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Dienste-Feuerwerk und Star-Aufgebot am Apple Event
Apple hat heute Abend anlässlich eines Special Events im Steve Jobs Theater auf dem Apple Park in Cupertino neue Dienste vorgestellt. Apple News wird durch ein Magazine-Abodienst erweitert («News+»), Apple Pay durch eine Apple-eigene Kreditkarte ausgebaut («Card») und der App Store durch ein Spiele-Abodienst ergänzt («Arcade»). Die «TV»-App von Apple wird visuell überarbeitet und umfasst neu auch die «tv channels», mit welcher Kabel-Angebote und Streamingdienste nicht nur mehr nur in der App gebündelt, sondern direkt in die App integriert werden. Und mit «tv+» bzw. «Apple TV Plus» hat der Mac-Hersteller endlich seine eigenen TV- und Film-Ambitionen angekündigt – mit ganz grossem Star-Aufgebot.
«Today is going to be a very different kind of event» – Apple-CEO Tim Cook kündigte bereits mit seinen ersten Worten auf der Bühne des gigantischen Steve Jobs Theater an, dass diese Keynote einwenig anders werden wird, als man es sich bisher von Apple gewohnt war. Was das Highlight des Abends wird, liess sich bereits aus dem Slogan der Veranstaltung – «It’s show time» – erahnen. Wer die letzten zwei Jahre von Apple nicht gänzlich verschlafen hatte, konnte es sich bereits im Vorfeld des Events ausrechnen, dass Apple nun endlich seine Video-Ambitionen bekannt geben wird. Die letzten Zweifel daran wurden dann mit dem Intro-Video zur Eröffnung der Keynote ausgeräumt. Das Video kam daher wie der Vorspann eines Filmes – «A Think different. Production», «In Association with THE MISFITS, THE REBELS, AND TROUBLEMAKERS», «Staring: Macintosh», «Executive Producer: Apple Pay» oder «Sound by: HomePod» konnte man lesen zwischen künstlerisch animierten Silhouetten von Apple-Produkten und Sequenzen der Apple-Geschichte. Cook führte in seiner Eröffnungsansprache fort, dass Apple nicht nur Hardware von Weltklasse-Qualität baue, sondern auch ebensolche Dienste anbiete. Der heutige Abend, so Cook, drehe sich zu 100 Prozent um eben diese Dienste.
Apple News+: Abodienst für Magazine
Den Start machte Apples Nachrichten-Plattform «Apple News». Hierzulande nur durch einen Trick überhaupt nutzbar, ist die App in den drei Ländern, in denen sie offiziell verfügbar ist (USA, Grossbritannien und Australien), ein Renner. Jeden Monat werden Cook zufolge über 5 Milliarden Artikel darin gelesen. Diese Zahl macht Apple News zur meistgenutzten News-App. Aufbauend auf diesem immensen Erfolg für Nachrichten-Artikel will Apple das Angebot nun durch Inhalte aus bekannten Magazine ausbauen. Zu diesem Zweck kündigt Apple den Dienst «Apple News+» an.
Vorgestellt wurde der neue Dienst von Apples Apps-Chef Roger Rosner. Kaum die Bühne betreten, sorgte dieser zugleich für den peinlichsten Augenblick des Abends. Als Rosner bekannt geben wollte, wie viele Magazine im neuen Dienst verfügbar sein werden, dachte sich der hochrangige Apple-Manager eine Null zu viel an die offizielle Zahl. Statt der Ankündigung «Über 300 Titel» sprudelte voller Enthusiasmus «Über 3000 Titel» aus Rosner heraus. Seinen Versprecher erkannte Rosner verlegen lachend und korrigierte sich sogleich.
Für das neue Magazine-Angebot hat Apple die «Apple News»-App umgemodelt. Neu umfasst sie neben «Today» und «Following» auch einen Reiter namens «News+». Die dort gelisteten Magazine können von den Verlagen mit einem «Live Cover» ausgestattet werden – ein Bewegtbild, welches die jeweilige Magazin-Ausgabe noch einladender aussehen lässt.
Würde man alle diese über 300 Magazine einzeln abonnieren, so Rosner, käme einen das jährlich mit über 8000 US-Dollar zu stehen. Apples neuer Dienst jedoch wird «monatlich nur 9.99 US-Dollar» kosten. Damit erhalte man mit dem Abo Zugriff auf alle Magazin-Titel des Katalogs. Verfolgt werden könne der Lese-Genuss indes nicht, so Rosner. «Was man in Apple News liesst, verfolgt einen nicht im Internet». Verfügbar ist «Apple News+» ab sofort – jedoch vorerst nur in den USA. Auch in Kanada geht der Dienst ab sofort an den Start, dort neben Englisch auch in Französisch. «Später in diesem Jahr», ohne ein konkretes Datum zu nennen, startete News+ überdies auch in Australien und Grossbritannien.
Tim Cook zufolge sei der neue Nachrichten- und Magazin-Abodienst «grossartig für Kunden und grossartig für die Herausgeber».
Apple Card: Eigene Kreditkarte von Apple
Als zweites wurde der Bezahldienst Apple Pay mit einer Neuerung erweitert. Bis Ende Jahr werde das Bezahlsystem in über 40 Ländern angeboten werden, so Cook. Bis dato ist der Dienst in 32 Regionen lanciert worden – zuletzt Mitte Februar in Saudi-Arabien und in Tschechien. Geht es im gleichen Takt weiter wie bisher, dann werden in diesem Kalenderjahr weltweit über 10 Milliarden Transaktionen über Apple Pay abgewickelt.
Das bestehende Arsenal an Funktionen – Apple Pay Bezahlfunktion am Terminal und in Online Stores via Safari-Browser, virtuelle Apple-Cash-Karte, Person-zu-Person-Überweisungsmöglichkeit – wird im Sommer durch eine Apple-eigene Kreditkarte erweitert. Die neue «Card» vorgestellt hat Apple-Pay-Chefin Jennifer Bailey.
Man wolle die Art und Weise, wie man eine Kreditkarte nutzt verändern. In der «Wallet»-App gibt es bei der «Apple Card» eine neue Übersicht über den Betrag den man auf Kredit hat, wie viel man bereits ausgegeben hat und wann die nächste Zahlung fällig sein wird. Der Support für die Karte geschieht direkt in der Nachrichten-App. Wolle man beispielsweise die eigene Anschrift ändern, sei das so einfach wie «die Adresse einem Kollegen zu schreiben».
Als Belohnungssystem nutzt Apple nicht irgend ein intransparentes Punkte-System, wie das bei anderen Kreditkarten-Herausgebern oft der Fall ist, sondern der Mac-Hersteller setzt auf Cash-Back. «Daily Cash» genannt, erhält der Nutzer bei jeder Transaktion mit der Apple Card einen Teil des Betrages zurückerstattet. Dies zudem nicht monatlich, sondern wie es der Name bereits andeutet täglich. «It’s cash – like ‹real cash›», witzelt Bailey auf der Bühne des Apple-Park-Auditoriums. Auf herkömmliche Transaktionen erhalten Apple-Card-Nutzer 2 Prozent «daily cash», auf Einkäufe von Apple-Produkten in den physischen oder virtuellen Stores des Unternehmen sogar deren 3 Prozent. Bei «Daily Cash» gäbe es zudem keine Limite.
Für ein «gesünderes finanzielles Leben» mit der Kreditkarte kann in einer Übersicht auch der womöglich anfallende Zins bei der Rückzahlung der Kredite visuell verständlich aufbereitet angezeigt werden.
Apple würde zudem keine Verzugsgebühren verlangen, keine Gebühren für internationale Transaktionen, keine Jahresgebühren und auch keine Kontoüberziehungsgebühr. Die Verzinsung sei ausserdem auf einem der tiefsten Niveaus der Branche. Und Apple werde auch keine Strafzinsen verlangen, so Bailey.
Wie bei allen in Apple Pay hinterlegten Kreditkarten werden die Karten-Daten sicher von allen anderen Daten und Programmen im eigenständigen Chip Secure Enclave abgelegt.
Aktiviert werden kann die Apple Card «innert wenigen Minuten» über die standardmässig auf jedem iPhone vorinstallierten «Wallet»-App.
Für Situationen, in denen Apple Pay vom Verkäufer nicht akzeptiert wird (z.B. kein Kontaktlos-Terminal), stellt Apple den Card-Nutzern auch eine physische Kreditkarte aus. Diese ist Apple-typisch in einem minimalistischen Design gehalten. Hergestellt aus Titanium, ist darauf nur das Apple-Logo, der Chip und der Name des Besitzers zu sehen. Weder die Kreditkarten-Nummer, der dreistellige Sicherheitscode, das Ablaufdatum, noch die Unterschrift sind auf der Karte zu sehen. Dies erhöht abermals die Sicherheit der Apple Card. Wer diese Angaben trotzdem braucht, findet sie in der Wallet-App bei der virtuellen Card. Das «Daily Cash» bei Transaktionen mit der physischen Karte beträgt übrigens 1 Prozent.
Als Bank hinter der Karte fungiert die US-Grossbank Goldman Sachs. Apple weiss wie auch bei allen anderen Kreditkarten bei Apple Pay weder wo, wann und mit welchem Betrag die Karte eingesetzt wird. Auch Goldman Sachs hat sich von Apple verpflichten lassen, die durch die Nutzung der Karte erhobenen Daten nicht an Dritte weiterzugeben.
Lanciert wird die Apple Card im «Sommer 2019» vorerst nur in den USA.
Apple Arcade: Ein Abodienst für Spiele
Ohne Unterbruch geht es nach der Lancierung von News+ und der Card weiter mit einer Neuerung für den App Store. Das iPhone-Betriebssystem iOS ist Tim Cook zufolge die grösste Gaming-Plattform der Welt – und eben dieses «Gaming» will Apple noch besser machen. 500 Millionen Nutzer besuchen wöchentlich den App Store. 1 Milliarde Nutzer haben daraus bisher mindestens ein Spiel auf ihrem Gerät installiert. Die Spiele-Abteilung im Store zählt aktuell über 300’000 Apps. Eben an diesem Ort – in einem neuen Reiter im App Store – baut Apple nun einen Spiele-Abodienst auf. «Arcade» sei der weltweit erste Abodienst für Mobile-, Desktop- und Wohnzimmer-Titel.
Mit dem Abo wird man Zugriff auf alle Spiele des Kataloges haben. Werbung, In-App-Käufe oder weitere Kosten bei Updates werde es bei diesen Abo-Titeln keine geben. Wer ein Spiel auf dem iPhone beginnt, kann es am Mac oder am mit Apple TV ausgerüsteten Fernseher dort weiterspielen, wo auf dem iOS-Gerät aufgehört wurde. Apple Arcade kann zudem innerhalb der Familie ohne Zusatzkosten von allen Mitgliedern genutzt werden.
Zum Start im Herbst 2019 werde der Dienst über 100 neue und exklusive Spiele umfassen. Apple arbeitet für den Dienst mit einer Vielzahl an namhaften Studios und diversen Indie-Entwicklen zusammen. Lanciert werden wird Apple Arcade in über 150 Ländern. Genaue Details – auch zum Preis – werden «zu einem späteren Zeitpunkt» bekannt gegeben, heisst es seitens Apple.
Apple TV Channels: Alles in einer App
Die vor zwei-einhalb Jahren eingeführte «TV»-App von Apple erhält eine neue Aufmachung. Präsentiert von Apples Dienste-VP Peter Stern und der Program-Management-Direktorin Cindy Lin, umfasst die App in einem überarbeiteten Erscheinungsbild zudem eine weitere Neuerung: Bereits bisher bündelte die App diverse Streamingdienst-Apps und US-Kabel-Angebote. Neu fasst die App deren Inhalte nicht nur an einem zentralen Ort zusammen, sondern integriert die Apps direkt in die TV-App. Man hat also weiterhin Zugriff auf Filme, Fernsehserien, Kinder-Sendungen und Sport-Übertragung diverser Dienste – um diese aufzurufen muss nun aber nicht mehr aus der TV-App in die jeweilige App gewechselt werden, sondern alles passiert direkt in der TV-App. Hulu, HBO, iTunes Movies, PrimeVideo oder Kabel-Inhalte sind so an einem Ort direkt zugänglich.
Dieser tv channels genannter Apple-Dienst wird ab Mai dieses Jahres mittels Software-Update für die TV-App unter iOS und tvOS eingeführt. Im Herbst wird die TV-App zudem auch auf dem Mac lanciert.
Noch in diesem Frühling soll Apples «TV»-App auch für Smart-TV von Samsung und später auch von LG, SONY und VIZIO veröffentlicht werden. Auch für ROKU- und fireTV-Settop-Boxen wird die App lanciert.
Ist die App bisher nur in 10 Ländern freigeschaltet, wird die neue überarbeitete App in über 100 Ländern und Regionen verfügbar gemacht.
Apple TV+: Filme und Fernseh-Serien von Apple
Zurück auf der Bühne, leitete Cook direkt auf das Highlight des Abends hin. Der Apple-CEO sinnierte über die Tugenden des Storytellings: «Grossartige Geschichten können die Welt verändern. Grossartige Geschichten können uns bewegen und inspirieren. Sie können uns überraschen und unsere Ansichten in Frage stellen.» Bei Apple sei man davon überzeugt, dass man durch grossartiges Storytelling etwas Wichtiges beitragen könne zu unserer Kultur und zu unserer Gesellschaft, so Cook. Das Unternehmen möchte dazu einen Dienst lancieren, den es in dieser Form «nirgends sonst» gäbe: tv+.
Für die Vorstellung des neuen Dienstes überlässt Cook den Branchenpersönlichkeiten Jamie Erlicht und Zack Van Amburg die Bühne. Das erfolgreiche TV-Duo hinter «Breaking Bad» leitet seit Sommer 2017 Apples Video-Ambitionen. Die beiden lassen nach einer kurzen Ansprache aber gleich einige der Talente sprechen, mit denen Apple dieses neue Abenteuer starten wird. In einem dramatisch angehauchten Video-Reel mit Steven Spielberg, J.J. Abrams, Sofia Coppola, Ron Howard, Jennifer Aniston, Octavia Spencer, M Night Shyamalan, Damien Chazelle und anderen wird von eben diesen die Wichtigkeit und die Kraft des Geschichten-Erzählens erläutert.
Nach dem Schwarz-Weiss-Kurzfilm erscheint Regisseur Steven Spielberg auf der Bühne und erhält von den Anwesenden eine Standing Ovation. Spielberg erzählt von seinem Projekt zur Achziger-Jahre Sci-Fi-Serie «Amazing Stories». Gefolgt wird der Altmeister vom Duo Reese Witherspoon und Jennifer Aniston, welche wiederum von ihrem Projekt «The Morning Show» erzählen – mit witziger Unterstützung von Steve Carell, welcher mittendrin auf die Bühne stolpert. Die Schauspieler Jason Momoa und Alfre Woodard stellten die Serie «See» vor, in welcher sie mitspielen, und Multitalent Kumail Nanjiani stellte seine Show «Little America» vor. Ebenfalls auf die Bühne kamen Kult-Regisseur J.J. Abrams und die Sängerin Sarah Bareilles für ihr Projekt «Little Voice» und auch die Sesamstrasse-Figur Bibo («Big Bird») fand den Weg auf die Bühne.
Eine spezielle Einführung erhielt zum Schluss die Ex-Talkmasterin Oprah Winfrey. On Stage kündigte die einflussreiche Frau an, sie habe sich «mit Apple verbündet». Die Zusammenarbeit wurde von Apple vergangenen Juni bekannt gegeben. Oprah kündigte an, an mehreren Dokumentationen für Apple zu arbeiten. Ein Projekt mit dem Arbeitstitel «Toxic Labor» drehe sich um das Thema Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Mit einer Doku-Serie über die Psychische Gesundheit wolle sie ausserdem dazu beitragen, die Stigmatisierung dieses Thema zu beseitigen. Weiter möchte Oprah auf Apples neuer Plattform einen Buchclub aufbauen – ähnlich dem Buchclub, den sie früher sehr erfolgreich unterhielt.
Apples Angebot wird neben den während der Keynote vorgestellten Projekten noch diverse weitere Projekte umfassen. In den vergangenen Jahren sind Details über mindestens rund 30 Projekte ans Tageslicht gekommen. Wann welche Serien verfügbar gemacht werden, ist indes noch unklar. Die Apple-eigenen Inhalte wird es Cook zufolge nur bei Apple selbst zu sehen geben.
Apple will Apple TV+ «im Herbst 2019» in über 100 Ländern lancieren. Die genauen Details zur Verfügbarkeit und zum Preis des Abos sollen ebenfalls im Herbst bekannt gegeben werden. Angekündigt ist einzig, dass der Dienst werbefrei sein soll.