iPhone X
2017 ist ein spezielles Jahr für Apple. Zum Zehnjährigen des iPhone zauberte der Mac-Hersteller gleich zwei neue Smartphone-Generationen aus dem Hut. Das neue iPhone 8 Plus haben wir in unserem Testbericht als «die letzte, vollendete Iteration der alten Garde, bevor das Smartphone mit dem iPhone X neu interpretiert wird», bezeichnet. Und nun ist es also da, das iPhone X – die 13. Generation des Apple-Smartphones.
Während Apple schier bei jedem seiner neuen iPhone von einem «komplett neuen Gerät» schwärmte, scheint nun das iPhone X mehr, als nur ein «neues iPhone» zu sein. Das Unternehmen will mit dem iPhone X die Grundpfeiler für die nächsten zehn Jahre legen. Mit ihm könne man «der Zukunft ‹Hallo› sagen».
Vieles, was ein iPhone zu einem iPhone macht, wurde beim iPhone X grundlegend überdacht. Es sind denn auch einige Aspekte radikal umgebaut worden.
Ist das iPhone X tatsächlich ein solch grosser Wurf, wie ihn Apple anpreist? Definiert das iPhone X eine neue Generation an Apple-Smartphones? Oder hat sich Apple mit den vielen Neuerungen beim iPhone X schlicht übernommen?
Wir haben das neue Highend-iPhone für euch zwei Wochen lang ausführlich getestet. Folgend unser Erfahrungsbericht zum iPhone X.
Zusammen mit dem iPhone 8 und iPhone 8 Plus teilt das neue Highend-iPhone aber eine Fülle an weiteren Neuerungen. In diesem Review haben nicht nochmals alle Aspekte einzeln behandelt. An einigen Orten verlinken wir deshalb auf unser ausführliches Review zum ebenfalls neuen iPhone 8 Plus. Wer sich für das iPhone X interessiert, sollte entsprechend auch unser iPhone-8-Plus-Testbericht studieren – dort gibt es noch zahlreiche weitere Details, Infos und Hintergründe zu den Neuerungen, die auch das iPhone X mit sich bringt.Für diesen Testbericht haben wir uns primär auf die iPhone-X-spezifischen Neuerungen konzentriert.
Inhaltsverzeichnis
- Design
- Display
- Notch/Kerbe
- Bedienung
- TrueDepth-Kamerasystem
- Dual Kamera
- Und noch vieles mehr
- Kaufempfehlung
- Fazit zum iPhone X
Neu, und doch vertraut
Seit dem revolutionären ersten iPhone vor zehn Jahren sind zwar Jahr für Jahr neue und in vielerlei Hinsicht bessere iPhone-Modelle auf den Markt gekommen, das Unternehmen verfolgte dabei aber mehrheitlich einen iterativen Ansatz: Apple baute bei jedem neuen iPhone auf die Erfolgsrezepte aus den Vorjahren auf und verband diese mit Neuerungen. Darunter gab es ganz klar auch grössere Evolutionen, wie 2010 das erste hochauflösende «Retina»-Display mit dem iPhone 4, oder 2013 der Fingerabdrucksensor «Touch ID» beim iPhone 5s. In all den Jahren wurde auch das Design stets verbessert.
Die 10-jährige iPhone-Geschichte kann man in drei Gehäuse-Designs unterteilen: Das originale Design der ersten Generation, des 3G und des 3GS; Das kantige Design des iPhone 4, 4s, 5, 5s und SE; Und das runde Design der grossen iPhone-Modelle 6 und 6 Plus, 6s und 6s Plus, 7 und 7 Plus, sowie 8 und 8 Plus.
Alle drei Design-Typen, und alle Iterationen dazwischen, hatten immerzu die gleiche visuelle Sprache. Was ein iPhone ausmachte, war ein längliches Gerät mit stark abgerundeten Ecken, sowie ein Display umgeben von dünnen Rändern auf der Seite und etwas dickeren Balken oben und unten. Im oberen Balken mit Kamera und Telefon-Lautsprecher, im Unteren das wohl unverkennbarste iPhone-Element überhaupt: die Home-Taste. Eben diese gibt es nun nicht mehr.
Nur deshalb ist das iPhone X nun aber keine designtechnische «Revolution», sondern nur eine weitere Verfeinerung des ikonischen (dritten) iPhone-Designs der letzten Jahre. Das iPhone X ist unverkennbar ein Bruder des ebenfalls neuen iPhone 8 und ganz klar ein Nachkomme des 2014 eingeführten iPhone-6-Designs. Beim X gibt es punktuell Unterschiede zum 8ter, und diese sorgen dafür, dass das iPhone X auch als solches erkennbar ist. Die grosse Neuerung der fehlenden Home-Taste ändert an der Grundästhetik des Gerätes aber nicht viel – ganz anders freilich sieht es bei der Bedienung des Gerätes aus, aber da würde nun vorgegriffen, dazu deshalb weiter unten mehr.
Das iPhone X unterscheidet sich rein äusserlich in drei Eigenschaften von seinen Vorgängern. Beim Rahmen, bei der Kamera auf der Rückseite und natürlich beim Display – bzw. bei der ganzen Vorderseite des Gerätes.
Der Rahmen des iPhone X ist nicht mehr aus einer Aluminium-Legierung, sondern ist ein auf Hochglanz polierter Edelstahl – in laut Apple «chirurgischer Qualität». Dieser glänzende Stahl-Rahmen verleiht dem ohnehin schon edlen Gehäuse noch mehr Wertigkeit und soll es überdies strukturell noch weiter verstärken.
Sowohl Vorder- wie auch Rückseite sind aus Glas – laut Apple dem «widerstandsfähigsten Glas, das je in einem Smartphone verbaut wurde» – und wurde für einen «präzisen Farbton und hohe Opazität» in einem «siebenschichtigen Farbverfahren» hergestellt. Verfügbar ist das iPhone X in «Silber» mit silbernem Stahlrahmen und weiss-silberner Rückseite, und in «Space Grau» mit dunkel-grauem Stahlrahmen und Rückseite.
Damit beim «Space Grau»-Modell der Edelstahlrahmen die gleiche Farbe hat wie das dunkel-graue Glas, setzt Apple auf eine «physikalische GasphasenAbscheidung» (engl. «physical vapor deposition», kurz PVD). Mit diesem Prozess, so das Unternehmen, könne der Stahlrahmen farblich exakt an die Glas-Farbe angepasst werden. Das lassen wir mal so im Raum stehen.
Wir haben ein silbernes Modell in unserem Test. Dieses verfügt übrigens wie auch das Space Graue über eine schwarze Vorderseite. Die dünnen Ränder rund um das Display und die «Kerbe» (dazu gleich mehr) sind somit schwarz und nicht mehr weiss wie bei den bisherigen silbernen und weissen iPhone.
Da der Stahlrahmen auf Hochglanz poliert ist, dürfte dieser früher oder später den einen oder anderen Kratzer abbekommen. Bei unserem Testgerät konnten wir aber auch nach zwei Wochen noch keine Kratzer ausmachen – natürlich wird das Gerät nicht unsorgfältig behandelt, aber notabene war es immer ohne Hülle im Einsatz.
Uns aufgefallen ist ein ganz minimaler Abstand zwischen dem Edelstahl und dem Glas – sowohl auf der Vorder- wie auch Rückseite. Dieser Abstand kann erspürt werden und lässt den Übergang zwischen Glas und Stahl beim mit den Fingern Drüberfahren etwas kantig erscheinen. Dies tut der dichten Bauweise des Gerätes und auch der exzellenten Verarbeitungsqualität keinen Abbruch. Das iPhone X ist wie das iPhone 7 und iPhone 8 nach IP67-Standard resistent gegen Wasser und Staub.
Während auf der Vorderseite wie bereits angesprochen keine Home-Taste mehr zu finden ist, sind die restlichen Schaltknöpfe noch an Ort und Stelle wo man sie bei einem iPhone erwartet. Links die beiden Lautstärkeregler und der Stumm-Schalter, rechts die Standby-Taste bzw. neu «Seiten-Taste». Letztere hat durch die fehlende Home-Taste ein paar neue Aufgaben erhalten und ist nun noch multifunktioneller. Deshalb ist die Seiten-Taste beim neuen Highend-iPhone nun auch etwas grösser – ja fast doppelt so lang wie bei den Vorgängern. Gleich daneben befindet sich weiterhin der Slot für die SIM-Karte und am unteren Rand sind die in den Rahmen eingelassenen Löcher für Stereo-Lautsprecher, Mikrofon (Nr. 1 von 3) und den Lightning-Anschluss.
Eine kleine Anmerkung noch zur Rückseite. In unserem iPhone-8-Plus-Review haben wir geschrieben, dass das in einem milchig-hellgrauen Farbton gehaltene Glas auf der Rückseite des Gerätes die Farben aus der unmittelbaren Umgebung nahezu «aufzunehmen» scheint. Beim iPhone X ist das zwar auch der Fall, jedoch ist uns aufgefallen, dass die beiden Gläser nicht identisch sind. So «verschluckt» das Glas des iPhone 8 die Farben förmlich, während das iPhone X eine spiegelndere Rückseite hat, auf welcher man auch das Gespiegelte noch erkennen kann.
Im wahrsten Sinne des Wortes gross ist der Unterschied auf der Rückseite bei der Dual-Kamera. Diese schaut weiterhin aus dem Gehäuse heraus, die Kamera-Beule ist neu grösser als zuvor. In der Höhe zwar nur minim und vernachlässigend, aber die «Fläche» ist grösser geworden. Neu befindet sich auch der «Quad LED True Tone»-Blitz und das Mikrofon (Nr. 2 von 3) zwischen den Linsen in dieser Erhöhung. Anders als bei den bisherigen zwei iPhone-Modellen mit Dual-Kamera (dem 7 Plus und 8 Plus), sind die beiden Linsen beim iPhone X nicht mehr horizontal nebeneinander, sondern vertikal übereinander angeordnet. Geändert habe man das auch wegen Änderungen bei der Platzierung der Komponenten im Innern des Gehäuses – und die neue Anordnung unterstütze auch den visuellen Unterschied zwischen den bisherigen iPhone-Modellen und dem neuen Highend-Modell «iPhone X», so Apple-Vertreter macprime gegenüber.
Die vertikale statt horizontale Ausrichtung der Kamera-Beule hat auch zur Folge, dass wenn das Gerät auf einer flachen Oberfläche wie einem Tisch liegt, das iPhone X mehr wackelt, wenn man darauf herum Tippt. Das iPhone 8 Plus liegt da einiges stabiler auf.
Freilich die grössten Neuerungen gab es auf der Vorderseite. Apple bezeichnet das iPhone X als ein Gerät, welches «nur aus Display besteht». Das neue 5.8-Zoll grosse Super Retina Display «fülle die ganze Hand aus». Tatsächlich umfassen das Display des iPhone X nach wie vor Ränder – ganz so nahe zum Geräte-Rand links und rechts wie beispielsweise bei den «Edge»-Smartphones von Samsung reicht das Display nicht. Dafür ist der Rand rund um das Display überall gleich dünn – anders als bei Konkurrenz-Smartphones, die schon länger «Edge-to-Edge»-Displays haben und meist oben und unten dafür über grössere Balken verfügen.
Konkret endet das Display dort, wo sich das Glas zum Rand hin abrundet. Zudem gibt es oben die sagenumwobene «Kerbe», die in das Display hineinragt und diesem zwei «Hörner» oder «Ohren» verschafft. Untergebracht sind dort auf engstem Raum diverse Komponenten. Mehr dazu aber später in diesem Testbericht.
Mit einer Diagonale von 5.8 Zoll ist das Display des iPhone X grösser als jenes der iPhone-Plus-Modelle mit 5.5 Zoll. Ausgangslage beim iPhone X war aber nicht das Plus-Display, sondern jenes des «normalen» iPhone (4.7 Zoll). Das normale iPhone-Display wurde beim iPhone X salopp gesagt «in die Länge gezogen». Es hat entsprechend ein «dünneres» Seitenverhältnis. Das displaytechnisch Grösser-als-Plus iPhone X, ist also eher ein grosses iPhone 8, denn ein kleines iPhone 8 Plus.
Auch von den Abmessungen her ist das iPhone X eher vergleichbar mit dem iPhone 8, denn mit dem iPhone 8 Plus. Es ist nur 5 Millimeter länger als das iPhone 8, aber 1.5 Zentimeter kürzer als das iPhone 8 Plus, 3 Millimeter breiter als das iPhone 8, aber 7 Millimeter schmäler als das iPhone 8 Plus.
Wie von Apple beworben, füllt das iPhone X «die ganze Hand aus». Es scheint durch seine Grösse perfekt in die Hand zu passen – zumindest in jene des Testers. Das Plus erscheint daneben auch für gewohnte Nutzer direkt gigantisch.
Das iPhone X verfügt über das hochauflösendste Display, das je in einem iPhone verbaut wurde. Durch die hohe Auflösung von nativen 2436 mal 1125 Pixeln wird wie bei den Plus-Modellen eine 3x-Retina-Auflösung genutzt. Die hohe Pixelanzahl resultiert auf 5.8 Zoll in einer Pixeldichte von 458 ppi. Zum Vergleich: das iPhone 8 hat eine Pixeldichte von 326 Pixel pro Zoll, das iPhone 8 Plus eine von 401 ppi. Jedoch ist die Display-Breite mit ausgegebenen 375 Punkten genau gleich gross wie beim iPhone 8 – die grössere Display-Fläche der Plus-Modelle (414 Punkte breit) gibt es beim iPhone X entsprechend widererwarten nicht. Viele der im Landscape-Modus bei Plus-Modellen dank grösserem Display verfügbaren erweiterten Ansichten, wie die Tabs in Safari oder die Split-Screens in Nachrichten oder Mail, gibt es beim iPhone X nicht. Das X-Display ergänzt die Anzeige also signifikant in der Vertikalen. Das ist sehr vergleichbar mit dem Unterschied vom 3.5-Zoll grossen iPhone 4s hin zum 4-Zoll iPhone 5 – das Display ist in der Länge gewachsen.
Seit es das Plus-Modell gibt, nutzt der Autor dieses Reviews das grössere iPhone-Modell im Alltag. Zuerst noch wegen dem grösseren Display, danach aber primär aufgrund der besseren Kamera (dank Dual-Lens-System) und dem grösseren (= besseren) Akku. Beim iPhone X fällt ihm deshalb die fehlende Pixel-Fläche in der Breite durchwegs auf. Es wäre schön gewesen, hätte Apple die Plus-Auflösung von 414 Punkten in der Breite auch beim iPhone X verfügbar gemacht. Es ist nun aber kein Deal-Breaker und bisher eigentlich nicht wirklich negativ aufgefallen.
Speziell am Display des iPhone X ist nicht nur die Kerbe oben, sondern auch dass die Display-Ecken analog zu den Gehäuse-Ecken stark abgerundet sind. Diese runden Ecken sorgen mit dafür, dass das Display aussieht, als ob es sich über die ganze Vorderseite erstreckt. Tatsächlich erstreckt sich das Display unter den Rändern sogar noch weiter, und wird dort gefaltet – so werden diese abgerundeten Ecken überhaupt erst ermöglicht. Diese kleine Änderung hat natürlich auch Auswirkungen auf das angezeigte Bild.
Erstmals organische Dioden
Als erstes iPhone besitzt das iPhone X einen Bildschirm mit OLED-Technologie. OLED steht für «Organische Leuchtdioden». Apple hat viele Jahre auf LCD-Displays gesetzt und mit diesen Jahr für Jahr Branchen-Standards gesetzt. Die OLED-Technologie gilt derweil schon länger als die Zukunft. Konkurrenten sind denn auch schon früher auf diese Technologie umgestiegen. Diese Displays erlauben eine dünnere Bauweise und haben ein paar weitere Tricks auf Lager. OLED hatte aber bisher auch noch mit einigen grösseren Problemen zu kämpfen. Auch heute ist OLED noch nicht in allen Belangen LCD überlegen, doch mittlerweile überwiegen die Vorteile.
OLED ist eigentlich ein perfektes Beispiel für neue Technologien, die Apple nicht als erstes der Branche oder zumindest wie andere Firmen schon zu einem frühen Zeitpunkt einsetzt. Aufgrund der Zurückhaltung wird das Unternehmen von einigen zuletzt auch des öfteren als «langsam» und technisch «nicht mehr innovativ» bezeichnet. Apple verfolgt schon lange einen ganz anderen Ansatz. Das Unternehmen setzt die neuen Technologien erst dann ein, wenn diese ausgereift sind, für den Nutzer einen wirklichen Mehrwert statt einen Kompromiss darstellen und wenn es durch eine intelligente Umsetzung und Weiterentwicklungen neue Standards setzen kann.
Beim Bildschirm des iPhone X handelt es sich um ein PenTile-Matrix-Display. Bei diesem Pixel-Layout teilt jedes einzelne Pixel seine roten, grünen und blauen Subpixel mit seinen Nachbar-Pixeln. Bei Apples bisherigen LCD-Displays hingegen verfügt jedes Pixel über seine eigenen drei Subpixel. PenTile hatte bisher keinen guten Ruf, nun scheint Apple bei der Entwicklung dieses Displays aber ein Durchbruch gelungen zu sein – mittels Subpixel-Anti-Aliasing wird ein weiches Bild und verzerrungsfreie Kanten erreicht. Von blossem Auge ist das Display nicht als ein PenTile-Display erkennbar. Aufgrund der geteilten Subpixel gab es bei solchen oft verschwommene Bilder mit verzerrten Kanten. Hergestellt wird das Display im Übrigen vom OLED-Platzhirschen Samsung – jedoch mit von Apple vorgegebenen Weiterentwicklungen.
Wie die LCD-Displays der anderen iPhone-Modelle, ist auch das OLED des iPhone X nicht so übersaturiert wie so manches Smartphone-Display der Konkurrenz. Vielmehr setzt Apple auf eine möglichst natürliche denn auf eine möglichst poppige Farbausgabe. Natürlich unterstützt auch das neue OLED-iPhone den erweiterten Farbraum P3, welcher bei Apple mittlerweile zum Standard wurde. Überdies ist das Display auch HDR-kompatibel – erstmals bei solch einem Gerät. Unterstützt werden wie bei Apple TV 4K sowohl HDR10 wie auch Dolby Vision. Technische Details zur Funktionsweise von HDR als Display-Technologie können in unserem ausführlichen Review zu Apple TV 4K nachgelesen werden. Wie wir bereits dort angemerkt haben, ist HDR eine wirklich grosse Sache und steigert die Bildqualität immens.
Einem Test der Experten von DisplayMate zufolge verfügt das iPhone X über eine Helligkeit über das komplette Display von 634 nits – so hell, wie derzeit kein anderes OLED-Display über die ganze Bildschirmfläche beleuchtet werden kann. Das Display leuchtet auch heller, als das LCD des iPhone 8 (530 nits) und ist somit zum Beispiel bei direkter Sonneneinstrahlung besser ablesbar. Punktuell sind beim iPhone X laut DisplayMate sogar bis 809 nits möglich.
Das Display scheint auch noch näher am Glas laminiert zu sein als bei den Vorgänger-Modellen. Zwischen dem Finger auf dem Glas und dem eigentlichen Screen-Bild ist bei einem seitlichen Blick eigentlich kein Abstand mehr auszumachen.
Weiter unterstützt das Display des iPhone X – wie auch schon jene des iPhone 8 und iPhone 8 Plus – Apples «True Tone»-Displaytechnologie. Diese macht sich die Farbtemperatur der Umgebung zu Nutze und bietet bei der Anzeige ein angepasstes Licht für natürlichere Farben. Mehr Details zur Funktionsweise von True Tone gibts in unserem Review zum iPhone 8 Plus.
Stellt man die beiden neuen iPhone-Generationen direkt nebeneinander, dann fällt auf, dass True Tone bei den beiden Geräten nicht das selbe Resultat erzeugt. Tatsächlich nutzt das iPhone X einen erweiterten Lichtsensor (mit 10 Channel beim iPhone X, statt 4 Channel beim iPhone 8), der die Farbtemperatur der Umgebung genauer auslesen kann.
Dem Datenblatt von Apple zufolge unterstützt das Display des iPhone X ein Kontrastverhältnis von einer Million zu eins. Nun ist das bei OLEDs aber so eine Sache. Nicht selten wird bei Displays dieser Technologie sogar ein unendliches Kontrastverhältnis beworben. Tatsache ist, dass mit organischen Leuchtdioden extrem hohe Kontraste möglich sind.
Bei Fernsehern wird OLED schon länger als bei anderen Gerätschaften als der Standard der Zukunft beschworen. LCD-Displays verfügen über eine Hintergrundbeleuchtung, die von einzelnen Quellen über das ganze Bild verteilt werden muss. Bei OLED hingegen ist jeder Pixel eigenständig beleuchtet (ähnlich Plasma). Wenn ein Pixel Schwarz darstellen muss, dann ist dieses Pixel theoretisch einfach ausgeschaltet. Dadurch gibt es kein durch eine allgemeine Hintergrundbeleuchtung ausgewaschenes Schwarz. Schwarz ist entsprechend auch wirklich schwarz. Es resultiert kein Halo-Effekt und es sind enorm viel höhere Kontraste möglich.
Wie schon angesprochen, hat man aber auch mit OLED noch nicht für alle Probleme Lösungen gefunden. Obschon das iPhone X den Experten von DisplayMate zufolge das beste OLED-Display des Marktes hat, gibt es auch beim iPhone X wie bei allen anderen OLED-Displays bei einem schrägen Blickwinkel Farbverzerrungen. Blickt man von der Seite auf das Display, werden die angezeigten Farbtöne leicht unterschiedlich wahrgenommen – vor allem ist eine kleine Farbverschiebung in ein kaltes Blau erkennbar. Verglichen mit Smartphone-Displays der Konkurrenz aber schlägt sich das iPhone-X-Display hier sehr gut. Überdies gibt es diese «Color-Shifts» auch beim LCD des iPhone 8, dort einfach nicht so sehr wahrnehmbar wie bei OLED. Schlussendlich sind Blickwinkel-abhängige Farbverzerrungen (vor allem wenn sie nur so nuanciert sind wie beim iPhone X) nicht wirklich ein Problem. Anders als beispielsweise bei einem Fernseher, schaut man bei einem Smartphone ja meist nicht seitlich, sondern gerade auf den Bildschirm.
Ein weiteres Problem, mit welchem organische Leuchtdioden und so auch das iPhone-X-Display zu kämpfen haben, sind «eingebrannte Bilder» (also «Burn-Ins» oder sogenanntes «Ghosting»). Dabei brennen Bilder scheinbar auf dem Display ein – heisst: Bilder, die längere Zeit unverändert auf dem Bildschirm dargestellt werden, sind weiterhin blass auf dem Display sichtbar, auch wenn bereits etwas anderes angezeigt wird. Verschiedene OLED-Displays sind da sehr anfällig dafür – jüngst sorgte Googles neues Smartphone «Pixel 2 XL» unter anderem deshalb für reichlich Schlagzeilen. Der Bildschirm des iPhone X ist scheinbar bisher nicht anfällig dafür. Bei unserem Testgerät konnten wir bisher kein «Ghosting» ausmachen.
Apple habe nicht nur das Display, sondern auch iOS dahingehend optimiert, dass es zu möglichst keinen Burn-Ins kommen könne. Wie gut das iPhone-X-Display aber tatsächlich ist, wird sich mit der fortschreitenden Zeit zeigen. Nach nur zwei Wochen können wir hier noch kein abschliessendes Fazit ziehen.
Vergleicht man das OLED-Display des iPhone X mit dem exzellenten LCD-Display des iPhone 8 Plus, dann zieht der LCD überraschend klar den Kürzeren: das Display des iPhone X ist definitiv besser. Ausschlaggebend dafür dürften vor allem das hohe Kontrastverhältnis bei OLED und die HDR-Unterstützung sein (und aber auch die dünnen Ränder um das Display).
Der Mac-Hersteller bezeichnet sowohl die LCD-Displays des iPhone 8 und des iPhone 8 Plus wie nun auch den OLED-Display des iPhone X als die besten Bildschirme der Branche. Experten bestätigen Apples Behauptung – geben dem OLED-Display sogar die bisher noch nie verteilte Höchstnote «A+».
Das Display des iPhone X brilliert in jeder Situation. Es ist hell, sehr kontrastreich, dank sehr hoher Auflösung gestochen scharf und zeigt natürlich leuchtende Farben. Ein durchwegs exzellentes Display.
Da ragt etwas in das Display
So gut das Display auch ist, so sehr mag doch diese in den Bildschirm ragende Kerbe verwirren. Nicht den Nutzer im täglichen Gebrauch (dazu gleich mehr), sondern wenn man das Gerät zum ersten Mal sieht. Oben am Bildschirm thront diese Kerbe, ein nicht kleiner schwarzer Balken, in das Bild – links und rechts davon gibt es einige Pixel Display. Untergebracht in diesem Balken ist allerlei Technik. Dieses im Englischen oft «Notch» genannte Element ist eine sehr atypische Design-Entscheidung für Apple. Viel eleganter wäre es doch gewesen, hätte das Unternehmen über die ganze Breite des Bildschirms am oberen Rand einfach einen etwas grösseren Rand gelassen. Apple aber setzt mit dem Notch auf eine Kompromisslösung – und setzt damit auch ein Statement.
Am Anfang ist diese Kerbe definitiv gewöhnungsbedürftig. Doch schon innert kürzester Zeit – beim Tester bereits nach zwei, drei Stunden am ersten Tag – nimmt man diesen ins Bild ragenden Balken garnicht mehr wahr. Und das ist Apples guter Integration des Balkens in das allgemeine Benutzererlebnis des iPhone X zu verdanken.
Apple versteckt die Kerbe dabei keineswegs, auch dass sie in das Bild ragt spielt das Unternehmen nicht herunter. Vielmehr setzt Apple beim iPhone X vollends auf diesen Balken und nutzt ihn auch als Chance. Der Notch ist wie eine Art «Icon» für das iPhone X – er definiert das neue iPhone.
Entwickler werden von Apple aufgefordert, dass auch diese sich bei ihren Apps den Balken zu eigen machen sollen – ihn zelebrieren, statt ihn verstecken.
Sowohl die in das Bild ragende Kerbe, wie auch die abgerundeten Ecken des Displays fordern die App-Hersteller. Sie müssen beim Entwicklen ihrer Benutzeroberfläche diese beiden Eigenschaften berücksichtigen. Apple stellt den Entwicklern dazu sogenannte «Sichere Zonen» auf der Display-Anzeige zur Verfügung, Entwicklern wird damit der grösste Aufwand abgenommen. UI-Elemente sollen nur in diesen Zonen platziert werden. Was ausserhalb der sicheren Zonen ist, wird unter Umständen von der Kerbe oder den abgerundeten Ecken überdeckt. Vor allem im Querformat ragt die Kerbe auf der Seite in das Bild – die sicheren Zonen sorgen auch hier dafür, dass dort keine essentiellen Schaltflächen oder Inhalte wie Texte angezeigt werden.
Schade ist so etwas natürlich bei Filmen. Da es sich beim 5.8-Zoll Super Retina Display aber um ein Bildschirm mit einem Seitenverhältnis von 19.5:9 handelt, stellt die Kerbe tatsächlich kein Problem für normale 16:9-Filme oder auch CinemaScope 2.40:1 dar. Durch das grössere Seitenverhältnis in der Länge wird der Film (in beiden Formaten) auf dem iPhone X sowieso in einer Pillarbox, die auf den Seiten so gross ist, dass die Kerbe nicht sichtbar ist, und einer kleinen Letterbox, also dünnen schwarzen Balken oben und unten, angezeigt.
Alternativ lassen sich solche geletterboxte Filme auch «hineinzoomen» und auf dem ganzen Display anzeigen. Dabei werden aber aufgrund des Seitenverhältnisses ohnehin Teile des Bildes abgeschnitten – die abgerundeten Ecken und der Notch sind da dann nur noch Details. Solange man also nicht in diese eh meist das Bild beschneidende Zoomansicht wechselt, ragt die Kerbe bei den Videos in den herkömmlichen Formaten nicht in das Bild.
Das Pillar- und Letterboxing ist beim iPhone X überdies deshalb kein wirkliches Problem, weil das OLED-Display wie vorhin beschrieben ja tatsächlich sattes Schwarz liefert. Die schwarzen Balken sind entsprechend nicht dunkelgrau oder haben einen leichten Halo-Effekt, wie bei bisherigen Displays, sondern tatsächlich tiefschwarz. Zündet nicht gerade irgendeine externe Lichtquelle direkt in das Display, ist die Kerbe in den schwarzen Pillar- oder Letterboxen definitiv nicht zu erkennen.
Wie angesprochen müssen Entwickler ihre Apps für diese neuen Geräteeigenschaften optimieren. Apps, die dabei zwar noch nicht speziell für das iPhone X optimiert wurden, aber mit Apples «AutoLayout»-System entwickelt wurden, werden auf den ganzen Bildschirm aufgeblasen. Dabei kann es zu einigen Problemen kommen – beispielsweise, weil die sicheren Zonen des X mangels der Anpassung für das neue Gerät noch nicht berücksichtig werden. Schaltflächen können deshalb unter den Notch oder aus den abgerundeten Ecken fallen – die App wird dadurch unter Umständen sogar unbenutzbar.
Apps, die garnicht für das neue Display des iPhone X optimiert wurden, werden in ihrer normalen Auflösung zentriert auf dem Bildschirm dargestellt – also mit schwarzem Balken oben und unten. Ganz genau so wie vor 5 Jahren, als Apple beim iPhone 5 das Display gegenüber den Vorgängerversionen um einen halben Zoll verlängerte. Ist eine solche App geöffnet, gleicht das iPhone X aufgrund der schwarzen Software-Balken sehr einem iPhone 8.
Apps, die für das neue iPhone optimiert wurden, haben ihre UI an die speziellen Eigenschaften des neuen Displays angepasst und können den ganzen Bildschirm optimal ausnutzen. Allen voran tun dies natürlich die Apple-eigenen Applikationen, aber auch schon erstaunlich viele Apps aus dem App Store. Trotzdem sind noch viele nicht für das neue Display optimiert. Der Mehrwert des grösseren Bildschirms ist deshalb bei diesen Apps noch nicht gegeben. Eine solche Situation gab es damals auch beim iPhone 5, und danach auch nochmals bei den noch grösseren iPhone 6 und vor allem 6 Plus. 2012 dauerte es beim iPhone 5 etwas lange, bis die meisten Apps auf die neue Auflösung angepasst waren. Es darf jedoch bezweifelt werden, dass es erneut so lange dauern wird, bis das Gross der meistbenutzten Apps iPhone-X-optimiert sind. Etwa ein Viertel der knapp 100 auf dem iPhone des Testers installierten Apps erhielten 2 Wochen nach der Marktlancierung des iPhone X noch kein Update für das neue iPhone.
Keine Home-Taste mehr
Die Benutzerführung des iPhone X ist ohne die ikonische und bisher für die Bedienung so essentielle Home-Taste erstaunlicherweise sehr intuitiv. Apple hat beim iPhone X mutig auf eine radikale Palette an Gesten gesetzt. Aus einer App auf den Homescreen gelangt man durch eine Wisch-Geste vom unteren Display-Rand nach oben. Alle offenen Apps lassen sich anzeigen, indem eben diese «Nach-Oben-Wischen»-Geste nicht fertig geführt, sondern nach halbem Weg gehalten wird. Die anderen offenen Apps erscheinen dann sofort von links und man kann wie in der gewohnten Multitasking-Ansicht auf eine andere App wechseln. Alternativ kann durch nach rechts oder links Wischen am unteren Bildschirmrand ganz schnell und komfortabel zwischen allen offenen Apps gewechselt werden. Das Kontrollzentrum öffnet man durch Nach-Unten-Wischen vom oberen rechten Ecken aus, die Mitteilungszentrale durch Nach-Unten-Wischen von oben links oder der Mitte aus.
Während man sich schnell an die neue «Schliessen»-Geste gewöhnen kann, dauert es doch noch etwas, bis man die neue Geste für das Kontrollzentrum intus hat. Schliesslich öffnete man bisher durch Nach-Oben-Wischen das Kontrollzentrum – jetzt wechselt man so auf den Homescreen. Oft schliesst man deshalb die gerade benutzte App, wenn man eigentlich das Kontrollzentrum öffnen möchte.
Zur Unterstützung für die neue Bedienung zeigt iOS bei iPhone X an vielen Stellen am unteren Displayrand den sogenannten «Home-Indikator» an. Dieser lange Balken soll den Nutzer daran erinnern, wie das iPhone X ohne Home-Taste bedient wird. Zuerst erscheint dieser Indikator oft etwas unnötig und zuweilen auch störend, ähnlich wie bei der in das Display ragende Kerbe blendet man aber auch diesen Indikator unterbewusst bald gänzlich aus und er stört nicht mehr. Trotzdem bleibt die Hoffnung, dass Apple bei einer künftigen iOS-Version der Meinung ist, dass es diesen Indikator nicht mehr brauchen wird.
iOS scheint in der neuen Version 11 auf dem iPhone X überhaupt so durchdacht, wie schon lange nicht mehr. Vieles ist aber trotzdem noch nicht optimal und es braucht punktuell noch Anpassungen. An ein paar Orten merkt man, dass das iPhone X zuerst eigentlich erst für nächstes Jahr eingeplant war und Apple wohl noch nicht überall alles so finalisieren konnte, wie vielleicht gewollt. Man darf also gespannt sein und sich auch auf die künftigen iOS-Updates freuen, die das System noch besser für das iPhone X anpassen werden.
Das TrueDepth-Kamerasystem
Untergebracht in der übrigens 5 mal 35 Millimeter grossen Kerbe im Display ist eine ganze Menge an fortschrittlicher Technik. Da wäre der Telefon-Lautsprecher, ein zugehöriges Mikrofon (Nr. 3 von 3), der Annäherungssensor und der Umgebungslichtsensor, sowie eine 7 Megapixel auflösende Kamera. Soweit so gut – auch die anderen iPhone-Modelle haben all dies oberhalb des Displays integriert. Das iPhone X aber verfügt in diesem schmalen Balken überdies noch über eine Infrarot-Kamera, einen Infrarot-Beleuchter und einen sogenannten Punktprojektor. All das zusammen nennt Apple das «TrueDepth»-Kamerasystem. Dieses System erlaubt neue Möglichkeiten für Selfies und neue AR-Anwendungen. Und es ermöglicht die intelligente Gesichtserkennung «Face ID», welche den Fingerabdrucksensor «Touch ID» beim iPhone X komplett ersetzt.
Face ID ist die wirklich ganz grosse neue Sache beim iPhone X. Die intelligente Gesichtserkennung sorgte nicht nur dafür, dass die Home-Taste mit Touch ID verschwinden und einem grossen Display Platz machen konnte, sie ist auch der Grund, weshalb die Kerbe im Display überhaupt existiert. Das neue Highend-iPhone ist komplett rund um dieses TrueDepth aufgebaut. Face ID ist omnipräsent – und doch lässt sich die Funktion (wie bereits der Fingerabdrucksensor «Touch ID») auch komplett abschalten.
Face ID baut auf die angesprochenen Infrarot-Komponenten des «Balkens». Sobald das Smartphone aus dem Ruhezustand erwacht, wird der Infrarot-Beleuchter eingeschaltet. Erkennt die Infrarot-Kamera ein Gesicht, blitz-projiziert der Punktprojektor über 30’000 Infrarot-Punkte auf das Gesicht des Geräte-Nutzers. Die Kamera lichtet diese Punkte in einer zwei-dimensionalen Aufnahme ab und erstellt dazu ein Tiefen-Modell. Ein daraus errechneter mathematischer Wert wird an die «Secure Enclave» im Prozessor des Gerätes geschickt und mit den dort gespeicherten Werten verglichen. Handelt es sich um die gleichen Werte, also um das einst in Face ID konfigurierte Gesicht, sendet der Chip ein «Erfolgreich»-Signal zurück an iOS und dieses kann anhand dessen weitere Prozesse abwickeln – wie beispielsweise den Geräteschutz aufheben, Passwörter automatisch ausfüllen oder dem Nutzer Zugang auf gesperrte sonstige App-Daten geben.
Wichtig ist dabei, dass Face ID vom Nutzer weder ein Foto speichert, noch eine Kartografie des Gesichtes. Face ID speichert vielmehr ein Modell, einen mathematischen Wert, welcher den Gesichts-Daten entspricht. Die auf dem Gerät gespeicherten Face-ID-Werte umfassen entsprechend kein Abbild des eigenen Gesichtes.
Überdies wichtig: Apple zufolge werden die Face-ID-Daten einzig lokal auf dem Gerät verwendet und gespeichert. An die Server von Apple werden dem Unternehmen zufolge keinerlei Face-ID-Werte geschickt.
Lokal auf dem Gerät werden die Daten in der angesprochenen «Secure Enclave» abgelegt. Dabei handelt es sich um einen gesonderten Chip im Prozessor, welcher von allen anderen Komponenten des Gerätes hermetisch abgeriegelt ist. Alle Instruktionen von Face ID werden damit komplett separat von allen anderen Prozessen abgewickelt. Die biometrischen Berechnungen geschehen alle ausschliesslich in diesem sicheren Bereich, während der normale Bereich des Prozessors vom Sicheren einzig eine Benachrichtigung erhält, ob die angeforderte Authentifizierung erfolgreich war oder nicht. Weder iOS, noch die Apps haben Zugriff auf das mathematische Modell von Face ID, sie erhalten nur ein positives oder negatives Feedback der Autorisierung.
Da Infrarot-Strahlen für das menschliche Auge nicht sichtbar sind – sie befinden sich unterhalb des sichtbaren Lichtspektrums – muss man sich um Hilfsmittel bemühen, um Face ID «in Aktion» tatsächlich sehen zu können. Dafür braucht es keine teure Gerätschaft, sondern jede handelsübliche Kamera sollte dafür genügen. Mit einer solchen werden zumindest ein Teil der Infrarot-Strahlen sichtbar. Grund dafür ist, dass die Kamera-Sensoren auch für Lichtspektren sensibel sind, die vom menschlichen Auge nicht sichtbar sind – dazu gehört auch der Infrarot-Bereich. Hält man also eine normale Kamera auf das iPhone X gerichtet, wenn dieses gerade versucht mittels der TrueDepth-Kamera ein Gesicht zu erkennen, dann sieht man wie der Infrarot-Beleuchter abwechselnd aufblitzt.
Besitzt man eine Infrarot-Kamera (z.B. eine Sicherheitskamera mit IR-Nachtmodus), kann man sogar die vom Punktprojektor auf dem Gesicht projizieren Punkte erkennbar machen.
Das Einrichten von Face ID dauert nur wenige Sekunden und ist wahrlich kinderleicht. Während dem erstmaligen Einrichten des iPhone X wird auf dem Display auf Kopfhöhe ein rundes Kamera-Bild angezeigt. Nun muss der Nutzer schlicht den eigenen Kopf einmal im Kreis bewegen. Apple gibt dafür übrigens den Tipp, dass man mit der Nase dem auf dem Display angezeigten Kreis folgen soll. Diese Kopf-Bewegung muss noch ein zweites Mal gemacht werden und schon ist Face ID eingerichtet.
Nach der Einrichtung von Face ID wird das eigene Gesicht bereits erfolgreich vom iPhone X erkannt. Das iPhone sucht ab diesem Zeitpunkt immer nach diesem konfigurierten Gesicht. Anders als bei Touch ID, bei welchem mehrere Finger eingelesen werden können, ist bei Face ID bisher nur das Registrieren von einem einzelnen Gesicht möglich.
Auf dem Sperrbildschirm wird anhand eines Schloss-Symbols anzeigt, ob das Gerät gesperrt ist, oder ob der Geräteschutz durch eine erfolgreiche Autorisierung aufgehoben wurde. Wird das iPhone X aus dem Ruhezustand «geweckt» erscheint das Schloss zuerst geschlossen – das Gerät ist gesperrt und nur wenige Funktionen sind verfügbar. Erkennt Face ID das Gesicht des Geräte-Halters, und handelt es sich dabei um das registrierte Gesicht des Besitzers, wird das Gerät entsperrt – das Schloss öffnet sich und das Gerät kann benutzt werden. Die Erkennung geschieht schnell, aber nicht ganz so schnell wie Touch ID, wie ein direkter Vergleich mit dem iPhone 8 Plus zeigt.
Der Autorisierungs-Vorgang durch Face ID ist aber gefühlt nicht merklich langsamer als bei Touch ID. Muss bei den «klassischen» iPhone-Modellen zum Entsperren des Gerätes mit Touch ID die Home-Taste gedrückt werden, um auf den Homescreen zu gelangen, muss beim iPhone X der Sperrbildschirm nach oben gewischt werden.
Nun muss nach dem Aufwecken des Gerätes die Face-ID-Autorisierung natürlich nicht zuerst abgewartet werden, bis der Sperrbildschirm beim iPhone X für das «Öffnen» des Gerätes nach oben gewischt werden kann. Diese beiden Sachen können freilich auch parallel laufen. So dauert das Entsperren mit Face ID durchwegs etwa gleich kurz wie mit Touch ID.
Apple zufolge soll Face ID das Gesicht des Nutzers mit der Zeit immer besser erkennen können. Wie bereits Touch ID «lernt» also auch Face ID fortlaufend dazu. Dabei sollen auch Veränderungen wie ein wachsender Bart «mitverfolgt» werden. Etwas Probleme scheint das System noch mit eher drastischeren Veränderungen zu haben – beispielsweise wenn man einen Bart abrasiert.
Auch mit Brillen funktioniert Face ID bestens – auch im Wechsel mit Kontaktlinsen. Weiter versteht sich Face ID auch mit Sonnenbrillen – diese dürften jedoch über keinen Infrarot-Blocker verfügen.
Die Gesichtserkennung funktioniert auch wenn es stock-finster ist. Tatsächlich funktionierte in unseren Tests Face ID im Dunkeln makellos. Was aber eigentlich nicht verwundert, denn das System baut ja auf Infrarot-Licht auf.
Damit das TrueDepth-Kamerasystem das eigene Gesicht aber überhaupt sieht, muss das iPhone schon mehr oder minder gerade angeschaut werden. Einen konkreten Winkel muss man dafür nicht einhalten, Face ID funktioniert auch, wenn das Gesicht leicht schräg vor dem iPhone ist. Wenn das Gerät beispielsweise auf einem Schreibtisch – z.B. neben der Tastatur – liegt, kann das iPhone in natürlich-sitzender Haltung aber nicht entsperrt werden. Das Gerät muss entsprechend angehoben werden, oder aber man sich zum iPhone hin beugen.
Weiter sollte das iPhone X für Face ID nicht zu nahe am Gesicht gehalten werden. Auf der anderen Seite braucht es schon eine gewisse Entfernung, bis das Gericht nicht mehr erkannt wird. Auch bei ganz ausgestrecktem Arm funktioniert Face ID noch tadellos – irgendwo ist dann aber natürlich Schluss und das Gerät ist für Face ID zu weit vom Gesicht entfernt.
Der Mund oder die Nase dürfen unseren Tests zufolge nicht komplett verdeckt sein. Face ID erkennt das Gesicht also durchaus auch während dem Zähneputzen oder während dem Rasieren.
«Auf dem Kopf» funktioniert Face ID nicht. Gleiches gilt, wenn das Gerät nicht Hochformat gehalten wird. Wer das Gerät im Querformat nutzt, und Face ID für die Autorisierung anspringt, muss es entsprechend um 90 Grad drehen um erkannt zu werden – oder den Kopf unnatürlich schräg halten.
Hier hatte Touch ID klar den Vorteil, dass der Finger immer erkannt wird – egal in welchem Winkel oder von welcher Seite her man ihn auf den Sensor hält. Das fällt insbesondere bei der angesprochenen «Schreibtisch-Situation» auf.
Das Gute am Im-falschen-Winkel- oder Zu-Nahe-Halten ist natürlich, dass man das Gerät dann einfach anders halten kann, und schon wird das Gesicht von Face ID erkannt.
Damit die Gesichtserkennung funktioniert, muss nicht immer neutral in die Kamera geschaut werden. Auch ein lachendes Gesicht wird erkannt, oder eines mit einem «Läätsch». Schwierig wird es jedoch bei Grimassen. Generell gilt, dass extrem gezeigte Emotionen – z.B. ein sperrangelweit offener Mund – nicht unbedingt förderlich sind.
Sind die Augen des Nutzers geschlossen, oder blicken diese nicht auf das iPhone X, schlägt die Authentifizierung fehl. Face ID prüft also, ob der Nutzer seine Aufmerksamkeit tatsächlich dem Telefon widmet. Mit dieser «Aufmerksamkeitsprüfung» wird übrigens auch verhindert, dass Dritte das Gerät entsperren, in dem man es einfach dem z.B. schlafenden Nutzer vor das Gesicht hält.
Die Aufmerksamkeitsprüfung kann in den Einstellungen abgestellt werden. Das ist beispielsweise bei blinden Personen notwendig. Nützlich sein kann das Abschalten ausserdem, wenn man oft IR-blockende Sonnenbrillen trägt.
Apple wäre nicht Apple, würde das Unternehmen Funktionen wie eben diese Aufmerksamkeitsprüfung nicht noch einen Schritt weiter treiben. Die Funktion reicht bis in das System selbst. Vor dem Dimmen des Bildschirms wird über das TrueDepth-Kamera die Aufmerksamkeit des Benutzers überprüft. Schaut dieser immer wieder für die Kamera sichtbar auf das iPhone, wird das Display nicht automatisch gedimmt, auch wenn es so konfiguriert wäre. Weiter wird die Lautstärke von Hinweis-Tönen reduziert, wenn die Nutzerin dem Gerät ja sowieso schon ihre Aufmerksamkeit schenkt. Schaut sie das Gerät nicht mehr an, wird die Lautstärke wieder etwas erhöht. Auch diese «Aufmerksamkeitssensible Funktionen» lassen sich auf Wunsch in den Einstellungen abschalten.
Erkennt Face ID das Gesicht mal nicht, aus welchem Grund auch immer, dann springt das Gerät sofort zur Code-Eingabe. Scheitert Face ID also, ist man also freilich nicht vom Gerät «ausgesperrt».
Eigentlich als «schöner ‹Demo-Effekt› für Face ID» kann beim iPhone X die Vorschau einer Mitteilung bezeichnet werden. Standardmässig wird diese nämlich auf dem Sperrbildschirm nicht komplett angezeigt. Stattdessen erscheint einzig das zur Mitteilung gehörende App-Icon. Die Vorschau zum Inhalt der Mitteilung wird nur angezeigt, wenn das iPhone entsperrt ist. Dritte sehen auf dem Sperrbildschirm also nur, dass man Mitteilungen von «Twitter» und neue «Nachrichten» oder «WhatsApp»-Mitteilungen hat, aber nicht was für welche und von wem. Schaut der Besitzer aber das iPhone X an, werden die Vorschauen sofort sichtbar.
Face ID wird des Weiteren auch für das «Erlauben» des automatischen Ausfüllen von Passwörtern auf Webseiten benutzt. Und alle Apps, die bisher auf die Authentifizierung mittels Touch ID setzten, sind automatisch und ohne Zutun der Entwickler auch mit Face ID kompatibel. Und natürlich ist auch die Autorisierung einer Apple-Pay-Transaktion mit Face ID gesichert. Durch zweimaliges Betätigen der neuen grossen Seiten-Taste wird die Apple-Pay-Bezahlansicht aufgerufen und die anstehende Transaktion mit einem Blick auf das Gerät sofort mittels Face ID autorisiert.
In unseren Tests hat Face ID erstaunlich gut funktioniert. In den vergangenen zwei Wochen hat Face ID den Tester nur etwa ein halbes Dutzend Mal nicht sofort erkannt, wenn es das Gesicht eigentlich hätte erkennen sollen. Ein korrektes Ausrichten des Gerätes hat in den meisten Fällen sofort geholfen. Nur etwa fünf oder sechs Mal half alles nichts und die Code-Eingabe musste herbeigezogen werden.
Alles in Allem ist ein iPhone X dank Face ID fast wie ein iPhone ohne Zugangs-Code – einfach mit der Sicherheit, dass die eigenen Daten durch eine Sperre vor fremden Augen und Fingern geschützt sind. Man nimmt das Gerät in die Hände, Wischt den Sperrbildschirm aus dem Weg und man ist «drin». Die Gesichtserkennung könnte noch ein My schneller (Touch ID war auch erst in der zweiten Generation wirklich schnell), generell Abstands- und Ausrichtungs-neutral, sowie Winkel-unabhängiger sein. Als Nutzer muss man sich in ein paar Situationen an die Technik anpassen (z.B. das iPhone näher oder anders halten), damit Face ID funktioniert. Trotzdem funktioniert die Gesichtserkennung in den aller meisten Fällen problemlos und schnell. Und man gewöhnt sich sehr schnell an Face ID und möchte es nicht mehr missen.
Porträt-Modus auch vorne
All die fortschrittliche Technik in der «Display-Kerbe» ermöglicht beim iPhone X auch bei der Kamera auf der Vorderseite den sogenannten «Porträt-Modus». Die von den Plus-Modellen der letzten beiden klassischen iPhone-Generationen her bekannte Foto-Funktion ermöglicht eine Tiefenschärfe (Depth-of-Field) in der Aufnahme. Dieser kann erzeugt werden, weil das System weiss, was für Objekte sich im Vordergrund, und welche sich im Hintergrund befinden. Beim iPhone 7 Plus und beim iPhone 8 Plus geschieht dies dank der auf der Rückseite des Gerätes verbauten Dual-Kamera. Anhand der zweier leicht versetzten Bilder mit verschiedenen Brennweiten, kann das System dank den leistungsfähigen Chips in den iPhone erkennen, welche Objekte sich im Vordergrund befinden. Der Hintergrund wird dabei künstlich stärker in den Unschärfenbereich gebracht. Das führt zu einem «Bokeh»-Effekt im Hintergrund. Dank dem potenten TrueDepth-Sensoren ist dies nun auch bei der Fotokamera auf der Vorderseite des Gerätes (bisher «FaceTime-Kamera») möglich.
Diese Porträt-Aufnahmen gelingen gut – das System scheint aber zumindest aktuell noch etwas Probleme mit dem Erfassen des genauen Übergangs von Haaren/Kopf zum Hintergrund zu haben. Die Gesichter an sich waren bei allen Testaufnahmen scharf, die Hintergründe unscharf – beim Übergang aber gibt es noch etwas Probleme. Angesichts der Tatsache, dass der Porträt-Modus bei seiner Einführung im letzten Jahr beim iPhone 7 Plus anfangs mit ähnlichen kleinen Problemen zu kämpfen hatte, Apple diese dann aber schnell ausmerzte, darf man gespannt sein, wie schnell es Apple diesmal gelingt, diesen Modus auch bei der TrueDepth-Kamera zu verbessern.
Dank A11-Bionic-Chip werden die Porträt-Aufnahmen wie auch beim iPhone 8 Plus mit der neuen Foto-Funktion «Porträt-Licht» ergänzt – einer professionellen Lichtführung. Im Review zum iPhone 8 Plus haben wir ausführlich über Porträt-Licht informiert – inklusive Beispielaufnahmen.
Spass mit Animojis
Das TrueDepth-Kamerasystem ermöglicht technisch aber nicht nur die intelligente Gesichtserkennung Face ID und den Porträt-Modus bei der Front-Kamera, sondern auch erweiterte AR-Anwendungen. Die Kartografierung eines Gesichtes beispielsweise funktioniert so gut, dass Apple beim iPhone X die sogenannten «Animojis» eingeführt hat. Dabei handelt es sich, wie es der Name schon vermuten lässt, um animierte Emojis. Deren Mimik widerspiegelt die vom Nutzer gemachten Faxen. Vom TrueDepth-System wird dafür der Punkteprojektor und die IR-Kamera benutzt. Erstellt wird dafür weder ein mathematisches Tiefenmodell, noch werden die sonstigen Sicherheits-Funktionen von Face ID genutzt – es handelt sich «schlicht» um ein erweitertes Tracking der Gesichts-Muskeln. Entsprechend funktionieren Animojis auch nicht nur mit dem Gesicht des Face-ID-Nutzers, sondern bei Animojis wird jedes Gesicht, welches vor dem Gerät steht, erkannt.
Für Animojis zur Auswahl stehen 12 Emoji-Charaktere – von der Katze und dem Fuchs, über das Schwein, den Roboter und das Alien, bis hin zum Einhorn, ja sogar der Kothaufen lässt sich Animieren.
Ohne Weiteres erkennt das System das Gesicht eines jeden Nutzers, denen wir das iPhone X in die Hände gedrückt haben. Die Animojis funktionieren sehr gut. Das Tracking der Augen und der Gesichtsbewegungen, sowie die Genauigkeit bei den synchronen Bewegen der Animoji-Mäuler zu den eigenen Lippen und dem aufgenommenen Ton erstaunt.
Wie viel Intelligenz in dieser Spielerei steckt und wie viel Rechenpower dafür benötigt wird, zeigt sich, wenn man längere Zeit mit den Animojis spielt – denn dann wird das iPhone X spürbar wärmer.
Erstellt werden können Animojis nur in der Nachrichten-App. Dort findet sich im Applikationen-Balken eine neue Animojis-App. Animojis lassen sich der Nachrichten-App als Sticker an bestehende iMessage-Nachrichten anhängen, oder als Bilder oder natürlich als ein Kurzvideo an Bekannte verschicken. Weiter können die Bilder und Videos auch lokal auf das Gerät abgespeichert und mit anderen Apps weiterverwendet werden – beispielsweise mit WhatsApp, einem anderen Messenger oder auch iMovie.
Falls noch nicht gesehen: Animojis sind zu einem grossen Renner auf Twitter und Co. avanciert. Unter #AnimojiKaraoke finden sich unzählige Karaoke-Videos mit Animojis. Das muss man gesehen haben.
So sehr es sich bei den Animojis um eine Spielerei handelt, so wichtig und richtig hat Apple gehandelt, dem iPhone X diese zu spendieren. Denn eben diese Animojis zeigen eindrücklich auf, was mit dem TrueDepth-Kamerasystem möglich ist – und zwar auf eine sehr amüsante Art. Apple hat hier einmal mehr etwas vollbracht, wofür das Unternehmen sehr bekannt ist: Es hat eine extrem komplizierte Technologie hinter etwas Emotionalem und Greifbarem versteckt. Es hat eine fortschrittliche (und von vielen auch gefürchtete) Technologie «vermenschlicht».
Die Animojis sind vor allem auch eine technische Meisterleistung. Basierend übrigens auch auf Technologien und Talente, die Apple durch die Übernahme eines Zürcher Startups erworben hat. Und die Animojis sind eine perfekte Veranschaulichung, was mit der neuen Technologie möglich wird. Die Animojis sind dabei aber erst der Anfang. Entwickler können von diesen Mapping-Funktionalitäten für AR-Applikationen Gebrauch machen. Ein Beispiel: In den USA hat ein Brillen-Händler eine App veröffentlicht, welche anhand des TrueDepth-Systems das Gesicht des Nutzers analysiert, und ihm basierend auf den Gesichts-Eigenschaften die ihm passendsten Brillen-Modelle empfiehlt. Diese App wird jedoch bisher nicht ausserhalb der USA angeboten.
Verbesserte Kamera auf der Rückseite
Das Dual-Kamera-System auf der Rückseite des iPhone X unterscheidet sich zwar visuell sehr von jenem des iPhone 8 Plus – wie angesprochen ist die Ausbuchtung aus dem Gehäuse grösser und neu vertikal statt horizontal – doch im Grossen und Ganzen unterscheiden sich die Dual-Kameras der beiden neuen iPhone-Generationen nur geringfügig. Beide Kameras lösen mit 12-Megapixel auf. Die eine ist mit einem Weitwinkel ausgerüstet, die andere mit einem Teleobjektiv. Während bei Fotos, welche mit der «Hauptkamera» – mit Weitwinkel-Linse – aufgenommen wurden, keine Unterschiede zu den Fotos des iPhone 8 Plus ausgemacht werden können, sind bei «2x»-Aufnahmen mit der Tele-Kamera durchaus Unterschiede bemerkbar. Das liegt daran, dass Apple eben bei dieser Kamera beim iPhone X gegenüber dem iPhone 8 Plus noch weitere Verbesserungen vorgenommen hat. Zum einen verfügt nun auch diese Kamera über eine optische Bildstabilisierung, zum anderen kann die Blende dieser Kamera neu bis zu ƒ/2.4 öffnen. Beim iPhone 8 Plus kann sie höchstens bis ƒ/2.8 öffnen. Beide Verbesserungen ermöglichen vor allem bessere Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen – es gelangt mehr Licht auf den Sensor und es gibt weniger Verwacklungsunschärfe.
Daraus resultieren beim iPhone X auffallend detailreichere und schärfere Aufnahmen bei schwachem oder sonst schlechtem Licht, als noch mit dem iPhone 8 Plus.
Das führt auch dazu, dass man es sich nicht mehr zwei Mal überlegen muss, ob man nun wirklich auf «2x» umschalten möchte. Die mit der 2x-Kamera geschossenen Bilder waren nicht so hell und nicht so detailliert, wie die mit der Weitwinkel-Kamera mit ƒ/1.8 aufgenommenen Fotos. Ein gewisser Unterschied in der Bildqualität war immer gegeben (ƒ/1.8 mit OIS vs. ƒ/2.8 ohne OIS), ist nun dank den Verbesserungen aber nicht mehr so gross wie bisher (ƒ/1.8 mit OIS vs. ƒ/2.4 mit OIS).
Vor allem die nun duale optische Bildstabilisierung sorgt auch beim digitalen Zoom (alles über «2x») für sofort sichtbar bessere Aufnahmen – sowohl bei Fotografien, wie auch bei Video inkl. 4K.
Und noch vieles mehr
Das iPhone X bringt nicht «nur» ein neues Design mit neuem Display, eine verbesserte Kamera, die Gesichtserkennung Face ID und die Animojis – das iPhone X ist ausserdem auch richtiggehend vollgepackt mit vielen anderen Verbesserungen und Neuerungen gegenüber den letztjährigen iPhone-Modellen. Dazu gehört der immens leistungsstarke Prozessor «A11 Bionic», 3 GB Arbeitsspeicher, induktives Laden mit dem Qi-Standard, Unterstützung für Fast-Charging, Bluetooth 5, noch schnelleres «LTE Advanced» und Neuerungen durch und mit iOS 11.
Gegenüber dem ebenfalls neuen iPhone 8 Plus hebt sich das iPhone X überdies wie bereits erwähnt auch mit einer noch weiter verbesserten Dual-Kamera auf der Rückseite des Gerätes ab. Dann verfügt es über noch potentere Stereo-Lautsprecher. Apple zufolge ist das iPhone X 35 Prozent lauter als das iPhone 7 – das iPhone 8 Plus ist 25 Prozent lauter. Dabei handelt es sich nicht nur um Marketing-Palaver, sondern die Lautsprecher des iPhone X sind tatsächlich gut hörbar lauter und liefern ein noch saubereres Klangbild.
Sehr positiv überrascht waren wir von der Batterieleistung des iPhone X. Das neue Highend-iPhone verfügt über einen Akku mit gut 2700 Milliampèrestunden – der Lithium-Ionen-Akku ist damit leicht grösser als jener des iPhone 8 Plus.
Apple zufolge sollte man mit dem neuen iPhone etwa zwei Stunden länger Akku haben als noch beim iPhone 7. Man kommt mit dem X also etwa (aber nicht ganz) in die Nähe des Plus-Modells. In unseren Tests zeigte sich, dass Apple hier wie so oft konservative Zahlen nennt.
In unserem Video-Test, in welchem wir Filme aus dem iTunes Store bei voller Lautstärke und einer Display-Helligkeit von 50 Prozent wiederholt laufen lassen, hielt der Akku 14 Stunden und 21 Minuten. In unserem Alltagstest, in welchem wir das Gerät über den Tag verteilt oft, aber nicht durchgehend, für Alltägliches nutzen (Mail, Nachrichten, Surfen, Facebook, Slack, Instagram, iBooks, Video- und Audio-Wiedergabe abwechselnd über LTE, 3G und WLAN), zeigte iOS 11 am Abend beim iPhone X noch 68 Prozent Akkulaufzeit an.
Bei unseren Tests zeigt sich vor allem eines: Die Stromverbrauch-Unterschiede beim OLED-Display können enorm sein. Da schwarze Pixel bei einem OLED «ausgeschaltet» sind und somit theoretisch kein Strom fressen, kann das Display entsprechend sparsam betrieben werden, wenn denn viele schwarzen Flächen dargestellt werden. Durch verschiedene Einstellungen in iOS kann aus dieser Tatsache sogar sosehr Nutzen gezogen werden, dass die Batterielaufzeit merklich verlängert werden kann (wenn man z.B. mit weniger Farben auf dem Display auskommen kann). Durch Aktivieren der intelligenten Farben-Umkehrung beispielsweise, der Weisspunkt-Reduzierung oder dem Nutzen von Farbfiltern (allesamt in den Display-Anpassungen der Bedienungshilfen zu finden). Statt einer oft weissen Benutzeroberfläche hat man durch einige dieser Einstellungen hauptsächlich eine schwarze UI – das hilft enorm beim Akku-Sparen. Man darf wahrscheinlich schon mal davon ausgehen, dass für all die Millionen iPhone X mit OLED-Displays, die es dereinst auf dem Markt geben wird, es in einer kommenden iOS-Version einen globalen und einfacher einzustellenden «Dunklen Modus» geben wird. Eben um von diesem Umstand profitieren zu können.
Aber auch ohne diese «Optimierungen» überzeugt der Akku des iPhone X. Auch das neue iPhone ist aber eines, welches die meisten Nutzer wohl jeden Tag einmal aufladen müssen.
Wie immer gilt: Der Akku leert sich natürlich schneller, wenn man für längere Zeit leistungshungrige Spiele oder AR-Apps nutzt – ganz zu schweigen von den Animojis.
Mehr Details im iPhone-8-Plus-Review
Wir haben uns bei diesem Test des iPhone X vor allem auf die Geräte-spezifischen Neuerungen gegenüber dem ebenfalls neuen iPhone 8 Plus fokussiert. All die soeben aufgezählten zusätzlichen Neuerungen haben wir aber in unserem Review zum iPhone 8 Plus auf Herz und Nieren getestet und dort sehr ausführlich behandelt.
Wer sich für das iPhone X interessiert, sollte entsprechend unbedingt auch unser iPhone-8-Plus-Testbericht studieren – dort gibt es noch zahlreiche weitere Details, Infos und Hintergründe zu den Neuerungen, die auch das iPhone X mit sich bringt.
Kaufempfehlung
Das iPhone X kostet mit 64 GB Speicherplatz 1199 und mit 256 GB Speicherplatz 1389 Schweizer Franken. Da für ein iPhone X also so oder so bereits viel Geld in die Hände genommen werden muss, und 64 GB bei vielen hochauflösenden Fotos und 4K-Videos mit 60 fps durchaus sehr schnell aufgebraucht werden könnten, empfehlen wir eher den Griff hin zum teuereren Modell. Dessen 256 GB Speicherkapazität dürfte für die meisten mehr als ausreichen.
Für zusätzliche CHF 249.– erhält man den Hardwareschutz «AppleCare+» für zwei Jahre. Auch diese zusätzliche Investition dürfte sich lohnen, denn ohne diese Abdeckung kostet bei Apple eine Displayreparatur aufgrund Unfallschaden oder unsachgemässer Handhabung 325.63 Schweizer Franken. Die Reparatur sonstiger Schäden am iPhone X, welche sich nicht auf das Display beschränken, kostet sogar 605.63 Schweizer Franken.
Somit kommt das iPhone X auf einen Preis von 1199 bis 1638 Schweizer Franken zu stehen. Eine rechte Stange Geld – für «nur» ein Smartphone. Auch wenn das viel Geld ist, sollte man – wie auch bei den anderen iPhone-Modellen – immer berücksichtigen, dass das Smartphone für viele Leute heute der einzige Computer ist, den sie besitzen. Ein solches Gerät, welches entsprechend sehr viel Leisten muss – und dies auch liefert – kann auch etwas kosten.
Trotzdem: Das iPhone X ist ein sehr teures Gerät – auch für ein Apple-Smartphone. Es ist zwar in jeglicher Hinsicht beeindruckend, hochwertig und mit top-moderner Technik versehen, doch auch für soetwas möchten nicht alle so viel Geld ausgeben. Das Gute ist, dass man das auch nicht muss. Wer ein neues iPhone will oder braucht, dem stehen mit dem iPhone 8 und dem iPhone 8 Plus ebenfalls neue Top-Smartphones von Apple zur Auswahl. Das iPhone X liefert noch einiges mehr, ist finanziell aber dann auch auf einer anderen Stufe und bringt neue Technologien, für die nicht alle bereit sind so viel zu bezahlen.
Es ist also die Frage, ob man lieber auf der etablierten traditionellen Schiene bleibt mit dem iPhone 8 und iPhone 8 Plus, oder ob man etwas mehr bezahlen bereit ist für ein Sprung hin zu den Zukunfts-Technologien im iPhone X.
Genau deshalb gibt es das iPhone 8 und iPhone 8 Plus überhaupt: Wer noch nicht bereit ist für den Sprung hin zum top-modernen Highend-Modell iPhone X, dem stehen mit den 8ern ebenfalls sehr gute Geräte zur Verfügung.
All die Neuerungen im iPhone X werden für einige den Aufpreis wert sein. Für viele andere sind 1200 bis 1600 Franken einfach (viel) zuviel Geld für ein Smartphone. Wenn man immer das Neueste haben muss und sich mit dem Kaufpreis anfreunden kann, dann ist das iPhone X ganz klar die einzig richtige Wahl. Wer aber Zweifel hegt, dem sei das iPhone 8 Plus empfohlen. Bis auf das neue Display und das TrueDepth-Kamerasystem handelt es sich sozusagen um das gleiche Gerät mit den gleichen Fähigkeiten und der gleichen immensen Leistung. Und man muss sich nicht mit den ersten Gehversuchen der Entwickler herumschlagen, die versuchen, die neuen Eigenschaften des X irgendwie kreativ zu nutzen. Oder aber man wartet nochmals ein Jahr. Die nächste Generation des iPhone X wird bestimmt die paar noch bestehenden Problemchen ausmerzen und noch schneller und noch besser – und höchstwahrscheinlich auch günstiger – sein.
Fazit zum iPhone X
Das iPhone X bringt den Coolnes-Faktor zurück zu Apples Smartphones. Apple bedient mit dem iPhone X verschiedene Faktoren, die es für ein Kult-Objekt braucht – das Gerät ist teuer, man kann sich mit ihm also einen gewissen Status aufbauen, und das iPhone X ist dank seinem speziellen Design (Kerbe, Edge-to-Edge-Display, vertikale Dual-Kamera) auch von aussen als dieses erkennbar, und überträgt diese Exklusivität an den Besitzer.
Spannend ist, wie gut Apple beim iPhone X mit «Problemen» wie der in das Display ragenden Kerbe umgeht. Der Mac-Hersteller versteckt diese nicht, sondern zelebriert diese Eigenart förmlich. Zusammen mit den abgerundeten Display-Ecken macht das Unternehmen diese beiden Eigenschaften zu Design-Merkmalen und Ikonen des neuen Highend-iPhone.
Das iPhone X ist ganz klar das beste iPhone, das Apple je gemacht hat. Es ist extrem leistungsfähig, kompakt und in einer vorzüglichen Qualität gebaut, und bringt beispielsweise mit Face ID und dem A11-Bionic-Chip markante technologische Fortschritte.
Mit dem iPhone X hat Apple überdies mutig an etablierten Charakteristiken des iPhone geschraubt und war sich dabei radikalen Schritten nicht zu schade. Die Befürchtungen, Apple könnte sich beim iPhone X durch die Vielzahl an teils grundlegenden Neuerungen verzetteln, sind absolut unbegründet. Klar, es gibt punktuell Verbesserungspotential – aber im Grossen und Ganzen überzeugt das iPhone X allemal.
Apple hat mit dem iPhone X ein wahrlich eindrückliches Produkt auf den Markt gebracht. Mit ihm hat Apple das iPhone neu interpretiert. Das iPhone X ist eine sehr solide Basis für die iPhone-Generationen von morgen und übermorgen. Wer sich das teure Gerät leisten will und kann, der darf beim iPhone X tatsächlich wie von Apple versprochen «der Zukunft ‹Hallo› sagen».
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9 Kommentare
Kommentar von Apfelklick
Kommentar von Stefan Rechsteiner
Kommentar von Samuel
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Kommentar von Samuel
Kommentar von Simon Balz
Kommentar von Samuel
Kommentar von Simon Balz
Kommentar von iTrooper
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