülle – das «Magic Keyboard». Aber der Reihe nach.


Inhaltsverzeichnis

  1. iPad Pro
    1. Leistung
    2. LiDAR
    3. Kamera
    4. Mikrofon
    5. Kaufempfehlung
    6. Fazit zum iPad Pro
  2. Magic Keyboard
    1. Design
    2. Tastatur
    3. Trackpad
    4. Fazit zum Magic Keyboard
  3. Bildergalerie

iPad Pro (2020)

Von Aussen betrachtet ist das neue iPad Pro tatsächlich fast das alte iPad Pro. Das neue iPad Pro hat das gleiche Design, das gleiche Aluminium-Gehäuse, die selben Knöpfe und die selben Abmessungen und äusseren Eigenschaften wie das 2018er iPad Pro. Einzig beim Kamera-Modul auf der Rückseite ist ein Unterschied auszumachen – der «Kamera-Bump» (neu mit zwei statt nur einer Kamera und einem zusätzlichen Sensor) ist wie beim iPhone neuerdings quadratisch. Die TrueDepth-Kamera auf der Vorderseite mit 7 Megapixel Auflösung und der Gesichtserkennungs-Funktion «Face ID» ist weiterhin im Rand des Displays untergebracht. Als physikalische Schnittstelle verfügt auch die neue iPad-Pro-Generation über eine USB-C-Buchse.

Auch das «Liquid Retina»-Display unterscheidet sich nicht vom Vorgänger: Die gleiche Auflösung von 2388 mal 1668 Pixel beim 11-Zoll-Modell respektive 2732 mal 2048 Pixel beim 12.9-Zoll-Modell mit folglich der gleichen Pixeldichte. Es unterstützt den erweiterten Farbraum «P3», ermöglicht mit «True Tone» natürlichere Farben bei der Display-Anzeige, da über den Umgebungslicht-Sensor die Farbtemperatur der Umgebung anpasst wird, leuchtet mit 600 nits und passt mit «ProMotion» die Bildwiederholungsfrequenz dynamisch den angezeigten Inhalt an – auf bis zu schnelle 120 Hertz.

Das Display des 2018er-iPad-Pro war bereits absolut fantastisch und auch heute noch ist dieses LCD-Display der Spitzenreiter der Branche. In vielen Aspekten kann es sehr gut mit den OLED-Displays der Smartphones mithalten, einzig bei den Schwarztönen gelingt dies rein physikalisch nicht ganz. Das fällt im direkten Vergleich mit dem Display eines iPhone auf – insbesondere bei HDR-Inhalten. Durch die Hintergrundbeleuchtung werden Schwarztöne bei LCD-Displays im Vergleich zu OLED-Displays «ausgewaschen» dargestellt. Wenn ein Pixel bei einem OLED Schwarz darstellen muss, dann ist dieses Pixel theoretisch einfach ausgeschaltet – Schwarz ist entsprechend auch wirklich schwarz. Es resultiert kein Halo-Effekt und so sind bei OLED enorm viel höhere Kontraste möglich.
In der Grösse eines Tablet-Bildschirms gibt es bei hochauflösenden OLED-Displays in der Qualität eines iPhone aber noch zu viele technische Schwierigkeiten, als dass Apple ein solches in einem iPad Pro verbauen könnte. Die Gerüchte-Branche sieht das iPad da künftig überdies schon eher mit der sogenannten «Mini-LED»-Technologie, die OLED überlegen ist, am Start. Ein solches Gerät wird es wohl aber frühestens nächstes Jahr geben.

Im Innern des neuen iPad Pro gibt es abgesehen von den oben kurz angeschnittenen Änderungen auch noch folgende Neuerungen:

  • Neu sind alle iPad-Pro-Modelle mit 6 Gigabyte Arbeitsspeicher ausgerüstet. Die 2018er-Generation hatte nur bei den Modellen mit grösserem Speicherplatz 6 GB RAM, sonst 4 Gigabyte.
  • Das neue iPad unterstützt den neuen Wireless-Standard 802.11ax oder «WI-FI 6» mit bis zu 1.2 Gbps und MIMO, funkt mit Bluetooth 5.0 und bietet Unterstützung für 30 LTE-Bänder und «bis zu 60 Prozent schnellerem Gigabit-LTE» als noch das Vorgänger-Modell.
  • Die Basis-Konfiguration startet neu zudem bei beiden Modellen bei 128 GB und nicht mehr bei 64 GB – und dies zum gleichen Preis. Alternativ kann das iPad Pro auch mit 256 GB, 512 GB oder 1 TB Speicherplatz erworben werden.
  • Ersten Sezierungen zufolge verfügt das neue iPad Pro übrigens über keinen U1-Chip. Der in den neuen iPhone-11-Modellen steckende «Ultra Wideband»-Chip von Apple ermöglicht dem iPhone eine Art «räumliches Bewusstsein» gegenüber anderen mit UWB ausgestatteten Geräten – das iPhone kennt die genaue Position eines anderen Gerätes relativ zu sich selbst. Für mehr Details siehe unser iPhone-11-Pro-Review.

Leistung

Überrascht hat Apple beim neuen iPad Pro mit dem Prozessor. Es wurde allgemein angenommen, dass Apple auch in diesem Jahr so verfährt wie in den Jahren zuvor. Für neue iPad-Modelle hatte sich eingebürgert, dass Apple jeweils eine erweiterte Version des wenige Wochen oder Monate zuvor vorgestellten neuen iPhone-Chips verbaute – üblicherweise benannte Apple diesen neuen Chip dann mit dem Zusatz «X». Aus dem 2018er-Chip «A12 Bionic» des iPhone XS entstand beim letzten iPad Pro der «A12X Bionic», davor war es der 2016er-Chip «A10 Fusion» des iPhone 7, aus welchem beim 2017er-iPad-Pro der «A10X Fusion» wurde. Apple verfuhr erstmals 2012 so mit dem «A5X» im iPad 3, welcher seinerseits auf dem 2011er-Chip «A5» des iPhone 4s basierte.

Im neuen iPad Pro werkelt nun aber ein «A12Z Bionic». Dieser Chip basiert nicht auf dem aktuellen iPhone-Chip «A13 Bionic», sondern es handelt sich um den gleichen Chip wie im Vorgängermodell, dem iPad Pro von 2018. Der Zusatz «Z» deutet aber darauf hin, dass sich dieser Chip doch vom Vorgänger A12X unterscheidet.

Der A12Z ist ein System-on-a-Chip bestehend aus einem CPU und einer GPU mit je acht Kernen, sowie einer Neural Engine mit acht Kernen. Im Unterschied hatte die GPU des A12X nur sieben Kerne.

Die acht CPU-Kerne des Chips bestehen aus vier Cores, die auf Hochleistung getrimmt sind und aus vier Cores, die auf Effizienz gepolt sind. Apple zufolge bietet der neue A12Z-Chip eine bis zu 2.6 mal höhere Leistung als der A10X und einen Zacken mehr Leistung als der A12X. Es mag verwundern, warum Apple hier einen neuen Chip mit dem Vor-Vorgänger vergleicht, aber der A10X ist auch in der aktuellen Generation des iPad Air und des iPad mini verbaut, weshalb dieser Vergleich durchwegs nützlich ist.

Die ebenfalls im Chip integrierte Neural Engine kann Apple zufolge bis zu 5 Billionen Operationen pro Sekunde ausführen.

Neben dem zusätzlichen GPU-Core verfügt der A12X gegenüber dem A12Z auch über mehr Performance-Controller und eine verbesserte thermische Architektur – die Kühlung des Chips sollte entsprechend besser funktionieren und das Gerät weniger heiss werden unter Volllast. Wir haben aber bereits beim 2018er-iPad-Pro nie thermische Probleme beobachten können – das Gerät wird auch unter Vollast nie sonderlich warm, geschweige denn heiss.

Technischer Hintergrund zum Unterschied zwischen A12X und A12Z
Spannend ist die Tatsache, dass es sich bei A12X und A12Z tatsächlich um den genau gleichen Chip handelt. Der neue hat einfach einen weiteren aktivieren GPU-Core. Eine aufschlussreiche Erläuterung dafür bietet der YouTuber Quinn Nelson auf Twitter. Die Herstellung von Chips ist eine extrem schwierige Sache – mit ein Grund dafür, dass es weltweit nur wenige Unternehmen gibt, die Chips herstellen. Die von Apple entwickelten Chips werden von TSMC produziert. Nelson erklärt, dass beim hoch-komplizierten Herstellungsverfahren eine niedrige Ausbeute normal sei. Der weltweit grösste Halbleiterhersteller Intel beispielsweise habe wahrscheinlich einen Ausschuss von etwa 40 Prozent – das heisst nur gerade 60 von 100 produzierten Prozessoren funktionieren wie angedacht. Die Ausschussware umfasst oft Prozessoren, die zwar funktionieren, aber nicht die geplante Leistung bringen. In der Branche sei es deshalb Usus, dass solche Prozessoren als Produkte niedrigerer Leistungskraft verwendet werden. Meist handle es sich beispielsweise bei Intels i3- und i5-Chips um i7, die nicht die volle Leistung erbringen und deshalb einzelne Cores deaktiviert haben. Besonders bei High-End-Chips gebe es zum Produktionsstart meist sehr hohe Ausschussraten, mit der Zeit verbessere sich die Produktion und es gebe eine bessere Ausbeute. Nelson vermutet, dass Apple beim A12X von Anfang an eine GPU mit 8 Cores angepeilt hatte, diese aber nicht in ausreichender Stückzahl produzieren konnte und deshalb sieben Cores zur Norm machte. Mittlerweile dürfte die Ausschussrate derart klein sein, dass nun genügend Prozessoren mit acht funktionierenden GPU für die neuen iPad Pro «geernted» werden können. Beworben wurden die Chips übrigens immer entsprechend deren tatsächlichen Anzahl aktiver Cores, sieben beim A12X, nun acht beim A12Z.

Trotzdem gilt es an dieser Stelle die Frage in den Raum zu stellen, weshalb Apple beim neuen iPad Pro nicht eine iPad-Variante des im September mit dem iPhone 11 vorgestellten «A13 Bionic» verbaut hat. Es bleibt hier nur zu spekulieren. Vielleicht sind Entwicklungs-Verzögerungen durch die grassierende COVID-19-Pandemie daran Schuld, vielleicht liegt es daran, dass der grösste Vorteil des A13 gegenüber dem A12 dessen bessere Energie-Effizienz ist und diese bei der Grösse des iPad nicht dermassen ins Gewicht fällt wie bei einem iPhone – oder vielleicht ist es ein ganz anderer Grund. Wir wissen es nicht. Schlussamend spielt es keine Rolle, dass es nun anders als in den Vorjahren beim diesjährigen iPad Pro keine markante Leistungsverbesserung beim verbauten Chip gibt. Der A12Z bietet marginal mehr Grafik-Leistung und weist sonst in etwa die gleiche Performance auf wie der A12X des 2018er iPad Pro. Das ist deshalb nicht weiter schlimm, da der bisherige iPad Pro in Sachen Performance seiner Zeit derart voraus war, dass die Leistung des neuen iPad Pro nach wie vor in der Branche seines Gleichen sucht. Kein anderer Prozessor für ein Gerät in dieser Geräteklasse ist so leistungsfähig wie das Apple-SoC des iPad Pro. Es ist einmal mehr erstaunlich, wie weit Apples Chip-Entwickler dem Rest der Branche voraus sind.

Apple verspricht auch beim neuen iPad Pro bis zu 10 Stunden Batterielaufzeit für «im Internet-Surfen über Wi-Fi» oder das Abspielen von Videos bzw. bis zu 9 Stunden für das Surfen über Mobilfunk.

Das 2018er iPad Pro verfügte bereits über eine exzellente Akkulaufzeit und während unserem Test ist uns nicht aufgefallen, dass sich dies beim neuen Modell verändert hat. Das Gerät läuft und läuft und läuft und weist auch nach einem ganzen Arbeitstag mit fast konstanter Nutzung noch gute Restkapazitäten aus.

LiDAR

Die Hauptneuerung des 2020er iPad Pro ist der 3D-Sensor, der neu im Kamera-Modul auf der Rückseite des Gerätes integriert ist. Bei dieser Komponente handelt es sich um einen «LiDAR»-Scanner. LiDAR steht für «Light Detection And Ranging» und ist eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstandsmessung. Statt wie beim Radar mit Radiowellen arbeitet LiDAR mit Laserstrahlen. Die Technologie dürfte einigen einen Begriff sein von Flugzeugen, selbstfahrenden Autos oder den Vermessungs-Apparaten auf den Dächern der Apple-Maps- und Google-Maps-Fahrzeugen.

Der Sensor schickt ein Gitternetz von pulsierenden Laserstrahlen aus und berechnet dann, wie lange es dauert, bis die Lichter von Objekten reflektiert wieder zurückkommen. So ergibt sich eine dreidimensionale Punkte-Wolke, mit welcher ersichtlich wird, wie weit Objekte der Umgebung vom Gerät entfernt sind. Das Konzept kann mit dem Pünktchen-Projektor der TrueDepth-Kamera auf der iPhone- und iPad-Vorderseite für die Gesichtserkennung «Face ID» oder die Memojis verglichen werden. Während die Tiefenerkennung der TrueDepth-Kamera/Face ID für nahe Objekte konzipiert ist, erkennt der LiDAR-Sensor im neuen iPad Pro Objekte von bis zu fünf Meter Entfernung. Durch den Sensor kann das Gerät seine eigene Position und Lage in einem Raum viel besser verstehen. Das ist insbesondere – aber nicht nur – für Apps der «erweiterten Realität» (Augmented Reality; AR) nützlich.

Der neue quadratische Kamera-Bump des iPad Pro (2020)

Einerseits bietet der Sensor den AR-Apps viel detailliertere Tiefen-Informationen, was genauere AR-Erlebnisse ermöglicht, andererseits ist ein grosser Vorteil des LiDAR auch, dass durch die Technologie sofort räumliche Informationen verfügbar sind. Das heisst durch den Sensor werden sofort die Oberflächen eines Raumes kartografiert, während man bei bisherigen AR-Anwendungen jeweils zuerst das Gerät im Raum herum bewegen musste, damit die Kamera und Software einzelne Objekte und deren mögliche Entfernung bestimmen konnten. Dieses Herumschwenken ist mit LiDAR nicht mehr notwendig. Weiter werden sich in die Szene bewegende Objekte besser erkannt. Beispielsweise eine in die Szene laufende Person wird entsprechend korrekter von den anderen Objekten im Raum unterschieden und kann sich so fehlerfreier um virtuelle Objekte bewegen – bisher konnte es in solchen Situationen zu Fehlern in der AR-Projektion kommen. Ein weiterer Vorteil von LiDAR ist, dass damit Wände, Böden und Decken besser erkannt werden als mit den bisherigen auf Kameras und Algorithmen basierenden Software-Lösungen.

Vergleich Face ID und LiDAR
Den obigen Vergleich mit Face ID visuell sichtbar gemacht hat unter anderem iFixit: Mit einer Infrarot-Kamera ist gut zu sehen, wie der LiDAR-Scanner im Vergleich zum TrueDepth-System ein regelmässiges Muster an Punkten aussendet. Die Anzahl Punkte ist zudem viel kleiner als bei der TrueDepth-Kamera.

iPad-Pro-Teardown von iFixit

Die eben angesprochene tiefere Auflösung des LiDAR-Sensors (Anzahl ausgesendete Punkte/Laser) macht diesen auch weniger nützlich für Foto-Anwendungen. Die Auflösung des Scanner ist geeignet für die Erfassung grösserer Objekte oder von Räumen, aber höchstwahrscheinlich unzureichend, um damit bestehende Foto-Technologien wie beispielsweise den Porträt-Modus zu erweitern.

Der LiDAR-Scanner im neuen iPad Pro ist vorerst vor allem für AR-Interessierte spannend. Für den Grossteil der Nutzer ist der Sensor noch nicht wirklich von grossem Nutzen und entsprechend kein wirkliches Kaufargument. Das wird sich wohl noch ändern. Der Sensor hat ein riesiges Potential – wie dies AR allgemein hat. Die AR-Revolution ist aber noch nicht da. Apple positioniert sich derweil seit Jahren sehr gut in diesem Feld. Dieser neue Sensor öffnet den App-Entwicklern heute weitere Türen, um die AR-Entwicklung voranzutreiben – hin zur kommenden AR-Revolution. Insofern ist der LiDAR-Scanner im neuen iPad Pro für die meisten Nutzer vor allem eine Investition für die Zukunft denn für die Gegenwart.

Kamera

Das Kamera-Modul auf der Rückseite ist wie beim iPhone 11 nun auch beim neuen iPad Pro quadratisch. Neben dem eben besprochenen LiDAR-Scanner ist dort neu nicht mehr nur eine Kamera, sondern deren zwei untergebracht. Zusätzlich zur Standard-Kamera mit Weitwinkel-Objektiv, 12 Megapixel Auflösung und einer Blende von ƒ/1.8, hat dort eine zweite Kamera mit Ultraweitwinkel-Objektiv, einer Auflösung von 10 Megapixel und einer Blende von ƒ/2.4 Einzug gehalten. Die Ultraweitwinkel-Kamera erlaubt Fotos mit einem Sichtfeld von 125 Grad. Sie ermöglicht wie beim iPhone 11 und iPhone 11 Pro Fotos mit «0.5x»-Zoom.

Nicht verfügbar bei diesem Dual-Kamera-System des neuen iPad Pro ist interessanterweise die vom iPhone 11 her bekannte Anzeige, was man bei ausgewählter 1x-Kamera auch auf das Foto brächte, würde man die 0.5x-Kamera auswählen. Beim iPhone werden die schwarzen Balken um das Sucher-Bild (dort wo die meisten UI-Elemente der Kamera untergebracht sind) halbtransparent dargestellt, damit das Sichtfeld der 0.5x-Zoom zu sehen ist. Durch diese sehr clevere Simulation wird dem Nutzer in Erinnerung gerufen, das man mit der neuen zusätzlichen Ultraweitwinkel-Kamera noch mehr des Sujets aufs Bild bringen könnte (Siehe dazu unser iPhone-11-Pro-Review). Möglicherweise fehlt beim neuen iPad Pro diese «Vorschau», weil die beiden Kameras nicht über die gleiche Auflösung verfügen oder auch weil diese Funktion nur mit dem A13 des iPhone, nicht aber mit dem A12Z des iPad Pro funktioniert.

Wenn wir gerade dabei sind was mit dem Kamera-System des neuen iPad Pro nicht möglich ist: Auch den Porträt-Modus gibt es bei der Kamera auf der Rückseite des iPad Pro nicht. Es gibt in der Kamera-App zwar die Schaltfläche für den Porträt-Modus, tippt man diese an, wechselt die Kamera-Auswahl aber auf die TrueDepth-Kamera auf der Vorderseite des Gerätes …

Auch der mit dem neuen iPhone im Herbst eingeführte «Nachtmodus» gibt es beim neuen iPad Pro nicht, genauso wie das auf die Neural-Engine basierte neuartige Bild-Verarbeitungssystem «Deep Fusion». Die Absenz beider Funktionen ist wohl ebenfalls dem fehlenden A13-Chip geschuldet.

Die Themen «Kamera» und «Fotografieren» sind bei einem iPad immer etwas schwierig. Einerseits ist ein iPad – insbesondere ein 11 oder gar fast 13 Zoll grosses iPad – nicht umbedingt gerade die erste Wahl für viele, wenn es ums Fotografieren geht. Entsprechend erscheint es auf den ersten Blick komisch, dass Apple überhaupt grosse Anstrengungen unternimmt, die Kamera beim iPad zu verbessern. Andererseits werden die Kameras im iPad vor allem im professionellen Umfeld oft für Scann-Anwendungen und ähnliches benutzt, ganz zu schweigen für AR-Applikationen. Und dann gibt es noch die allgemein-gültige Weisheit, dass die beste Kamera jene ist, die man gerade dabei hat. Demzufolge ist die Kamera durchwegs auch ein wichtiger Teil eines jeden iPad.

Die Kameras im neuen iPad Pro machen eine gute Falle und sind für ein Tablet sehr gut, sie bleiben aber hinter ihren Pendants der aktuellen iPhone zurück. Es stellt sich hier die Frage, warum Apple nicht auch beim iPad Pro auf die grandiosen Kameras des iPhone 11 Pro setzt. Jedem Pro-Gerät seine Pro-Kameras!

Mikrofon

Eine markante Verbesserung verspricht Apple bei der Aufnahmequalität der im iPad Pro integrierten Mikrofone – der Mac-Hersteller spricht hier sogar von «Studio-Qualität». Im neuen iPad Pro sind dazu neu gleich fünf Mikrofone verbaut worden. Es soll sich um das gleiche Mikrofon-System handeln, wie beim im Herbst eingeführten neuen 16-Zoll MacBook Pro.

Das Mac-Notebook verfügt über drei Mikrofone mit bidirektionalem Beamforming – wie uns Apple bestätigt hat, ist dies neu auch bei den Mikrofonen des iPad Pro der Fall. Damit werden bei der Audio-Aufnahme Hintergrundgeräusche noch genauer ausgeblendet.

Das iPad Pro hat mehr Mikrofone als das MacBook Pro, weil das iPad vielseitiger sein müsse im Sinne davon, wo das Gerät überall eingesetzt wird und wie Aufnahmen gemacht werden, erklärt uns Apple weiter. Es nehme je nach Orientierung des Gerätes (Porträt oder Landscape) und auch je nach benutzter Kamera (TrueDepth/Vorderseite oder Hinterseite) immerzu optimal ausgerichtetes Stereo-Audio auf.

Tatsächlich ist die Aufnahmequalität der Mikrofone des neuen iPad Pro sehr gut und die Hintergrundgeräusche werden noch besser ausgefiltert.

Ein spannendes Detail bezüglich der Mikrofone ist übrigens auch noch, dass die neuen iPad-Modelle nun analog der MacBook-Modelle über hardware-seitig trennbare Mikrofon-Verbindungen verfügen.

Schon seit vergangenem Jahr ist bekannt, dass alle portablen Mac-Modelle mit dem Sicherheits-Chip «T2» von Apple über eine mögliche hardware-seitige Trennung der Mikrofon-Verbindung verfügen. Sobald man das Notebook zuklappt, wird die Verbindung zu den Mikrofonen des Computers physisch «auf Hardware-Ebene» getrennt. Bei allen MacBook-Pro- und -Air-Modellen mit T2-Chip seit 2019 wurde diese rein hardware-seitige Trennung implementiert.

Die Trennung verhindert Apple zufolge jeglicher Art von Software das Mikrofon zu aktivieren, solange der MacBook-Deckel geschlossen ist – dies gelte insbesondere auch für Programme, die über Root- oder Kernel-Berechtigungen in macOS verfügen oder gar auf dem T2-Chip laufen.

Alle ab diesem Jahr eingeführten neuen iPad-Modelle verfügen neu ebenfalls über eine solche hardware-seitig trennbare Mikrofon-Verbindung. Apple zufolge wird wenn immer eine «Made-for-iPhone/-iPad»-konforme Hülle – jenen von Apple inklusive – am iPad befestigt wird, die Mikrofon-Verbindung hardware-seitig getrennt, wenn diese geschlossen wird. Dies verhindert wie bei den neueren MacBook-Modellen, dass die iPad-Mikrofone von Software jeglicher Art benutzt werden können, wenn die Hülle geschlossen ist. Das gilt auch dann, wenn die Firmware kompromittiert ist oder Software mit Root- oder Kernel-Privilegien in iPadOS ausgeführt wird.

Kaufempfehlung

Für unseren Test haben wir von Apple als Leihgabe die 12.9-Zoll-Variante in Space-Grau mit 1 TB Speicherplatz und Mobilfunk erhalten. Das iPad Pro kostet in dieser Top-Konfiguration satte 1859 Schweizer Franken. Zusammen mit einem Apple Pencil (2. Generation) für CHF 149.– und dem neuen Magic Keyboard für iPad Pro für CHF 369.– schlägt ein so komplett ausgerüstetes iPad Pro mit 2377 Franken zu Buche.

Es geht freilich auch günstiger, denn nicht alle brauchen 1 Terabyte Speicherplatz. Das 12.9-Zoll-Modell gibts auch mit 128 GB für 1099 Schweizer Franken oder in den empfehlenswertesten Konfigurationen mit 256 GB für CHF 1219.– oder mit 512 GB für CHF 1459.–. Für ein Modell, welches auch Mobilfunk kann statt «nur» Wi-Fi, stehen weitere 160 Franken Aufpreis an.

Das 11-Zoll-Modell (Wi-Fi) bewegt sich bei gleicher Speicherplatz-Auswahl zwischen 879 und 1479 Franken.

Wie bereits Eingangs erwähnt, gibts bei beiden Modellgrössen bei der günstigsten Variante im Vergleich zum Vorgänger-Modell die doppelte Speicherplatzkapazität zum gleichen Preis (128 GB statt 64 GB).

Die Preise von 879 bis komplett mit Zubehör ausgerüstet fast 2400 Franken mögen – insbesondere die obere Hälfte – auf den ersten Blick sehr teuer erscheinen, sind tatsächlich aber höchst wettbewerbsfähig. Zu vergleichen gilt es hier die Preise von Notebooks, die für ähnliche Einsatzgebiete positioniert sind. Dazu kommt, dass das iPad Pro die meisten eben dieser Geräte leistungsmässig locker übertrifft – und es gibt hunderttausende für das iPad optimierte Apps.

Trotzdem ist das iPad Pro freilich nicht für alle iPad-Interessierten die beste Wahl. Das iPad Pro ist das Gerät für all jene, die die aktuell best-möglichste Technologie und die beste Performance haben wollen und benötigen. Es ist ein Gerät für die «Heavy User» und die professionellen Anwender, die Poweruser. Für alle anderen dürfte das viel günstigere 10.2-Zoll iPad ausreichen. Auch dieses unterstützt den Apple Pencil (1. Generation), das Smart Keyboard und dank iOS 13.4 externe Trackpads und Mäuse. Und es hat mit dem «A10 Fusion» zwar nicht den schnellsten, aber dennoch einen leistungsfähigen Prozessor verbaut. Dieses iPad-Modell kostet weniger als 500 Franken.

Für Nutzer eines 2018er iPad Pro lohnt sich das Upgrade auf das neue 2020er-Modell eigentlich nur dann, wenn man sich sehr stark für AR interessiert – oder wenn man das iPad Pro und dessen Kamera auch ernsthaft in der Fotografie einsetzt. Kein Grund für 2018er-Besitzer ist ein iPad-Upgrade wegen dem neuen Magic Keyboard, dieses ist nämlich auch mit dem 2018er iPad Pro kompatibel – dazu muss man sich nicht extra das neueste iPad kaufen.

Wer aber noch ein älteres iPad-Modell hat und schon länger mit einem neuen iPad Pro liebäugelt, all diesen können wir das neue iPad Pro wärmstens empfehlen.

Fazit zum iPad Pro 2020

Das neue iPad Pro ist ein fantastisches Gerät mit dem Besten, was Apple derzeit zu bieten hat: Einem fantastischen Display, einem immens leistungsfähigen Chip, einer exzellenten Batterielaufzeit, einem neuen 3D-Scanner und verbesserten Kameras und Mikrofonen. Gegenüber dem Vorgängermodell bietet es ein paar Neuerungen, jedoch – abgesehen vom LiDAR-Scanner – keine (heute) weltbewegenden: Es ist ein inkrementelles Upgrade und entsprechend auch nicht für alle gleichmässig interessant. Die meisten Anwender werden zudem nicht alle Funktionen und schon garnicht die schiere Leistung des iPad Pro zu nutzen wissen. Für Poweruser aber ist dies ohne Zweifel das beste iPad, welches Apple bisher auf den Markt gebracht hat. Ein teures, aber eines, das sein Geld wert ist.


Magic Keyboard für iPad Pro

Beim Review zum neuen 16-Zoll MacBook Pro im Februar bezeichneten wir die Tatsache noch als «eigentlich absurd», dass in einem Testbericht im Jahr 2020 auf die Tastatur eingegangen werden muss. Nun in unserem zweiten Review in diesem Jahr wird schon wieder über eine ebensolche sinniert – ja das halbe Review dreht sich gänzlich um eine Tastatur. Die neue Tastatur-Hülle, die Apple zusammen mit der neuen iPad-Pro-Generation vorgestellt hatte, hört treu seinen Schwestern in den Mac-Laptops und seiner Mutter (Apples schon seit Jahren verfügbarer externer Tastatur) auf den Namen «Magic Keyboard». Damit sei eines auch schon vorweggenommen: Die neue Tastatur orientiert sich vollends an Apples bisherigen externer Tastatur und der Neuen im 16-Zoll MacBook Pro (die mittlerweile auch im MacBook Air Einzug gehalten hat). Anders als beim MacBook Pro, bei welchem viele sagen würden Apple hätte dort jüngst «einen Fehler ausgemerzt», mussten bei den bisherigen iPad-Tastaturen von Apple eigentlich keine Mängel aus der Welt geschafft werden. Das «Smart Keyboard Folio» von Apple war und ist eine gelungene Hülle für das iPad mit einer guten Tastatur – nicht über alle Zweifel erhaben (weil bspw. nur zwei Winkel für das aufgesetzte iPad), aber die Tastatur gehört zu den besten, die Apple bisher entwickelt hat. Das zumindest findet der Autor dieses Testberichts – und der hat über die vergangenen zwei Jahre einen Grossteil der über 1000 von ihm in diesem Zeitraum auf macprime publizierten Artikel auf eben einem solchen Smart Keyboard Folio getippt. Entsprechend gespannt war der Autor, wie gut sich das neue Magic Keyboard für das iPad Pro schlagen wird.

Das neue Magic Keyboard hat neben einer neuen und hintergrundbeleuchteten Tastatur auch ein Trackpad verbaut und verfügt über ein neues Design mit neuen Möglichkeiten und über einen eigenen USB-C-Anschluss. Genutzt werden kann es nicht nur mit der in diesem Review vorgestellten neuesten iPad-Pro-Generation, sondern auch mit dem Vorgänger von 2018. Die Tastatur-Hülle kostet für das 11-Zoll iPad Pro 319 Schweizer Franken und für das 12.9-Zoll iPad Pro 369 Schweizer Franken.

Das «Smart Keyboard Folio» gibt es im Übrigen auch trotz dem Neuankömmling «Magic Keyboard» nach wie vor in Apples Sortiment. Es kostet CHF 199.– (11-Zoll) respektive CHF 219.– (12.9-Zoll).

Übrigens sind Apples Tastatur-Hüllen (wie auch der Apple Pencil) in der Garantie-Erweiterung AppleCare+ mitversichert. Bei einer Reparatur fällt einzig eine Servicegebühr von 29 Franken an.

Bei einem Kaufpreis von 319 bzw. 369 Franken für ein neues Magic Keyboard lohnt sich die Garantie-Erweiterung für 159 Franken (plus 29 Franken Servicegebühr für eine Reparatur) wohl durchaus.

Design

Beim «Magic Keyboard for iPad Pro» handelt es sich wie schon beim Smart Keyboard Folio um eine das ganze iPad umfassende Hülle: Vorderseite und Rückseite sind durch die Hülle geschützt, die Ränder indes nicht besonders.

Die Aussenseite der Hülle ist im gleichen dunkeln Grau gehalten wie das Smart Keyboard. Auch die Innenseite ähnelt dem Smart Keyboard – zumindest die Rückseite, dort wo magnetisch das iPad befestigt wird. Die Hülle ist dort mit einem Mikrofaser-ähnlichen Material gepolstert – so wird das iPad wenn es an die Hülle befestigt wird nicht verkratzt. Die Seite der Hülle mit der Tastatur und dem Trackpad verfügt über eine glatte Oberfläche – anders als die einem Stoff nachempfundene feine Struktur des Smart Keyboards. Diese Seite ist in einem viel dunkleren Grau gehalten als das von Apple sonst oft genutzte «Space Grau». Die Tasten der Tastatur und das Trackpad sind schwarz.

Das Magic Keyboard verfügt über zwei Scharniere, mit welchem ein laut Apple «freischwebendes Design» für das iPad ermöglich wird. Da das iPad quasi über der Tastatur schwebt, ist der Weg mit der Hand von der Tastatur hin zum iPad-Display kürzer, um mal eben kurz auf dem Dispaly etwas anzutippen – eine Tatsache, die Apple viel zu wenig bewirbt. Der Abstand des iPad-Displays zur Tastatur ist nur marginal kleiner, als wenn das iPad auf einem Smart Keyboard Folio sitzt, aber diese wenigen Zentimeter machen in der täglichen Nutzung einen merklichen, komfortablen Unterschied aus.

Wie fest das an der Hülle angebrachte iPad geneigt ist, kann flexibel eingestellt werden. Der Betrachtungswinkel kann Apple zufolge «zwischen 90 und 130 Grad» eingestellt werden. Wir haben das nicht nachgemessen, aber was sich nach viel anhört, ist leider garnicht so viel: 130 Grad entspricht in etwa jenem Winkel, der auch mit dem Smart Keyboard möglich ist. Das Display eines MacBook Pro kann weiter nach hinten gekippt werden. Beim Magic Keyboard kann das iPad Pro aber ungleich dem Smart Keyboard stufenlos geneigt werden. Und dies auf Wunsch auch unter 90 Grad, also überhängend – sollte dies mal nötig sein. 🤔

Der Betrachtungswinkel kann mit etwas Druck auf das iPad auch nur mit einem Finger verändert werden – beim Smart Keyboard muss dazu das ganze iPad bewegt werden.

Auch wenn wir uns bezüglich des Neigewinkels nach hinten etwas mehr Flexibilität wünschen würden, sind die möglichen Betrachtungswinkel tatsächlich wohl für die allermeisten Nutzer und insbesondere fürs Schreiben genau optimal.

Die Scharniere haben einen überraschend starken Widerstand und fühlen sich beim Öffnen der Hülle und beim Neigen des Winkels überaus stabil und hochwertig an. Überhaupt fühlt sich die ganze Hülle sehr hochwertig an. Die beiden Seiten sind äusserst stabil und «bieg-sicher». Es ist beispielsweise ohne Probleme möglich, das Magic Keyboard mit befestigtem iPad Pro an einem der Ecken unter der Tastatur bzw. neben dem Trackpad zu greifen und dort haltend herumzutragen.

Wer schon einmal ein Smart Keyboard Folio in den Händen hielt, war wohl ebenfalls von dessen Stabilität überrascht – das Magic Keyboard setzt dem noch einen drauf.

Mit über 700 Gramm (12.9-Zoll-Modell) ist die Hülle nicht gerade leicht, ja sogar schwerer als das iPad Pro selbst. Das Gewicht ist wohl aber notwendig, um das «schwebende Design» und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten zu erlauben (Physik lässt grüssen). Die Angabe, dass die Hülle über 700 Gramm schwer sei, hat den Autor dieses Testberichts aufhorchen lassen – tatsächlich fühlt sich das Magic Keyboard aber leichter an als erwartet.

Mit angeheftetem iPad Pro ist das Magic Keyboard spürbar schwerer als die Kombo mit dem Smart Keyboard – zusammen bringen sie etwa so viel auf die Waage wie ein MacBook Air, also ein durchaus ertragbares Gewicht.

Das gesamte Gewicht liegt übrigens auf dem hintersten Drittel der Ablagefläche. Das iPad kann daher erstaunlicherweise auf einer nur etwa 7 Zentimeter breiten Fläche – beispielsweise einem dünnen Fenstersims – aufgestellt werden und es kann trotzdem noch stabil auf der freischwebenden Tastatur getippt werden, ohne dass das Magic Keyboard samt iPad Pro kippt.

Im grossen Scharnier ist links ein USB-C-Anschluss untergebracht. Dieser Anschluss kann leider nur für das Aufladen der Tastatur und des iPad Pro genutzt werden – Peripherie kann damit nicht an das iPad angeschlossen werden. Der Anschluss und die Stromversorgung darüber (bzw. via «Pass-Through» über den Smart-Connector an der iPad-Rückseite) halten derweil aber die im iPad Pro verbaute USB-C-Buchse für andere Gerätschaften frei. Das iPad Pro hat mit Magic Keyboard entsprechend zwei USB-C-Schnittstellen (oder zumindest deren «ein-einhalb»).

Tastatur

Treu dem Namensgeber «Magic Keyboard» ist die Tastatur der Hülle mit dem Scheren-Mechanismus gebaut. Der Anschlagweg der Tastatur ist etwa einen Millimeter lang. Die Tastatur ist jener des neuen 16-Zoll MacBook Pro und des MacBook Air extrem ähnlich, es handelt sich aber nicht um exakt die gleiche Tastatur.

Der Klang beim Drücken der Tasten ist beim iPad-Magic-Keyboard etwas dumpfer und die Tasten fühlen sich auch einwenig anders an. Wir haben nicht nachgemessen, aber die Ecken der Tasten sehen zudem ein klein wenig abgerundeter aus als jene der anderen Magic Keyboards. Die Tasten des Magic Keyboard für iPad Pro fühlen sich ganz generell etwas «mechanischer» an, als die Tasten der neuen MacBook-Tastatur. Der Unterschied zu den anderen Magic Keyboards von Apple ist aber bestenfalls marginal. Alles in allem schreibt es sich mit dieser exzellenten Tastatur hervorragend.

Auf eine Hintergrundbeleuchtung musste der Autor dieses Testberichts bei einer iPad-Tastatur von Apple lange warten. Das ist eine der wenigen Minuspunkte des Smart Keyboard Folios – nun nicht mehr aber endlich beim Magic Keyboard. Jede Taste der neuen Hülle ist einzeln beleuchtet. Die Helligkeit wird automatisch durch den Umgebungslicht-Sensor im iPad Pro eingestellt, was recht gut funktioniert, denn die Helligkeit ist fast immer optimal.

Für das manuelle Ändern der Hintergrundbeleuchtung müssen die Systemeinstellungen aufgerufen werden. Mit der Tastatur selbst lassen sich nämlich keine Eigenschaften der Hardware ändern, wie dies bei einem Mac der Fall ist.

Es gibt weder eine Touch Bar noch Funktionstasten am Magic Keyboard – entsprechend gibt es auch keine Tasten für das Regeln der Helligkeit der Tastatur-Hintergrundbeleuchtung, geschweige denn des Bildschirms oder für das Ändern der Lautstärke des iPad Pro.

Hintergrundbeleuchtete Tastatur des Magic Keyboard für iPad Pro

Um die Helligkeit der Hintergrundbeleuchtung zu ändern, muss man sich vier Ebenen tief in die Systemeinstellungen verkriechen. Es erstaunt, dass Apple für die Hintergrundbeleuchtung der Tastatur kein eigenes Steuerelement für das Kontrollzentrum eingeführt hat. Ein solches wäre viel schneller von überall her sofort erreichbar. Was nicht ist, kann aber noch werden – wir hoffen auf ein entsprechendes iOS-Update.

Es hätte im Übrigen beim Magic Keyboard kein Platz für eine Funktionstasten-Reihe oberhalb der Tastatur. Das iPad Pro schwebt genau dort, wo die Tastatur aufhört. Funktionstasten wären entsprechend unter/hinter dem iPad Pro und deshalb nur schlecht erreichbar.

Wahrscheinlich mit aus diesem Grund gibt es beim Magic Keyboard auch keine Escapte-Taste (). Wir haben bei Apple trotzdem angefragt, weshalb die neue Tastatur nicht über die für viele Nutzer wichtige Taste verfügt. Zwar verfügte bisher noch keine Apple-Tastatur für das iPad über eine ESC-Taste, aber man hätte vielleicht erwarten können, dass Apple aus den Fehlern der letzten Jahre mehr gelernt hat: Mit der Einführung der Touch Bar beim MacBook Pro 2016 musste die ESC-Taste der Display-Leiste Platz machen. Statt einer physischen Escapte-Taste prangte auf der Display-Leiste je nach Anzeige eine virtuelle ESC-Taste. Das kam bei vielen Nutzern nicht gut an. Diesen Fauxpas bügelte Apple im vergangenen Herbst mit dem neuen 16-Zoll MacBook Pro wieder aus – das Pro-Laptop verfügt neben der neuen Touch Bar wieder über eine physische ESC-Taste.

Apple sei sich die Wichtigkeit der ESC-Taste durchaus bewusst, so das Unternehmen uns gegenüber, deshalb gebe es in iOS auch die Möglichkeit, eine andere Taste der Tastatur softwareseitig als Escape-Taste zu belegen.

Konkret kann diese Einstellung (wie die «Tastaturhelligkeit») in den Systemeinstellungen unter «Allgemein» und «Tastatur» bei «Hardwaretastatur» vorgenommen werden. Dort findet sich die Auswahl «Sondertasten», bei welcher eine der Sondertasten als Escape-Taste belegt werden kann. Leider können dort wirklich nur die fünf Sondertasten Feststelltaste (Caps Lock; ), ctrl-Taste (ctrl), Wahltaste (Option; ), Befehlstaste (cmd; ) und Globustaste anders belegt werden, nicht aber eine beliebige andere Taste der Tastatur – wie beispielsweise die «§»-Taste oben links. Auch wenn beispielsweise die «Globustaste» neu als ESC belegt wird, muss man sich zuerst an diese neue Position der Escape-Taste gewöhnen (unten links statt oben links).

Globustaste als ESC – und trotzdem noch andere Tastaturlayouts und Emojis auswählen
Mit der Globustaste kann in iOS und iPadOS zwischen den aktivierten Tastaturlayouts und der Emoji-Auswahl gewechselt werden. Gegenüber cmd, ctrl oder option erscheint die Globustaste wohl als logische Wahl für die Belegung als Escape-Taste – sie ist die wohl am wenigsten essentielle und die am komfortabelsten positionierte Taste der Auswahl. Auch mit Escape beim Globus muss man aber nicht auf die ursprüngliche Funktionalität der Globustaste verzichten. Mit dem Tastaturkürzel ctrlLeertaste kann in iPadOS (wie übrigens auch am Mac) jederzeit zwischen den konfigurierten Tastaturlayouts gewechselt werden.

iPad Pro (2020) mit Magic Keyboard

Trackpad

Das Trackpad unterhalb der Tastatur ist für Apples Verhältnisse mit 10 mal 5 Zentimeter sehr klein ausgefallen. Das Trackpad des MacBook Air ist fast doppelt so gross und dasjenige des 16-Zoll MacBook Pro hat sogar eine über drei mal grössere Fläche.

Doch die Grösse sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass damit «nur» ein 11- bzw. 12.9-Zoll grosser Bildschirm bedient wird – und die Geschwindigkeit kann über die Systemeinstellungen heraufgeschraubt werden, womit auch das verhältnismässig kleine Trackpad optimal genutzt werden kann. Auch jemand, der sich die grossen Trackpads der MacBooks gewohnt ist, findet sich mit diesem Trackpad sehr schnell zurecht.

Das hat natürlich noch weitere Gründe, denn dieses Trackpad ist durch und durch ein «Apple-Trackpad». Es gilt dies besonders zu betonen, weil die Mac-Company erstaunlicherweise nach wie vor das einzige Unternehmen auf dem Markt zu sein scheint, welches gute Trackpads entwickeln kann. Und das Trackpad im Magic Keyboard für iPad Pro ist sehr gut.

Anders als die jüngsten Trackpads in den MacBooks handelt es sich beim Trackpad in dieser Tastatur-Hülle jedoch um kein unbewegliches Stück Glass, welches durch Druck-Sensoren und einem Motor dem Nutzer das Klicken mittels haptischem Feedback nur vortäuscht. Es ist ein klassisches, physikalisch-klickbares Trackpad. Dieses kann auf der ganzen Fläche gleichmässig geklickt werden – oben, unten, links, rechts … an den Rändern genauso wie in der Mitte. Alleine schon das ist nichts Selbstverständliches, was jeder weiss, der schon einmal ein Trackpad eines PC benutzt hat.

Die Oberfläche des Trackpads ist optimal fein und glatt. Die Präzision (auch dadurch) hervorragend und es ist keine zeitliche Verzögerung in iPadOS auszumachen.

Die Trackpad-Unterstützung in iPadOS ermöglicht alle Apple-typischen Multi-Touch-Gesten, die man auch vom Mac her kennt, und die die Bedienung des iPad-Betriebssystems noch angenehmer machen. Mit drei Fingern nach links oder rechts Wischen wechselt zu den davor genutzten Apps, mit drei Fingern nach oben Wischen wechselt auf den Home-Bildschirm und wenn man dabei kurz innehält, wird die Multitasking-Ansicht angezeigt, und so weiter …

Eingeführt hat Apple die Unterstützung für Trackpads und Mäuse erst kürzlich mit iPadOS 13.4. Der Pointer erscheint auf dem Bildschirm nur dann, wenn mit dem Trackpad interagiert oder eine Maus bewegt wird. Der Pointer präsentiert sich nicht wie bei einem Mac als schwarzer Pfeil, sondern als ein ausgefüllter Kreis, dessen Farbe sich je nach Untergrund-Helligkeit so anpasst, dass er immer optimal sichtbar ist. Der Pointer passt sich zudem den Objekten an, über welche man ihn bewegt. Fährt man mit dem Pointer über Text, wechselt der Kreis zu einem I-Balken (Text-Cursor). Bewegt man den Pointer über ein selektierbares UI-Element, fliesst der Pointer in das UI-Element hinein und übergibt diesem den Fokus. Schaltflächen lassen sich so ähnlich der Focus-Engine von tvOS auf der Settop-Box Apple TV bedienen. Wie dies aussieht, zeigen einige Videos auf dieser Apple-Webseite.

Das einzige, was man am Trackpad des Magic Keyboard für iPad Pro bemängeln kann, ist dessen Lautstärke. Wenn man das Trackpad drückt, ist das Klick-Geräusch verglichen mit den Trackpads der MacBooks relativ laut. Aber auch dafür gibt es Abhilfe, denn wie bei den Mac-Trackpads kann auch beim Trackpad des Magic Keyboard «Klick durch Tippen» aktiviert werden (in den Systemeinstellungen unter «Allgemein» bei «Trackpad») – was man für eine angenehmere Bedienung ohnehin gleich als erstes machen sollte.

Magic Keyboard ohne iPad Pro

Fazit zum Magic Keyboard

Dieses komplette Review wurde an einem neuen iPad Pro mit dem Magic Keyboard geschrieben. Derlei grössere Arbeiten waren bisher nicht ohne das eine oder andere kleinere Problem zu bewältigen. Wenn mit Text gearbeitet wurde, war es bisher vor allem das Selektionieren und Umplatzieren von Text-Passagen, welches am iPad eher schlecht denn recht vonstatten ging. Mit der neuen Trackpad- und Maus-Unterstützung in iOS 13.4 hat sich das schlagartig geändert. Jetzt geht das alles mit einer Leichtigkeit von statten, wie bisher nur am Mac – plus man kann jederzeit direkt per Touch mit der Display-Anzeige interagieren.

Die Neuerungen mit iOS 13.4 haben das Benutzererlebnis an einem iPad massgeblich verändert.

Nun mag man argumentieren, dass das alles auch mit einer externen Tastatur und einem Magic Trackpad möglich ist – noch dazu günstiger, vor allem dann, wenn man diese Gerätschaften bereits vom persönlichen Mac-Setup her besitzt. Das stimmt so auch. Was das Magic Keyboard aber besser macht, ist, dass man damit eben diese neuen Möglichkeiten der Interaktion mit dem iPad jederzeit kompromisslos und komfortabel dabei hat – egal wo man ist. Das Magic Keyboard ist freilich eine teure Premium-Hülle, aber eine, die vieles leistet und eine Qualität aufweist, die man bisher sonst nirgends findet. Die Tastatur ist Spitzenklasse – das Trackpad hervorragend.

Trotzdem ist auch das Magic Keyboard für iPad Pro nicht perfekt und weist insbesondere bezüglich des Betrachtungswinkels des aufgesetzten iPad noch Verbesserungspotential auf.

Die Kombination der vorzüglichen Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung, dem hervorragenden Trackpad, dem stabilen und flexiblen Design dieser exzellent verarbeiteten Hardware, sowie der neuen Pointer-Unterstützung in iOS machen das Magic Keyboard zum absoluten Gold-Standard für iPad-Tastaturen.

Das Magic Keyboard und das iPad Pro zeigen einem eine Computer-Zukunft, auf die man sich freuen kann – und die man heute schon erleben darf.

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1 Kommentar

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Kommentar von paddington64

Danke für diesen ausführlichen Test! Ich bin gespannt, ob diese iPad-Tastatur-Kombination mit Trackpad-/Mausoption sich zu einer Konkurrenz für die Microsoft Surface Pros entwickelt (habe selber keines, aber in meinem Umfeld schwärmen einige). Schon mit meinem 10.5er-iPad Pro bringt eine Maus sehr viel für die Arbeit unterwegs, wenn das MacBook zuhause bleibt. Ich bin deswegen von eurem positiven Fazit nicht überrascht. Hardwaremässig reduziert sich der Unterschied zwischen MacBooks und iPads zunehmend. Diese Entwicklung ist auf jeden Fall spannend und sicher noch nicht beendet.

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