Apple Pencil Pro
Diesen Frühsommer hat Apple zusammen mit einem neuen iPad Pro mit «M4» und einem aktualisierten iPad Air auch einen neuen «Apple Pencil Pro» auf den Markt gebracht. Die neue Generation des iPad-Zubehörs erweitert den intelligenten Stift um neue Funktionen. Sind die Neuerungen nur Gimmicks oder lohnt sich die Anschaffung des neuen «Pro»-Modells? Wir haben den Stift in den vergangenen Monaten intensiv genutzt. Unser Testbericht zum neuen «Apple Pencil Pro».
Inhaltsverzeichnis
Das neue «Pro»-Modell ist das erste echte Update für den Apple Pencil seit vor sechs Jahren (2018) die zweite Generation eingeführt wurde. Vor einem Jahr gab es zwar mit dem günstigeren USB-C-Modell ebenfalls einen neuen Apple Pencil, dieser verfügt aber nicht über die Drucksensitivität und den Werkzeugwechsler-via-Doppeltippen des Apple Pencil 2. Der neue Apple Pencil Pro bringt wieder alle Funktionen der zweiten Generation und vereint sie mit ein paar sehr spannenden Neuerungen.
Die erste Generation Apple Pencil ist übrigens vor neun Jahren auf den Markt gekommen.
Die Spitze des Apple Pencil Pro ist wie jene des Apple Pencil 2 Druck-Sensibel – beim Schreiben oder Zeichnen kann die Eingabe also auf die Intensität, mit welchem der Pencil auf das iPad gedrückt wird, reagieren. Weiter wird auch der Winkel registriert, in welchem der Pencil auf dem Display gehalten wird. Das ist nützlich, beispielsweise beim Zeichnen für Schattierungen und ähnliche Effekte. Durch zweimaliges Tippen des Pencil kann auf dem iPad zwischen Werkzeugen gewechselt werden. Und auch unterstützt wird «Apple Pencil Hover» – mit der Schwebefunktion zeigt das iPad eine Vorschau einer möglichen Markierung an, bevor der Pencil auf dem Display etwas berührt. So weit, so gut – aber das konnte der Apple Pencil 2 alles auch.
Die neuen Funktionen
Der Apple Pencil Pro hat anders als seine Vorgänger ein Gyroskop eingebaut, mit diesem kann die Ausrichtung von Werkzeugen wie Kalligrafie-Stifte oder Pinsel geändert werden – wird der Stift also in der Hand gedreht, kann etwa die Pinselbreite verändert werden. Dieses «Rollen» macht nicht nur Spass und ist spannend für gewisse Werkzeuge, es macht auch das ganz einfache Schreiben mit einem virtuellen Füller viel natürlicher – vom Aussehen her, aber auch von der Handhabung.
Ganz spannend ist hier auch eine Erweiterung der Schwebefunktion – neu projiziert der Pencil einen virtuellen Schatten auf das iPad-Display in der Form des ausgewählten Werkzeugs. Diese eindrückliche Visualisierung macht die Nutzung des Pencil noch natürlicher. Sie ist aber eigentlich nur ein Gimmick und obendrein meist kaum sichtbar, weil unterhalb der Hand. Reines Flexen von Apple. 🤯😅
Weiter kann der Pencil für eine Aktion auf dem iPad gedrückt werden – ähnlich der Druckgeste auf den Stamm der AirPods. Standardmässig erscheint so auf dem iPad eine neue Palette, in welcher zwischen verschiedenen Werkzeugen, Farben, Strichstärken oder anderen Optionen gewechselt werden kann. Diese Palette ist intuitiv gestaltet und platziert sich genau dort auf dem Bildschirm, wo der Pencil gerade ist. App-Entwickelnde haben die Möglichkeit, hier eigene Interaktionen für den Apple Pencil Pro anzubieten.
Im Alltag präsentiert sich je nach App dieses neue «Squeeze (Druck)» als sehr zeitsparend. Wenn schnell etwas rückgängig gemacht oder ein anderes Werkzeug ausgewählt werden soll, ist es über diese Palette so viel einfacher und schneller. Alleine diese neue Funktion ist für den Autoren Grund genug, nicht mehr auf einen der älteren Pencil zurückkehren zu wollen.
Unterstützt wird dieses Squeeze durch ein leichtes haptisches Feedback vom Apple Pencil Pro, denn im Stift steckt neu auch eine «Haptic Engine» – gewissermassen eine Mini-Ausgabe der «Taptic Engine» eines iPhone. Die leichten Vibrationen sind so ausgelegt, dass der Eindruck entsteht, etwas im Stift werde tatsächlich physisch gedrückt. Diese kognitive Täuschung beherrscht Apple mit seinen Haptic- und Taptic-Engines in Trackpads, iPhone und mehr bereits meisterhaft – nun unterstützt sie auch die Nutzung des Pencil.
Der Apple Pencil Pro vibriert nicht nur bei Druck, sondern auch beim Tippen und in anderen Kontexten. So kann der Stift durch sanfte Vibrationen beispielsweise angeben, wenn über einen bestimmten Bereich hinausgefahren oder ein Objekt an eine Hilfslinie ausgerichtet wird.
Äusserst willkommen ist auch die neue Unterstützung für Apples «Find My (Wo ist?)»-Netzwerk. Wer unterwegs ist oder wer den leichten und dünnen Stift oft mal irgendwo verlegt, kann ihn neu ganz einfach in der «Find My (Wo ist?)»-App wiederfinden.
Der Autor dieses Testberichts weiss nur zu gut, wie frustrierend es ist, wenn der Stift plötzlich nicht mehr am eigenen iPad haftet, sondern wie vom Erdboden verschluckt weg ist. Ursprünglich stand an dieser Stelle ein Gruss an den im Frühling in Amsterdam verloren gegangenen Apple Pencil 2. Der Autor fragte sich auch, ob der Pencil wirklich auf der Städtereise in Amsterdam verloren ging oder doch noch irgendwo versteckt in der eigenen Wohnung herumliegt. Leider war das just bis heute nicht bekannt, denn der Pencil 2 unterstützt «Wo ist?» ja nicht … wie es der Zufall aber so will, ist der Stift ausgerechnet heute nach mehrmonatiger Abwesenheit wieder aufgetaucht. Mit «Find My (Wo ist?)» – wie jetzt beim Apple Pencil Pro – wäre das wohl nicht passiert.
Wie der Apple Pencil 2 haftet auch der Apple Pencil Pro magnetisch an der Seite des iPad. So lädt sich der Stift auch immerzu automatisch auf. Und darüber lässt sich der Stift auch automatisch an ein Gerät koppeln.
Natürlich zeichnet sich wie seine Vorgänger auch der Apple Pencil Pro durch eine pixelgenaue Präzision und eine niedrige Latenz aus. Das sorgt für präzises und natürliches Schreiben, Skizzieren und Illustrieren «wie ein Stift auf Papier». Die Latenz des Pencil von nur 9 Millisekunden ist natürlich ausschliesslich auf dem «ProMotion»-fähigen, mit bis zu 120 Hz schnellen Bildschirm des iPad Pro auszumachen. Aber auch auf dem iPad Air (siehe Review) und auf dem iPad mini (siehe Review) ist alles unglaublich genau und ohne jegliche Verzögerung. Überhaupt ist der Apple Pencil Pro auf Air und mini komplett funktionsgleich wie auf dem teuren Pro. Beim High-End-iPad ist wegen der höheren Bildwiederholfrequenz das Schreiben und Zeichnen einfach noch responsiver.
Apple Intelligence
Wie könnte es Ende 2024 auch anders sein: Auch in diesem Review macht sich Apples KI-Push «Apple Intelligence» breit.
Voraussichtlich mit dem im Dezember kommenden Update auf iPadOS 18.2 wird die «Apple Intelligence»-Funktion «Image Wand (Bilder-Zauberstab)» freigeschaltet. In der «Notizen»-App kann damit aus einer groben Skizze ein passendes Bild generiert werden. Dazu kann einfach mit dem Finger – oder dem Apple Pencil – die selbst gekritzelte Skizze umkreist werden. Der «Bild-Zauberstab» analysiert dann den Entwurf und generiert daraus ein Bild. Auch möglich sein wird das Einkreisen einer Leerfläche, um sie automatisch mit einer Darstellung zu füllen, die zum umliegenden Text passt.
Die Sache mit der Kompatibilität
An dieser Stelle sei auf die nervigste Eigenheit des neuen Apple Pencil Pro hingewiesen: Der neue Apple Pencil Pro ist nur kompatibel mit den neuesten iPad-Modellen. Sprich: Mit dem iPad Pro mit «M4»- und mit dem iPad Air mit «M2»-Chip, die im Frühsommer vorgestellt wurden, und mit dem kürzlich mit einem «A17 Pro» aktualisierten iPad mini. Inkompatibel ist der Pro-Pencil mit dem aktuellen «normalen» iPad (dieses wurde zuletzt 2022 aktualisiert). Ebenfalls nicht funktioniert der Apple Pencil Pro mit allen anderen (sprich: älteren) iPad-Modellen. Apple begründet dies damit, dass die Magnete und Induktionsspulen bei den neuen Modellen anders angeordnet werden mussten. Ein Apple Pencil Pro hält somit auch nicht schön an einem älteren iPad Pro – und er wird auch nicht aufgeladen. Während es Apple hoch anzurechnen gilt, dass der Apple Pencil Pro sogar mit dem neuen iPad mini kompatibel ist, ist die Inkompatibilität zu den älteren iPad-Modellen doch sehr schade.
Immerhin: Die breite Unterstützung bei den neuen iPad-Modellen sorgt für wieder mehr Übersicht in Apples Pencil-Sortiment. Neu verkauft der Mac-Hersteller nämlich nur noch den Apple Pencil mit USB-C-Anschluss und den neuen Apple Pencil Pro. Der Apple Pencil 2 ist aus dem Sortiment gefallen, ebenso die erste Generation mit «Lightning»-Anschluss – sie lassen sich beide auch nicht mehr mit den neuen iPad-Modellen nutzen. Somit ist das noch bis vor Kurzem herrschende Chaos im Pencil-Sortiment endlich behoben.
Der Apple Pencil mit USB-C kostet 79 Franken resp. 89 Euro, der neue Apple Pencil Pro kostet (wie zuvor der Apple Pencil 2) CHF 129.– resp. 149 EUR. Für nur 50 Franken oder 60 Euro gibt es also eine Menge Zusatzfunktionen mit dem Pro-Modell.
Blick in die Zukunft
Der Apple Pencil ist nun schon seit Jahren ein fester Bestandteil des iPad-Ökosystems. Die Neuerungen mit dem Apple Pencil Pro kamen in diesem Jahr unerwartet – der Pencil konnte schon davor jeder Person empfohlen werden. Bei einem solch guten Produkt stellt sich deshalb unweigerlich die Frage, was denn am Apple Pencil Pro in einer künftigen Generation noch besser sein könnte.
Einzig eine «Radiergummi»-Funktion erscheint irgendwie logisch, lässt aber weiter auf sich warten. Stellen wir uns vor: den Pencil einfach umdrehen und mit dem «anderen Ende» Geschriebenes oder Gezeichnetes wieder weg-radieren.
Mit Blick auf die neueste Produkt-Kategorie von Apple wäre sicherlich auch eine Unterstützung des Pencil im Raum mit der Apple Vision Pro denkbar – da liesse sich vieles ausspinnen. Und vielleicht auch mal eine Kompatibilität am iPhone?
Aber ja, irgendetwas muss Apple in den kommenden Jahren noch verbessern können.
Fazit
Die neuen Funktionen rund um «Squeeze», Rollen und haptisches Feedback sind weit mehr als einfache Gimmicks: Sie verändern und verbessern die Art und Weise, wie ein Apple Pencil am iPad benutzt wird – und wie das iPad an sich benutzt wird. Die Handhabung ist intuitiver, alles fühlt sich noch natürlicher an.
Der Apple Pencil Pro ist das Erste, was nach einem neuen iPad gekauft werden sollte. Ultra-schade nur, dass er nicht mit den vielen bisherigen iPad-Modellen verwendet werden kann.
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