Ab CHF 5.– im Monat
👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.
Apple Pay: Australische Banken wollen offenes NFC beim iPhone – Parallelen in die Schweiz
Die NFC-Funktionalität des iPhone und der Apple Watch kann einzig von Apples Bezahldienst «Apple Pay» und der Apple-eigenen «Wallet»-App genutzt werden. Das sorgt immer wieder für rote Köpfe — jüngst wieder in Australien. Es zeigen sich Parallelen zum Schweizer Markt.
Der Bezahldienst der iPhone-Company wurde Ende April 2016 in Australien lanciert — zwei Monate bevor Apple Pay auch in der Schweiz an den Start ging. Verfügbar war der Dienst in Down Under zwar schon länger, jedoch nur mit Karten von American Express. Alle lokalen Banken und Karten-Herausgeber verweigerten Apple zunächst die Unterstützung. Nur schleppend konnte Apple in der Folge doch ein paar australische Banken für Apple Pay gewinnen. Drei der vier grössten australischen Banken aber verweigern sich weiterhin vehement dem Apple-Dienst.
Nun hat der Zusammenschluss dieser drei australischen Grossbanken und einer weiteren Bank verlauten lassen, dass man erneut zusammen vor der australischen Wettbewerbskommission eine Öffnung der NFC-Funktionalität des iPhones für Dritte durchsetzen wolle. Entsprechendes wurde bereits vergangenes Jahr versucht, was aber von der Kommission vorläufig abgelehnt wurde.
Banken wollen NFC nutzen dürfen
In Down Under stören sich die Banken daran, dass sie keine eigenen digitalen Portemonnaies auf iPhones anbieten können, die wie Apple Pay auf der für kontaktloses Bezahlen etablierten NFC-Technologie aufbauen. Den Chip dafür beim iPhone und bei der Apple Watch kann aber durch eine Limitierung seitens Apple nur Apple Pay nutzen. Man sei durchaus gewillt, heisst es seitens der Banken, Apple Pay zu unterstützen, solange man den eigenen Kunden auch eigene Bezahldienste mit NFC anbieten könne. Wenn die australischen Banken aber keine eigenen Dienste anbieten können, würde dieser für die Banken «strategisch wichtige Zukunftsmarkt» gänzlich Apple überlassen, so die Befürchtung der «Bendigo and Adelaide Bank», «Commonwealth Bank of Australia», «National Australia Bank» und «Westpac». Die vier Banken sollen zwei Drittel aller australischen Kreditkarten-Halter als Kunden haben.
Im Schreiben heisst es weiter, dass die Limitierung von NFC beim iPhone und bei der Apple Watch nicht nur für die Bankenbranche ein Dorn im Auge sei, sondern eine Öffnung dieser Technologie sei auch für andere Branchen wichtig. Die Banken schreiben sogar von «globalen Auswirkungen» für den Einsatz von NFC in Smartphones und weisen darauf hin, dass beim Konkurrenten Android der NFC-Chip für alle offen sei.
Sicherheit als Grund der NFC-Limitierung auf Apple Pay
Apple öffnet den Zugang zum NFC-Chip aus sicherheitstechnischen Gründen nicht, wie Apple-Pay-Chefin Jennifer Bailey vergangenen Sommer erklärte: «Wenn man sein iPhone heute an ein NFC-Terminal hält, weiss das Telefon automatisch, dass es Apple Pay öffnen muss. Wenn mehrere Apps NFC nutzen könnten, wäre es schwierig denselben Komfort und dasselbe Tempo zu bieten.» Denn, so erklärte Bailey weiter, «bei NFC gibt es kein Protokoll, das einem Telefon sagen würde, welche App es öffnen soll. Etwa in einem Hotel ist es möglich, per NFC Türen zu öffnen. Leider ist es heute nicht möglich, dass die Türe dem Telefon sagt, ich bin eine Hoteltüre, öffne diese App. Um diese einfache und schnelle Art zu garantieren, geben wir nur der Wallet-App und damit Apple Pay Zugriff auf den NFC-Chip».
Bisher ging es auch um die Gebühren
Die australischen Banken stemmen sich schon länger gegen Apple, jedoch bisher auch noch verstärkt aus anderen Gründen. So wollten die Banken bisher von Apple auch ein Nachgeben bei den Abgaben für die Apple-Pay-Nutzung erreichen. Berichten zufolge verdient Apple bei jeder mit Apple Pay durchgeführten Transaktion 1.5 Promille des Kaufbetrags. Diese Gebühr müssen die Banken tragen, an die Nutzer dürfen diese Kosten nicht abgewälzt werden. Genau dies wollten die australischen Banken bisher aber erreichen. Diese Forderung haben die Banken nun aber nicht mehr. Ihren neuen Vorstoss betitelten sie deshalb auch mit «Es geht nicht um eure Gebühren, es geht um den Zugang zu NFC».
Auch schon Klage in der Schweiz
Der Vorstoss der australischen Grossbanken ist jedoch nicht die erste Anstrengung, die gegen Apples «NFC nur für Apple Pay»-Haltung unternommen wird. Noch vor dem Start des Bezahldienstes in der Schweiz hatte die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) vergangenen Sommer bei der Schweizer Wettbewerbskommission (WEKO) eine Klage eingereicht. Die SKS forderte die WEKO darin dazu auf, den Schweizer Markt für Bezahl-Apps zu untersuchen und wollte, dass Apple die NFC-Schnittstelle seiner iPhones auch den Mitbewerbern freigeben muss. Die Stiftung sieht im geschlossenen NFC beim iPhone einen «klaren Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung».
Das WEKO sah damals jedoch keinen akuten Handlungsbedarf bezüglich eines Verfahrens gegen den iPhone-Hersteller, und wusste damals auch nicht, ob Apple überhaupt von der Behörde gezwungen werden könne die NFC-Schnittstelle für Dritte freizugeben.
Auch Schweizer Banken verweigern sich Apple Pay
Überhaupt zeigen sich aus Down Under Parallelen zum Schweizer Markt. Auch hierzulande wollen fast alle Banken nicht mit dem Mac-Hersteller kooperieren. Hauptgrund in der Schweiz ist nicht direkt die geschlossene NFC-Technologie, sondern die von den Banken eigenes ins Leben gerufenen Bezahlsysteme. Zuerst versuchten mehrere Player auf dem Markt einen Dienst zu etablieren — mittlerweile ist davon nur noch Twint übrig geblieben. Twint dafür wird von fast allen Schweizer Grossbanken getragen. Technisch setzt der Dienst nicht auf NFC, sondern auf Bluetooth Beacons. Mit dieser Technologie kann der Dienst sowohl mit Android- wie auch mit iOS-Geräten genutzt werden.
Richtig vom Fleck scheint Twint trotz grosser Finanz-Armada im Rücken nicht zu kommen. Die Fusion mit dem UBS-Projekt Paymit dauert länger als geplant und die eigentlich für vergangenen Herbst angepeilte Neuaufgleisung des Projektes der PostFinance und SIX lässt damit weiter auf sich warten. Im April soll dann der Rollout schrittweise Bank für Bank starten.
Apple Pay in der Schweiz: Noch kein Durchbruch
Da sich die grossen Schweizer Banken gegen eine Unterstützung für Apple Pay stemmen, scheint auch Apple Pay hierzulande noch etwas vor sich hin zu dümpeln.
Zwar schon fast 8 Monate in der Schweiz verfügbar, bietet keine einzige Schweizer Grossbank eine offizielle Apple-Pay-Unterstützung an.
Zum Start waren in der Schweiz die beiden Kreditkarten-Herausgeber Cornèr Bank (mit der Cornèrcard und der Bonus Card) und Swiss Bankers mit an Bord. Im Spätherbst des vergangenen Jahres kam auch der grosse Kartenherausgeber Swisscard AECS hinzu — jedoch nur mit einer Auswahl seiner zahlreichen Karten.
Mit der Graubündner Kantonalbank (seit August 2016) und mit der Bank Linth (seit Oktober 2016) bieten immerhin eine Kantonal- und eine Regionalbank Apple-Pay-kompatible Kreditkarten an. Dabei handelt es sich jedoch nur um in Partnerschaft mit Swiss Bankers (GKB) bzw. Cornèr Bank (Linth) ausgestellte PrePaid-Kreditkarten.
Erst vor wenigen Wochen startete mit «boon.» ein Dienst in der Schweiz, mit welchem sich virtuelle Karten für Apple Pay erstellen lassen, die auf gewöhnlichen Kreditkarten — auch von jenen Herausgebern die Apple Pay nicht unterstützen — basieren.
Immerhin: Besitzt man eine kompatible Kreditkarte, kann man in der Schweiz fast überall mit Apple Pay bezahlen. Denn der Dienst funktioniert überall dort, wo kontaktloses Bezahlen unterstützt wird — was in der Schweiz dank guter Verbreitung NFC-fähiger Terminals an sehr vielen Orten möglich ist.
Die auf der Apple-Webseite dargestellten Logos von Grossverteilern und Shop zeigen einzig Anbieter, welche mit dem Mac-Hersteller für Apple Pay spezielle Marketing-Partnerschaften eingegangen sind. Genutzt werden kann Apple Pay in der Schweiz fast überall.
1 Kommentar
Kommentar von mbl
Anmelden um neue Kommentare zu verfassen
Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.