CrossOver Office

CrossOver Office ist ein Programm, das es mit dem Vortäuschen einer Windowsumgebung möglich macht, Windowsprogramme auf dem Mac auszuführen, ohne dabei ein installiertes Windows zu benötigen. Daduch wird es möglich, im laufenden Betrieb zwischen Windowsprogrammen und Mac-OS-X-Programmen zu wechseln, ohne dass man einen Unterschied spürt. Es unterscheidet sich damit von Programmen wie Parallels oder Boot Camp, bei denen ein komplettes Windows benötigt wird. Sogar Copy & Paste zwischen Windows- und Mac-OS-X-Programmen ist problemlos möglich. Momentan liegt CrossOver erst in einer Alpha-Version vor, macprime hatte exklusiv die Möglichkeit, diese zu testen.

Martin Schilliger

Funktionen

Eigentlich stellt CrossOver nur zwei Funktionen zur Verfügung. Installieren und Starten von Windows-Software. Nicht mehr und nicht weniger, und das ist auch gut so. Man beginnt mit dem «CrossOver Software Installer» und wählt sich dort aus einer Liste das Programm aus, welches man installieren will. Möchte man nun ein Programm installieren, welches nicht offiziell unterstützt wird und somit auch nicht in der Liste erscheint, gibt es einen Button «Install Unsupported Software…». Sind einmal Programme installiert, wird ein Menüleistenfeld «Programs» freigeschaltet, welches dann wie das Startmenü unter Windows fungiert. Dies ist (bis jetzt) auch der einzige Weg, installierte Windowssoftware zu starten. Es gäbe zwar eine Möglichkeit, die installierten Programme direkt zu starten, allerdings ist dies aufwendiger, da man zuerst in diversen Unterordnern die Programme finden muss.

Hintergründe

CrossOver Office ist eine kommerzielle Weiterentwicklung von WINE. WINE ermöglicht es, Programme, welche für Microsoft Windows geschrieben sind, auf x86 Linux- und Unix-Betriebssystemen, welche das X Window System mitbringen, laufen zu lassen. Mac OS X baut auf ein Unix-Derivat (Darwin) und besitzt mit X11 auch ein X Window System. X11 ist zwar standardmässig nicht installiert, wird aber bei jedem Mac auf den Systemdisks oder auf der Mac OS X CD/DVD mitgeliefert. CrossOver Office wurde speziell darauf ausgelegt, WINE so weiterzuentwickeln, dass Microsoft Office problemlos damit läuft. Auch Adobe Photoshop und iTunes laufen darauf. Dies sind alles Programme, welche zum Leide vieler Linux-User nur für Mac und Windows zur Verfügung stehen. Gegenwärtig werden etwa 70% aller Befehlsaufrufe von Programmen zum Betriebssystem unterstützt, wobei man sagen kann, dass die restlichen 30% sowieso nur Spezialfunktionen sind. Interessant wird CrossOver Office for Mac aber dadurch, dass man grundsätzlich auch nicht unterstützte Software installieren kann. Dazu aber später mehr.

Praxistest

CrossOver meldet sich sich beim Start mit einem Startbildschirm, welcher gleich einmal das Installieren von Software fordert. Mangels anderen Programmen versuchten wir unser Glück mit Microsoft Office 2000, an welchem wir mit dem Assistenten bereits scheiterten. Ernüchternd, auch wenn CodeWeavers, Inc. uns gegenüber AUSDRÜCKLICH mitgeteilt hat, dass es sich um eine Alpha-Version handle. Testeshalber versuchten wir, direkt von der Office-CD die «SETUP.EXE»-Datei auszuführen, und es war ein Glückstreffer. Die Software liess sich installieren, als würde es sich bei unserem Mac OS X Tiger um Windows handeln. So hatten wir uns das vorgestellt. Auch beim ausführlichen Betrieb von Microsoft Office konnten wir keine Fehler finden. Alles lief perfekt. Richtig Mac-like.
Anschliessend wollten wir CrossOver einmal richtig herausfordern. «floAt’s Mobile Agent 2» hiess der erkorene Testpilot. Es handelt sich hierbei um eine Software, die es möglicht macht, Sony Ericsson Mobiltelefone komplett mit dem Computer zu synchronisieren, zu steuern und zu kontrollieren. Dies passiert, indem die Software über Infrarot oder Bluetooth auf das Mobiltelefon zugreift. Nun wurde es spannend. Beim Klick auf «setup.exe» liess sich das Programm wie bereits von Office gewohnt anstandslos installieren. Doch beim Versuch, es über das «Programs»-Menü zu starten, kam die Frustrierung. Es geschah einfach - nichts. Wer Lust und Zeit hat, sich durch die Supportforen zu kämpfen und zu quälen, der wird wie in unserem Fall Glück haben. Wir fanden den Hinweis, man solle doch, um möglichst viele native .dll’s von Microsoft zu bekommen, den Internet Explorer, den MSI Installer und diverse andere Programme von Microsoft installieren. Gesagt - getan. Und siehe da, «floAt’s Mobile Agent 2» erwacht zum Leben. Doch wie erwartet können Windowsprogramme nicht auf spezielle Funktionen wie Infrarot oder Bluetooth zugreifen, weshalb das Verbinden mit dem Mobiltelefon fehlschlug. Grundsätzlich funktionierte das Programm allerdings, hatte diesbezüglich die Erwartungen also bereits übertroffen.

Fazit

Das Fazit fällt grundsätzlich gut, teilweise aber auch etwas trostlos aus. Wir hatten uns mehr von CrossOver Office erhofft, trotz des ausdrücklichen Hinweises auf die Alpha-Version. CrossOver ist und bleibt vorläufig eine Linux-Software. Zu oft muss man sich mit Kompromissen und Fachgesimpel abfinden, zu oft ist Glück im Spiel, ob man ein Programm zum Laufen bringt oder nicht. Alles in allem nicht wirklich Mac-like. Und trotzdem ist allein die Möglichkeit, ein Windows-Programm unter Mac OS X ausführen zu können, schon ungeheuerlich beeindruckend und bezeugt die gute Arbeit der Entwickler.
Es war uns anfangs auch nicht wirklich klar, welchen Nutzen diese Software haben sollte. Von vielen der aufgelisteten unterstützen Programmen gibt es mittlerweile Mac-Pendants. Es wird interessant zu sehen sein, wie sich das ganze entwickelt, unserer Meinung nach wird es vor allem die folgenden zwei Zielgruppen geben: Switcher und Profis. Für die Switcher wird es möglich, ihre alten Programme auf dem Mac auszuführen, als würde es sich um Windows handeln. Es stehen die selben Menüs zur Verfügung, und sogar die nicht vorhandene Schriftenglättung lässt Windowsgefühle aufkommen. Für die Profis sind vor allem die Programme interessant, von welchen keine Universal-Binaries existieren. In unserem Test war das Arbeiten unter Photoshop 7 für Windows einiges performanter als in Photoshop CS unter Rosetta. Photoshop für Windows liess uns endlich einmal die native Performance der Core Duos zeigen. Dazu sei aber noch erwähnt, dass zum Testzeitpunkt auch nur ein Mac mini Core Duo mit 768MB Ram zur Verfügung stand, weshalb Rosetta da vielleicht auch ein wenig im Handlungsbereich eingeschränkt wurde.
Die Meldung, dass CrossOver Office ab Sommer 2006 zur Verfügung stehen soll (macprime berichtete), scheint recht verfrüht. Die Software hat noch nicht das Stadium erreicht, um veröffentlicht zu werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage entwickelt. macprime wird Sie jedenfalls weiterhin auf dem Laufendem halten.

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