Apple TV (2015)
Vor 8 Jahren hat Apple die erste «Apple TV»-Settop-Box vorgestellt — gleichzeitig mit dem ersten iPhone. In der Folge wurde die Box von Apple selbst als nur ein «Hobby» bezeichnet. Zwar folgten seither zwei weitere Generationen, zuletzt vor drei Jahren, welche sich durchaus auch erfolgreich verkauften, doch im Grunde genommen wurde das Produkt von Apple stiefmütterlich behandelt. Dabei schien das Mac-Unternehmen trotzdem immerzu vom Bereich Fernsehen fasziniert. CEO Tim Cook betonte mehrmals, dass man im Fernsehen grosses Potential sehe. Das Fernseh-Erlebnis sei vor Jahrzehnten stehen geblieben, so Cook. Nicht nur diese Aussage führte zu allerlei Gerüchten rund um eine neue TV-Initiative des Mac-Herstellers. Auch Apple-Gründer und -Visionär Steve Jobs soll 2011 auf dem Sterbebett seinem Biograf erzählt haben, dass er es «endlich geschafft» habe — dass er ein Fernseher schaffen wolle, welcher «absolut einfach zu bedienen» sei, mit der «einfachsten Benutzeroberfläche» die man sich nur vorstellen könne. Dieses Jahr nun scheint es Apple ernst zu meinen und lanciert eine neue Settop-Box mit wegweisenden Funktionen und einer einfachen Bedienung und kündigt damit gross «die Zukunft des Fernsehens» an. Über die vergangenen fünf Wochen haben wir uns ausführlich mit der neuen Apple-TV-Generation beschäftigt und uns die Box und das neue Betriebssystem «tvOS» genauestens unter die Lupe genommen. Unser Testbericht.
Design & Innereien
Äusserlich ist die neue, vierte «Apple TV»-Generation gegenüber den beiden Vorgängerversionen nur marginal überarbeitet worden. Die Box hat weiterhin eine Grundfläche von 98 mal 98 Millimeter, ist nun aber statt bisher 23 Millimeter neu 35 Millimeter hoch. Mit dem vertikal grösseren Gehäuse kommt auch mehr Gewicht: statt 272 Gramm wie Generation drei ist die neue Settop-Box nun 425 Gramm schwer.
Das Gewicht ist bei einer Settop-Box freilich eher unwichtig. Die Tatsache jedoch, dass die schwarze Box nun grösser als bisher ist, ist nicht ganz so unwichtig. Dass sie aber in der Vertikalen und nicht in der Horizontalen gewachsen ist, hat wiederum seine Vorteile. Settop-Boxen sollten möglichst unauffällig sein und womöglich gar versteckt werden können. Meist müssen sie auf engstem Raum Platz finden — irgendwo auf oder in einem bereits mit anderen Geräten vollgepferchtem Sideboard. Dass das neue Apple TV nun in der Höhe, und nicht in der Breite oder Länge gewachsen ist, kommt wohl den meistern Nutzern entgegen, denn oft fehlt es doch in der Nähe eines Fernseher an vertikalem Platz.
Mit 35 Millimeter Höhe bleibt die neue Settop-Box aber weiterhin kompakt. Das Design der schwarzen Box hat sich derweil nicht weiter verändert. Die Seiten glatt und spiegelnd, die Oberseite matt mit glänzendem « tv». Die Ecken rund um das Gehäuse stark abgerundet und auf der Unterseite leicht abgewinkelt sodass die Box auf einer runden Fläche steht. Auf der Vorderseite gibt es weiterhin eine versteckte weisse Status-LED. Abgesehen von der veränderten Höhe gibt es einzig auf der Rückseite sichtbare Änderungen: Bei den Anschlüssen gab es zwei Neuerungen.
Zwischen dem Anschluss für das Stromkabel und der Ethernet-Buchse befindet sich neu kein optischer Audio-Ausgang mehr. Der Anschluss für das Toslink-Kabel wurde gestrichen. Audio wird bei Apple TV 4 nurmehr über HDMI ausgegeben. Dieser Anschluss steht mit Version 1.4 mit Unterstützung für Dolby Digital 7.1 (bisher 5.1) bereit. Ausserdem bietet er HDMI-CEC, womit — sofern dies auch der Fernseher und die Sound-Anlage unterstützt — die Settop-Box beim Ein- und Ausschalten auch gleich den Rest ein- bzw. ausschaltet und die Input-Quelle automatisch auswählt.
HDMI 1.4 bietet zwar besseren Ton, schnellere Datenübertragung, bessere Farb-Unterstützung und Support für 3D, jedoch können darüber keine 4K-Auflösungen übertragen werden.
Ebenfalls weggefallen ist der Micro-USB-Anschluss. Anstelle dessen gibt es nun aber ein USB-C-Anschluss, über welchen man die Box für Service-Aufgaben mit einem Mac verbinden kann.
Im Innern der neuen Settop-Box arbeitet ein A8-Prozessor mit 2 GB RAM — also eine vergleichbare technische Ausrüstung wie beim neuen iPad mini 4. Die Settop-Box funkt mit der derzeit schnellsten WLAN-Generation «802.11ac» mit MIMO und kann Zubehör mittels Bluetooth 4.0 verbinden.
Die Box gibt es in zwei verschiedenen Ausgaben — entweder mit 32 oder mit 64 Gigabyte Speicherplatz. Wie bei den beiden Vorgängerversionen Apple TV 2 und Apple TV 3 werden zwar weiterhin die meisten Inhalte wie Filme, TV-Serien oder dergleichen aus dem Internet auf das Gerät gestreamt, aber mit dem neuen App Store lassen sich neu auch Apps auf die Box laden, wozu lokaler Speicherplatz vonnöten ist. Natürlich ist man mit 64 GB auf der sichereren Seite als mit 32 GB, jedoch wendet Apple verschiedene Tricks an, damit der Speicherplatz der Settop-Box möglichst effizient genutzt werden kann. Bei Spielen beispielsweise ladet das System nicht alle Levels auf einmal herunter, sondern lädt automatisch einige Levels herunter und löscht bereits gespielte wieder von der Box.
Neue Apple-TV- bzw. Siri-Fernsteuerung
Fast so wichtig wie die Settop-Box selber und das neue Betriebssystem ist die neue Fernbedienung. Sie ist essentieller Bestandteil von Apple TV 4. Diese These ist nicht aus der Luft gegriffen, sondern wird auch durch den Preis der Fernsteuerung deutlich: Die «Apple TV Remote» bzw. «Siri Remote» kostet einzeln gekauft mit 89 Schweizer Franken mehr als halb so viel wie die 32er-Box selber (CHF 169.–).
Von den Abmessungen her ist die neue Remote etwas grösser als die bisherige Fernsteuerung. Neu sind nur noch die Rückseite und die Seiten aus Aluminium. Auf der Rückseite ist oben eine kleine Öffnung für das Mikrofon eingelassen und in der Mitte ist ein schwarzes Apple-Logo zu sehen. Die Kanten sind schön fein abgerundet. Auf der oberen Seite gibt es ein Glasstück durch welches gefunkt werden kann und unten ist ein Lightning-Anschluss zu finden. Die neue Remote verfügt weiterhin über sieben Druckknöpfe — wenn auch sich zum Teil andere Funktionen dahinter verbergen als noch bei der bisherigen Fernsteuerung.
Die Knöpfe werden zudem durch ein Touch-Panel ergänzt. Dieses Touch-Panel selbst fungiert ebenfalls als Knopf, welcher physikalisch gedrückt werden kann. Die Oberseite der Remote, auf welcher die Knöpfe zu finden sind, ist aus schwarzem Glas — gut zur Hälfte glatt und glänzend, und dort wo sich das Touch-Panel befindet glatt und matt. Ganz oben am Touch-Panel befindet sich eine weitere kleine Öffnung für ein Mikrofon.
Die Fernbedienung verfügt über zwei Mikrofone, damit bei der Spracherkennung durch Siri (mehr dazu weiter unten) mit dem einen Mikrofon das Gesprochene aufgenommen und mit dem anderen allfällige Umgebungsgeräusche herausgefiltert werden können, sodass der digitale Assistent den Nutzer besser versteht.
Die Schaltknöpfe der Remote sind ein «Menu» genannter Knopf, über welchen Zurück gegangen werden kann, ein Knopf mit einem «Fernseher» als Symbol darauf, über welchen jederzeit auf den Startbildschirm gewechselt werden kann (analog «Home»-Button bei den iOS-Geräten), ein «Suche»- bzw. Siri-Knopf, ein Play-/Pause-Knopf und zwei Lautstärke-Regler. Mittels Letzteren kann endlich die Lautstärke des Fernsehers oder der per HDMI-CEC verbundenen Sound-Anlage direkt angesteuert werden (über IR). Die Oberfläche des Suche-Knopfes ist als einziger einfallend, damit kann dieser auch ohne darauf zu blicken schnell mit den Fingerspitzen erkennt werden.
Verbunden wird die Remote mit der Settop-Box mittels Bluetooth. Somit braucht die Fernbedienung zur Steuerung der Box keinen direkten Sichtkontakt. Alternativ kann die Fernbedienung aber auch per Infrarot Signale aussenden bzw. die Box Infrarot-Signale empfangen — womit auch andere Geräte mit der Apple TV Remote gesteuert werden können bzw. die Settop-Box auch mittels handelsüblichen Fernsteuerungen angesprochen werden kann. Letztes schliesst auch die bisherige Apple-TV-Fernsteuerung mit ein.
Komplett die ganze Box und das gesamte System kann aber nicht mit anderen Fernbedienungen gesteuert werden — was auch an den Sensoren liegt, die in der Apple TV Remote verbaut sind. Ein Beschleunigungssensor und ein Gyroskop sorgen dafür, dass die Fernbedienung Neigungen und Bewegungen erkennt und ermöglicht damit spannende Interaktionen — beispielsweise bei Spielen, ähnlich der Wii-Remote von Nintendo.
In der Handhabung der Box zeigen sich die Vorteile der Apple TV Remote. Die Steuerung der Multimedia-Box fühlt sich viel integrierter an. Statt schier unendlich oft Knöpfe zu drücken um ein Element auf der Benutzerfläche zu erreichen oder mit der Fernsteuerung wie mit einem Laserpointer auf den Bildschirm zu zielen um ein Element auszuwählen, kann ganz einfach auf der Touch-Oberfläche in alle vier Richtungen gewischt werden. Der Fokus auf der Benutzeroberfläche bewegt sich mit der Geste mit — gekennzeichnet durch visuell hervorgehobene Elemente. Das Touch-Panel reagiert so schnell und zuverlässig und fühlt sich so hervorragend an, wie man es sich dies von Apples Touch-Geräten gewohnt ist — seien es iOS-Geräte oder Apples grandiose Trackpads.
Wie sensibel das Touch-Panel auf die eigenen Eingaben reagiert, kann in den Einstellungen der Settop-Box definiert werden. Besonders bei der Text-Eingabe ist die Touch-Eingabe aber trotzdem nicht sonderlich präzise (dazu weiter unten mehr), aber die Bedienung der Box ist dank dem Touch-Panel sehr schnell, komfortabel und man möchte die Fernbedienung schon nach den ersten Minuten nicht mehr missen. Die installierten Apps können schnell durchgescrollt, verfügbare Inhalte in Apps komfortabel ausgewählt und zum Beispiel Film-Sequenzen effizient vor- oder zurückgespult werden.
Statt über eine Batterie verfügt die neue Fernbedienung über einen integrierten Akku. Dieser kann über den angesprochenen Lightning-Anschluss am unteren Rand aufgeladen werden. Laut Apple muss die Fernbedienung bei «normaler TV-Nutzung» nur «wenige Male pro Jahr» aufgeladen werden. Nach exzessiver Nutzung während unseren fünf Wochen mit der Box zeigt der Batterie-Stand (welcher über die Systemeinstellungen eingesehen werden kann) unserer Apple TV Remote noch über 50 Prozent an.
Übrigens kann gleichzeitig nur eine Apple TV Remote mit einer Box verbunden werden. Es ist entsprechend nicht möglich eine Box mit zwei Apple-Fernsteuerungen zu bedienen.
Noch zwei Randnotizen:
«Apple TV Remote» vs. «Siri Remote»
Apple TV 4 wird entweder mit einer «Apple TV Remote» oder mit einer «Siri Remote» ausgeliefert. Tatsächlich handelt es sich aber um die genau gleiche Fernbedienung. Der einzige Unterschied ist die Aktion, die auf der Settop-Box aufgerufen wird, wenn man den Suche- bzw. Siri-Knopf drückt. Wird der digitale Assistent «Siri» unterstützt, legt sich dieser über die Anzeige sobald der Knopf gedrückt wird, wenn nicht, öffnet sich eine einfache Suchmaske. Da bis dato für Schweizer Apple-TV-Nutzer Siri noch nicht aktiviert wurde, nennen wir in diesem Review die Fernbedienung «Apple TV Remote» oder «Apple TV Fernsteuerung». Funktional ist diese (bis auf die Suche bzw. Siri) identisch mit der «Siri Remote» bzw. «Siri Fernsteuerung».
Kein 4K
Apple TV 4 kann kein 4K. Warum Apple auf die vierfache FullHD-Auflösung «4K» verzichtet erscheint etwas unverständlich. 4K-Fernseher sind bereits Standard und werden auch im Kaufpreis immer günstiger. Zwar gibt es noch kaum 4K-Inhalte, doch die neuen iPhone 6s und iPhone 6s Plus können Videos in 4K aufzeichnen. Wer also gehofft hatte, mittels Apple TV die neugedrehten iPhone-Videos einfach auf den heimischen 4K-Fernseher zu bringen, wird enttäuscht. Dies ist vorerst weiterhin nur direkt oder über sonstiges Zubehör am Fernseher möglich. Der Grund, weshalb Apple bei seiner neuen Settop-Box auf 4K verzichtet, dürfte tatsächlich in den noch fehlenden 4K-Angeboten liegen. 4K-Inhalte sind auch heute noch extrem selten — nicht zuletzt im iTunes Store sind sie bisher noch inexistent. Sender und Streaming-Angebote mit 4K sind grosse Ausnahmen und die Blu-Ray-Spezifikation für 4K wurde erst kürzlich verabschiedet. Tatsächlich wirkt sich das fehlende 4K bei der Apple TV 4 aber nicht sonderlich negativ auf die Nutzung der Box aus. Die meisten 4K-Fernseher verfügen über eine gute Hochskalierung von scharfen FullHD-Inhalten auf die native Auflösung des Gerätes. Das fehlende 4K ist nur für wenige ein wirkliches Gegen-Argument für die Settop-Box. Die neue Box ist entsprechend kein Grund nicht auf einen 4K-Fernseher zu wechseln oder sofern man bereits einen 4K-Fernseher besitzt die Box nicht zu kaufen. Und sollte Apple TV dereinst mit 4K-Unterstützung daherkommen, ist sie mit unter 200 Franken mit Sicherheit die günstigste Komponente der Home-Entertainment-Ausrüstung, die für die volle 4K-Erfahrung ersetzt werden müsste.
Einrichten
Nicht zum Lieferumfang gehört weiterhin ein HDMI-Kabel — dieses muss entweder bereits verfügbar sein, oder zur Box dazu gekauft werden. Ist das HDMI-Kabel mit dem Fernseher verbunden und an der Apple TV Box angeschlossen, fehlt nur noch der Strom (und falls kein Wi-Fi-Netzwerk verfügbar ist ein Ethernet-Kabel).
Wird dann die Apple TV Settop-Box das erste Mal eingeschaltet, zeigt sich die eng-verflochtene Produkte-Welt von Apple. Zuerst muss aber die Apple TV Fernbedienung mit Apple TV verbunden werden, dazu muss einmal die Touch-Panel-Taste gedrückt werden — erkennt und verbunden wird die Remote anschliessend automatisch. Anschliessend kann bei der Auswahl der Lokalisierung und der Sprache das Touch-Panel gleich das erste Mal ausprobiert werden. Statt danach nun aber Einstellungen wie Apple ID und Wi-Fi-Netzwerk sowie deren zugehörige Passwörter mühsam einzugeben, kann das persönliche iPhone, iPod touch oder iPad einfach in die Nähe des Apple TV gelegt werden, schon übernimmt die Settop-Box via Bluetooth die entsprechenden Einstellungen des iPhones (welches dazu aber mindestens iOS 9.1 benötigt). Danach können noch allgemeine Einstellungen vorgenommen werden, wie beispielsweise ob Diagnostik-Daten an Apple gesendet werden dürfen oder ob die Bildschirmschoner periodisch erneuert werden sollen.
Die Settop-Box ist so schnurstracks eingerichtet.
Neues tvOS
Bereits beim Einrichten der Settop-Box zeigt sich die neue Benutzeroberfläche des Apple-TV-Betriebssystems. Dieses überarbeitete System nennt Apple «tvOS» und es basiert auf iOS. Letzteres war auch bereits bisher der Fall. Das bisherige «Apple TV OS» basierte ebenfalls auf iOS, war aber eher ein «Miniatur-iOS für den Fernseher», welches einige Eigenschaften von iOS übernahm — beim neuen «tvOS» hingegen offenbart sich sofort, dass es komplett für den Fernseher entworfen und programmiert wurde. tvOS stösst damit als vierte Apple-Plattform zu OS X, iOS und watchOS.
Man sieht schnell die Verwandtschaft mit dem bisherigen Apple-TV-System — visuell kommt das neue, helle und farbige «tvOS» aber viel schlanker und moderner daher als das alte, eher dunkle Apple TV OS.
Was einem bereits beim ersten Blick auf den neuen Start-Bildschirm auffällt ist, wie «leer» Apple TV neu standardmässig ausgeliefert wird. Abgesehen von den Apple-eigenen Apps für iTunes-Filme, Fotos, Musik, App Store, Suche und Einstellungen hat die Box vorerst noch keine weiteren «Sender» installiert. Das war bisher nicht der Fall. Die Box wurde mit zahlreichen «Sendern» ausgestattet. Beim neuen «tvOS» muss man sich diese zuerst besorgen — in der Form von Apps aus dem App Store. Denn bei tvOS dreht sich alles um Apps. Entwickler können wie bereits für iPhones und iPads nun auch für die Apple-TV-Settop-Box eigene Apps schreiben.
Der Startbildschirm
Dieser noch ziemlich leere Startbildschirm ist in drei Bereiche unterteilt. Nach einem grossen Feature-Bereich (dem «Top Shelf») folgt eine Liste mit den fünf wichtigsten Apps (die «Top Row»). Welche Apps hier gelistet werden, kann der Nutzer selbst definieren. Diese fünf Apps können den obigen Feature-Bereich mit speziellen Inhalten füllen. Je nach dem welche dieser Apps ausgewählt ist, werden im obigen Bereich spezielle Inhalte aus dieser App oder ein Teaser-Bild dessen dargestellt. Bei der iTunes-Filme-App sind dies beispielsweise rechts die zuletzt gekauften und links die derzeit angesagtesten Filme — bei der Musik-App rechts das zuletzt gekaufte Album und links die zuletzt angehörten Titel. Entwickler können für ihre Apps selbst definieren, welche Inhalte in der «Top Shelf» angezeigt werden.
Unterhalb dieser fünf Apps folgen alle anderen installierten Apps. Diese Apps werden jeweils in Fünfer-Reihen untereinander eingereiht und werden, sind es dann mal etwas mehr, nicht auf mehrere Seiten aufgeteilt, sonder weiterhin fortlaufend aneinandergereiht. Auch können sie nicht in Ordner verschachtelt werden. Bisher werden die Apps einfach immerzu aneinandergereiht. Dank der schnellen Navigation mit dem Touch-Panel stellt dies aber kein Problem dar und es erscheint sogar übersichtlicher als eine Aufteilung auf mehrere Bildschirme wie dies bei iOS der Fall ist. Was wohl aber auch abhängig ist von der Anzahl installierter Apps…
Die jeweils zuletzt installierte App fügt sich zuunterst in dieser Liste ein. Diese App — und natürlich auch alle anderen —kann jederzeit von Hand neu sortiert werden. Das Sortieren geht jedoch nur App für App — also analog zu iOS auf dem iPhone oder iPad. Überdies gibt es keine Möglichkeit, die Apps automatisch beispielsweise Alphabetisch oder nach Art zu gruppieren (z.B. alle Spiele).
Parallax Icons
Die Symbole der Apps sind rechteckige Icons, auf denen von den Entwicklern verschiedene Grafik-Ebenen angebracht werden können und welche tvOS dann mit einem Parallax-Effekt verseht. Das jeweils aktive Element auf der Benutzeroberfläche — sei es ein Icon oder ein Featured-Inhalt — kann durch kleine Bewegungen mit dem Touch-Panel der Fernsteuerung hin-und-her bewegt werden. Durch die Bewegungsparallaxe zeigt sich ein 3D-Effekt. Eine Spielerei — aber schön anzusehen.
Die Apple-Apps
Die Apple-eigenen Apps bieten, was man von ihnen erwartet. Die iTunes-Filme-App lässt auf die bisher gekauften und aktuell gemieteten Filme zugreifen und bietet Zugang auf den iTunes Movie Store. Die einzelnen Filme werden auf schön gestalteten Übersichtsseiten dargestellt, auf welchen sich auch Infos zu den Verantwortlichen und dem Cast präsentieren. Über eben diese lassen sich weitere Filme mit diesen Personen finden.
Die Fotos-App ist mit der iCloud-Fotomediathek verbunden und bringt die eigenen Fotos einfach auf den grossen Bildschirm.
Mit der Musik-App bringt Apple seinen Streaming-Dienst «Apple Music» auf den Fernseher und im App Store kann der App-Katalog der Plattform durchsucht werden und neue Apps geladen werden.
Apple hat mit Apple TV einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Streaming-Boxen: Entwickler, die bereits für iOS Apps entwickelt haben — und das sind ja bekanntlich tausende — können ihre Werke mit überschaubarem Aufwand auch für Apple TV anbieten.
Apps im App Store «entdecken»
Doch wer dachte im App Store auf dem iPhone oder iPad ist das Finden guter Apps eine Schwierigkeit und schlimmer kann es nicht kommen, der verliert mit dem neuen Apple TV den Glauben an alles Gute… Bisher besteht der App Store nur aus einer Übersicht einiger von Apple hervorgehobener Titel, einer Rangliste der meist-geladenen Apps, eine Übersicht der selbst erworbenen Apps und aus einer Suche. In einigen Ländern gibt es mittlerweile dazu immerhin noch Übersichtsseiten einzelner App-Kategorien. Das Finden interessanter Apps ist auf dem Fernseher bisher also ein schwieriges Unterfangen.
Das Entdecken neuer Apps ist aber auch deshalb nicht leicht, weil es keine Möglichkeit gibt beispielsweise von einer Webseite aus oder aus einer Mail auf eine App zu verlinken — auf der Settop-Box selbst gibt es keinen Browser und auch lässt sich nichts zwischen Apps verknüpfen. Entwickler können deshalb bisher nur wie folgt für Apps werben: Sie schreiben oder sagen etwas wie «Sucht im tvOS App Store nach ‹App XY›» — oder aber sie haben das grosse Glück von Apple auf der Übersichtsseite des Store hervorgehoben zu werden. Das gleicht aber einem 6er im Lotto.
Apple TV Apps
Für Apps stellt Apple den Entwicklern ein gewisses Grundmuster zur Verfügung, lässt ihnen dabei aber auch Freiheiten. So kann die Bedienung der Apps sehr einheitlich sein, die Darstellung aber sehr unterschiedlich. Bei den von uns bisher getesteten Apps fanden wir uns aber durchs Band sehr schnell zurecht.
Dabei überzeugen jedoch noch nicht alle Apps, die sich bisher im Store finden lassen. Nicht wenige davon sind aktuell schlicht noch nur aufgeblasene iPhone-Apps. Bei einigen finden sich sogar noch iPhone-bezogene Hinweise wie «Bitte Bildschirm berühren». Womöglich galt bei den Entwicklern dieser Apps die Devise «möglichst schnell» auf der Box vertreten zu sein, statt «möglichst gut».
Wiederum andere Apps sind bestens für die Settop-Box optimiert. Vor allem interessante Spiele und Utilities befinden sich zurecht in den Download-Charts. Aber auch Apps grosser Video-Bibliotheken zeigen, was für ein riesiges Potential Apps auf der neuen Apple TV haben.
Was aber noch auffallend fehlt, sind regionale Inhalte. Vor allem Apps aus dem angelsächsischen Raum finden sich im Store. Mit einigen wenigen löblichen Ausnahmen — wie beispielsweise der ZDF-Mediathek oder einer App für die Mediathek von arte.
Leider bisher nicht verfügbar ist eine Apple-TV-App von «Play SRF», der Player App des Schweizer Radio und Fernsehen mit welchem deren Inhalte komfortabel auf dem grossen Bildschirm angeschaut werden könnten.
Bei den Live-Fernseh-Apps sind mit Teleboy und Zattoo bereits die beiden grössten hiesigen Player mit einer einfachen App auf der neuen Settop-Box von Apple vertreten. Beide bieten bisher zwar erst Live-TV an, versprechen aber weitere Funktionen wie das zeitversetzte Fernsehen oder den Zugriff auf Aufnahmen mit bald kommenden Updates.
Grosses Potential sehen viele auch in Apps, die Live-TV mit interaktiven Elementen verknüpfen. Man stelle sich ein Shopping-Kanal vor, bei dem direkt am Fernseher mittels Apple Pay gezeigte Produkte gekauft werden können. Das US-amerikanische Teleshopping-Unternehmen QVC demonstriert dies auf der neuen Apple TV bereits vorzüglich. Oder Publikums-Votings bei Casting-Shows und dergleichen — einfaches Abstimmen über Apple TV, statt mit SMS und über das Telefon. Oder schlichtes Miteinbeziehen der Zuschauer während einer Sendung — mit Umfragen beispielsweise während einer «Arena» oder einem «Club», oder mit Gewinnspielen und Ähnlichem. Wer beispielsweise schon mal Twitter während einem Sport-Anlass oder wenn am Sonntag-Abend «Tatort» läuft beobachtet hat, der ahnt was es hier noch für ein Potential alleine für interaktives Live-Fernsehen gibt.
Siri
Nur am Rande erwähnen wir in diesem Review «Siri». Der digitale Assistent ist Teil von Apples Fernseh-Revolution — jedoch bisher leider nicht in jedem Land. Für Schweizer Nutzer mit Schweizer Apple ID beispielsweise gibt es standardmässig noch kein Siri auf Apples neuer Settop-Box. Der Siri-Knopf auf der Fernbedienung startet nicht den digitalen Assistenten und hört nicht mit den zwei Mikrofonen in der Remote auf Gesprochenes, sondern zeigt eine Suchoberfläche mit Text-Eingabemaske.
Sobald Siri aber auch für die Schweiz freigeschalten ist, werden auch wir die Möglichkeit haben, mittels gesprochener Sprache beispielsweise schnell nach «Lustige 80er-Filme» zu suchen und danach diese Suche mit Aussagen wie «Nur die mit Tom Hanks» zu verfeinern.
Auch werden wir dann die Möglichkeit haben Siri noch andere Dinge zu fragen — beispielsweise wie das Wetter ist, wie diese oder jene Aktie gerade performt und in welchen Filmen Schauspieler X oder Y mitgespielt hat. Auch kann Siri installierte Apps öffnen.
Ganz so schlau wie Siri auf dem iPhone oder iPad ist Apples TVs Siri jedoch nicht — auch kann sie nicht direkt auf Fragen antworten, sondern diese nur ausführen. Der von iOS bekannte Humor des digitalen Assistenten fehlt demnach genau so wie deren virtuellen Stimmbänder. Weiter hat Siri auf dem Fernseher nicht nur nicht so viele Fähigkeiten wie Siri von iOS, auch kann sie bisher nicht auf Inhalte von Dritt-Apps zugreifen. Apple versprach aber, dass es bald eine Siri Search API für Entwickler geben wird, mit der diese dann ihre Apps mit Siri kompatibel machen können. Zu hoffen bleibt, dass mit den Weiterentwicklungen auch die Diktierfunktion von Siri in tvOS integriert wird — diese wäre äusserst nützlich bei Text-Eingaben.
Das Mühsame
Womit wir bei den besonders negativ-auffallenden Punkten angelangt wären.
Keine Tastatur und keine «Remote»-App
Bisherige Apple-TV-Generationen konnten sich mit einer Bluetooth-Tastatur verbinden, worüber Texte auf der Apple-TV-Benutzeroberfläche effizient eingeben werden konnten. Bei der neuen Settop-Box tauchen aber entsprechende kabellose Tastaturen nicht einmal mehr in den Bluetooth-Einstellungen auf. Zwar können externe Bluetooth-Lautsprecher oder neu auch Headsets mit Apple TV 4 verbunden werden, aber mit Tastaturen ist dies nicht möglich.
Ebensolches gilt für die «Remote»-App von Apple, dank welcher Apple-TV-Nutzer bisher die virtuelle Tastatur des iPhones für die Texteingabe nutzen konnten. Leider aber wurde diese App bis dato nicht für die neue Settop-Box aktualisiert.
Es bleibt einem Nutzer entsprechend nichts anderes übrig, als weiterhin mühsam Buchstabe für Buchstabe aus der einzeiligen Anreihung von Zeichen auszuwählen.
Neu Aufsetzen
Immerhin werden die Nutzernamen und Passwörter in den jeweiligen Apps gespeichert, sodass zumindest diese nicht jedes Mal aufs neue eingegeben werden müssen. Doch muss ein Apple TV — aus welchem Grund auch immer — neu aufgesetzt werden, gibt es bisher keine Möglichkeit eine frühere Box und deren Daten und Einstellungen wiederherzustellen. Damit einher geht auch die fehlende Möglichkeit eines Backups der Settop-Box. Wird also ein Apple TV neu eingerichtet, müssen alle Apps erneut manuell heruntergeladen und die Login-Daten mühsam mit der OnScreen-Tastatur eingetippt werden.
Schweizer iTunes Movie Store: Wo sind die Film-Genres?
Seit der Umstellung des iTunes-Store-Designs vor wenigen Monaten ist die Kategorien- bzw. Genre-Auswahl im Schweizer iTunes Movie Store nicht mehr verfügbar. Beziehungsweise gibt es seither im hiesigen Filme-Laden nur noch zwei Kategorien «Filme auf Französisch» und «Filme auf Italienisch» — in diesen wiederum gibt es direkte Links zu Genre-Übersichtsseiten … zumindest französisch- oder italienisch-synchronisierter Filme. Während es sehr löblich ist, dass Apple so für unsere frankophonen und italienisch sprechenden Landsmitbewohner endlich eine etwas bessere Lösung gefunden hat als dem bisherigen Durcheinander, gibt es nun für den deutschsprachigen Bereich keine uns bekannte Möglichkeit mehr, auf einfache Weise eine Kategorien-Übersicht wie früher oder wie nun bei den anders-sprachigen Filmen angezeigt zu bekommen. Das Problem besteht in iTunes auf allen Plattformen — OS X wie auch iOS — im besonderen Masse aber auf Apple TV.
In iTunes auf dem Mac oder PC können die «alten» Kategorien-Übersichten immerhin mit einem kleinen Workaround erreicht werden. Dazu kann auf der «Filme»-Übersicht ein beliebiger Titel angeklickt und danach auf der Detail-Ansicht des Filmes oben links die Kategorie ausgewählt werden. So gelangt man auf die verschiedenen Kategorien-Übersichten — mit Umweg über einen spezifischen Film, entweder über die iTunes «Filme»-Übersicht oder durch gezielte Suche nach einem Film einer Kategorie den man kennt.
In der iTunes Filme-App beim neuen tvOS ist dies so nicht möglich. Stöbern nach Genre von Filmen, die nicht französisch- oder italienischsprachig sind, ist so nicht möglich. Die einzige Möglichkeit um nach Filmen zu stöbern ist über die Verlinkung der einzelnen Schauspieler und die anderen Filme, in denen diese mitspielen. Sonst bleibt nur direktes Suchen.
Nur ein Game-Center-Account
Während die verschiedenen Apple-IDs einer Familienfreigabe auf der Settop-Box eingerichtet werden können, kann gleichzeitig für Apples Spielenetzwerk «Game Center» nur ein einzelnes Konto aktiv angemeldet sein. Dies mag auf einem persönlichen Gerät wie dem iPhone Sinn machen, aber die fehlenden Benutzerprofile stossen einigen bereits beim iPad auf, einem Gerät dass in einem Mehrfamilienhaushalt doch schnell mal von mehreren Personen genutzt wird — ganz zu schweigen nun natürlich vom Fernseher. Wer sein Apple TV also an einem Fernseher nutzt, welchen mehrere Personen nutzen, dem bleibt folglich nichts anderes übrig, als Game Center entweder nicht zu nutzen, automatisch für «alle freizugeben» oder aber die verschiedenen Konten immerzu in den Einstellungen vor dem Spiel-Beginn ab- und anzumelden.
Das Game-Center-Problem zeigt exemplarisch, dass tvOS (zumindest an einigen Orten) eine Profil-Verwaltung bräuchte.
Fazit
Das neue Apple TV und tvOS zeigen eindrücklich, wie ernst es Apple endlich mit seinem früheren «Hobby» meint. Apple will mit der Settop-Box eine neue Plattform schaffen und ist dafür wichtige erste Schritte gegangen. Die Hardware ist leistungsfähig und das neue System mit App Store und Siri wegweisend. Die Revolution ist eingeläutet. Trotzdem müssen noch einige weitere Schritte gegangen werden, bevor Apples versprochene «Zukunft des Fernsehens» tatsächlich eintrifft. Dazu in die Pflicht genommen werden muss nicht nur Apple, welches noch einige Eigenschaften des neuen tvOS optimieren muss, sondern auch die Entwickler und die Inhalte-Anbieter, welche das massive Potential der neuen Plattform erst noch recht nutzen und dann auch ausreizen müssen. Beides sind aber Dinge, die bereits angelaufen sind. Täglich erscheinen neue Apps und Dienste für die Box und Apple entwickelt tvOS bereits tatkräftig weiter.
Das neue tvOS ist einfach zu bedienen und die neue Apple TV 4 sowie die zugehörige Fernbedienung leistungsstark und gewohnt exzellent verarbeitet. Das neue Apple TV wartet bereits jetzt mit den verschiedensten Streaming- und Live-TV-Angeboten auf und wird dem Nutzer dank dem App Store von Woche zu Woche noch mehr bieten können.
Mit dem bezahlbaren Kaufpreis von 169 Schweizer Franken für die 32 GB Version oder CHF 229.– für das Modell mit 64 GB Speicherplatz können wir die neue «Apple TV»-Settop-Box nur weiterempfehlen.
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14 Kommentare
Kommentar von René
Kommentar von riraro
Kommentar von giova
Kommentar von anonymous12035
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