olloclip für iPhone 5

Austauschbare Objektive waren bis vor einigen Jahren noch eine exklusive Domäne der Spiegelreflexkameras — heute gibt es auch welche für Smartphones wie das iPhone. Der «olloclip» vereint gleich drei Objektive in einem. Ein Testbericht.

Patrick Bieri

In den letzten Jahren verbesserten sich die Bildsensoren der Smartphone-Kameras enorm. Während das erste iPhone noch über eine Kamera mit einer Auflösung von 2 Megapixeln verfügte, bietet das iPhone 5 bereits eine Kamera mit einer Auflösung von 8 Megapixeln und hoch-komplexer Technik auf engstem Raum. Mit den immer leistungsfähiger werdenden Kameras machen die modernen Smartphones den Kompaktkameras ihr Terrain streitig. Aufgrund der kompakten Bauweise der Smartphones gibt es allerdings gewisse Beschränkungen beim verbauten Objektiv. Die Smartphone-Hersteller müssen beim Bau eines Smartphones ein Objektiv wählen, welches in den meisten Situationen passende Bilder liefert, aber für Aufnahmen im Makro- oder Weitwinkelbereich nicht geeignet ist. Wer es gewohnt ist, mit Spiegelreflexkameras zu arbeiten, der schätzt die Möglichkeit, das Objektiv auf einfache Weise wechseln zu können. Genau dieses Prinzip haben sich die Entwickler von olloclip zu eigen gemacht und für das iPhone adaptiert.

olloclips Ursprung

Interessant an olloclip ist nicht nur das Produkt an sich, sondern auch die Entstehungsgeschichte hinter dem Produkt. Der olloclip wurde von Entwickler Patrick O‘Neill und Designer Chong Pak im Jahr 2011 auf der Plattform Kickstarter zum ersten Mal vorgestellt. Die beiden Gründer suchten interessierte Kleininvestoren. Nach einem Monat hatten die beiden Unternehmer von 1’300 Investoren über 68’000 US-Dollar eingenommen. Die Entwickler konnten so über 50’000 US-Dollar mehr einnehmen, als sie sich als Mindestziel erhofft hatten. Der Grundstein für ein erfolgreiches Startup war gelegt.

Allgemeines zum olloclip

Der olloclip besteht aus einem Kunststoffaufsatz, bei welchem auf beiden Seiten jeweils ein Objektiv verbaut ist. Als Nutzer bekommt man also nicht drei einzelne Objektive geliefert, sondern die drei Objektive werden als Einheit wahrgenommen. Sodass beim Aufsetzen der Linsen nicht permanent der Ausschaltknopf gedrückt wird, gibt es eine spezielle Aussparung an der entsprechenden Stelle.
Nach dem Aufsetzen des olloclips ist es allerdings nicht mehr möglich, den Ausschaltknopf zu betätigen. Das ist nicht weiter störend, da das Aufsetzen und Absetzen des olloclips problemlos und schnell funktioniert. Die Kunststoffhalterung sorgt des Weiteren dafür, dass das hintere Mikrofon komplett und der Blitz des iPhones halb verdeckt wird. Als Nutzer ist man daher gut beraten, wenn man den Blitz während des Fotografierens mit dem olloclip deaktiviert lässt.

Mitgeliefert werden zwei Deckel zum Schutze der Objektive und ein kleines Täschchen für den olloclip
Mitgeliefert werden zwei Deckel zum Schutze der Objektive und ein kleines Täschchen für den olloclip

Der olloclip verfügt über insgesamt drei Objektive. Auf der Oberseite befindet sich das Fischaugenobjektiv und auf der Unterseite das Weitwinkelobjektiv. Wenn man das Weitwinkelobjektiv abschraubt, dann kommt das Makroobjektiv zum Vorschein. Die Linsen selbst sind mit Aluminium geschützt, was für einen hochwertigen Eindruck sorgt. Mitgelieferte Schutzkappen sorgen dafür, dass die aus Glas gefertigten Linsen nicht durch Kratzer beschädigt werden. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten ist ein praktisches Täschlein, in welchem das olloclip während des Transportes verstaut werden kann. Auf den ersten Blick fällt die Kompaktheit des olloclips auf. Mit einem Durchmesser von maximal 2.2 cm, einer Höhe von maximal 3.5 cm und einem Gewicht von nur 20 Gramm lässt sich der olloclip auf einfache Weise transportieren.

Foto OHNE olloclip
Foto OHNE olloclip
Foto mit olloclip Weitwinkelbojektiv
Foto mit olloclip Weitwinkelbojektiv
Foto mit olloclip Fischauge
Foto mit olloclip Fischauge

Das Fischaugenobjektiv

Abgesehen davon, dass die Objektive angeschrieben sind, erkennt man das Fischaugenobjektiv naturgemäss daran, dass es den grössten Platz einnimmt. Bei voller Auflösung sind bei den mit dem Fischauge erstellen Fotos in den Ecken schwarze Ränder zu erkennen. Diese Ränder entstehen durch den Fischaugeneffekt. Wem dieser Effekt nicht gefällt, der kann entweder ein wenig zoomen oder man bearbeitet die Bilder am Computer nach. Wenn man mit dem Fischaugenobjektiv Filme aufnehmen will, dann liegen die schwarzen Ränder an den Ecken aufgrund des geänderten Bild-Formates ausserhalb des Bildes.
In der Mitte sind die Bilder, welche mit dem Fischaugenobjektiv aufgenommen wurden, noch sehr scharf. Gegen aussen nimmt die Schärfe der gemachten Bilder allerdings markant ab. Diese grosse Unschärfe an den Rändern ist eine Folge des sehr kleinen Objektivs. Das Fischaugenobjektiv zeigt somit sehr deutlich, dass der olloclip nicht mit einem herkömmlichen Kameraobjektiv verglichen werden kann. Mit Hilfe dieses Objektivs kann man allerdings Fotos mit speziellen Effekten machen.

Foto mit olloclip Fischauge
Foto mit olloclip Fischauge

Das Weitwinkelobjektiv

Mit dem Weitwinkelobjektiv des olloclips lässt sich mit der iPhone-Kamera ein doppelt so grosser Bereich aufnehmen als ohne dem Zusatz-Objektiv. Der darstellbare Bereich ist nicht so gross wie mit dem Fischaugenobjektiv, dafür ist die Verzerrung auch deutlich kleiner. Gegen aussen nimmt wie beim Fischaugenobjektiv die Schärfe ab. Der Effekt ist beim Weitwinkelobjektiv allerdings weniger stark ausgeprägt. Auch bei diesem Modus macht es sich bemerkbar, dass das Objektiv sehr klein ist.
Ideal ist das Weitwinkelobjektiv, wenn man mit einem Foto eine grössere Gruppe, ein grösseres Objekt oder ein Panorama fotografieren möchte. Andererseits könnte man als Nutzer auch die Panoramafunktion von iOS 6 oder eine spezialisierte App nutzen, um grössere Objekte fotografisch festzuhalten. Mit der Panoramafunktion von iOS 6 würde auch die Unschärfe an den Rändern entfallen, würde jedoch eine (automatische) Abfolge von mehreren Fotos benötigen.
Der grösste Nutzen entfaltet das Weitwinkelobjektiv, wenn man mit dem iPhone Filme drehen möchte. Im Filmmodus wird der darstellbare Bereich im Gegensatz zum Fotomodus automatisch verkleinert. Mit Hilfe des Weitwinkelobjektivs lässt sich dieser Effekt wieder korrigieren.

Foto mit olloclip Weitwinkelobjektiv
Foto mit olloclip Weitwinkelobjektiv

Das Makroobjektiv

Das Makroobjektiv ist unterhalb des Weitwinkelobjektivs versteckt. Um das Makroobjektiv nutzen zu können, muss das Weitwinkelobjektiv entsprechend abgeschraubt werden.
Mit dem Makroobjektiv ist es möglich, Fotos von Objekten aus einer geringen Distanz von rund 1.2 cm zu machen. Als Nutzer muss man sich dabei zuerst daran gewöhnen, mit dem Objektiv so nahe an das zu fotografierende Objekt heranzutreten. Die Bilder, welche mit diesem Objektiv gemacht werden, sind sehr detailliert und scharf. Feinste Strukturen, beispielsweise der Haut oder einer Pflanze, sind dank diesem Objektiv erkennbar. Als Nutzer muss man allerdings über eine ruhige Hand verfügen, da sonst die Bilder schnell unscharf werden.

50 Rappen-Stück mit olloclip Makro-Objektiv
50 Rappen-Stück mit olloclip Makro-Objektiv

Fazit

Mit dem olloclip ist den Entwicklern ein tolles iPhone-Zubehör gelungen. Der olloclip ist leicht, nicht sperrig und passt somit in jede Jackentasche. Wer nicht immer eine Kompakt- oder Spiegelreflexkamera mitnehmen will, aber beim Smartphone nicht auf Weitwinkel und Makro verzichten möchte, für den ist der olloclip die richtige Wahl. Der olloclip ist allerdings nicht dazu gedacht, eine Kompaktkamera — geschweige denn eine Spiegelreflex — komplett zu ersetzen. Aufgrund der kleinen Linsen entsteht beim Weitwinkel- und Fischaugenobjektiv gegen aussen gewisse Unschärfen. Die Entwickler mussten hier einen Kompromiss zwischen der kompakten Bauweise des Objektivs sowie der Bildqualität machen.
Qualitativ die besten Bilder liefert sicherlich das Makroobjektiv, welches detaillierte und scharfe Bilder kleiner Objekte und feiner Strukturen möglich macht. Dass der Blitz mit aufgesetztem olloclip nicht mehr benutzt werden kann, ist aus unserer Sicht nur ein kleines Manko.
Mit einem Preis von CHF 79.95 gehört der olloclip sicherlich nicht zum günstigsten iPhone-Zubehör. Angesichts des Funktionsumfanges sowie der hohen Verarbeitungsqualität scheint der Preis aus unserer Sicht als gerechtfertigt. Der Funktionsumfang der iPhone-Kamera wird dank des wechselbaren Objektivs auf sinnvolle Weise ergänzt.

Testbericht: Patrick Bieri, Fotos: Stefan Rechsteiner

Beispielfotos

Folgend sind die Originalauflösungen der Beispielfotos verlinkt — in einer skalierten Version sind diese auch in der untenstehenden Gallery abgebildet.

Achtung: Bilder sind 3-6 MB gross

Jesuitenkirche, Luzern
Kappelbrücke, Luzern
Rathausturm, Luzern
Altstadt, Luzern
Panorama (Jesuitenkirche, Theater, Kappelbrücke und Rigi), Luzern
See mit Hofkirche, Luzern
Makroaufnahmen:

Bildergalerie

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