iPhone 11 Pro
Es ist das erste iPhone, welches so leistungsfähig ist, dass man es «Pro» nennen kann – das verspricht Apple auf seiner Webseite. Doch machen die von Apple herausgehobenen drei Highlights – Kamera, Akku und Chip – aus dem neuen Gerät wirklich ein Pro-Device? Wie viel «Pro» steckt im neuen «iPhone 11 Pro» wirklich?
Acht Wochen lang haben wir das neue Gerät auf Herz und Nieren getestet und sind dabei auch eben diesen Fragen nachgegangen. Unser Testbericht zum iPhone 11 Pro Max.
Inhaltsverzeichnis
- Design
- Audio
- Mobilfunk, Bluetooth und Wi-Fi
- A13 Bionic
- ★ Display
- ★ Akku
- ★ Kamera
- Ausstattung und Preis
- Pro?
- Fazit
Design
Beim Design schlägt Apple mit dem iPhone 11 Pro keine neue Pfade ein und setzt weiterhin auf das bewährte Äussere der letzten Generationen. Die gleiche Form, die gleichen Edelstahl-Ränder … die gleichen Design-Merkmale. Von vorne oder der Seite ist ein 11 Pro nicht von einem XS zu unterscheiden, erst auf der Rückseite machen sich zwei doch grössere Unterschiede bemerkbar: Das Finish der ganzen Rückseite und die Kamera.
Der Formfaktor der Geräte ist grösstenteils der gleiche geblieben. Gegenüber den Vorgängern XS und XS Max sind das 11 Pro und das 11 Pro Max minimal dicker und schwerer – konkret um 0.4 Millimeter dicker und um 11 bzw. 18 Gramm schwerer. Das hört sich nach wenig an – ist es auch – gleichzeitig werden Besitzer eines XS den Unterschied durchaus bemerken, zumindest bei einem direkten Vergleich.
Früher wurde Apple oft dafür kritisiert, bei neuen Geräten den Fokus vor allem auf immer dünnere Bauweisen zu setzen, statt beispielsweise auf mehr Akkulaufzeit. Seit 2015 und dem iPhone 6 nun sind jedoch die neuen Modelle – mit Ausnahme des iPhone 7 vor zwei Jahren – immerzu dicker geworden. Nicht um viel, aber über die 6 Generationen seither immerhin um einen ganzen Millimeter, was allerdings einen Siebtel der ganzen Geräte-Dicke entspricht.
Auffallender ist das neue Finish auf der Rückseite des iPhone 11 Pro und des iPhone 11 Pro Max. Das Glas auf der Rückseite ist neu matt – einzig das nun auch auf die Gerätehöhe zentrierte Apple-Logo ist noch in Hochglanz gehalten, ebenso die ganze Kamera-Erhebung. Das matte Glas fühlt sich grossartig an und verleiht dem 11 Pro ein ganz spezielles Look and Feel.
Die Kamera-Beule beherbergt neu drei Kameras und ist nicht mehr oval länglich wie beim X und XS, sondern neu ein abgerundetes, grösseres Quadrat. Mehr zum neuen Kamera-System weiter unten.
Die ganze Rückseite, inklusive der Kamera-Erhebung, wurde aus einem einzigen Stück Glas gefräst – ein kleines, aber sehr schönes Detail.
Das iPhone 11 Pro und das iPhone 11 Pro Max gibt es neu in einem dunklen, matten Grün – «Nachtgrün» genannt. Die neue mattierte Rückseite verändert auch das Erscheinungsbild der «gewohnten iPhone-Farben» Silber, Space-Grau und Gold, welche nun allesamt etwas abgedämpfter daherkommen.
Sowohl das Glas über dem Display wie jenes der Rückseite wurden von Apple durch einen sogenannten «Dual Ion-Exchange»-Prozess gehärtet und sind dem Unternehmen zufolge die «robustesten Gläser in einem Smartphone». Diverse Fall-Tests im Internet lassen darauf schliessen, dass die neuen iPhone-Gläser tatsächlich so einiges aushalten.
Offiziell haben die neuen iPhone 11 Pro und 11 Pro Max wie bereits das XS die Wasser- und Staub-Resistenz-Bewertung «IP68». Diese Wasserdichte definiert einen Schutz gegen das Eindringen von Wasser in das Gehäuse während bis zu 30 Minuten, wenn man das Gerät komplett bis zu 2 Meter in die Flüssigkeit eintaucht. Bei den neuen Modellen spricht Apple aber von bis zu 4 Meter – doppelt so tief wie noch das XS und vier mal so tief wie das 7, 8 und X. Apple bewirbt dies aber nicht aktiv so, und auch die Garantie deckt nach wie vor keine Wasserschäden ab – was einen einfachen Grund hat: Die IP68-Wasserresistenz garantiert Apple im Grunde genommen nur für ein komplett neues Gerät. Die Geräte sind ab Fabrik getestet und noch komplett abgedichtet. Sobald das Gerät im Alltag genutzt wird, kann die Versiegelung Schaden nehmen – beispielsweise wenn es einmal irgendwo herunterfliegt. Bei einem Alltagsgegenstand wie ein Smartphone kann schlicht keine ewige 100-Prozentige Wasserdichte garantiert werden. Soviel zur offiziellen bürokratischen Sichtweise. Ob man nun damit gleich schwimmen oder sogar schnorcheln und tauchen gehen soll, sei jedem selbst überlassen. Im Internet gibt diverse Geschichten zu entdecken, in denen iPhone lange über den IP68-Standard hinweg im Wasser ohne Schaden zu nehmen überlebt haben. Und nun behauptet Apple, dass das neue iPhone noch wasserresistenter ist. Getestet haben wir die neuen Spitzenwerte nicht – unsere Badewanne ist schlicht zu wenig tief. Sicher aber muss man schon länger keine Panik mehr haben, wenn jemand versehentlich etwas Flüssiges über das iPhone verschüttet oder das iPhone unbeabsichtigt in den Pool fliegt.
Audio
Apple hat den neuen iPhone-Modellen eine neue Funktion namens «Spatial Audio» spendiert. Dabei handelt es sich um eine simulierte Surround-Sound-Ausgabe aus einem Stereo-Lautsprechersystem. Apple beschreibt es gar als «immersives, Kino-ähnliches Erlebnis» beschreibt.
Zusätzlich unterstützt «Spatial Audio» der neuen iPhone-11-Modelle das Surround-Format «Dolby Atmos». Dieses bietet «Objekt-basierten Surround». Anders als bei den traditionellen Surround-Technologien wie Dolby Surround 5.1 oder 7.1, wird nicht mehr für jeden Lautsprecher eine eigene Spur des gleichen, aber dafür optimierten Tons zur Verfügung gestellt. Den Inhalts-Anbietern steht mit Atmos vielmehr eine Technologie zur Verfügung, mit welcher sie Klangobjekte in einem dreidimensionalen Hörraum platzieren können. Anstatt dass nun wie bei den herkömmlichen Surround-Systemen die verwendeten Lautsprecher den gleichen Ton abstrahlen, kann Atmos jedem Lautsprecher ein gänzlich individuelles Signal zur Verfügung stellen.
Bei einem System mit nur zwei Lautsprechern sind die Möglichkeiten von Atmos freilich etwas limitiert. Um so eindrücklicher, was Apple den kleinen Lautsprechern in den neuen iPhone-Modellen und mit «Spatial Audio» gelungen ist. Beim Betrachten beispielsweise eines Filmes mit Dolby Atmos nimmt man den 3D-Sound tatsächlich gut wahr.
Bei der eigentlichen Tonausgabe und Lautstärke unterscheiden sich die Lautsprecher der neuen 11er-iPhone nicht merklich von jenen des XS. Diese konnten aber schon ohne Probleme einen Raum gut beschallen.
An die geballte Audio-Leistung eines iPad Pro kommt aber auch ein iPhone 11 Pro nicht heran. Und je nach Situation kommt man eh nicht um Kopfhörer oder eine HiFi-Anlage herum. Das ist klar – dennoch: Das iPhone 11 Pro verfügt für ein Smartphone über ein sehr gutes Lautsprecher-System.
Mobilfunk, Bluetooth und Wi-Fi
Auch die neuen iPhone-11-Modelle sind allesamt Dual-SIM fähig und verfügen neben einer Kartenschublade für eine Nano-SIM auch über eine eSIM. Damit lässt sich das Gerät mit zwei Rufnummern benutzen.
Beispielsweise kann die Haupt-SIM als eSIM aktiviert werden und die SIM-Kartenschublade frei gelassen werden für eine zusätzliche SIM-Karte, die bei einem Auslandaufenthalt von einem lokalen Mobilfunkanbieter genutzt werden kann. So bekommt man bessere, lokale Angebote statt den meist teuren Roaming-Tarifen des heimischen Anbieters und muss gleichzeitig nicht auf die normale Rufnummer verzichten.
Das iPhone 11 Pro und das iPhone 11 Pro Max unterstützen ausserdem schnelleres Gigabit LTE mit 4x4 MIMO und LAA5 und bis zu 30 LTE-Bändern.
Bluetooth 5.0 in den neuen iPhone-Modellen unterstützt Beamforming, wodurch laut Apple beim Streamen von Audio «bis zu 45 Prozent» mehr Reichweite erreicht werden kann.
Apple hat beim iPhone 11 ausserdem Wi-Fi 6 eingeführt. Dieser neue Standard wurde erst kürzlich verabschiedet, ist entsprechend sehr zukunftssicher, es gibt aber noch kaum andere End-Geräte wie Router dafür. Der Standard erlaubt schnellere Bandbreiten (Apple spricht beim iPhone 11 von «bis zu 38 Prozent» schneller) und tiefere Latenzzeiten insbesondere in Gebieten, in denen viele Wi-Fi-Geräte gleichzeitig aktiv sind.
A13 Bionic
Apple ist unbestreitbar die Nummer Eins in Sachen Chip-Performance. Kein Mitstreiter der Branche kann Apple hier etwas vormachen. Der mit dem XS eingeführte «A12 Bionic»-Chip ist ein ganzes Jahr lang von der Konkurrenz nicht eingeholt worden – und baut Apple mit dem «A13 Bionic» diesen Abstand noch weiter aus. Es ist erneut eindrücklich, wie sehr die Chips von dem Rest der Branche überlegen sind.
Apple bewirbt den «A13 Bionic» selbstredend als den «schnellsten Chip in einem Smartphone, mit dem schnellsten CPU und der schnellsten GPU». Neben der Performance-Steigerung arbeitet der Chip auch effizienter, was sich wiederum in einer verbesserten Batterielaufzeit niederschlägt.
Der A13 Bionic verfügt über zwei auf Hochleistung getrimmte Cores, die Apple zufolge «bis zu 20 Prozent» schneller und «bis zu 30 Prozent» Energie-effizienter arbeiten als noch die Performance-Cores im A12. Weiter ist das System-on-a-Chip mit vier Cores ausgerüstet, die auf Effizienz gepolt sind. Gegenüber dem Vorgängermodell arbeiten diese Kerne laut Apple «bis zu 20 Prozent» schneller und sogar «bis zu 40 Prozent» effizienter.
Die im A13 integrierte Grafikeinheit kann auf vier Kerne zurückgreifen, die ebenfalls «bis zu 20 Prozent» schneller und «bis zu 40 Prozent» weniger Strom benötigen als die GPU im A12 Bionic.
Apple hat den Chip zudem erneut hinsichtlich maschinellem Lernen optimiert. Die Neural Engine arbeitet «bis zu 20 Prozent» schneller und «bis zu 15 Prozent» effizienter als noch jene des A12. Ein neuer Machine Learning Controller sorgt dafür, dass die ML-Tasks automatisch und fliessend den jeweils best-geeignetsten Komponenten des A13 zugewiesen werden, damit diese in einer guten Balance zwischen Leistung und Effizienz abgearbeitet werden können. Zwei neue Machine Learning Accelerators in der CPU führen Matrizen bis zu sechsmal schneller aus, was ganz neue ML-Anwendungen ermöglicht.
In unseren Benchmarks (Geekbench 5) bestätigen sich Apples Zahlen. Single-Core schneidet das iPhone 11 Pro Max ziemlich genau 20 Prozent besser ab als das das iPhone XS Max. Bei Multi-Core zeigt sich sogar eine Leistungssteigerung von 25 Prozent.
Die Spezialisten von AnandTech haben den A13 in diversen Tests und Vergleichen auf den Zahn gefühlt und kommen auf ähnliche Zahlen. Ein spannender Satz aus deren ausführlicher Analyse zum A13 Bionic: «Während im letzten Jahr der A12 noch eine Marge gegenüber den besten Desktop-CPU-Kerne hatte, erreicht in diesem Jahr der A13 im Wesentlichen das Beste, was AMD und Intel zu bieten haben.» Überaus eindrücklich für ein Chip in einem Smartphone.
Letzthin fand sich der Autor dieses Testberichts in einer Diskussion über den A13 Bionic wieder, in der ein Gegenüber argumentierte, einen solch schnellen Chip brauche er nicht – er spiele schliesslich keine derart leistungshungrigen Games und nutze auch keine Augmented-Reality-Apps.
Auch wenn Apple die Leistungsfähigkeit seiner Chips neben Benchmark-Zahlen und Diagrammen sehr oft mit Spielen oder AR-Erlebnissen demonstriert, ist ein jeder Nutzer mit seinen ganz alltäglichen Aktivitäten auf dem iPhone ein Anwender der geballten Leistung dieser Chips. Es geht dabei nicht nur darum, dass Apps schneller öffnen oder das Schneiden eines Videos schneller vonstatten geht. Es geht dabei auch um alltägliche Dinge wie nur schon das Aufnehmen eines Fotos. Wann immer die Kamera ausgelöst wird, werden vom iPhone Milliarden(!) Operationen durchgeführt. Die Kamera nimmt nicht nur ein einzelnes Foto, sondern gleich eine ganze Reihe an Bildern auf, die dann Pixel für Pixel analysiert und optimal zusammengesetzt werden. Das Alles passiert dank der Leistungsfähigkeit der Apple-Chips derart schnell im Hintergrund, dass man davon nichts mitbekommt. Wären die Chips nicht so leistungsfähig, würde man entweder gute Schnappschüsse verpassen, weil die Kamera zu langsam ist; lange auf das «entwickelte» Bild warten müssen; oder schlicht keine derart gute Kamera im Smartphone haben. Dabei ist hier noch nicht Schluss, denn im Hintergrund werden die Bilder noch weiter analysiert – zum Beispiel das im Sujet abgebildete erkannt und markiert, sodass später über die Suche der Fotos-App nach abgebildeten Objekten gesucht werden kann. Das ist nur ein Anwendungsfall von vielen, bei der die Leistung des Chips eine gewichtige Rolle spielt ohne das man dies direkt merkt. Und derlei Arbeiten werden im Hintergrund ausgeführt, während das Smartphone normal für Anderes genutzt werden kann.
Der neue U1-Chip
Ein weiteres spannendes Stück Silizium in den iPhone-11-Modellen ist der neue von Apple entwickelte «U1»-Chip. Mit der «Ultra Wideband»-Technologie verleiht der Chip dem iPhone eine Art «räumliches Bewusstsein» gegenüber anderen mit UWB ausgestatteten Geräten – das iPhone kennt die genaue Position eines anderen Gerätes relativ zu sich selbst.
Die Technologie hat grosses Potential, wird bis dato aber erst in einer einzigen Funktion in iOS 13 genutzt: in AirDrop. Dank dem U1-Chip kann man ein iPhone 11 zu einem anderen iPhone 11 ausrichten und so Inhalte einfacher und schneller mit dem Gegenüber teilen.
«Das ist aber erst der Anfang», wie Apple es aber auch selbst auf der eigenen Webseite schreibt. «Es ist wie ein weiterer Sinn für das iPhone und es wird zu erstaunlichen neuen Funktionen führen», so Apple. Man darf also gespannt sein, was für Anwendungen in naher Zukunft für den U1-Chip kommen werden.
★ Display
Als 2017 das iPhone X auf den Markt kam, haben wir dessen grandiosen Bildschirm gelobt. Im vergangenen Jahr hat Apple beim XS das Display noch etwas weiter verbessert – von blossem Auge, wie wir es in unserem damaligen Review angemerkt haben, war aber «kein wirklicher Unterschied» zwischen den Displays auszumachen. Anders nun in diesem Jahr. Apple hat mit den iPhone-11-Pro-Modellen das exzellente Display des iPhone XS noch weiter verbessert. Das «Super Retina XDR»-Display leuchtet im normalen Gebrauch mit bis zu 800 cd/m2 («nits») – beim Abspielen von HDR-Inhalten kann das Display sogar bis zu 1200 nits hell werden. Das entspricht einer enormen Verbesserung gegenüber den 625 cd/m2 des iPhone XS. Dank der erhöhten Helligkeit wird auch die Abbildung von Fotografien oder Videos genauer, da so mehr Details und feinere Farbunterschiede angezeigt werden können – dies spielt insbesondere bei HDR-Inhalten eine grosse Rolle.
Weiter verbessert die erhöhte Helligkeit auch das Ablesen des Displays draussen bei direkter Sonneneinstrahlung.
Trotz exzellenter HDR-Wiedergabe handelt es sich bei den iPhone-11-Modellen übrigens nicht um ein 10-bit, sondern um ein 8-bit Display.
An den Auflösungen hat sich gegenüber dem XS und dem XS Max nichts getan. Das iPhone 11 Pro zeigt auf dem 5.8-Zoll grossen OLED-Display 2436 mal 1125 Pixel an (458ppi), während beim iPhone 11 Pro Max auf 6.5-Zoll 2688 mal 1242 Pixel Platz finden (458ppi). Apple zufolge bietet das Display ausserdem ein Kontrastverhältnis von 2 Millionen zu Eins – eine Angabe, die bei Organischen Leuchtdioden mit absolutem Schwarz nicht wirklich viel Sinn macht. Beim XS sprach Apple übrigens noch von einer Million zu Eins – der Zuwachs dürfte durch den doppelt so hohen Helligkeit-Peak erklärt werden.
Das Display unterstützt den erweiterten P3-Farbraum und bietet unter anderem dank dem systemweitem Color-Management von iOS die von Apple gewohnte exzellente Farb-Echtheit. Weiter unterstützt das Display die HDR-Formate Dolby Vision und HDR10, «Tap to Wake» und «True Tone», welches für natürlichere Farben die Display-Anzeige über den Umgebungslicht-Sensor der Farbtemperatur der Umgebung anpasst.
Zu allem dem arbeitet das neue Display Apple zufolge «bis zu 15 Prozent» stromsparender.
Für das «Super Retina XDR» gehen uns leider die Superlative aus. Das Display ist atemberaubend gut und auf jeden Fall zusammen mit dem Kamera-System des Gerätes der Hauptgrund für den Kauf eines iPhone 11 Pro anstatt einem iPhone 11.
Mit dem Namen «Super Retina XDR» spielt Apple übrigens auf den Namen seines neuen Profi-Bildschirms an. Dieser bietet eben «mehr als nur HDR», also «Extended Dynamic Range», kurz XDR. Ein ähnliches Erlebnis wollte Apple auch auf das iPhone bringen – deshalb «Super Retina XDR».
Aus 3D Touch wird (leider) Haptic Touch
Nicht direkt das Display betreffend, aber eine damit verwandte Technologie (und deshalb gehen wir hier an dieser Stelle darauf ein) hat Apple beim neuen iPhone 11 weg rationalisiert. Und je nach dem wie man bisher das iPhone benutzt hat, schmerzt dieser Weggang doch etwas.
Die 2015 zuerst mit der Apple Watch, dann den MacBook-Modellen und schliesslich dem iPhone 6S eingeführten Force-Touch-Technologie gibts beim iPhone 11 nicht mehr. «3D Touch» hat Apple die Technologie bei den iPhone genannt. Als Ersatz gibt es das letztes Jahr mit dem iPhone XR eingeführte «Haptic Touch» – eine Simulation der Force-Touch-Technologie mithilfe ausgeklügelter Software und dem eingebauten Vibrations-Motor, der Taptic Engine.
Warum genau Apple bei den neuen iPhone-Modellen 3D Touch nicht mehr verbaut ist nicht klar. Wahrscheinlich, weil im iPhone so eine etwas grössere Batterie Platz hat. Oder weil die Technologie von vielen Nutzern wohl nicht wirklich benutzt wurde.
Bei Force Touch bzw. 3D Touch handelt es sich um eine Technologie, bei welcher durch Druck-Sensoren unterhalb des Displays erkannt wird, ob und wie fest auf die Oberfläche gedrückt wird. Simuliert durch eine intelligente Anwendung von haptischem Feedback mit dem Vibrations-Motor, wird dem Nutzer vorgegaukelt, er drücke das Display tatsächlich wie bei einem Klick auf einen mechanischen Druckknopf. Da die Sensoren auch erkennen. wie fest der Nutzer auf das Display drückt, gibt es so neben dem normalen Antippen des Displays eine weitere Interaktionsmöglichkeit – das feste Drücken des Displays: Auf dem Mac heisst dieser Klick «Force Click», beim iPhone ist es eben ein «3D Touch». Mit dieser Interaktion bei Geräten mit 3D Touch (iPhone 6s, 6s Plus, 7, 7 Plus, 8, 8 Plus, X, XS, XS Max) können auf einigen Elementen der Benutzeroberfläche alternative Aktionen ausgelöst werden. Als Beispiel seien die Vorschauen auf Inhalte wie Mails oder verlinkte Webseiten oder «Pop-Up»-Menüs genannt. Mit 3D Touch ist es derweil auch möglich, den Cursor beim Verfassen von Texten durch festes Drücken der Tastatur einfach zu verschieben.
Der Software-Ersatz «Haptic Touch» ermöglicht die meisten Interaktionen, die durch 3D Touch möglich waren, ebenfalls. Er wurde vergangenes Jahr mit dem iPhone XR eingeführt. Dieses iPhone-Modell verfügte ebenfalls über kein 3D Touch mehr. Ausgelöst werden die Haptic-Touch-Interaktionen nicht durch festeres Drücken (es sind keine drucksensitiven Sensoren mehr vorhanden), sondern durch ein längeres Antippen des Displays. In iOS 13 wird Haptic Touch an vielen Orten eingesetzt – mehr oder minder einheitlich in der Form von sogenannten Kontext-Menüs, über welche man zum ausgewählten Objekt Funktionen zur Auswahl präsentiert bekommt. Auch der Tastatur-Trick ist weiterhin verfügbar, jedoch nicht mehr über die ganze Tastatur-Fläche, sondern nur noch über ein langes Antippen der Leertaste.
Nutzer, die 3D Touch aktiv eingesetzt haben, dürften Haptic Touch aber als langsamer und weniger intuitiv als 3D Touch abstempeln. In den vergangenen Wochen hat der Autor dieses Reviews 3D Touch auf dem iPhone 11 schon mehr als einmal vermisst.
Immerhin: Als Bestandteil von iOS 13 ist «Haptic Touch» auch auf Geräten ohne 3D-Touch-Unterstützung verfügbar.
★ Akku
Immer Thema bei einem neuen Smartphone ist die Batterielaufzeit. Die Zeiten, in denen ein Mobiltelefon einmal in der Woche oder noch seltener aufgeladen werden musste, sind vorbei. Das liegt freilich daran, dass heutige Geräte viel mehr leisten müssen als beispielsweise noch ein Nokia 3210. Dennoch – oder genau deshalb – wünscht man sich seit dem ersten iPhone Jahr für Jahr längere Batterielaufzeiten für die neuen Modelle. Seit ein paar Jahren liefert Apple eine stetige Verbesserung. In diesem Jahr verspricht Apple hier sogar den grössten Sprung seit es das iPhone gibt.
Apple zufolge hält der Akku des iPhone 11 Pro bis zu vier Stunden länger als das iPhone XS und das iPhone 11 Pro Max soll gar eine um 5 Stunden längere Batterielaufzeit aufweisen als das iPhone XS Max.
Möglich macht dies Apple zufolge der A13-Bionic-Chip in den neuen iPhone-11-Modellen, welcher viel effizienter arbeitet als noch seine Vorgänger. Ebenfalls für die längere Laufzeit verantwortlich ist aber auch die Tatsache, dass in den neuen iPhone grössere Akkus stecken. Offiziell nennt Apple die Kapazitäten der Akkus nicht, aber dank Unterlagen der Chinesischen Regulierungsbehörde TENAA wissen wir, dass das iPhone 11 Pro einen Akku mit 3046 Milliampèrestunden verfügt und das iPhone 11 Pro Max über einen mit 3969 mAh. Die Lithium-Ionen-Akkus des XS und XS Max hatten 2658 respektive 3174 mAh. Das entspricht also einer Kapazitäts-Steigerung von 15 bzw. 25 Prozent.
Übrigens: Die iPhone-11-Pro-Modelle werden mit einem neuen 18-Watt-Netzteil ausgeliefert. Eine willkommene Verbesserung gegenüber dem für die heutigen Akku-Kapazitäten schlichtweg peinlich schwachen 5-Watt-Netzteil aller bisherigen iPhone-Modelle (und auch des iPhone 11). Dank der höheren Leistung kann der Akku schneller geladen werden. Das neue Netzteil gleicht jenem der neueren iPad und hat ebenfalls ein USB-C-Anschluss. Der Box liegt entsprechend ein Lightning-zu-USB-C-Kabel bei und nicht mehr eines mit USB-A.
Wie bereits die Vorgängermodelle lässt sich auch der Akku des iPhone 11 Pro und des iPhone 11 Pro Max mittels einer Qi-zertifizierten Ladematte per Induktion «kabellos» aufladen.
Konkret sollen Apple zufolge beim iPhone 11 Pro bis zu 18 Stunden Video-Playback, 11 Stunden Video-Streaming-Playback oder bis zu 65 Stunden Audio-Playback möglich sein. Zahlen zu «Internet-Nutzung» nennt Apple keine mehr – beim XS waren es laut Apple noch 12 Stunden. Das Max-Modell soll bis zu 20 Stunden Video-Playback, 12 Video-Streaming und bis zu 80 Stunden Audio-Playback ermöglichen. Wie schon in den Vorjahren zeigt sich auch heuer in unseren ausführlichen Tests: Apple nennt weiterhin konservative Zahlen.
In unserem Video-Test, in welchem wir Filme aus dem iTunes Store bei voller Lautstärke und einer Display-Helligkeit von 50 Prozent wiederholt laufen lassen, hielt der Akku geschlagene 20 Stunden und 56 Minuten durch (XS: 16h 3min; X: 14h 21min). In unserem Alltagstest, in welchem wir das Gerät über den Tag verteilt ab und zu für Alltägliches nutzen (Mail, Nachrichten, Surfen, Instagram, Twitter, Slack, Apple Bücher, Video- und Audio-Wiedergabe abwechselnd über 4G/LTE, 3G und WLAN), zeigte iOS 13 am Abend beim iPhone 11 Pro Max noch 79 Prozent Akkulaufzeit an.
Um dem Akku etwas mehr auf die Pelle zu rücken, haben wir das Gerät tagsüber intensiver genutzt. Bei Bildschirmzeiten von über 6 Stunden war der Akku am Abend jeweils noch immer über 50 Prozent gefüllt. Nur mit besonders stromfressenden Aktivitäten wie langes Filmen, Energie-hungrigen Apps und dergleichen konnten wir den Akku so fordern, dass am Abend die 20 Prozent unterschritten wurden.
Und wie schon bei unseren Tests des iPhone X und des XS Max erwähnt: Die Stromverbrauch-Unterschiede beim OLED-Display sind teils enorm. Da schwarze Pixel bei einem OLED tatsächlich «ausgeschaltet» sind und somit theoretisch kein Strom benötigen, kann das Display entsprechend sparsam betrieben werden, wenn denn viele schwarzen Flächen dargestellt werden. Der Dark Mode von iOS 13 hilft hier – jedoch nur bedingt bzw. nicht so viel, wie es sich der Autor dieses Testberichts erhofft hatte. Die meisten Flächen im Dark Mode sind – aus UX-Sicht richtigerweise – nicht voll schwarz, was einen grösseren Effekt auf den Stromverbrauch des Displays hätte. Einige Apps lassen sich in einem alternativen «kontrastreicheren» vollschwarzen Theme betreiben – als Beispiel sei hier der Schweizer Feed-Reader Reeder genannt. Wer das auf die Spitze treiben will, kann hier mit den richtigen Tricks in den Bedienungshilfen von iOS einiges herausholen (beispielsweise das Aktivieren der intelligenten Farben-Umkehrung, der Weisspunkt-Reduzierung oder dem Nutzen von Farbfiltern). In Kombination mit dem Energiesparmodus wird das iPhone 11 Pro Max so zu einem Akku-Monster.
Aber auch ohne diese Tricks und auch ohne den das Gerät in einigen Fronten limitierenden Energiesparmodus: Die neuen iPhone-11-Pro-Modelle sind endlich iPhones, welche viele Nutzer nicht mehr zwingend jeden einzelnen Tag einmal aufladen müssen.
★ Kamera
Aus zwei werden drei: Die beiden iPhone-11-Pro-Modelle verfügen auf der Rückseite erstmals über drei Kameras. Zusätzlich zu den beiden etablierten Weitwinkel- und Teleobjektiven, gesellt sich bei den neuen Geräten eine neue «Ultra-Weitwinkel»-Kamera. Die Brennweiten der drei Kameras entsprechen etwa einem Kleinbild-Äquivalent von 13mm, 26mm bzw. 52mm. Die Blendenöffnung beträgt maximal ƒ/2.4 bei der Ultra-Weitwinkel-, ƒ/1.8 bei der Weitwinkel- und ƒ/2.0 bei der Teleobjektiv-Kamera. Die Weitwinkel-Kamera hat damit die gleiche maximale Blende wie bereits das XS, die Teleobjektiv-Kamera kann neu um 0.4 Punkte weiter geöffnet werden. Apple zufolge lässt dies 40 Prozent mehr Licht auf den Sensor. Angaben zu den Pixel-Grössen auf den Sensoren macht Apple leider beim neuen iPhone 11 Pro keine mehr. Alle drei Kameras lösen mit 12 Megapixel auf.
Bei der Weitwinkel-Kamera – der Standardkamera eines iPhone («1x») – sind alle Pixel sogenannte «Focus Pixels». Das ist Apples Bezeichnung für den «Phasenerkennungs-Autofokus» der iPhone-Kamera. Eigentlich handelt es sich bei einem «Phase-Detection-Autofocus» um einen schnellen Autofokus, der in einem Sensor-Paar zwei leicht versetzte Halbbilder miteinander vergleicht. In diesem System berechnet der Autofokus anhand der Phasenverschiebung der beiden Halbbilder die optimale Objektiv-Position für die Scharfstellung. Bei der iPhone-Kamera (und anderen modernen Smartphone-Kameras) wird nun aber nicht mit Halbbildern gearbeitet, sondern mit auf dem Sensor speziell für den Autofokus abkommandierten Pixeln, den «Fokus Pixels», auf die jeweils phasenverschoben die Lichtstrahlen fallen. Anhand deren Berechnung werden die Objektive bewegt, sodass der Autofokus sofort scharf stellen kann. Bei der neuen Weitwinkel-Kamera sind nun also alle Pixel für den Autofokus abkommandiert. Damit wird bei dieser Kamera laut Apple ein «bis zu drei mal schnellerer Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen» ermöglicht.
Die Ultra-Weitwinkel-Kamera bildet «vier mal mehr Szene» ab, als die Standardkamera des iPhone. Diese Kamera wird in der Kamera-App der iPhone-11-Modelle entsprechend mit «0.5x» beschriftet. Zusammen mit der Teleobjektiv-Kamera («2x») und der Ultra-Weitwinkel-Kamera («0.5x») hat das iPhone 11 Pro so einen vierfachen optischen Zoom-Bereich.
Digital lässt sich das Bild weiterhin bis 10-fach zoomen – inklusive den entsprechenden Konsequenzen für die Bildqualität.
Abgesehen von den neuen Sujet-Möglichkeiten, die sich durch die Ultra-Weitwinkel-Kamera ergeben, ist beim neuen iPhone 11 vor allem auch ein Highlight, wie Apple die drei Kameras beim Fotografieren und Filmen miteinander kombiniert.
Apple hat dazu die Benutzeroberfläche der Kamera-App an das neue Triple-Camera-System angepasst. Die schwarzen Balken ober- und unterhalb des Fotobereichs bei Portrait- bzw. rechts und links davon in der Landscape-Ansicht (Sucher, «Viewfinder»), auf denen die UI-Elemente Auslöser, Modus-Wechsler, Kamera-Wechsler oder Blitz-Schalter zu finden sind, sind neu bei der Standardkamera (Weitwinkel; 1x) halbtransparent. Zu sehen ist dahinter das, was mit der «0.5x»-Ultra-Weitwinkel-Kamera zu sehen wäre. Das ist ein sehr cleverere Simulation, um dem Nutzer in Erinnerung zu rufen, dass man mit der neuen zusätzlichen Kamera noch mehr des Sujets aufs Bild bringen kann. Selbiges gilt auch bei der Anzeige der «2x»-Teleobjektiv-Kamera – bei dieser wird das zusätzliche Bild angezeigt, welches mit der «1x»-Weitwinkel-Kamera möglich wäre.
Diese «Vorschau» gibts übrigens nur, wenn die Ultra-Weitwinkel-Kamera auch genügend Licht abbekommt, sodass eine Aufnahme eine brauchbare Qualität abliefert. Sind die Lichtverhältnisse jedoch zu schwach, wechselt die Vorschau sanft in die bekannten schwarzen Balken zurück.
Zwischen den Kameras umgeschaltet werden kann durch ein einfaches Antippen der «0.5x»-, «1x»- und «2x»-Schaltflächen am unteren Bildrand. Damit wechselt die angezeigte Kamera sofort mit einer eindrücklichen Zoom-Animation zur neu ausgewählten Kamera.
Durch Gedrückt-Halten dieser Schaltflächen und einer Wisch-Geste nach links oder rechts kann die gewünschte Brennweite granularer eingestellt werden. Apple nutzt hier ausgeklügelte Simulationen, um ein stufenloses Umschalten zwischen den drei Kameras zu ermöglichen. Nur wenn man genau hinschaut, bemerkt man den Kamera-Wechsel – schliesslich verfügen die drei Kameras unter anderem über unterschiedliche Blenden und eine minimal andere Position auf der iPhone-Rückseite.
Die «100% Focus Pixels» der Standard-Kamera (Weitwinkel; 1x) erlauben nicht nur einen schnelleren Autofokus, sondern auch einen neuen «Nacht Modus». Dabei handelt es sich um einen automatischen Modus, welcher ansehnliche Fotos bei sehr schlechten Lichtverhältnissen ermöglicht. Nicht nur die Focus-Pixels, sondern auch eine ganze Reihe an intelligenten Software-Routinen ermöglichen diesen Modus.
Der «Nacht Modus» aktiviert sich bei entsprechenden Verhältnissen automatisch. Beim Fotografieren muss das iPhone für einen Moment möglichst still gehalten werden. Wie lange genau hängt von der Szenerie ab – diese analysiert das iPhone, meist sind es drei Sekunden. Durch ein einfaches Bedienelement in der Kamera-App lässt sich die Dauer aber auch manuell einstellen. Während dem Fotografieren nimmt das iPhone dann tatsächlich mehrere Bilder auf, analysiert die Bilder und verschmelzt sie optimal miteinander. Solche Fotos erscheinen heller, mit mehr Details und mit reduziertem Rauschen.
Das manuelle Setzen der Intensität bzw. Dauer des Nacht-Modus erlaubt sogar Fotos vom Sternenhimmel, welche bisher mit einem iPhone nicht möglich waren.
Auch «Smart HDR» erfuhr mit dem neuen Kamera-System und den erweiterten Fähigkeiten des A13 Bionic ein Update. Das System erkennt beim Fotografieren Menschen auf dem Sujet und verarbeitet deren Bildinformationen anders als den Rest der Aufnahme. Damit sollen natürlichere Hauttöne und bessere Highlights und Schatten in Gesichtern abgebildet werden.
Der Porträt-Modus kann neu neben der Standard-Weitwinkel-Kamera auch mit der Teleobjektiv-Kamera genutzt werden. Die Porträt-Licht-Effekte werden mit iOS 13 um eine weitere Licht-Einstellung erweitert: «High-Key-Licht Mono». Mit diesem wird das Motiv in einem Spot-Licht in schwarz-weiss isoliert und der Hintergrund ist nicht wie bei «Bühnenlicht» ausgeschwärzt, sondern weiss – inklusive den darauf abgestimmten Beleuchtungs-Simulationen.
Die Porträt-Modus-Effekte werden zwar immer besser, sind aber vor allem bei herausfordernden Sujets nach wie vor punktuell eine «Hit and Miss»-Angelegenheit. Es gibt weiterhin manchmal Fehler und Objekte werden nicht vollständig korrekt segmentiert. Wenn der Modus und auch das Porträt-Licht aber funktioniert (was doch immer öfter der Fall ist), dann werden diese Bilder so richtig gut.
Deep Fusion – Erst mit iOS 13.2 freigeschaltet wurde die Kamera-Funktion «Deep Fusion». Hierbei handelt es sich um ein neuartiges Bild-Verarbeitungssystem, welches verstärkt die leistungsfähige Neural Engine des A13 Bionic verwendet. Es setzt maschinelles Lernen ein, um bei mittleren bis schlechten Lichtverhältnissen eine bessere Bildqualität zu erreichen. Konkret schiesst ein mit «Deep Fusion» aufgenommenes Foto gleichzeitig neun Bilder. Noch bevor man den Kamera-Auslöseknopf überhaupt betätigt, werden bereits acht unterschiedlich belichtete und detaillierte Bilder aufgenommen. Mittels ML werden die total neun Aufnahmen danach Pixel-für-Pixel analysiert und jeder Bereich des Fotos optimiert auf die abgelichteten Texturen, Details und Rauschen aus diesen Aufnahmen zusammengesetzt. Apple demonstriert diesen Modus gerne mit Fotos von bärtigen Männern, die einen Strickpullover tragen – auf den Fotos ist jedes Barthaar und jede Masche des Pullovers gestochen-scharf zu sehen.
Video
Schaut man sich nur das Datenblatt an, könnte man meinen, in Sachen Video sei das iPhone seit der vorletzten Generation «iPhone X» stehengeblieben. 4K-Auflösung mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde, «Slow Motion»-Modus bei 1080p- bzw. «FullHD»-Auflösung mit bis zu 240fps – Spezifikationen, die man beim iPhone seit zwei Jahren liesst. Aber diese Spezifikationen erzählen nur einen Teil der Geschichte.
Die Neural Engine ist noch besser darin geworden, dank maschinellem Lernen in Echtzeit Teile einer Szene individuell zu optimieren, was für Video-Material mit mehr Details und weniger Rauschen sorgt.
Übrigens nehmen alle drei Kameras 4K-Video mit bis zu 60fps auf.
Wie bei den Foto-Fähigkeiten spielt auch bei vielen der Verbesserungen beim Aufzeichnen von Videos die «Computational Photography» mittlerweile eine immens wichtige Rolle. Beim Fotografieren und Filmen läuft immer mehr über die Chips und die Software – eben «computergestützte Fotografie». Dafür wird eine Unmenge an Rechenleistung benötigt, etwas, was die leistungsfähigen Apple-Chips bieten (siehe weiter oben).
Die eindrückliche Leistung des Apple-Chips lässt sich auch demonstrieren, wenn man sieht wie fix auf einem iPhone 11 Pro ein Video bearbeitet wird – mal eben auf ein 4K-Video einen ambitionierten Filter angewendet, das Material leicht gerade-gerückt und beschnitten … all das scheint das Gerät nicht im Geringsten zu stressen.
Apple attestiert dem iPhone schon seit Jahren, es sei was die Video-Aufzeichnung anbelangt das beste Smartphone. Das trifft voll und ganz zu. Apple ist ähnlich dem immensen Vorsprung bei den Chips auch bei Video der Konkurrenz um Längen voraus. Das Unternehmen weisst denn in diesem Jahr auch gefühlt noch mehr darauf hin, was für eine Video-Qualität in den neuen iPhone steckt.
Viele Experten geben dem iPhone in diesem Bereich Bestnoten, auf welche wir auch gerne verweisen, denn zu unseren Stärken gehört Video nicht, weshalb wir hier auch kein eigenes Urteil fällen.
Nicht nur das Kamera-System auf der Rückseite hat Apple beim iPhone 11 Pro stark ausgebaut. Auch die sogenannte «TrueDepth»-Kamera auf der Vorderseite des Gerätes erfuhr ein grosses Update. Neu löst diese – wie die Kameras auf der Rückseite – mit 12 Megapixel auf. Die aktualisierte Kamera verfügt zudem über ein Objektiv mit tieferer Brennweite, also einem grösseren Sichtfeld, wodurch mehr Sujet auf der Aufnahme Platz findet. Videos werden überdies neu auch vorne mit einer Auflösung von bis zu 4K aufgezeichnet – und das mit bis zu 60 fps. Mit erweitertem Dynamik-Umfang sind «vorne» bis zu 30 fps möglich. Und Apple bringt den Slow-Motion-Modus auch auf die Kamera in der Display-Kerbe. Ermöglicht werden damit Slo-Mo-Selfie-Videos oder wie sie Apple nennt: «Slofies».
Die verbesserte Kamera mit grösserem Sichtfeld, die leistungsfähigeren Chips im Innern des neuen iPhone und wohl noch mehr aktualisierte TrueDepth-Komponenten sorgen des Weiteren auch noch dafür, dass «Face ID» beim iPhone 11 Pro nicht nur schneller – laut Apple «bis zu 30 Prozent» schneller – sondern auch aus grösseren Winkeln Gesichter erkennt. Beides können wir im Vergleich mit einem iPhone XS Max bestätigen. Zwar hat das XS ein Gesicht schon schnell erkannt, das 11er ist aber in der direkten Gegenüberstellung noch ein My schneller. Weiter funktioniert Face ID beim iPhone 11 Pro z.B. auf dem Tisch liegend sowohl aus einwenig grösserer Entfernung, wie auch aus grösseren Winkeln, als noch beim iPhone XS Max. An die Winkel und Entfernung von Face ID beim 2018er iPad Pro kommt aber auch das 11er-iPhone nicht heran.
Ausstattung und Preis
Das iPhone 11 Pro mit 5.8-Zoll grossem OLED-Display kann in drei Ausführungen mit entweder 64 GB, 256 GB oder 512 GB Speicherplatz erworben werden – zum Preis von 1199, 1389 oder 1619 Schweizer Franken. Die iPhone 11 Pro Max kosten bei identischen Spezifikationen – abgesehen von der Display-Diagonale (6.5-Zoll) und der Akku-Kapazität (siehe Abschnitt «Akku») – jeweils 100 Franken Aufpreis, also 1299, 1489 oder 1719 Schweizer Franken. Alle diese sechs Modelle sind wahlweise in «Space Grau», «Silber», «Gold» und «Nachtgrün» verfügbar.
64 GB Speicherplatz sind bei einem Smartphone, welches vom Hersteller als «Pro» ausgezeichnet wird, wohl für die meisten Nutzer zu wenig. Wir raten deshalb beim Kauf eines ohnehin schon teuren iPhone 11 Pro oder iPhone 11 Pro Max zu einer zusätzlichen Investition von 190 Schweizer Franken um auf 256 GB Speicherplatz zurückgreifen zu können.
Ebenfalls ein guter Ratschlag dürfte der Abschluss von Apples Garantie-Erweiterung «AppleCare+» sein. Für zusätzliche 269 Schweizer Franken erhält man auf zwei Jahre hinweg technischen Support und Abdeckung für Hardwarereparaturen und bis zu zwei Reparaturen bei unabsichtlicher Beschädigung, bei denen dann nur eine Servicegebühr beglichen werden muss. Das lohnt sich insbesondere bei Display-Beschädigungen, denn die im iPhon verbauten Displays kosten ausserhalb der Garantie mehrere hundert Franken. Mit AppleCare+ ist nur die Service-Gebühr von 29 Franken zu entrichten. Nicht abgedeckt ist jedoch Diebstahl oder Verlust eines Gerätes, oder ein Wasserschaden (siehe Abschnitt «Design»).
Zum Schluss bleibt zu sagen: Das iPhone 11 Pro und das iPhone 11 Pro Max sind mit einem Kaufpreis zwischen 1200 und vollausgerüstet inkl. AppleCare+ knapp 2000 Franken keine günstigen Geräte.
Pro?
Schaut man sich Apples Lineup der letzten Jahre an, könnte der Eindruck entstehen, Apple nutze das Anhängsel «Pro» seit längerem etwas inflationär. Nach dem MacBook Pro und dem Mac Pro gibt es mittlerweile auch einen iMac Pro und ein iPad Pro … und nun auch ein iPhone Pro. Beim genaueren Hinschauen aber macht Apples Einteilung durchaus Sinn.
Die Einteilung zwischen «Dieses Gerät ist für alle» und «Dieses Gerät ist für die ambitionierten und professionellen Nutzer», also das Zweier-Gespann Consumer oder Pro soll es überall dort geben, wo es auch entsprechende Märkte dafür gibt.
Bei den Mac-Computern ist es auf dem Desktop der «normale Mac», der iMac und auch der Mac mini, und der Hochleistungs-Mac für den professionellen Nutzer, der Mac Pro; Beim mobilen Mac ist es das MacBook Pro und das MacBook bzw. das MacBook Air.
Mit dem iMac schuf Apple gleichzeitig ein Produkt, welches immer mehr auch bei den professionellen Nutzern Anhänger fand. Infolgedessen entwickelte Apple spezifisch auch beim iMac die Unterteilung Consumer oder Pro. Seit 2017 kann deshalb neben den «normalen» iMac-Modellen auch ein besonders leistungsfähiger iMac Pro gekauft werden.
Gleiches Spiel beim iPad: Immer mehr Nutzer setzten Apples Tablet-Computer in ihren Workflows und für ihre professionelle Arbeit ein. Dank grossen Schritten in der Weiterentwicklung der Hardware und eben diesem Markt-Verlangen, gibt es seit 2015 auch in dieser Produkte-Kategorie ein iPad Pro.
Mit dem iPhone ist es nichts anderes. Das Smartphone scheint schon seit Jahren nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Dank den rasanten Fortschritten in den Technologien dieser kleiner Wunderdinger werden auch die Smartphones immer öfter professionell eingesetzt. Dieser Entwicklung trägt Apple Rechnung und diversifiziert nun auch das iPhone in «für Jede und Jeden» und «für Pros».
Und dann kommt noch hinzu, dass für einen iPhone-Interessierten die neue Bezeichnung ein wahrer Segen ist. Egal ob man sich selbst als Pro-Nutzer sieht oder nicht: Die neue Bezeichnung hilft in der Kategorisierung, also wo man das Gerät einordnet. In einer Produkte-Palette mit normalen und «Pro»-Modellen ist das «Pro» das technisch am besten ausgebaute Gerät – und kostet in den meisten Fällen deshalb auch am meisten. Dank der neuen Bezeichnung ist einer Jeden, die sich ein neues iPhone kaufen möchte, und einem Jeden, der sich für ein neues iPhone interessiert, sofort klar, dass das «iPhone 11 Pro» einem «iPhone 11» überlegen ist. Vor einem Jahr war die Einteilung mit den Bezeichnungen «iPhone XR» und «iPhone XS» mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht allen sofort klar.
Fazit
Verdienen nun also das iPhone 11 Pro und das iPhone 11 Pro Max ihre Anhängsel «Pro»? Die Geräte bieten in allen Belangen mit das Beste, was der Markt derzeit zu bieten hat: Der mit gutem Abstand schnellste Prozessor und die beste Grafikleistung in einem Smartphone; eines der besten, wenn nicht sogar aktuell das beste Kamera-System auf dem Markt; das beste Display und ein Akku, der einfach hält und hält und hält … Es sind unbestritten die besten iPhone – gut möglich auch die aktuell besten Smartphones auf dem Markt.
Die von Apple herausgehobenen drei Highlights Kamera, Akku und Chip ändern wir aber gerne ab auf: Kamera, Akku und Display. Nicht schmälern wollen wir dabei die immense Leistung, zu denen der A13 Bionic im Stande ist und dank dem das iPhone 11 Pro all das so gut und schnell kann, was das neue iPhone eben alles so gut und schnell kann. Im wahrsten Sinne des Wortes sichtbarer aber ist der Gewinn für die Nutzer durch das abermals verbesserte Display. Das iPhone XS verfügte vergangenes Jahr bereits über das beste Smartphone-Display – mit dem neuen iPhone 11 Pro ist dieses nochmals einiges besser und gleichzeitig auch noch stromsparender geworden.
Das iPhone 11 Pro hält den Anforderungen von Pro-Nutzern definitiv stand. In diesem Sinne: Ja, Apple hat jedes Recht dazu, seine neuen Flaggschiff-Smartphones «Pro» zu nennen. Gekünstelt wird nichts nur um des Marketings Willen. Die Leistung überzeugt. Und nützlich ist die Bezeichnung noch dazu.
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4 Kommentare
Kommentar von luchsli
Kommentar von Stefan Rechsteiner
Kommentar von luchsli
Kommentar von eastcoastgallery
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