Fall in der Schweiz: Gefälschte iPhone aus Hongkong in Originale umgetauscht
Zwischen 2015 und 2019 hat ein im Aargau wohnhafter heute 34-Jähriger zusammen mit seiner Mutter gefälschte iPhone-Modelle aus Hongkong in Schweizer Apple Stores und in Läden des Händlers Data Quest gegen originale iPhone umgetauscht.
Die gefälschten, täuschend echt aussehenden Geräte wiesen geklonte IMEI-Nummern von original Apple-Geräten auf, bei denen ein «Apple Care Protection Plan» aktiv war. Durch die Garantieverlängerung gibt es auch bei Schäden wie Wasserschaden eine kostenlose Reparatur. Mit den vermeindlichen iPhone mit Wasserschaden hat der junge Mann dann die Stores aufgesucht. In diesen wurden die Geräte aufgrund der Batterie nicht direkt geöffnet, womit sie in den Läden ungeöffnet akzeptiert und mit einem original iPhone umgetauscht wurden. Die Originale versandte der Mann dann nach Hongkong. Für jedes Gerät erhielt er eine Provision von 10 Franken. Er Mann soll über 1000 Geräte umgetauscht haben. Gesamthaft soll er über 10’000 Franken erwirtschaftet haben. Der Mac-Hersteller, welcher in diesem Fall als Privatkläger auftritt, macht einen Schaden von über 1 Million Franken geltend, berichtet SRF.
Auch die Mutter des Mannes muss sich verantworten, denn auch sie hat einige iPhone-Lieferungen für ihren Sohn angenommen und gut 100 Geräte selbst umgetauscht. Wie es in der Anklageschrift heisst, «weil der Sohn keine Zeit hatte».
Die Staatsanwaltschaft spricht von einem Garantie-Missbrauch und wirft den beiden auch gewerbsmässigen Betrug und Markenrechtsverletzung vor. Sie nennt das Vorgehen «raffiniert» und «arglistig».
Aufgefallen ist die ganze Sache, weil eine Lieferung von 50 der «täuschend echt aus Hongkong stammenden iPhone» vom Basler Zoll entdeckt wurden.
Der Fall wurde gestern am Bezirksgericht Baden behandelt, dort mussten sich die beiden Angeklagten verantworten. Die Drahtzier aus Hongkong sind unbekannt, sollen aber angeblich weltweit operieren. Der Angeklagte soll nur telefonisch und über das Internet Kontakt mit ihnen gehabt haben. Die als Absender angegebene Firma soll auch schon versucht haben, gefälschte Geräte in die USA zu verschicken. Auch aus England ist die Masche bekannt. Die beiden Angeklagten, die aus Hongkong stammend seit knapp 20 Jahren in der Schweiz leben, sollen seit Jahren mit finanziellen Problemen kämpfen. Der Mann war Hilfskoch und arbeitslos. Die Frau soll auf Sozialhilfe angewiesen sein.
Vor Gericht verteidigten sich Sohn und Mutter, dass sie nicht gewusst hätten, dass es sich bei den iPhone um Fälschungen handelt. Sie hätten im guten Glauben im Auftrag eines Bekannten aus Hongkong die Geräte in der Schweiz reparieren lassen, weil Chinesen angeblich immer wieder Probleme mit Reparaturen von Apple haben sollen.
Die Aargauer Staatsanwaltschaft fordert für den Mann vier Jahre Gefängnis, eine Geldstrafe und eine Busse. Weiter soll er für sieben Jahre aus dem Land verwiesen werden. Die Frau soll 18 Monate Gefängnis bedingt und eine Probezeit von zwei Jahren erhalten. Im Fall gilt die Unschuldsvermutung. Das Urteil wird heute erwartet.
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