iMac 27” Ultimate (late 2013)
Wer in diesen Tagen einen Apple Store aufsucht und einen aktuellen iMac in Augenschein nimmt, wird auf den ersten Blick kaum merken, dass Apple vor wenigen Wochen erst eine neue Modellgeneration seines beliebtesten Desktop-Computers auf den Markt gebracht hat. Äusserlich nicht von seinem Vorgänger zu unterscheiden und einzig durch eine schlichte Pressemitteilung angekündigt, verwundert es allerdings kaum, dass der neue iMac bei seinem Debüt keine grossen Schlagzeilen lieferte. Zu Unrecht, wie die Spezifikationen des iMacs zumindest auf dem Papier vermuten lassen. Ausgestattet mit besseren Prozessoren, neuen Grafikchips, schnellerem SSD-Speicher und der nächsten Generation an Wi-Fi-Technologie ist Apples neustes Mac-Modell mit Sicherheit einen zweiten Blick wert. Handelt es sich doch beim iMac nicht mehr nur einfach um den Apple-Klassiker schlecht hin, sondern um den wohl populärsten Desktop-Rechner überhaupt.
Im Westen nichts Neues
Nachdem wir in unserem letzten iMac-Review ausführlich über sämtliche Äusserlichkeiten der Geräte geschrieben hatten, halten wir uns diesmal kurz. Aus gutem Grund: Äusserlich sehen die neuen iMacs ihren Vorgängern nicht einfach nur ähnlich, sie sind hinsichtlich Display, Anschlüssen und Gehäuse schlicht identisch.
Dies darf durchaus positiv verstanden werden. Optisch ist das schlanke, hochwertige Aluminium-Gehäuse ein echter Hingucker und lässt auch hinsichtlich seiner Verarbeitung keinerlei Wünsche offen. Das Display liefert ein klares Bild mit erstklassiger Farbdarstellung auch bei ungünstigen Betrachtungswinkeln und bildet ohne Zweifel eines der, wenn nicht das Highlight der neueren iMac-Serien.
Was die gut versteckten und entsprechend mühsam zu erreichenden externen Anschlüsse auf der Gehäuserückseite betrifft, hat sich ebenfalls nichts verändert. Der iMac besitzt vier USB-3- sowie zwei Thunderbolt-Buchsen für den Anschluss externer Geräte. Ebenfalls vorhanden sind ein SDXC-Kartenslot, ein optisch-digitaler Audio-Port sowie ein Gigabit-Ethernet-Anschluss. Ein optisches Laufwerk sucht man am neuen iMac wie schon an der 2012er-Generation vergeblich.
Für hochgezogene Augenbrauen, oder, ehrlicher formuliert, für eine leise Enttäuschung sorgte Cupertino sicherlich mit dem Entscheid, auf eine Thunderbolt-2-Schnittstelle zu verzichten. Nachdem Apple Thunderbolt 2 zusammen mit dem neuen (noch nicht erhältlichen) Mac Pro für diesen Herbst angekündigt hatte, war dies seit längerem das erste Signal, dass Apple noch immer an das Potential dieser Technologie glaubt. Wie es sich die Mac-Company jedoch vorstellt, dass sich zwei unterschiedliche (wenn auch kompatible) Thunderbolt-Standards auf einem Markt behaupten sollen, welcher Thunderbolt trotz dessen beeindruckenden Spezifikationen nun bereits seit drei Jahren penetrant ignoriert, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Im besten Fall bleibt die stille Hoffnung, Apple möge sich bei der wohl in Kürze fälligen nächsten MacBook-Pro-Generation gnädiger zeigen und Thunderbolt 2 wenigstens in den «Pro»-Produkten durchgängig verbauen.
Während Apple hinsichtlich Thunderbolt nicht vom Fleck kommt, vermag der neue iMac hingegen an anderer Stelle zu punkten. Neu unterstützt der All-in-one-Mac Drahtlosnetzwerke nach dem 802.11ac-Standard. Eine entsprechende WLAN-Station vorausgesetzt sind damit theoretisch Verbindungsgeschwindigkeiten von bis zu 1’300 Mbit/s möglich. Oder, um es einfacher auszudrücken, Funkverbindungen mit dem neuen iMac sind rund drei Mal schneller im Vergleich zu früheren Modellen.
Bekanntes Quartett
Im Apple Store lässt sich der iMac wie gehabt in vier Standardausführungen zu (unveränderten) Preisen zwischen 1’499.- und 2’279.- Franken erwerben. An den Displaygrössen von 21.5 Zoll in den günstigeren und 27 Zoll in den teureren Modellen hat sich ebenso wenig verändert wie an der durchgehenden Ausstattung mit acht Gigabyte Arbeitsspeicher und einer Festplatte mit einer Kapazität von einem Terabyte. Sieht man vom Preis und der Displaygrösse ab, unterscheiden sich die vier Konfigurationen primär durch die verbauten Quad-Core-Intel-Core-i5-Prozessoren, die Grafikleistung und die Erweiterungsmöglichkeiten.
Wer sich für das Einstiegsmodell entscheidet, muss auf eine separate Grafikeinheit verzichten. Apple setzt hier auf Intels neue «Iris Pro»-Chipsatzgrafik, welche für die meisten Aufgaben des Alltages auch mehr als genügend Leistung bringt. Wir konnten die Iris-Pro-Grafik nicht testen, in der Theorie sollte sich die Chipsatzgrafik jedoch kaum vor der NVIDIA GeForce GT 650M aus dem Vorgängermodell verstecken müssen. Als Prozessor setzt Apple beim kleinsten iMac auf einen Core i5 mit 2.7 Gigahertz Taktrate. Nimmt man 200 Franken mehr in die Hand, erhält man als Gegenleistung einen 2.9 Gigahertz schnellen Prozessor (beziehungsweise einen 3.1 GHz Core i7 für weitere 220.- Franken) und eine GeForce-GT-750M-Grafik, welcher ein Gigabyte Videospeicher zur Seite steht. Die Modelle mit 27-Zoll-Bildschirm kommen von Haus aus mit einer GeForce-GT-755M respektive GTX-775M (mit 2 GB Videospeicher) und bieten Intel-Prozessoren mit 3.2 und 3.4 Gigahertz Taktfrequenz.
Da sich die iMacs nachträglich kaum mehr aufrüsten lassen, lohnt es sich, gleich beim Kauf einen Blick auf allfällige Zusatzoptionen zu werfen. Dies betrifft insbesondere Arbeits- und Massenspeicher. Die 21-Zoll-iMacs bietet Apple gegen Aufpreis mit maximal 16 Gigabyte Speicher an, ebenfalls möglich ist der Einbau eines bis zu 512 Gigabyte grossen Solid State Drives oder eines ein Terabyte grossen Fusion Drives. Die Geräte mit 27-Zoll-Display unterstützen bis 32 Gigabyte Arbeitsspeicher. Hier bietet Apple auch grössere Solid State Drives (bis 1 TB) und Fusion Drives (bis 3 TB) an. Für das High-End-Modell stehen überdies zusätzliche Prozessor- und Grafikkarten-Optionen zur Auswahl. Auf Wunsch verbaut Apple hier einen 3.5 Gigahertz schnellen Intel Core i7 sowie eine GeForce GTX 780M mit stolzen vier Gigabyte Videospeicher.
Volles Tempo für das Fusion Drive
Im Fazit meines Reviews der letztjährigen iMac-Modellpalette hatte ich noch die Hoffnung geäussert, Apple möge das Fusion Drive doch bald standardmässig in jedem iMac verbauen. Während sich dieser Wunsch nicht erfüllt hat, wirbt Apple nun stattdessen damit, das Fusion Drive nochmals beschleunigt zu haben. Wie schon beim aktuellen MacBook Air wird der SSD-Speicher im iMac nun über eine PCIe-Schnittstelle angebunden, was gegenüber der bis anhin verwendeten Serial-ATA-Technologie höhere Datenraten zulässt. Es leuchtet jedoch ein, dass sich eine schnellere Anbindung des Massenspeichers nur dann wirklich in der Performance niederschlägt, wenn der verbaute Speicher das höhere Tempo auch mitgeht.
Und wie schon beim MacBook Air hat Apple in dieser Hinsicht nicht zu viel versprochen. Schon die Startzeit, welche zumindest gemäss Stoppuhr nochmals um einen Hauch verbessert werden konnte (14s bei unserem Testgerät mit einem 3-Terabyte-Fusion-Drive) lässt vermuten, dass das Fusion Drive auch in der jüngsten iMac-Generation für viel Freude sorgt.
Spätestens beim Benchmark-Test bestätigte sich diese Vermutung auf eindrückliche Weise. Mit dem Fusion Drive erzielten wir durchschnittliche Leseraten von 660 MB/s, verglichen mit den ebenfalls schon ordentlichen 400 MB/s der Vorgängergeräte entspricht dies einer Tempo-Steigerung um rund zwei Drittel. Bei den in den meisten Anwendungen etwas weniger relevanten Schreibraten massen wir Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 300 MB/s, also nahezu identische Werte wie schon beim 2012er-iMac.
Im Alltag macht sich das schnellere Fusion Drive überall dort bemerkbar, wo mit grossen Datenmengen gearbeitet wird. Beim Umgang mit iPhoto oder iMovie beispielsweise spürt man bereits als Heimanwender die Auswirkungen des schnelleren Massenspeichers. Wer die Leistungsgrenze des iMacs mit anspruchsvoller Videobearbeitung, leistungsfähigen Berechnungsprogrammen oder beispielsweise CAD-Anwendungen auslotet, ist ebenfalls dankbar um jedes Quäntchen Geschwindigkeit des Massenspeichers.
Sorgte das Fusion Drive bereits beim letztjährigen iMac für viel positive Schlagzeilen, so gibt es nun noch weniger Argumente für den Einbau eines reinen (und entsprechend teuren) Solid State Drives in einen iMac. Natürlich gibt es immer Luft nach oben, doch das aktuelle Fusion Drive dürfte speedmässig bereits die meisten heute erhältlichen Solid State Drives hinter sich lassen.
Auf dem Prüfstand
Ordentlich Power versprechen die neuen iMacs aber nicht nur im Hinblick auf das optionale Fusion Drive. Auch bei der Prozessor- und Grafikleistung hat Apple nochmals ein paar Kohlen nachgelegt. Sämtliche neuen iMacs besitzen Prozessoren der Haswell-Architektur, also der neusten Generation aus dem Hause Intel. Verglichen mit den Ivy-Bridge-Chips aus dem Vorjahr sind die Verbesserungen an der Mikroarchitektur allerdings moderat ausgefallen. Das wichtigste Merkmal ist die reduzierte Leistungsaufnahme, welche bei einem Desktop-Rechner wie dem iMac allerdings nur von begrenztem Interesse ist.
Performancemässig verspricht Intel eine durchschnittliche Steigerung im Bereich von drei bis sechs Prozent, was im Alltag kaum spürbar ist.
Unser Testgerät ist mit einem 3.5 Gigahertz schnellen Core-i7-Chip ausgestattet, also dem schnellsten Prozessor, den die iMac-Familie zu bieten hat. Dem Prozessor stehen acht Gigabyte Arbeitsspeicher und eine NVIDIA-Grafik des Typs GeForce GTX 780M zur Seite.
In der Praxis bestätigt sich, was die Theorie bereits erahnen lässt. Hinsichtlich der reinen CPU-Leistung stellen die neuen iMacs keine nennenswerte Verbesserung gegenüber den Vorgängermodellen dar. Dies ist insofern erwähnenswert, als dass bereits der Sprung vom iMac aus dem Frühjahr 2011 zum iMac von Ende 2012 bezüglich purer Rechenleistung einer glatten Nullrunde entsprach. Unser CPU-Test, bei dem die Zeit zur Konvertierung von HD-Videos ermittelt wird, liefert ein ernüchterndes Bild: Verglichen mit dem Top-Modell der iMac-Palette des Jahres 2011 (ein 3.4 GHz Core i7 der Generation «Sandy Bridge») bietet das von uns getestete aktuelle iMac-Top-Modell einen Leistungszuwachs von bescheidenen 8.6 Prozent. Der iMac des Jahres 2012 — damals hatten wir nicht das Top-Modell getestet, deshalb gestaltet sich ein Vergleich schwieriger — dürfte sich irgendwo dazwischen einreihen.
Man kann es drehen und wenden wie man möchte: Eine Leistungssteigerung von weniger als zehn Prozent in rund zweieinhalb Jahren ist erschreckend wenig. Trotzdem ist dies nur die halbe Geschichte. Um diese Zahlen richtig beurteilen zu können, muss man der Frage nachgehen, weshalb Apple keine schnelleren Chips im iMac verbaut. Die Antwort ist überraschend einfach: Es gibt keine schnelleren Prozessoren. Von allen Desktop-Chips, die Intel aktuell anbietet (darunter über 30 verschiedene Haswell-Varianten) ist der in unserem Testgerät verbaute Prozessor die leistungsfähigste Ausführung. Ein Core i7 mit 3.5 Gigahertz. Dies ist ganz einfach das Ende der Fahnenstange.
Doch nicht nur bei der CPU, auch bei den Grafikchips verbaut Apple mit der GeForce GTX 780M das absolut Beste, was der Markt derzeit (an Notebook-Grafikchips, Apple setzt im iMac traditionell keine Desktop-Grafikkarten ein) hergibt. Die Grafikkerne der 700er-Serie von NVIDIA basieren auf derselben Architektur wie die 600er-Chips, welche Apple im Vorgänger-iMac verbaute.
Doch erfreulicherweise zeichnet sich hier ein anderes Bild als noch beim Vergleich der CPU-Performance. Die Grafik in unserem Test-iMac ist in der Theorie rund 35 Prozent schneller als die schnellste Grafiklösung, welche Apple in der Modellserie 2012 einsetzte. Da wir jene Grafik nie getestet hatten, sind Quervergleiche kaum möglich, doch eines können wir mit Sicherheit festhalten: Wer zur GeForce GTX 780M greift, erhält eine Grafiklösung mit ordentlich Dampf unter der Haube.
Als Benchmark-Tool verwendeten wir das Rennspiel F1 2012, welches nicht nur die wichtigsten Funktionen moderner Grafikchips, sondern auch die native Displayauflösung des 27-Zoll-iMacs unterstützt. Bei maximaler Auflösung und allen Details auf der höchsten Stufe ermittelte der Benchmark eine durchschnittliche Bildwiederholrate von 48 FPS (Minimal 33 FPS), was einem angenehm flüssigen Spielerlebnis entspricht. Dass ein Mac ein aktuelles Spiel mit anspruchsvoller 3D-Grafik bei maximalen Grafikdetails in dieser Auflösung flüssig wiedergeben kann, war noch vor wenigen Jahren völlig undenkbar. Unterdessen meistert der iMac solche Aufgaben mit spielerischer Leichtigkeit.
Pures Understatement
Und damit haben wir die Essenz des iMacs sicherlich erfasst. Der iMac bietet das Beste und Neuste, was der Markt an Prozessoren, Grafikchips und Massenspeicher zu bieten hat. Gleichzeitig präsentiert sich der iMac in einem extrem schlanken, fast schon graziös anmutenden Aluminiumkleid. Egal was sich an technischen Komponenten im Innern verbergen mag, der iMac wird selbst unter Volllast kaum warm, bleibt stets angenehm leise und kommt nahezu ohne Kühlschlitze aus. Nichts lässt erahnen, dass der iMac nicht nur als schickes Display, sondern auch als reiner Rechenknecht eine hervorragende Figur macht. Es ist dieses Understatement, mit dem sich der iMac auf gleichsam wohltuende als auch beeindruckende Weise von der grossen Masse an Desktop-PCs abzuheben vermag.
Der iMac des Jahres 2013 bietet keine spektakulären Neuerungen, aber auch kaum sichtbaren Raum für Verbesserungen. Alles unter der Voraussetzung, man ist bereit, eine ordentliche Stange Geld für die Ausstattung in die Hand zu nehmen. Ein Fusion Drive ist in unseren Augen eine fast schon zwingende Investition und auch beim Arbeitsspeicher zeigt sich Apple nicht übermässig grosszügig, so dass sich eine Aufrüstung auf 16 Gigabyte wohl in vielen Fällen auszahlen würde. Als Gegenwert erhält man einen Rechner, der auch in einigen Jahren mit Sicherheit noch viel Freude bereiten wird.
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