Mac mini (late 2014)
Zwei Jahre lang wurde der kleinste aller Macs nicht mehr aktualisiert. Die Hoffnungen in das Update dieses Herbstes waren entsprechend gross. Wir haben uns das neue Modell des kleinen, günstigen Budget-Mac über die vergangenen Wochen genauer angeschaut.
Testmodell
Für unseren Test haben wir uns für das mittlere Standard-Modell entschieden. Dieser Mac mini ist ausgerüstet mit einem 2.6 GHz schnellen Intel Dual-Core Prozessor des Typs «Core i5» der Haswell-Generation (Turbo-Boost bis 3.1 Ghz), 8 GB Arbeitsspeicher sowie einer 1 TB grossen Festplatte und der Intel «Iris»-Grafik. Dieses Modell kostet im Handel 779 Schweizer Franken.
Alle drei von Apple angebotenen Standard-Modelle lassen sich auf bis zu 16 GB RAM ausbauen. Bei den beiden teureren Modellen ist es ausserdem möglich, die CPU durch ein 3 GHz schnellen Dual-Core «Core i7» mit Turbo-Boost bis 3.5 GHz auszutauschen. Dieses Upgrade kostet beim mittleren Modell (unser Testmodell) 320 Franken und beim teureren Modell deren 220 Franken. Das CPU-Upgrade ist beim teureren Modell günstiger, weil dieses standardmässig bereits mit einem höhergetakteten CPU geliefert wird (2.8 GHz i5).
Eine Quad-Core-Option wie beim Vorgängermodell sucht man beim diesjährigen Mac mini jedoch vergeblich — den Mac mini gibt es nur noch mit Dual-Core CPUs.
Das RAM-Upgrade von 8 GB auf 16 GB kostet bei den beiden teureren Modellen 220 Franken. Beim Einsteigermodell kann der Arbeitsspeicher für 110 Franken von 4 GB auf 8 GB, oder für 330 Franken von 4 GB auf 16 GB heraufgesetzt werden.
Wie viel RAM man dem kompakten Mac spendieren will, muss man neu wieder bereits beim Kauf festlegen. Die Unterseite des neuen Mac mini lässt sich nicht mehr so einfach öffnen und die RAM-Bausteine austauschen wie dies bisher der Fall war — neu begrüsst den Nutzer unter dem Mac-mini-«Fuss» nur noch eine Metall-Platte.
Bei den Festplatten sind die Ausstattungs-Möglichkeiten von Modell zu Modell unterschiedlich. Das standardmässig mit einer 500 GB Serial-ATA-Festplatte mit 5400 Umdrehungen pro Minute ausgerüstete Einsteigermodell kann einzig für 275 Franken mit einer 1 TB grossen Fusion-Drive versehen werden.
Mehr Optionen bieten sich ab dem mittleren Modell (unser Testsystem) an. Dieses Modell hat von Haus aus eine 1 TB Festplatte verbaut, welche für 220 Franken entweder durch einen 256 GB grossen Flash-Speicher (SSD) oder durch eine 1 TB grosse Fusion Drive ersetzt werden kann.
Das teuerste Modell kommt bereits standardmässig mit einer 1 TB grossen Fusion Drive daher. Hier kann anstelle der verbauten Fusion Drive auf Wunsch eine 256 GB SSD gewählt werden — ohne Zusatzkosten. Optional verbaut Apple für 330 zusätzliche Franken einen 512 GB grossen Flash-Speicher, oder zum Aufpreis von satten 880 Franken sogar einen 1 TB grossen Flash-Speicher.
Alle Flash-Speicher bzw. SSDs basieren neu auf dem schnellen PCIe-Anschluss.
Der günstigste Mac mini (1.4 GHz i5, 4 GB RAM, 500 GB HDD, HD Graphics 5000) ist damit bereits ab 549 Schweizer Franken zu haben.
Ein auf das Maximum aufgerüsteter Mac mini (3 GHz i7, 16 GB RAM, 1 TB PCIe-SSD, Iris-Grafik) kommt derweil mit 2419 Schweizer Franken fast an den Einstiegspreis des neuen iMac mit Retina 5K Display heran.
Design & Anschlüsse
Am Gehäuse des Mac mini hat Apple auf den ersten Blick nichts geändert. Das Design ist seit dem Wegfall des SuperDrive-Laufwerks mit dem Modell vom Sommer 2011 unverändert.
Der Mac mini ist mit 3.6 Zentimeter Höhe und je 19.7 Zentimeter Breite/Länge der weiterhin kompakteste Desktop-Mac. Auch das Gewicht bleibt mit je nach Modell 1.19 bis 1.22 Kilogramm unverändert zu seinen Vorgängern.
Auf der Rückseite des Gerätes ist dann auch der einzige sichtbare Unterschied zum 2012er-Modell sichtbar: Der neue Mac mini kommt neu statt mit nur einem mit zwei Thunderbolt-Anschlüssen daher, verlor dafür aber den FireWire-800-Anschluss. Erwähnenswert ist, dass es sich bei den beiden Thunderbolt-Anschlüssen um das neue, doppelt so schnelle «Thunderbolt 2» handelt. Über Thunderbolt 2 können bis zu 20 GB/s übertragen werden.
Weiterhin in Reih-und-Glied verfügbar sind die vier USB-3.0-Anschlüsse, ein HDMI und ein Gigabit-Ethernet-Anschluss sowie ein SDXC-Card-Slot und je ein 3.5mm Analog/Optisch Jack Audio Ein- bzw. Ausgang.
Nicht mehr beigelegt wird dem Mac mini ein HDMI-zu-DVI-Adapter, diesen und andere Adapter muss man wieder separat erwerben.
Alle drei neuen Mac-mini-Modelle unterstützen neu bis zu zwei externe Bildschirme mit einer Auflösung von 2560 mal 1600 Pixel. Über Thunderbolt 2 oder HDMI lässt sich ein FullHD-Display (1080p) mit 60 Hz oder sogar ein UltraHD-Fernseher (3840 mal 2160 Pixel) mit 30 Hz oder ein 4K-Display (4096 mal 2160 Pixel) mit 24 Hz betreiben. Aufgrund fehlender Unterstützung für «Multi-Stream Transport»-Displays (MST) in den bei den neuen Mac minis verbauten Grafikeinheiten kann UHD-TV und 4K jedoch nicht mit 60 Hz ausgegeben werden.
Leistung
Nachdem vergangenes Jahr mit Ausnahme des Mac mini alle anderen Mac-Modelle von Intels «Ivy Bridge»-Prozessor-Generation auf die «Haswell»-Generation umgesattelt worden sind, blieb der kompakte Mac als einziger bis in diesem Jahr mit den älteren Prozessoren ausgestattet.
Da in diesem Jahr die Lancierung der neuen «Broadwell»-Generation von Intel diverse Male verschoben werden musste, erhielten die Haswell-Macs in den vergangenen Monaten nur leicht aktualisierte CPU-Updates. Die diesjährigen Mac-Modelle sind deshalb auch nur marginal leistungsfähiger als die 2013er-Modelle (abgesehen vom neuen iMac mit Retina 5K Display natürlich).
Das bedeutet aber auch, dass der neue Mac mini, der mit dem jetzigen Update endlich mit Haswell-CPUs bestückt wurde, eigentlich gleichgezogen hat mit den sonstigen Mac-Konfigurationen von vergangenem Jahr. Statt Intels «Ivy Bridge»-CPUs sind nun «Haswell»-CPUs verbaut — diese sind bei gleicher Taktfrequenz energieeffizienter und haben mehr Rechen- und Grafik-Leistung.
Auch bei der verbauten Funktechnik ist der Mac mini nun gleich auf mit den anderen Macs: neu funkt der Kompakt-Mac mit 802.11ac Wi-Fi. Dies erhöht die theoretische Bandbreite von 450 Megabit pro Sekunde beim 2012er-Modell (802.11n) auf 1.3 Gigabit pro Sekunde beim neuen Mac mini.
Schneller Speicher — aber nur optional
Ein anderer Bereich, in dem der neue Mac mini gegenüber dem Vorgängermodell einen grossen Schritt ins Hier-und-Jetzt gemacht hat, ist der verbaute Speicher. Beziehungsweise: Sofern man das nötige Kleingeld hat um sich eine der Flash-Speicher-Optionen zu leisten. Apple vollzog beim Mac mini den bei den anderen Macs bereits gemachten Wechsel von über SATA III zu PCI Express angebundenen SSDs. Der schnellere Anschluss ermöglicht eine signifikant schnellere Leistung beim Lesen und Schreiben von Daten auf dem Speicher.
Unser Testsystem jedoch ist nicht mit einem Flash-Speicher und auch mit keiner Fusion Drive ausgerüstet, sondern mit einer herkömmlichen Harddisk. Bei der mit 5400 Umdrehungen pro Minute angetriebenen SATA-III-Festplatte erreichen wir in unseren Tests Spitzenwerte von gut 100 MB pro Sekunde. Zum Vergleich: die im neuen Retina-iMac integrierte SSD schnurrt mit gut 300 MB Schreibe- bzw. fast 700 MB Lesetransfer pro Sekunde.
Entscheidet man sich für eine SSD, erhält man laut anderen Tests auch beim Mac mini einen vielfach schnelleren Speicher.
Auch bereits eine Investition in eine Fusion Drive lohnt sich allemal, wie wir das bereits in früheren Reviews ausführlich thematisierten.
Energieverbrauch
Durch den im Vergleich zum letztjährigen Modell noch energieeffizienteren Prozessor und dem effizienteren LPDDR3-Arbeitsspeicher konnte Apple die Energieeffizienz des Mac mini noch weiter steigern. Apple weist deshalb auch beim neuen Kompakt-Mac gerne darauf hin, dass der Mac mini der «energie-effizienteste Desktop-Computer auf dem Markt» ist. Der Mac mini erfülle die Anforderungen für die «ENERGY STAR»-Auszeichnung beispielsweise nicht nur, sondern übertreffe diese sogar mit neu siebenfachem Wert (2012 noch «sechsfach»).
Benchmarks
Auf den Zahn gefühlt zeigt sich trotz neuer Prozessor-Generation, dass die neu verbauten CPUs nicht performanter sind als diejenigen im Vorgängermodell. Es ist zum Teil sogar ein Rückschritt erkennbar.
In den Single-Core-Tests schneidet der neue Mac mini mit Haswell etwa gleich ab wie das Vorgängermodell. Die neuen CPUs sind zwar bei gleicher Taktrate performanter, jedoch war der Ivy Bridge im Turbo-Boost-Modus höher getaktet. Drastisch ins Gewicht fällt dies beim neuen Einsteigermodell, welches nur mit einem 1.4 GHz schnellen CPU ausgestattet ist. In den Multi-Core-Tests fallen die neuen Modelle ab, vor allem die teureren Modellen, die beim alten Modell dank dem i7 noch mit zwei weiteren Cores ausgerüstet waren (Quad vs. Dual Core). Diese Ausrüstungs-Einbusse kann die neue CPU-Generation nicht einfach wett machen. In CPU-Benchmark-Tests fallen die neuen Mac minis deshalb durchs Band hinter die Vorgängermodelle.
Bei alltäglichen Arbeiten hingegen dürften die Performance-Einbussen nicht oder nur gelegentlich auffallen. Dies, da die neuen Haswell-CPUs mehr als genug Leistung haben für Alltägliches wie im Internet surfen, iWork-Arbeiten, etwas Photoshop, Medien-Konsumation oder dergleichen.
Erst bei Applikationen und Tasks, die optimal auf alle verfügbaren Cores zurückgreifen, machen sich die Dual Cores gegenüber den Quad Cores vom Vorgängermodell in der Performance negativ bemerkbar.
Sollte der Mac mini sehr Prozessor-lastige Aufgaben übernehmen müssen, dann empfiehlt sich in die teureren Modelle und in das CPU-Upgrade zu investieren.
Ein Teil der CPU-Einbusen können je nach zu leistender Arbeit auch durch eine Fusion-Drive oder besser eine SSD wett gemacht werden.
Grafik
Das 2012er-Modell des Mac mini hat Intels HD 4000 Grafikeinheit verbaut. Diese GPU war die beste integrierte Grafik, die in der «Ivy Bridge»-Generation und den im Mac mini verbauten CPU-Typen damals verfügbar war.
Beim neuen Mac mini erhält man beim Einsteigermodell neu eine Intel HD 5000. Diese integrierte Grafikeinheit ist auch im 21.5-Zoll iMac und in den beiden MacBook-Air-Modellen verbaut.
Die beiden teureren Mac-mini-Modelle haben eine «Iris 5100» integriert — die gleiche integrierte Grafik wie das 13-Zoll MacBook Pro mit Retina Display. Diese GPU setzt auf 1536 MB shared Memory, besitzt also keinen dedizierten Arbeitsspeicher wie die Iris Pro 5200, welche im 15-Zoll MacBook Pro mit Retina Display zum Einsatz kommt.
Bei der Grafik leistet der neue Mac mini definitiv einiges mehr — das zeigt sich auch bereits bei den oben erwähnten unterstützen externen Monitoren, deren Auflösung neu bis zu 4K reichen können.
In Benchmarks bestätigt sich die signifikant bessere Grafikleistung: Die HD 5000 im Einstiegsmodell ist laut Tests etwa 40 Prozent schneller, und die Iris 5100 in den beiden teureren Modellen fast doppelt so leistungsfähig wie noch die Grafik im 2012er-Modell.
Der Mac mini ist zwar weiterhin nicht der optimalste Mac wenn es darum geht Highend-Games zu spielen, aber dem neuen Kompakt-Mac kann bezüglich Grafik neu doch einiges mehr aufgelastet werden.
Kaufempfehlung
Die oben angesprochenen Leistungs-Einbusen bei der CPU durch das fehlen von zwei Cores kommen enttäuschend, wenn man bedenkt, dass auf das Mac-mini-Update zwei Jahre lang gewartet werden musste. Immerhin kann der kompakte Mac aber in der Grafik-Leistung und beim optional erhältlichen, schnelleren Flash-Speicher gegenüber dem Vorjahresmodell überzeugen.
Der neue Mac mini bietet unter dem Strich aber auch bereits beim Einsteigermodell eine etwas bessere Leistung als das 2012er-Modell. Gegenüber noch älteren Modellen von 2011 oder 2010 (Slot-In) sind hingegen schöne Leistungsverbesserungen zu erkennen.
Wer derzeit nicht umbedingt einen neuen Mac mini braucht, dem sei angeraten auf ein mögliches Broadway-Update im Verlaufe von 2015 zu warten. Sofern Apple im nächsten Jahr ein solches bringen wird. Nicht ausgeschlossen ist, dass der Mac mini erneut wieder erst in zwei Jahren ein Update erfahren wird.
Wer beim Mac mini aber nicht auf die maximale CPU-Power angewiesen ist, der ist mit dem aktualisierten und leicht im Preis gesenkten Kompakt-Mac sehr gut bedient.
Fazit
Das Mac-mini-Update war längst überfällig und bringt einige Verbesserungen mit sich — CPU-Upgrade auf die aktuelle Haswell-Generation, Thunderbolt 2, gute Grafikleistung und schnellen, aber optionalen Flashspeicher auf PCIe-Basis — aber rein CPU-performance-mässig ist das Update leider ein nicht minimaler Rückschritt. Die fehlende Quad-Core-Ausrüstung bei den teuereren Modellen machen sich in der Highend-Leistung sehr schmerzlich bemerkbar. Es kommt also nicht von ungefähr, dass Apple während der Keynote im Oktober den neuen Mac mini nur am Rande erwähnte. Ein Must-Have-Update ist der neue Mac mini nicht, aber letztendlich ein solides Update für den kostengünstigsten und kompaktesten aller Mac.
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