Apple MacBook Air 11-Zoll
Als Apple das erste MacBook Air im Januar 2008 einführte, bezeichnete Steve Jobs den jüngsten Spross der Mac-Familie als die Zukunft des Notebooks. Bis heute, fast drei Jahre später, hat sich das MacBook Air noch immer nicht durchgesetzt. Im Gegenteil. Über die Jahre ist das MacBook Air immer mehr zu einer Randerscheinung verkommen. Nun hat Apple dem Problemkind eine zweite Chance offeriert. Das neue MacBook Air präsentiert sich mit einem leicht überarbeiteten Design, aktualisierter Technik, neuen Displays und vor allem mit einem deutlich tieferen Preis. Wir haben das kleine Modell mit 11-Zoll-Display ausführlich getestet.
Inspiriert vom iPad
Um dem Sorgenkind den Weg auf die Erfolgsspur zu bereiten, hat sich Apple den Überflieger iPad zum Vorbild genommen. So erbte das MacBook Air zahlreiche beliebte Eigenschaften des Apple-Tablets. Hierzu zählen eine schnelle Startzeit, ein Aufwachen aus dem Ruhezustand ohne Verzögerung sowie eine lange Batterielauf- und Standbyzeit.
Apple hat in dieser Hinsicht nicht zuviel versprochen. Unser Testgerät benötigte für einen kompletten Systemstart rund zwölf Sekunden. Wobei es ohnehin kaum nötig ist, das Gerät komplett aus- und wieder einzuschalten. Der Energiebedarf im Standbymodus ist praktisch vernachlässigbar.
Für die Angabe der Batterielaufzeit kam erstmals ein verschärftes Messkriterium zur Anwendung. Bei gewöhnlicher Nutzung erreicht man eine Laufzeit zwischen vier und fünf Stunden.
Trotz dieser Gemeinsamkeiten scheint der Vergleich zwischen dem MacBook Air und dem iPad eher verwirrend als zutreffend zu sein. Das iPad und das MacBook Air sind zwei vollkommen unterschiedliche Produktkategorien für völlig unterschiedliche Anwendungen. Denn trotz aller Vergleiche ist das MacBook Air noch immer ein vollwertiger Mac.
Weniger ist mehr
Dass Apple es geschafft hat, einen Mac zu bauen, der nur wenig grösser und schwerer als ein iPad ist und der sich dennoch nicht hinter anderen Mac-Modellen zu verstecken braucht, ist sehr beeindruckend.
Punkto Ergonomie ist Apple selbst beim kleinen MacBook Air keine Kompromisse eingegangen. Die Tastatur besitzt die gleiche Grösse wie beim normalen MacBook und neben dem neuen Glas-Trackpad blieb noch genügend Platz für eine angenehme Handauflage. Auch das Display braucht sich keineswegs hinter demjenigen seiner MacBook-Brüder zu verstecken. Die Displayauflösung von 1366 x 768 Pixel ist praktisch gleich gross wie beim weissen MacBook. Das 13-Zoll-MacBook-Air hält punkto Displayauflösung gar mit dem mittleren MacBook Pro mit. Wer sich allerdings darüber gefreut hat, vor dem Display des MacBook Air keine Glasscheibe vorzufinden, wird enttäuscht werden. Das Spiegelverhalten des Hochglanzdisplays unterscheidet sich subjektiv kaum vom MacBook Pro.
Um das Gerät so kompakt wie möglich zu bauen, verzichtet Apple beim MacBook Air weiterhin auf ein optisches Laufwerk. Über das Netzwerk lässt sich immerhin auf das Laufwerk eines anderen Macs zugreifen, einzig kopiergeschützte DVDs lassen sich auf diese Art und Weise nicht lesen. Hier hilft nur noch der Weg über ein externes Laufwerk. Auf ein solches dürften aber die meisten Anwender verzichten können, sind doch die optischen Laufwerke für viele User kaum mehr von Bedeutung. Für die Systeminstallation liegt dem MacBook Air ein entsprechender USB-Stick bei und die Installation von Programmen dürfte sich mit der Lancierung des Mac App Stores ohnehin vereinfachen.
Überschaubar ist auch die Anzahl vorhandener Anschlüsse am MacBook Air. Beidseitig je ein USB-Port sowie eine Kopfhörerbuchse und ein Mini DisplayPort ist alles, was das kleinste Mac-Notebook bietet. Aus Platzmangel verzichtet Apple beim kleineren MacBook Air auf den SD-Kartenslot, über den mit Ausnahme des grössten MacBook Pros sämtliche anderen Mac-Notebooks im Alukleid verfügen.
Wer einmal ein neues MacBook Air in der Hand gehabt hat, wird die fehlenden Anschlüsse aber ohnehin nicht vermissen. Mit einem Gewicht von nur wenig mehr als einem Kilogramm ist es der leichteste Mac, den Apple je gebaut hat. Aber es ist nicht einfach nur klein und leicht, sondern es wirkt auch äusserst robust und ist zudem ein absoluter Blickfang. Erstmals kam auch bei der Herstellung des Displayrahmens Apples Unibody-Fertigungsprozess zur Anwendung, bei dem das gesamte Bauteil aus einem einzigen Stück Aluminium hergestellt wird. Dies verleiht dem Displayrahmen eine beeindruckende Verwindungssteifigkeit.
Auffällig ist auch, dass das MacBook Air keinerlei sichtbare Öffnungen besitzt, weder für den Lautsprecher noch für die Kühlung. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger besitzt das neue MacBook Air zwei Stereolautsprecher, welche unterhalb der Tastatur angeordnet sind und recht ordentlich klingen. Unterhalb des Displayscharniers besitzt das MacBook Air die nahezu nicht sichtbaren, aber durchaus vorhandenen Lüftungsschlitze für den eingebauten Ventilator. Dieser ist im Alltagsbetrieb jedoch praktisch nicht zu hören. Ohnehin präsentiert sich das MacBook Air als extrem leises Arbeitsgerät, auch wenn es entgegen zahlreichen anders lautenden Berichten keineswegs ohne Betriebsgeräusche auskommt.
Man muss weit suchen, um punkto Ergonomie und Äusserlichkeiten auch nur im Ansatz so etwas wie Schwachpunkte am MacBook Air auszumachen. Hier könnte man allenfalls die fehlende Hintergrundbeleuchtung der Tastatur nennen. Diese wurde, genauso wie der Infrarot-Anschluss für die Apple Remote, allem Anschein nach wegrationalisiert.
Ein weiterer Punkt ist der relativ breite Aluminiumrahmen rund um das Display. Dies ist der einzige Ort, an dem Apple den vorhandenen Platz nicht voll ausgenutzt hat. Aus diesem Grund ist selbst das kleine MacBook Air über zwei Zentimeter breiter als das PowerBook G4 mit 12-Zoll-Display, welches gewissermassen als Vorläufer des MacBook Airs betrachtet werden kann.
Performance
Für die Rechenpower sorgt wie schon beim Vorgängermodell ein Intel-Prozessor des Typs Core 2 Duo. Dieser arbeitet mit einer Taktfrequenz von bescheidenen 1.4 Gigahertz, optional bietet Apple auch einen Prozessor mit 1.6 Gigahertz an. Beim 13-Zoll-Modell sind sogar bis zu 2.13 Gigahertz möglich.
Dass Apple beim MacBook Air nicht auf den deutlich neueren Core-i3-Chip zurückgreift, hat einen einfachen Grund. Das MacBook Air besitzt einen NVIDIA-Chipsatz, welcher es Apple ermöglicht, die verhältnismässig leistungsfähige GeForce-320M-Grafiklösung zu verwenden. Die neueren Core-i-Prozessoren setzen hingegen einen Chipsatz von Intel mit der deutlich schwächeren Intel-HD-Grafik voraus. Apple zufolge macht die NVIDIA-Grafik das Leistungsdefizit der CPU mehr als nur wett.
Auch hinsichtlich seiner Speicherausstattung sorgte das neue MacBook Air bei seiner Vorstellung mancherorts für Stirnrunzeln. Auch drei Jahre nach seiner Ersteinführung kommt das MacBook Air noch immer mit zwei Gigabyte an integriertem Arbeitsspeicher daher. Doch was 2008 noch als halbwegs grosszügig bemessene Speichermenge durchging, ist im Jahr 2010 schlicht und ergreifend zu wenig. Da sich der Arbeitsspeicher nachträglich nicht erweitern lässt, ist es äusserst empfehlenswert, gleich beim Kauf von der Aufrüstoption auf vier Gigabyte Gebrauch zu machen.
Ebenfalls nicht austauschbar ist das Solid State Drive (SSD), welches nun in allen MacBook-Air-Modellen die Festplatte ersetzt. Unser Testmodell war mit einem 128-GB-SSD ausgestattet, wobei die tatsächliche Kapazität des von Apple verbauten Solid State Drives lediglich 121 Gigabyte beträgt. Alternativ bietet Apple das kleine MacBook Air auch in einer Ausstattungsvariante mit 64 GB und den grossen Bruder mit bis zu 256 GB an.
Der serienmässige Einsatz von Solid State Drives bietet eine ganze Reihe an unschätzbaren Vorteilen. Bereits erwähnt wurden die schnelle Startzeit, der geringe Energiebedarf und die wegfallenden Betriebsgeräusche einer Festplatte. Doch der grösste Vorteil liegt in der Performance. Das Solid State Drive sorgt dafür, dass sich das MacBook Air trotz schwachbrüstigem Prozessor in den allermeisten Alltagsanwendungen sehr flott anfühlt.
Dieses Bild vermittelt auch ein Benchmark-Vergleich mit diversen aktuellen Mac-Modellen. In Xbench kommt das MacBook Air auf 120 Punkte und liegt damit lediglich rund 25 Prozent hinter einem MacBook Pro mit Core-i5-Chip zurück. Dieses starke Ergebnis verdankt das MacBook Air fast ausschliesslich dem Solid State Drive, liegt es doch bei der reinen Rechen- und Grafikleistung um Faktor zwei hinter dem MacBook Pro zurück.
Im Alltagsbetrieb bestätigt sich dieser Eindruck. Das MacBook Air fühlt sich überraschenderweise über weite Strecken schneller als ein MacBook Pro an. Programme starten um ein Vielfaches schneller und der Umgang mit Anwendungen wie Safari, Mail oder iTunes bereitet dem Mac-Winzling keinerlei Mühe. Der Einbruch erfolgt jedoch, sobald wirklich Rechenleistung (und Arbeitsspeicher) gefragt ist. In rechenintensiven Anwendungen lässt sich die Tatsache nicht mehr verbergen, dass sich das MacBook Air hinsichtlich seiner CPU etwa auf dem Stand des Jahres 2006 befindet. Selbst bei Spielen entpuppt sich der Prozessor und nicht die Grafik als grösster Flaschenhals. In einem Test mit dem Rennspiel Race Driver 3 brach die Framerate immer dann ein, wenn viele gegnerische Fahrzeuge zu simulieren waren. Die eingestellte Displayauflösung und die Texturqualität hatten hingegen keinerlei Einfluss auf die Performance - ein deutliches Zeichen, dass es an Prozessor- und nicht an Grafikpower mangelte.
Wer hin und wieder mit rechenintensiven Anwendungen arbeitet, sollte definitiv nicht auf das Einsteigermodell mit 1.4 Gigahertz zurückgreifen. Im Endeffekt bleibt sicher die Erkenntnis, dass das MacBook Air schlicht nicht geschaffen wurde, um maximale Rechenleistung zu bieten, die Performance im Alltag aber trotzdem ausgezeichnet ist.
Fünf Sterne für das MacBook Air
Unter dem Strich finden wir für das neue MacBook Air nur lobende Worte. Das Gerät ist äusserst schick, extrem portabel, hervorragend verarbeitet und bietet hinsichtlich seiner Ergonomie den gewohnten Apple-Standard.
Wenn Steve Jobs heute sagt, dass MacBook Air zeige die Zukunft des Notebooks, so kann man ihm kaum mehr widersprechen. Natürlich muss man im Vergleich mit einem MacBook Pro hinsichtlich Ausstattung und Leistung einige Abstriche machen, doch dafür glänzt das MacBook Air durch seinen winzigen Formfaktor und sein nochmals gesunkenes Gewicht.
Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Apple die Festplatte und möglicherweise auch das optische Laufwerk aus weiteren Mac-Modellen streichen wird. Schon heute erscheint der Kompromiss, den man dadurch eingeht, äusserst verlockend. Wer auf der Suche nach einem kompakten und trotzdem vollwertigen Notebook ist, wird vom MacBook Air ganz sicher nicht enttäuscht werden.
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