Migros setzt auf Bezahllösung Twint: War es das für Paymit?
Spätestens ab dem Jahr 2017 werden Migros-Kunden ihre Einkäufe mit Twint bezahlen können. Das mobile Bezahlsystem der PostFinance wird direkt in die bestehende Migros-App integriert. Damit werden in Zukunft beide Schweizer Detailhandel-Grossverteiler Twint als Bezahllösung akzeptieren. Konkurrent Paymit wird hingegen erst ab diesem Monat testweise in Verkaufsstellen zum Einsatz kommen. Ist dies zu spät?
Die Migros hat am Sonntag Berichte bestätigt, nach welchen das mobile Bezahlsystem Twint bald auch bei der Migros akzeptiert wird. Die mobile Bezahllösung der PostFinance wird in die Migros-App integriert, wie Migros-Sprecher Luzi Weber sagte.
Der Kunde wird in Zukunft die Migros-App an der Kasse starten und dort als Bezahlmethode Twint auswählen können. Danach wird ein QR-Code generiert, der zum Bezahlen gescannt wird. Anders als bei Coop, wo an jedem Verkaufspunkt ein Bluetooth-Transmitter aufgestellt wird, um die Twint-Zahlung abwickeln zu können, kann die Migros zur Twint-Implementation die bestehenden Barcode-Scanner nutzen. Damit spart sich die Migros die Kosten für die Anschaffung und die Installation der Hardware.
Schlechte Implementation der Bezahlfunktion
Die Migros bietet seit August 2015 die Möglichkeit, die Kreditkarte oder das Migrosbank-Konto in der Migros-App zu hinterlegen. Die App generiert für das mobile Bezahlen einen QR-Code, der an der Kasse gescannt wird. Twint dürfte in der Migros-App für den Kunden auf dieselbe Weise zu benutzen sein.
Die Bedienung der Bezahlfunktion überzeugte uns bei einem kurzen Test nicht. Der Bezahlvorgang dauerte zu lange und die Bedienung der App war mühsam. Um die Nummer der Cumulus-Kundenkarte zu erfassen, musste während der Zahlung das Menu gewechselt werden, was sich als zeitaufwändig herausstellte.
Twint erlaubt es, die Kundenkarte mit dem Twint-Konto zu verbinden: Damit kann verhindert werden, dass sowohl die Kundenkarte als auch der Twint-Code für die Bezahlung an der Kasse gescannt werden müssen. Auf diese nützliche Zusatzfunktion verzichtet die Migros allerdings, wie ein Sprecher gegenüber macprime.ch bestätigte. Damit gibt es für den Nutzer kaum einen Gewinn, wenn er Twint in der Migros nutzt.
Ist der Zug für Paymit abgefahren?
Im Frühjahr 2015 wurde mit Paymit eine weitere mobile Bezahllösung vorgestellt. Lanciert von UBS, SIX und der ZKB, erlaubte sie vorerst den Austausch von kleineren Geldbeträgen zwischen verschiedenen Nutzern. Ab Februar dieses Jahres wird es in ersten Geschäften möglich sein, mit Paymit Waren zu bezahlen. Die Nutzer müssen für die Bezahlung einen QR-Code einscannen, den Betrag eingeben und bestätigen.
Ob diese Lösung bei den Kunden auf Anklang stossen wird, ist fraglich. Der Aufwand, den die Kunden für die Bezahlung auf sich nehmen müssen, scheint im Vergleich zu anderen Zahlungsarten zu gross zu sein. Es ist in den meisten Fällen einfacher, per NFC-Kreditkarte oder mit Bargeld zu bezahlen. Solang der Bezahlvorgang nicht einfacher gestaltet wird, wird es für die meisten Kunden keinen Grund geben, Paymit für Einkäufe zu nutzen.
Twint mit Vorsprung
Momentan scheint im Duell zwischen den beiden Schweizer Bezahllösungen Twint die Nase vorn zu haben. In zahlreichen Geschäften kann bereits per Twint bezahlt werden und auch die Überweisung von Geldbeträgen ist möglich.
Wenn es die Macher von Paymit nicht schaffen, eine einfache und schnelle Bezahllösung zu entwickeln, dürfte es das Produkt im Markt schwer haben. Möglicherweise werden der Dienstleister SIX und die UBS ihre Marktmacht nutzen, um das Produkt trotzdem im Markt zu halten.
Doch auch bei Twint scheint man sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen zu wollen. In der letzten Woche startete das Unternehmen eine Aktion, bei welcher Coop-Kunden ein Twint-Guthaben von CHF 10 erhielten, wenn sie sich bei Twint erstmalig registrieren. Wie erfolgreich die Werbemassnahme ist, wird sich noch zeigen. Bislang sind in Coop-Filialen Kunden, die mit Twint bezahlen, selten.
Kooperieren Banken mit Apple und Google?
Möglicherweise wird der schon lange erwartete Markteintritt von Apple und Google die gesamte Branche noch einmal aufmischen. «Apple Pay» ist in den USA im Herbst 2014 erfolgreich gestartet worden und hat dort bereits eine breite Basis. Im letzten Sommer wurde es auch in Grossbritannien aktiviert, im vergangenen Herbst ausserdem in Australien und Kanada. In Hongkong, Singapur und Spanien soll der Dienst noch im Frühjahr starten. Noch diesem Monat soll Apple Pay auch in China lanciert werden.
Damit Apple und Google ihre Bezahllösungen hierzulande konkurrenzfähig anbieten können, sind sie allerdings auf die Kooperation mit den Banken angewiesen. Ob die Post mit der Postcard und mit Twint, oder die Banken mit ihren Kreditkarten Hand für einen Deal bieten werden, ist angesichts der eigenen neuen Lösungen mehr als fraglich.
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3 Kommentare
Kommentar von Rohacopa
Kommentar von Rohacopa
Kommentar von Patrick Bieri
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