iPhone 13 Pro Max
Apple bewirbt sein neues Flaggschiff-Smartphone mit dem Slogan «So. Was. Von. Pro.» – doch wie viel Pro steckt wirklich in den neuen Geräten? Wir haben das genauer unter die Lupe genommen und das neue iPhone 13 Pro Max während fast drei Monaten ausführlich getestet. Unser Review.
Inhaltsverzeichnis
Design
Beim Äusseren setzt Apple auf das gleiche Design wie beim letztjährigen iPhone 12 Pro. Als das kantige Gehäuse letztes Jahr eingeführt wurde, hatten wir uns ausführlich mit ihm beschäftigt – da die neuen iPhone-13-Pro-Modelle im Grossen und Ganzen genauso daherkommen, belassen wir es deshalb in diesem Jahr bei drei kurzen Absätzen bezüglich Design: der Erste ist hiermit zu Ende.
Die iPhone-13-Modelle sind durchs Band einwenig dicker und auch etwas schwerer als noch die 12er-Familie. Die Unterschiede sind geringfügig – beziffert: weniger als 1 Millimeter und durchschnittlich etwa 20 Gramm – und nur im direkten Vergleich oder für Geübte auszumachen. Es hat indes primär einen positiven Nutzen, dass die neuen iPhone etwas schwerer und dicker sind als ihre Vorgängergeneration – mehr dazu später in diesem Review.
Visuell ein Unterschied gibt es auch bei den letzten verbliebenen physischen Tasten am iPhone – der Stumm-Schalter und die Lautstärke-Knöpfe sind etwas weiter unten angebracht als noch beim iPhone 12. Und «last, but not least» gibt es die neuen iPhone natürlich auch wieder in neuen Farb-Varianten. Das neue «Sierrablau» beim iPhone 13 Pro und iPhone 13 Pro Max lässt sich am besten als «bläuliches Grau» umschreiben – je nach Lichteinfall erscheint der Blau-Stich stärker oder schwächer.
Display
Wer in den Jahren seit 2017 eine der neueren iPhone-Generationen sein Eigen nannte, dem dürfte eine weitere Neuerung am «Äusseren» der neuen iPhone auffallen: Der Notch, die «Display-Kerbe», ist mit der neuen iPhone-13-Familie erstmals kleiner geworden – Apple zufolge «um 20 Prozent».
Apple hat dazu das TrueDepth-Kamerasystem überarbeitet und den «Telefon-Lautsprecher» oben ganz an den Rand verschoben. Der Notch ist nun sichtbar weniger breit, tatsächlich aber gleichzeitig minimal höher geworden. Von der zusätzlichen Display-Fläche links und rechts der Kerbe hat man in der Nutzung des iPhone aber nicht wirklich etwas – iOS nutzt die zusätzlich verfügbaren Pixel nicht für weitere Informationen in der Statusbar, alles ist wie gehabt.
Ein kleinerer Notch ist sicherlich willkommen, aber wie schon in unseren Reviews der letzten paar iPhone-Generationen angemerkt: So wuchtig der Notch auf den ersten Blick erscheinen mag, mit der Zeit nimmt man ihn in der alltäglichen iPhone-Nutzung gar nicht mehr wahr.
Viel auffälliger ist eine andere Neuerung beim Display (zumindest für den Autoren dieses Berichts, dazu aber gleich mehr): Das 13 Pro und das 13 Pro Max sind die ersten beiden iPhone-Modelle mit einem «ProMotion»-Display.
«ProMotion», das ist Apples Bezeichnung für ein Display mit «variabler Bildwiederholfrequenz». Hierbei wird die Häufigkeit der Bildwiederholungen dynamisch den anzuzeigenden Inhalten angepasst. Je nachdem, was auf dem Display angezeigt wird, wird die Anzeige fast nie oder bis zu schnelle 120 Mal pro Sekunde aktualisiert. Das sorgt einerseits dafür, dass das Display in vielen Fällen sehr Strom-effizient betrieben werden kann. Beim Lesen eines Artikels beispielsweise muss die Anzeige – also der sich nicht bewegende Text – kaum aktualisiert werden. Die Anzeige kann dann auf bis zu 10 fps heruntergeschraubt werden. Beim Betrachten eines Filmes – meist in 24 oder 25 Bildern pro Sekunde ausgespielt – wird die Frequenz auf 24 oder 25 Hz eingestellt. Andererseits aber können durch die bis zu 120 Hz Interaktionen und Animationen noch schneller und damit «flüssiger» dargestellt werden als bisher. Bei Wisch-Gesten beispielsweise wird die Wiederholfrequenz genau der Geschwindigkeit des Fingers angepasst. Elemente bewegen sich so auf dem Bildschirm ganz «natürlich» genauso wie man sie berührt. Alle bisherigen iPhone-Displays hatten eine fixe Bildwiederholfrequenz von 60 Hz, beim 13 Pro und 13 Pro Max ist sie neu variabel bis zu 120 Hz schnell.
Viele Geräte aus dem Android-Lager haben schon seit Längerem hochfrequente Bildschirme verbaut, nun ist diese technische Finesse endlich auch beim iPhone verfügbar. Beim iPad Pro verbaut Apple schon seit vorletzter Generation ProMotion. Auch die neuen MacBook Pro verfügen über ProMotion fähige Bildschirme.
Der Effekt ist super-subtil. Der Autor dieses Testberichts erwägt zu behaupten, dass die meisten iPhone-Nutzer nicht merken, dass das neue Display jetzt doppelt so schnell sein kann wie noch bei den älteren Modellen. Vielleicht merken einige davon, dass sich die Interaktionen, die Animationen, vieles «Bewegendes» flüssiger und noch «butter-weicher» anfühlen als zuvor. Diejenigen aber, die ein Auge für solche Sachen haben, werden es sehen, bemerken und auch feiern – denn 120 Hz ist durchaus ein Leckerbissen. Und wenn man nach längerer Nutzung eines ProMotion-Gerätes zurück auf ein Gerät mit einem Display ohne hohe Bildwiederholfrequenz wechselt, merkt man den Unterschied erst recht.
Das von Apple verbaute neue hellere OLED-Panel im «Super Retina XDR»-Display mit ProMotion leuchtet neu mit bis zu 1000 nits, also um 25 Prozent heller als noch das iPhone 12 Pro. Beim Betrachten von HDR-Fotos und -Videos kann das Display punktuell sogar bis 1200 nits erreichen.
Akku
Die variable Bildwiederholfrequenz beim ProMotion-Display ist einer von drei Gründen, weshalb das iPhone 13 Pro und das iPhone 13 Pro Max in Sachen Batterielaufzeit wirkliche Glanzresultate erreicht.
Ebenfalls verantwortlich für die bessere Akku-Leistung ist der neue «A15 Bionic»-Chip, der abermals noch effizienter arbeitet – und überdies erneut schneller wurde und so seinen Vorsprung auf die Konkurrenz weiter behaupteten konnte (siehe Tabelle).
Modell | Single-Core (CPU) |
Multi-Core (CPU) |
Compute (GPU) |
---|---|---|---|
iPhone 11 | 1335 | 3401 | 7312 |
iPhone 11 Pro Max | 1332 | 3470 | 7488 |
iPhone 12 mini | 1592 | 4115 | 9326 |
iPhone 12 | 1602 | 4143 | 9349 |
iPhone 12 Pro | 1600 | 4000 | 9334 |
iPhone 12 Pro Max | 1616 | 4230 | 9482 |
iPhone 13 mini | 1726 | 4217 | 11007 |
iPhone 13 Pro Max | 1716 | 4752 | 13950 |
Grund Nummer Drei für die längere Batterielaufzeit ist der Akku selbst. In den neuen iPhone-Modellen hat Apple grössere Batterien verbaut. Deshalb sind die neuen Smartphones des Mac-Herstellers auch minimal dicker und etwas schwerer geworden: Ein grösserer Akku benötigt mehr Platz.
Apple verspricht, dass die neuen iPhone 13 Pro und das iPhone 13 Pro Max «grosse Sprünge» bei der Batterielaufzeit machen. Beide Modelle sollen den ganzen Tag durchhalten – das Pro Max biete sogar die «beste Akku-Leistung überhaupt» aller bisherigen iPhone-Modelle, Apple zufolge «bis zu 28 Stunden» Video-Playback. Im Durchschnitt sollen das 13 Pro ein-einhalb und das 13 Pro Max zwei-einhalb Stunden länger durchhalten als noch das 12 Pro und 12 Pro Max.
Konkret weist Apple für das iPhone 13 Pro Max wie erwähnt bis 28 Stunden Video-Playback, bis zu 25 Stunden Video-Streaming-Playback und bis zu 90 Stunden Audio-Playback aus.
In unseren Tests zeigt sich, dass die neuen iPhone-13-Pro-Max-Modelle tatsächlich über eine vorzügliche Batterielaufzeit verfügen. Bei unserem Alltagstest nutzen wir das Gerät über den Tag verteilt ab und zu für Alltägliches – vom Mail-Abrufen und -Beantworten über Nachrichten-Empfangen und -Schreiben, Surfen im Internet, Instagram- und Twitter-Feed durchwühlen, Slack benutzen und in Apple Bücher einige Seiten lesen, bis hin zur Wiedergabe von Video- und Audio-Inhalten abwechselnd über 4G/LTE (hautsächlich) und wo verfügbar 5G oder nur 3G, sowie auch über WLAN. Am Abend zeigte iOS beim iPhone 13 Pro Max noch 84 Prozent Akkulaufzeit an. Massiv mehr als in allen unseren vergleichbaren Tests in den Vorjahren.
Auch bei sehr intensiverer Nutzung und einer «Bildschirmzeit» von über 7 Stunden war der iPhone-13-Pro-Max-Akku am Abend noch um etwa ein Drittel gefüllt.
Selbstredend nagen Aktivitäten wie langes Filmen oder das Benutzen von rechenintensiven Apps oder Games und dergleichen überdurchschnittlich an der Batterielaufzeit. Auch wer die Display-Helligkeit auf 100 Prozent heraufschraubt, leert den iPhone-Akku schneller, als wenn die Bildschirm-Helligkeit auf maximal 80 % gestellt wird.
Kamera
Neben Display und Akku das dritte Highlight der neuen iPhone-13-Pro-Modelle ist deren Kamerasystem. «Schon wieder», ist man bei der Kamera geneigt zu sagen – im Positiven, natürlich. Tatsächlich ist es erstaunlich, was für kontinuierliche Fortschritte bei der Kamera in den letzten Jahren gemacht wurden. Und das Schöne daran: Davon profitieren alle sofort.
Apple bezeichnet die Kamera-Neuerungen beim iPhone 13 Pro und 13 Pro Max sogar als die «die grössten Kamera-Upgrades» bisher. Das komplett erneuerte «Pro-Kamerasystem» verfügt weiterhin über drei Kameras – eine Kamera mit Ultra-Weitwinkel, eine Weitwinkel-Kamera und eine Tele-Kamera.
Dass sich bei den drei Kameras auf der Rückseite etwas geändert hat, sieht man sofort, wenn man den «Camera Bump» etwas genauer anschaut. Dieser ist bei den neuen iPhone-Modellen noch grösser geworden – die drei runden Kameras sind in jedem Aspekt noch massiver geworden.
Die Ultra-Weitwinkel-Kamera («0.5x») verfügt neu über eine grössere Blende bis ƒ/1.8 und bietet neu auch Autofokus. Dank der grösseren Blende soll bis zu 92 Prozent mehr Licht auf den Sensor fallen können, so Apple.
Bei der Weitwinkel-Kamera («1x») gibt es neu eine Blende, die bis ƒ/1.5 öffnet. Der Sensor verfügt nun über 1.9μm grosse Pixel – es ist dies der grösste bisher von Apple hergestellte Kamera-Sensor. Er soll 2.2-mal mehr Licht aufnehmen können als noch jener des iPhone 12 Pro.
Nachdem letztes Jahr bei der Tele-Kamera des iPhone 12 Pro die Brennweite bereits von zuvor 52 mm («2x») auf 65 mm («2.5x») verlängert wurde, bietet die Tele-Kamera des iPhone 13 Pro und 13 Pro Max neu einen optischen «3x»-Zoom respektive ein 77-mm-Kleinbild-Brennweiten-Äquivalent.
Mit der grösseren Brennweite bei der «Tele» bieten die drei iPhone-Kameras neu ein Spektrum von fast sechsfachem optischem Zoom – von 13 mm bei der Ultraweitwinkel («0.5x») bis 77 mm bei der Tele-Kamera («3x»).
Neben den Verbesserungen an den Objektiven und den Sensoren hat Apple das letztes Jahr beim iPhone 12 Pro Max eingeführte «Sensor Shift» auch bei allen anderen Kameras über alle iPhone-13-Modelle hinweg eingeführt. Bei «Sensor Shift» wird die (Bild-)Stabilisation nicht mehr wie üblich auf die schweren Objektive angewendet, sondern der Sensor selbst gleicht die Bewegungen in x- und y-Achse aus. Es wird also nicht das Objektiv, sondern der Bildsensor selbst bewegt. Dieses optische Bildstabilisation-System gleicht sowohl nieder- wie auch hochfrequente Vibrationen aus – also sowohl Bewegungen beispielsweise zitternder Hände, wie auch Schwingungen eines Fahrzeuges.
All diese Neuerungen spielen (nicht nur, aber in besonderem Masse) auf ein Gebiet der Fotografie ein, in welcher Apple sich mit den iPhone-13-Pro-Modellen weiter absetzt: Das Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen.
In Low-Light-Szenarien gibt es weniger Bildrauschen und einen grösseren Dynamikbereich – und auch die Schatten werden natürlicher abgebildet (Schwarzpunkt). Weiter wechselt das 13 Pro und 13 Pro Max seltener in den «Nachtmodus», um das Sujet aufzuhellen. Es ist dies schlicht nicht mehr so oft nötig, weil nun so viel mehr Licht durch die grössere Blende und die grösseren Pixel auf den Sensor fallen kann. Wird dann doch in den Nachtmodus gewechselt, dann benötigt das neue iPhone meist ein oder zwei Sekunden weniger Belichtungszeit für das gleiche oder bessere Resultat. Man muss das iPhone also nicht mehr 2 oder 3 Sekunden möglichst still halten, sondern nur noch 1 oder 2 Sekunden. Ein im Alltag dankbarer Unterschied.
Dass die Ultra-Weitwinkel-Kamera jetzt auch Autofokus kann, macht eine weitere Neuerung möglich: Das iPhone beherrscht neu «Makro-Fotografie». Bewegt man das iPhone etwa 13 bis 14 Zentimeter an ein Objekt, wechselt es automatisch in den neuen Makromodus. Dabei wird auf die Ultra-Weitwinkel-Kamera umgestellt und diese fokussiert nun das nahe Objekt haarscharf – dies bis zu 2 Zentimeter nah. So können neu auch mit dem iPhone die kleinsten Details fotografiert werden.
Funktionieren tut dies sehr gut, die neuen Möglichkeiten inspirieren und die Resultate überzeugen.
Was zuerst noch ein «Problem» war, ist, dass die Umstellung auf die Ultra-Weitwinkel-Kamera und zum Makro-Modus automatisch geschah, ohne dass man dies unterbinden konnte. Je nach Sujet ist es von der fotografierenden Person durchaus gewollt, dass man auch mit einem nahen Objekt im Blickfeld auf der 1x-Kamera bleiben möchte – um beispielsweise dessen Bokeh-Effekt nutzen zu können. Mit der mittlerweile sehr grossen Blende ist deren natürlicher Bokeh auch noch besser als bisher.
Mit iOS 15.1 ermöglichte es Apple, das «Auto-Makro» über die Systemeinstellungen zu deaktivieren. Wer dies macht, muss fortan zur Nutzung der Makro-Funktionalität manuell auf die «0.5»-Kamera umschalten. Und seit iOS 15.2 wird ein neuer Schalter in der Kamera-App eingeblendet, sobald die Kamera-App ein nahes Objekt erkennt. Mit der Schaltfläche wird auf den Makro-Modus aufmerksam gemacht und ein Umschalten zu diesem ermöglicht.
Den Makro-Modus beim iPhone 13 Pro und iPhone 13 Pro Max gibt es freilich nicht nur beim Fotografieren, sondern auch beim Filmen – bei normalem Filmen, in Slo-Mo-Modus oder bei Zeitraffer-Aufnahmen.
Ebenfalls eine neue Kamera-Funktion bei den neuen iPhone-Modellen sind die sogenannten «Fotografischen Stile» («Photographic Styles»). Dafür gibt es abermals eine neue Schaltfläche in der mittlerweile sehr funktionsreichen Kamera-App. Verfügbar sind die vier voreingestellten Stile «Kontrastreich», «Leuchtend», «Warm» und «Kalt». Auf den ersten Blick mit simplen Filtern zu verwechseln, handelt es sich aber um eine tief in den Aufnahme-Prozess integrierte Funktion, die Eigenschaften wie Farben und Kontrast während dem «digitalen Entwickeln» der Aufnahmen verstärkt oder dämpft. Mit den Stilen kann den Aufnahmen ein ganz persönlicher Look gegeben werden – nicht wie Filter «obendrauf-liegend», sondern direkt bei der Aufnahme sozusagen «in das Foto hineingebrannt». Die vordefinierten Stile können nach Belieben im Farbton und -Temperatur angepasst und so weiter individualisiert werden. Die Voreinstellung «Leuchtend» macht Sujets hell und brillant, «Kontrastreich» sorgt für noch grösseren Kontrast – also dunklere Schatten und intensivere Farben – und «Warm» und «Kalt» heben entweder goldene oder blaue Untertöne hervor. Diese Einstellungen kommen direkt in der Image-Pipeline zu tragen – in den richtigen Bereichen, ohne dabei aber etwa Hauttöne zu verfälschen. Ein mit einem «Fotografischen Stil» gemachtes Foto ist entsprechend auch fix mit diesen Einstellungen aufgenommen worden. Anders als ein Filter, der auf ein «fertig entwickeltes» Foto daraufgelegt wird und entsprechend auch nur limitierte Fähigkeiten besitzt, aber jederzeit wieder entfernt werden kann.
Sinn und Zweck dieser neuen Funktionalität ist einerseits, dass man als fotografierende Person – trotz verfügbarem RAW-Format – noch mehr Einfluss auf den sonst in grossen Teilen automatisierten Aufnahme-Prozess hat. Andererseits – so lässt sich vermuten – ermöglichen die «Fotografischen Stile» aber auch, dass sich die mit einem iPhone aufgenommenen Fotos mehr an die Fotos von Konkurrenz-Geräten angleichen lassen. Apple verfolgt bei den iPhone-Kameras seit jeher die Philosophie, dass das Aufgenommene möglichst natürlich abgebildet werden soll. Fotos hingegen von etwa einem Samsung-Smartphone, erscheinen derweil meist einiges «lebhafter», mit intensiveren Farben und oft auch stärkeren Kontrasten – etwas, was von vielen Nutzern als «schöner» wahrgenommen wird, von Verfechtern von Apples natürlichem Ansatz aber als «verfälscht» abgestempelt wird. Mit den Stilen ermöglicht es Apple nun, die iPhone-Fotos von Anfang an ebenso aussehen zu lassen, ohne dass sie im Nachhinein entsprechend aufbereitet werden müssen. Mit dem Stil «Leuchtend» etwa ähneln iPhone-Fotos sehr mit einem Samsung-Smartphone aufgenommenen Bildern.
Die intelligente HDR-Funktion «Smart HDR» kommt mit dem iPhone 13 und iOS 15 in der mittlerweile vierten Version daher. Die neue Generation erkennt neu bis zu vier verschiedene Personen in einem Sujet und optimiert den Kontrast, die Belichtung und die Hauttöne pro Person individuell, so Apple.
Weiter gehören natürlich auch in der iPhone-13-Familie weiterhin das Bild-Verarbeitungssystem «Deep Fusion», das RAW-Format «ProRAW» und der «Porträtmodus» zu den technologischen Verbesserungen der «computergestützten Fotografie». Der neue Chip «A15 Bionic» verfügt überdies abermals über einen neuen und noch schnelleren Image-Signal-Prozessor, welcher unter anderem eine verbesserte Rausch-Unterdrückung und Tonwert-Zuordnung ermöglicht.
Auch beim Filmen mit den 13 Pro gibt es zwei grosse Neuerungen. Einerseits hat Apple mit den neuen iPhone-Modellen den «Cinematic Mode» eingeführt, weiter unterstützen die Pro-Modelle neu auch Aufnahmen im professionellen «ProRes»-Format.
ProRes ist ein sehr populäres Format für die Nachbearbeitung von Videos. Wer in diesem Format Videos aufzeichnet, sollte sich indes bewusst sein, dass eine Minute in 10-bit HDR ProRes in 4K-Auflösung etwa 6 GB Speicherplatz verschlingt.
Der neue «Kinomodus» («Cinematic Mode») ist nicht wie ProRes nur auf den Pro-Modellen, sondern auch auf dem iPhone 13 und dem iPhone 13 mini verfügbar. Der neue Modus ermöglicht Porträtmodus-ähnliche Einstellungen in Videos. Er macht die Storytelling-Technik der «Schärfenverlagerung» ohne Aufwand auf dem iPhone möglich. Hierbei wird für die Lenkung der Aufmerksamkeit des Betrachters der Fokus von einem Objekt im Sujet auf ein anderes verschoben. Der Modus sorgt einerseits für den vom Porträtmodus her bekannten Tiefen-Effekt und zum anderen für den automatischen Fokuswechsel – beispielsweise wenn eine Person im Bild eine andere anschaut, wechselt der Fokus automatisch von der einen zur anderen Person. Auch wird automatisch erkannt, wenn ein anderes «wichtiges Motiv» sich in das Sujet bewegt – beispielsweise wenn eine andere Person in das Bild kommt – und verschiebt dann automatisch den Fokus.
Spannend ist, dass diese Tiefenschärfe auch nach dem Drehen noch angepasst werden kann – sowohl das Setzen des Fokus wie auch die Unschärfe an sich.
Umgesetzt wurde das ganze Apple-typisch einfach und der automatische Fokuswechsel funktioniert meist gut. Teils ruckelt es etwas, teils werden schnelle Blick-Wechsel nicht schnell genug erkannt. Im Grossen und Ganzen erzielt der Kinomodus aber hervorragende Resultate. Die Tatsache, dass dies alles automatisch geschieht und man alles in der Nachbearbeitung noch feinschleifen oder komplett abändern kann, beeindruckt.
Revolutionieren könnte der Kinomodus das Filmen mit dem iPhone für Durchschnittspersonen, wohl aber nicht für professionelle Nutzende. Für erstere ist es eine kinderleichte Art und Weise, richtiges Kino-Feeling in die eigenen Videos zu bringen. Und Kudos an Apple, dass mit der neuen Funktion auch das Bewusstsein für die Schärfenverlagerung erhöht wird. Für Profis bietet der Modus noch zu wenig Eingriffs-Möglichkeiten, zu wenig Konfigurations-Möglichkeiten – zu viel läuft automatisiert und ohne grosse Kontrolle.
Aufgenommen werden Videos im Kinomodus in «Dolby Vision HDR» und maximal mit 1080p – spannenderweise übrigens fix mit 30 Bildern pro Sekunde, dies, obwohl bei Kinofilmen 24 oder 25 fps üblich sind.
Auch die mit 12 Megapixel auflösende Selfie-Kamera auf der Vorderseite («TrueDepth-Kamera») unterstützt den Kinomodus – genauso wie die «Fotografischen Stile», Smart HDR 4 und 4K-HDR-Videoaufzeichnungen mit Dolby Vision in bis zu 60 fps.
Und noch mehr
Mindestens für alle, die viel Videos aufzeichnen und noch dazu im ProRes-Format, hat Apple eine neue Speichergrösse im Angebot. Neu gibt es das iPhone auch mit 1 Terabyte Speicherplatz – bisher war bei 512 GB Schluss.
Gleichzeitig bleibt der Lightning-Anschluss aber auf die bisherigen Transferraten limitiert, sodass das kabelgebundene Übertragen grosser Video-Dateien ein Weilchen in Anspruch nehmen könnte. Auch die iPhone-13-Familie verfügt also weiterhin über einen Lightning-Anschluss – USB-C oder gar Thunderbolt bleibt nach wie vor dem iPad (und natürlich dem Mac) vorbehalten.
Die Grafikeinheit des in diesem Test schon mehrmals angesprochenen neuen Chips «A15 Bionic» verfügt neu über fünf Kerne. Die potentere GPU ermöglicht eine «bis zu 50 Prozent schnellere Grafikleistung als die Konkurrenz» und somit die «schnellste Grafik aller Smartphones». Ebenfalls schneller geworden ist die mit 16 Kernen bestückte Neural Engine im A15 Bionic. Siehe dazu auch Tabelle «Übersicht Benchmarks mit ‹Geekbench 5›» weiter oben.
Verpackt sind die neuen iPhone-Modelle übrigens nur noch in einer Karton-Box. Auf die Plastik-Einfassung dieser Box verzichtet Apple neuerdings. Somit können 600 Tonnen Plastik eingespart werden, rechnet der Mac-Hersteller vor. Bis 2025 will Apple komplett auf Plastik in allen Produkt-Verpackungen verzichten.
Fazit zum iPhone 13 Pro Max
Es ist jedes Mal die gleiche Leier. Wenn das neue iPhone aussieht wie das alte, dann ist man geneigt zu denken, was da Neues gekommen ist, sei kein Upgrade wert. «Neuer Wein in alten Schläuchen», quasi. Noch dazu scheinen die neuen iPhone 13 keine wahnsinnigen Neuerungen aufzuweisen – überall einwenig etwas Neues, aber nichts Welt-erschütterndes. Einerseits stimmt das. Die grossen Revolutionen bei den Smartphones kommen nicht mehr im Jahresrhythmus. Müssen sie aber auch nicht. Wer heute ein neues iPhone kauft, kann dieses – auch dank der grosszügigen Politik bezüglich Software-Updates von Apple – über Jahre hinweg einwandfrei nutzen. Andererseits sind die Neuerungen zwar nicht «revolutionär» und es fehlt hier und da der richtig grosse «Wow-Faktor», aber die Verbesserungen sind sehr solide. Das abermals verbesserte Kamerasystem, der noch schnellere Chip, das noch bessere Display … und zu all dem noch eine massive Verbesserung bei der Batterielaufzeit. Die neuen iPhone-13-Modelle bieten viel mehr Neues als man auf den ersten Blick denkt. Und die neuen Pro-Modelle bieten tatsächlich so einiges für die Pros unter uns.
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