Fehlendes RCS beim iPhone in der Schweiz: It’s complicated

Das iPhone kann jetzt auch RCS. Der Austausch mit Nicht-iMessage-Nutzenden erhält so ein Upgrade: Gruppen-Chats, umfangreichere Medieninhalte, Zustellungs- und Lesebestätigungen sowie die Anzeige, ob das Gegenüber gerade am Tippen ist («…») gibt es nun auch im Austausch mit Android-Nutzenden respektive den Grüne-Sprechblasen-Kontakten. Damit das in der Nachrichten-App funktioniert, muss der Mobilfunk-Anbieter die Technologie aber unterstützen – das tut in der Schweiz allerdings bisher keiner der grossen Provider.

Stefan Rechsteiner

Im vergangenen November kündigte Apple überraschend an, im 2024 die Technologie «RCS» unterstützen zu wollen. Davor weigerte sich Apple während Jahren, die als «SMS- und MMS-Nachfolger» beschworene Technologie auf dem iPhone zu unterstützen. Jetzt hat Apple mit der Veröffentlichung von iOS 18 vor knapp zwei Wochen RCS in das iPhone-Betriebssystem integriert. Nachrichten an Kontakte mit Android-Geräten sind in der Nachrichten-App zwar weiterhin grün und nicht wie bei Apples «iMessage»-Plattform blau – aber es können neu dank RCS auch mit den «grünen Kontakten» umfangreichere Medieninhalte, Gruppennachrichten und Zustell- und Lesebestätigungen ausgetauscht werden. Auch gibt es mit «…» den Hinweis, dass das Gegenüber gerade etwas am Schreiben ist. Dem allem ist indes nur so, wenn der eigene Mobilfunk-Anbieter die RCS-Technologie auch unterstützt. Während das an vielen Orten rund um den Erdball der Fall ist, bleibt die Schweiz diesbezüglich bisher ein weisser Fleck: Keiner der drei grossen Schweizer Mobilfunk-Anbieter unterstützt aktuell RCS auf dem iPhone.

Wir haben bei Swisscom, Sunrise und Salt sowie Apple nach den Gründen für das noch fehlende RCS auf den hiesigen iPhone angefragt.

Salt beteuerte, neue Entwicklungen «grundsätzlich nach Möglichkeit immer zu unterstützen». Die Freischaltung des RCS-Dienstes für iOS erfordere indes Anpassungen an den Systemen des Unternehmens – Salt wollte uns aber noch keine genauen Angaben zu einer Freischaltung des Dienstes machen.

Bei Sunrise werden die Entwicklungen zu RCS zwar «laufend beobachtet», es sei aber «zurzeit noch offen», wann RCS bei Sunrise eingeführt wird.

Wie Swisscom informiert, stellt sie RCS ihren Kundinnen und Kunden aktuell nur via Androids «Messages»-App via «Google-RCS als Plattform» zur Verfügung. Bezüglich RCS-Interworking stehe der Carrier «laufend im Kontakt mit Apple und Google», nennt aber weder weitere Details noch einen möglichen Zeitpunkt für eine Einführung und verweist stattdessen auf die beiden IT-Giganten.

Apple hat bisher nicht auf unsere Anfrage reagiert. Das Unternehmen listet aber in einem Support-Dokument alle Mobilfunk-Anbieter weltweit auf, die RCS unterstützen. Der Liste ist nicht überraschend zu entnehmen, dass die Schweizer Carrier RCS auf dem iPhone bisher nicht unterstützen. (Die deutschsprachige Version des Dokuments ist zum Zeitpunkt der Publikation dieses Artikels nicht für iOS 18 aktualisiert worden.)

ℹ️ Wie sehe ich, ob mein Mobilfunk-Anbieter RCS unterstützt?

In iOS 18 gibt es zwei einfache Möglichkeiten nachzuschauen, ob RCS vom eigenen Carrier unterstützt wird.

Entweder wird unter «General (Allgemein)» in den iOS-Systemeinstellungen «About (Info)» aufgerufen und dort im Abschnitt «SIM/ESIM» auf den Eintrag «Carrier (Netzbetreiber)» getippt – dadurch ändert sich dieser in «IMS-Status» und dort werden die unterstützten Technologien aufgelistet. Hier steht nun entweder «Voice & SMS (Sprache & SMS)» oder «Voice, SMS & RCS (Sprache, SMS & RCS)».

Alternativ kann in den Einstellungen zur «Messages (Nachrichten)»-App (zu finden in den iOS-Systemeinstellungen unter «Apps») etwa in die Mitte der Anzeige gescrollt und dort beim Block mit den Einstellungen «MMS» resp. «Als Textnachricht senden», «Show Subject Field (Betreff-Feld anzeigen)», «Character Count (Zeichenzahl)» und «Blocked Contacts (Blockierte Kontakte)» entweder als erste Option die Einstellung «RCS Messaging (RCS-Nachrichten)» erblickt werden – oder eben nicht. Gibt es RCS-Unterstützung, erhält der Block übrigens eine nützliche Überschrift «Text Messaging (Textnachrichten)».

Schweizer Smartphone-Nutzende müssen entsprechend auch nach der Veröffentlichung von iOS 18 noch weiter darauf warten, Nachrichten zwischen iPhone und Android-Geräten über RCS austauschen zu können. Wann mit aktualisierten Carrier-Bundles zu rechnen ist, die die RCS-Unterstützung auf die hiesigen iPhone bringen, ist bisher nicht bekannt. Nervend ist das vor allem auch deshalb, weil Swisscom, Salt und Sunrise den MMS-Dienst abgeschaltet haben. Seither lassen sich zwischen iPhone und Android-Geräten über die nativen Nachrichten-Apps nur noch SMS und somit keine Fotos, Videos oder andere Multimedia-Inhalte mehr austauschen – dafür muss auf Messenger-Dienste von Dritten zugegriffen werden. RCS würde hier Abhilfe schaffen. Eigentlich.

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7 Kommentare

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Kommentar von iTrooper

uff, echt schade ☹️ wird wohl wieder ewig lange gehen wie damals bei Apple Pay. schwach auch, dass hier von den Providern nicht detailliertere Infos rauskommen als „wir beobachten mal“. ist es nur eine Option die jemand aktivieren müsste? muss etwas selbst programmiert werden? unterstützt es die aktuelle Hardware noch nicht?

danke euch trotzdem für den ausführlichen Artikel und die Recherchen! 😊👍

Kommentar von Michael

Vorab: Lieber Herr Rechsteiner, ich finde es sehr schade, dass Sie es für notwendig erachteten die Rückmeldung der Swisscom so darzustellen, wie diese zurzeit in Ihrem Artikel wiedergegeben wird (das pointierte Hervorheben von Tippfehlern trägt genausowenig zu einer informativen Berichterstattung oder einem konstruktiven Dialog bei wie das Herumreiten auf bestimmter Terminologie). Viele PR-Abteilung grösserer Unternehmen sähen meist keinen Vorteil darin, Nischenmedien wie ‘macprime’ überhaupt Anfragen zu beantworten - dass die Swisscom dies scheinbar trotzdem tat, würde ich ihr grundsätzlich eher positiv anrechnen. Die erhaltene Antwort dann aufgrund Formalien ins Lächliche zu ziehen erachte ich, wenn nicht gar als unanständig, zumindest als höchst kontraproduktiv.

Zur Sache: Die Swisscom bezieht sich in ihrer Antwort mutmasslicherweise auf Googles Jiibe-Platform (https://jibe.google.com/): Nebst ‘Messages’ - dem RCS-Client für Android - sind hierbei vor allem ‘Jibe Cloud’ und ‘Jibe Hub’ erwähnenswert - eine Infrastruktur mit welcher viele Carrier relativ einfach RCS ihren Kunden zu Verfügung stellen können/konnten (das Ganze basiert mitunter auf dem ‘Universal RCS Profil’ - dieses wiederum geht auf einen gemeinsamen Effort seit 2016 von GSMA, Google und diversesten Carrier hervor - vgl. https://www.gsma.com/newsroom/press-release/global-operators-google-and-the-gsma-align-behind-adoption-of-rcs/). Apple - meines Wissens nach als einziger, westlicher grosser Mobiltelefon- und Mobilebetriebssystemhersteller - zeigte bis kürzlich nicht das geringste Interesse bei RCS ‘mitzuspielen’… so organisierten sich GSMA, Google, Carrier und grosse Mobiltelefonanbieter anderweitig. Dass all’ diese Parteien nun nicht sofort Apple hofieren kommen, wenn sich der Konzern aus Cupertino plötzlich umentscheidet und mit seiner Implementierung von RCS startet, ist für mich nachvollziehbar auch wenn ich als iOS-Nutzer und Swisscom-Kunde natürlich mich auch über RCS auf meinem iPhone in absehbarer Zeit freuen würde.

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Kommentar von Stefan Rechsteiner

Allegra Michael

Vielen Dank für deine informativen Ausführungen zur Sache.

Betreffend dem «Vorab» muss ich aber darauf hinweisen, dass es keine «pointierte Hervorhebung von Tippfehlern» meinerseits gibt und auch kein «Herumreiten auf bestimmter Terminologie». Falls mit dem Tippfehler «Androids ‹Messanger›-App» gemeint war, handelte es sich dabei um einen Tippfehler meinerseits, der sich in den Artikel geschlichen hat. Danke an dieser Stelle für den Hinweis – der Fehler wurde korrigiert.

Mit dem Artikel war aber sicherlich nicht beabsichtigt, irgend-etwas «ins Lächerliche» zu ziehen – was der Artikel meiner Meinung nach auch nicht tut.

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Kommentar von iTrooper

@Michael

> wenn sich der Konzern aus Cupertino plötzlich umentscheidet und mit seiner Implementierung von RCS startet

Plötzlich heisst hier wohl: angekündigt vor einem halben Jahr. War ja glaube ich sogar praktisch die ganze Zeit in der Beta zum Testen verfügbar (und hat in diversen Ländern/Providern gleich auf Anhieb geklappt).

Ausserdem hat iOS hierzulande immerhin +50% Marktanteil. Wäre also schon schön, wenn die grossen Schweizer Provider innerhalb von dieser Zeit immerhin etwas mehr für die Kommunikation vorbereitet hötten als einfach nur “wir beobachten die Entwicklungen”.

Wenn S/S/S nicht komplett auf den Kopf gefallen sind, hätten sie die branchenweite Adoption von RCS ja sogar kommen sehen können. 😉

Zur Erinnerung, hier eine kleine Auswahl der Slogans & Corporate Values (S/S/S): - We open up new possibilities - Standard-setting innovations - steht an der Spitze der Innovation in der Telekommunikation in der Schweiz - We are continually developing and always grasp new opportunities. - Outstanding
 in innovation & reliability

Kommentar von Michael

Geschätze(r) iTrooper

Viele Carrier sahen, in Ihren Worten, RCS nicht nur kommen, sondern arbeiteten seit Jahren an dessen Standardisierung und Implementierung mit, zusammen mit der GSMA, einem der beiden grossen Mobilbetriebsystemhersteller, sowie diversesten Endgerätehersteller. So können viele Kunden die Vorteile von RCS bereits seit geraumer Zeit nutzen, nota bene auch in der Schweiz.

Apple hingegen ‘is massively late to the RCS-party’ - eine Party, zu welcher der Konzern aus Cupertino mutmasslich von einem nicht-europäischen Regulator widerwillig hinbugsiert wurde. So kam der 180°-Meinungsumschwung bei Apple in der causa RCS-Implementation dann auch ziemlich plötzlich und wurde schlussendlich im November 2023 öffentlich kommuniziert (es ist also sogar schon etwas länger her als das von Ihnen erwähnte halbe Jahr). Doch die sinnbildliche RCS-Party war da schon längst organisiert und in vollem Gange… und doch erwartet der verspätete Partygast - welcher n.b. frühere Einladungen wiederholt lautstark ausgeschlagen hat - trotzdem als VIP im Zentrum des Event-Geschehens das Abendprogramm bestimmen zu können und wundert sich, wenn ihm nicht von der ersten Minute ab Ankunft an diejenige Aufmerksam widerfährt, welche ihm seiner Vorstellung nach gebührt.

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Kommentar von iTrooper

@Michael Nicht falsch verstehen: ich bin sehr froh, zwingt die EU Apple aktuell zu diversen, für uns User positiven, Entscheidungen.

Und ja, endlich ist auch Apple „(late) at the RCS-Party“. Sie bestimmen aber „das Abendprogramm“ nicht meiner Recherche nach hat Apple hier vorbildlich den offiziellen Standard implementiert. Was dann halt zur Frage führt: Wo sind denn unsere geschätzten Gäste S/S/S? Swisscom hat sich dafür entschieden, dass es eine Kostümparty ist und hat den die Google spezifische Option (nicht 100% GSMA Standard) implementiert (sofern sie da nicht einfach meinen, dass dies ohne eigenes zutun gleich von Android bereitgestellt wird und auf jedem Netz funktioniert). Sunrise und Salt sitzen wohl noch an der Bushaltestelle.

Hätten die 3 den RCS Standard implementiert, würde es ja bereits funktionieren, da Apple hier kein eigenes Ding gedreht hat. Es funktioniert (zum iOS 18 Release) noch nicht (damit könnte ich leben) und es wird schlecht kommuniziert (wofür ich generell nie wirklich Verständnis habe).

Es ist mir nicht klar, warum man das schönreden muss.

Kommentar von Michael

Geschätze(r) iTrooper

0.1) Ich verzichte mal an dieser Stelle die Party-Metapher noch weiter zu überdehnen.

0.2) Mit Ausnahme, dass ich einer von vielen Privatkunden von Swisscom bin, was ich oben bereits offengelegt habe, habe ich keine Beziehung zu Salt, Sunrise oder Swisscom. Ich habe - scheinbar ganz im Gegensatz zu Ihnen - keine detailierten, über die öffentlichen Informationen hinausgehenden Kenntnisse über die Infrastruktur der drei zuvor genannten Carrier und bin entsprechend vorsichtig, absolute Aussagen zu deren Infrastruktur zu treffen (wie Sie dies bspw. bei RCS bei Swisscom glauben tun zu können). Meine Mutmassungen, welche ich stets als solche deklariere, gründen darin, dass mir die Thematik der Planung, des Baus und des Unterhalts grosser IT-Netze nicht ganz fremd ist.

0.3) Des weiteren möchte ich zu bedenken geben, dass das mit ‘dem Standard’, bei Weitem nicht nur aber besonders bei grossen IT-Netzwerken (bei welchen meist viele beteiligte Stakeholder eine gewisse Interoperabilität gewärleisten wollen und/oder müssen), so eine verzwickte Sache ist: Vieles funktioniert schlicht auch wegen historisch gewachsenen Kompromissen und Absprachen, an welche sich die involvierten Akteure dann halten - manche mehr andere weniger. (apropos Standards -> https://xkcd.com/927/) Sich frühzeitig in solchen Diskussionen und Entwicklungen einzubringen hilft da oftmals viel.

1) Dass von ca. 2016 bis Nov. 2023 nur einer der beiden grossen Mobilbetriebsystemhersteller Interesse an RCS zeigte, reflektiert sich nun im Umfang und in der Art und Weise wie RCS derzeitig verschiedenenorts verfügbar ist, oder eben auch nicht. Bspw. in der Schweiz, wie Sie obig ja auch bereits erwähnten, teilen sich iOS und Android den Markt anteilsmässig etwa hälftig auf. Somit hätte ein Carrier, der RCS anbieten wollen würde, bis dato damit bestenfalls rund der Hälfte seiner Kundschaft einen Mehrwert offerieren können. Dass da scheinbar einige Carrier vorerst verzichteten RCS auszurollen, kann ich somit nachvollziehen. Und wenn ein Carrier sich dann trotzdem, zum Wohle dieser einen Hälfte der Kundschaft, entscheidet RCS auszurollen, wird man dies wohl ressourceeffizient tun wollen. Da kann ich nachvollziehen, wenn dieser Carrier bspw. auf ‘Jibe Cloud’ setzen würde, anstelle RCS komplett über eine eigene IMS-Infrastruktur laufen zu lassen.

2) Positiv ist wohl, dass iOS nun auch das ‘RCS Universal Profile’ implementiert hat und damit den vielen Androidgeräten nachzieht (https://www.gsma.com/newsroom/article/rcs-nowin-ios-a-new-chapter-for-mobile-messaging/). Was ich nicht weiss (da ich in dieser RCS-Sache aktuell nicht so tief drin stecke) ist, ob somit (jetzt/bald) die iOS-App ‘Messages’, wie bis dato bereits die Android-App ‘Messages’, als RCS-client fungieren kann, wenn der Carrier RCS über die Jibe-Platform realisiert hat und falls ja, wie aufwändig es allenfalls wäre für den Carrier dies zu realisieren. Die Antwort darauf könnte nämlich ein Indikator dafür sein, wie bald wir in der Schweiz beim ersten Carrier mit einem iPhone RCS-Nachrichten versenden können.

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