Stephen Gary Wozniak
Co Founder Apple
Verfasst im März 2007
In den 70er-Jahren entwickelte sich das Silicon Valley zu einem Mekka der Elektronikindustrie. Neue Firmen schossen wie Pilze aus dem Boden, und Elektronikbegeisterte aus aller Welt zog es nach Kalifornien. Als Steven Jobs und Stephen Wozniak 1976 gemeinsam die Firma Apple gründeten, schien Apple ein Unternehmen wie tausend andere zu sein.
Doch der Schein trügte. Schon nach kurzer Zeit konnte Apple erste Erfolge verbuchen, und entwickelte sich unglaublich schnell zu einer festen Grösse der Branche. Apple unterschied sich von der Konkurrenz durch seine legendäre Unternehmenskultur sowie durch überlegene Produkte, welche Apple einer einzigen Person verdankt, dem Mitbegründer und Angestellten Nummer eins, Stephen Gary Wozniak. Der begnadete Bastler gilt als Erbauer des ersten echten Personal Computers sowie von zahlreichen anderen technologischen Meilensteinen und wurde im Lauf der Jahre zu einer Ikone.
Kindheit und Familie
Stephen Wozniak wurde am 11. August 1950 im Silicon Valley geboren. Sein Vater arbeitete als Elektroingenieur und konnte Steve schon früh für Mathematik und Elektronik begeistern. Woz vertiefte sich immer mehr in die Materie, so dass er bereits im Kindesalter zahlreiche Auszeichnungen erhielt, beispielsweise für seine erste Rechenmaschine, welche er im Alter von 13 Jahren konstruierte.
Während seiner Zeit an der örtlichen High-School sah Wozniak zum ersten Mal in seinem Leben einen richtigen Computer. Er war so fasziniert von den Möglichkeiten jenes Gerätes, dass er sich zum Ziel setzte, einmal selbst einen Computer zu entwerfen.
Die erste Begegnung mit Steven Jobs
Dieser Traum erfüllte sich während seiner Zeit am Collage im Jahre 1971. Gemeinsam mit seinem Nachbar Bill Fernandez baute Woz in dessen Garage seinen ersten Computer, den er «Creme Soda Rechner» nannte. Zwar besass der Rechner lediglich einige Schalter und LEDs, doch für damalige Verhältnisse war es eine beachtliche Leistung. Eines Abends nahm Bill Fernandez einen Mitschüler mit in seine Garage, und stellte ihn Woz als Steven Jobs vor. Jobs wollte den von Fernandez und Wozniak konstruierten Computer sehen, und war tief beeindruckt.
Kurze Zeit später brach Wozniak sein Studium ab, um als Ingenieur für Hewlett Packard zu arbeiten. Dort beschäftigte er sich mit der Entwicklung von Schaltungen für programmierbare Taschenrechner. Dabei begegnete Wozniak eines Tages wieder Steven Jobs, der während seinen Schulferien bei HP arbeitete. Durch das gemeinsame Interesse an der Elektronik befreundeten sich die beiden und trafen sich immer häufiger.
In seiner Freizeit entwickelte Stephen Wozniak eine so genannte «blue box». Dieses Gerät emulierte die Signale der Telefongesellschaft, und ermöglichte es, gratis Ferngespräche zu führen. Eines Tages rief Wozniak den Vatikan an und wünschte, den Papst zu sprechen, um zu beichten. Es hiess, der Papst sei gerade am Schlafen, aber man könne ihn wecken. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Woz hängte auf. Gemeinsam mit Steven Jobs begann Woz, die blue boxes an Studenten zu verkaufen. Als aber nach einiger Zeit sogar die Mafia in das Geschäft einstieg und die Telefongesellschaften immer strengere Kontrollen einführten, wurde ihnen das Risiko zu gross, und die beiden gaben das Geschäft auf.
Der erste Apple-Computer
1975 gründeten einige fanatische Tüftler den Homebrew Computer Club. Wozniak nahm von Beginn weg an den Treffen teil und nutzte die Gelegenheit, um jeweils seine neuesten Entwürfe zu präsentieren. In diesem Jahr kam auch der erste kostengünstige Mikroprozessor, der MOS 6502, welcher für 25 Dollar verkauft wurde, auf den Markt. Aufbauend auf der Architektur dieses Chips begann Wozniak mit der Konstruktion seines ersten richtigen PCs. Er entwickelte eine Platine bestehend aus 40 Chips, einem 1 MHz 6502 Prozessor, 4 Kilobyte RAM sowie einem 256 Byte ROM um Programme zu starten. Der Rechner verfügte bereits über Anschlüsse für Kassettenrekorder, Tastatur und TV-Bildschirm. Steven Jobs verfolgte die Entwicklung dieses Computers mit, und schlug Wozniak vor, den Computer kommerziell zu vertreiben. Gemeinsam schafften sie es, die Herstellungskosten durch die Verwendung von günstigen D-RAMs entscheidend zu senken.
Wozniak stellte den fertigen Computer seinem Arbeitgeber HP vor. Doch damals war man sich bei HP noch nicht bewusst, welches Potenzial im PC-Markt steckte, und lehnte einen Kauf des Computers mit der Begründung ab, dass sich HP nicht mit der Entwicklung von Personal Computern beschäftige. Da die beiden keinen Interessenten für ihren Entwurf fanden, schlug Jobs die Gründung einer eigenen Firma vor. Wozniak war skeptisch, denn er beschäftigte sich lieber mit der Entwicklung als mit der Vermarktung seiner Produkte. Ausserdem fühlte er sich wohl an seinem Arbeitsplatz, und war nicht bereit, diesen aufzugeben, nur um sich auf das Abenteuer einer eigenen Firma einzulassen.
Doch Jobs blieb hartnäckig. Er sah ihre Chance, einen völlig neuen Marktzweig zu erschaffen. Auf das Versprechen hin, ihre Firma würde die Entwicklung eines Nachfolgecomputers finanzieren, gab Woz schliesslich nach. So gründeten die beiden zusammen mit Ronald Wayne, einem Freund von Jobs, am 1. April 1976 gemeinsam die Firma Apple. Sie verkauften den von Woz gebauten Computer als Apple I in einem Holzgehäuse zu einem Stückpreis von 666 Dollar. Innerhalb eines Jahres gelang es Apple, einige hundert Apple I abzusetzen. Somit konnten sie sich zwar über Wasser halten, doch der grosse Durchbruch war ihnen nicht gelungen.
Der Apple II
Dies änderte sich schlagartig, als Apple auf der WESCOM-Messe im April 1977 den Apple II vorstellte und zu einem Preis von 1298 Dollar verkaufte. Der von Wozniak konstruierte Apple II war eine technologische Revolution. Untergebracht in einem Kunststoffgehäuse mit aufsetzbarem Bildschirm und einer Tastatur war der Apple II in BASIC programmierbar, konnte Grafik ausgeben und verfügte über die Möglichkeit, ein Diskettenlaufwerk anzuschliessen. Ausgestattet war der Rechner mit 4 Kilobyte RAM, die sich auf maximal 48 Kilobyte erweitern liessen. Wozniak war es gelungen, sämtliche Funktionen auf eine einzige Platine zu verbauen, und benötigte dazu nur ein Minimum an Schaltkreisen.
Der Apple II wurde zum Symbol eines neuen Industriezweiges, der Computerbranche. Apple wuchs rasant, und stellte laufend neue Mitarbeiter ein. Am Apple III arbeiteten bereits mehr als 50 Ingenieure, sodass Wozniak zunehmend an Einfluss verlor. Ende der 70er-Jahre wechselte Wozniak in die Entwicklungsabteilung des Macintosh. Dort wirkte er aber lediglich als Berater und erstellte keine eigenen Entwürfe.
Das Leben neben Apple
Kurze Zeit später wurde Wozniak das Opfer eines Flugzeugabsturzes. Er überlebte das Unglück, doch sein Kurzzeitgedächtnis funktionierte nicht mehr. Schockiert durch dieses Ereignis beschloss Stephen Wozniak, Apple für einige Zeit zu verlassen und sich Dingen zu widmen, für die er in den vergangenen Jahren keine Zeit hatte. Wozniak kehrte zurück an das Collage und holte die Abschlüsse in Informatik und Elektronik nach. Während dieser Zeit heiratete Wozniak seine Freundin, welche er beim Telefonservice «Dial-a-Joke» kennengelernt hatte.
Ab 1984 setzte sich Wozniak für den Einsatz von Computern in Schulen ein, und sponserte zahlreiche Pilotprojekte. Damals war der Apple II bei Schulen sehr beliebt, und es gelang Apple, mehr als 5 Millionen Exemplare des von Wozniak entworfenen Rechners abzusetzen. Drei Jahre nach seinem Weggang beschloss Woz, wieder zu Apple zurückzukehren. Er beschäftigte sich mit der Entwicklung des Apple IIx, welcher auf einer neuen Prozessorgeneration basierte. Doch auf Grund des Wettbewerbes zwischen dem Mac-Team und der Apple II Unit verliess Wozniak das Unternehmen nach weniger als zwei Jahren wieder. Kurze Zeit darauf erhielt Stephen Wozniak gemeinsam mit Steven Jobs die Nationalmedaille für Technologie. Diese wurde ihnen im Weissen Haus vom amerikanischen Präsidenten Ronald Reagen überreicht.
Fortan gründete Wozniak mehrere Unternehmen, welche zum Ziel hatten, die Elektronik in die Haushalte zu bringen. Mit CL-9 entwickelte er eine Universalfernbedienung, welche sämtliche Geräte eines normalen Haushaltes steuern konnte. Sein jüngstes Unternehmen, “Wheels of Zeus”, arbeitet an der Entwicklung von einfachen Navigationsgeräten für den Privatgebrauch.
Während den vergangenen 20 Jahren setzte sich Wozniak für viele humanitären Projekte ein. Er finanzierte Schulen in der ehemaligen Sowjetunion und organisierte mehrere Rock-Festivals. Er setzte sich für den amerikanisch-russischen Frieden ein und investierte sein gesamtes Vermögen in soziale Projekte. Wozniak war nie ein Mensch, der nach Ruhm und Reichtum strebte, sondern einer, der sich mit dem Menschsein befasste. 1990 gründete Woz das Technologie Museum «Tech of Silicon Valley», das «San Jose-Cleveland Ballett» und das «Children’s Discovery Museum», worauf in San Jose eine Strasse nach ihm benannt wurde. Später gründete er die «Electronic Frontier Foundation» und wurde im Jahr 2000 in die «Inventors Hall of Fame» aufgenommen.