AirPods

Mitte Dezember sind die AirPods bei uns eingetroffen, seither werden sie von uns auf Herz und Nieren getestet. Wie sich die neuen kabellosen Kopfhörer von Apple im Alltag, beim Sport und sonstigen Situationen schlagen, haben wir für euch herausgefunden. Im folgenden Review haben wir unsere Erfahrungen aus den letzten 11 Wochen mit den neuen Kopfhörern zusammengefasst.

Stefan Rechsteiner

Apple propagiert die «kabellose Zukunft» seit mindestens zwei Jahren. Zuerst mit dem ultra-portablen 12-Zoll MacBook mit nur einem Anschluss für Peripherie-Geräte (USB-C) und zuletzt mit dem iPhone 7, an dem man den herkömmlichen 3.5-Millimeter-Kopfhöreranschluss vergebens sucht.

Apple entfernte den Kopfhörer-Anschluss beim neuen iPhone aber nicht einfach so. Mit Lightning steht am Apple-Smartphone ein digitaler Anschluss zur Verfügung, der gegenüber dem analogen Anschluss mit seiner über 150 jährigen Geschichte verschiedenste Vorteile hat. Generell aber lautet die Botschaft: Über Funk statt über Kabel werden künftig Kopfhörer mit Musik beliefert.

Mit den neuen «AirPods» hat Apple im vergangenen Herbst gleich selbst ein technisches Leckerbissen dazu angekündigt. Bei den AirPods handelt es sich um zwei einzelne intelligente Ohrhörer, die den handelsüblichen kabelgebundenen iPhone-Kopfhörern zum Verwechseln gleichen — einfach ohne die Kabel. Das kabellose Duo wird begleitet von einem kleinen Kästchen, in welchem die Kopfhörer aufbewahrt werden können (und auch gleich aufgeladen, dazu später mehr).

Schlecht verfügbar

Präsentiert wurden die AirPods bereits anlässlich der iPhone-7-Lancierung im vergangenen September. Apple plante zuerst, die neuen Kopfhörer per Ende Oktober auf den Markt bringen zu können – aus nicht publik gemachten Gründen musste der Verkaufsstart aber bis Mitte Dezember verschoben werden. Und auch dann waren die kleinen Wunderdinger nur schwer erhältlich. Daran hat sich bis heute kaum was geändert – auch in Apples eigenen Stores sind die AirPods nur selten und wenn dann in nur sehr kleiner Anzahl verfügbar. Wer sich heute AirPods kaufen möchte, muss mit einer Wartezeit von bis zu 6 Wochen rechnen.

Wir erhielten die AirPods zum Verkaufsstart Mitte Dezember und haben uns in den vergangenen 11 Wochen ausführlich mit den kabellosen intelligenten Kopfhörer auseinandergesetzt.

Mikrofon da, wo bei den EarPods die Kabel wären
Mikrofon da, wo bei den EarPods die Kabel wären

Design

Wie bereits erwähnt, gleichen die neuen AirPods visuell — abgesehen vom fehlenden Kabel — den normalen iPhone-EarPods wie ein Ei dem Anderen. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man, dass sich die verschiedenen Löcher für Mikrofone und dergleichen bei den Modellen unterscheiden. Und wenn man die Kopfhörer noch genauer miteinander vergleicht, erkennt man, dass die neuen AirPods ein ganz klein wenig voluminöser sind als die herkömmlichen EarPods. Dies kommt vor allem durch den etwa um die Hälfte dickeren und ein paar Millimeter längeren Stamm der AirPods.

Unten am Stamm, dort wo bei den kabelgebundenen Ohrhörern das Kabel angemacht ist, befindet sich bei den AirPods ein Mikrofon und ein Kontakt für das Laden der in den AirPods verbauten Akkus.

Die beiden einzelnen Ohrhörer der AirPods sind technisch gleich ausgestattet und unterscheiden sich nur in der Ausrichtung (Links und Rechts) voneinander.

Vollgestopft mit Technik

Neben den gängigen Löchern für die Verhinderung eines Vakuums im Gehörkanal verfügen die neuen AirPods zudem über Dual-Beschleunigungsmesser und über je zwei optische Sensoren. Über die Infrarot-Sensoren erkennen die AirPods automatisch, ob sie sich in einem Ohr befinden.

Beide AirPods haben zudem einen von Apple entwickelten Wireless-Chip namens «W1», einen Akku und natürlich eine Antenne. Letztere beide füllen den Stamm der Ohrhörer aus, während sich die ganze restliche Technik in jenem Teil der AirPods befindet, der im Ohr sitzt.

Die einzelnen Ohrhörer sind etwas schwerer als die Kopfelemente der kabelgebundenen EarPods. Durch den fehlenden Zug durch die Kabel fühlen sich die AirPods jedoch leichter an als die EarPods.

Wahrscheinlich auch dank dem leicht höheren Gewicht sitzen die AirPods gefühlt fester in den Ohren als die EarPods, doch auch hier wieder: durch den fehlenden Kabelzug haben die kabellosen AirPods keinen direkten Störfaktor, der die Ohrhörer aus den Ohren ziehen könnte.

Sitzen gut und komfortabel in den Ohren

Tatsächlich halten die AirPods überraschend gut in den Ohren. In den bisher 11 Wochen, in welchen der Autor dieses Reviews die AirPods ausführlich getestet hatte, ist ihm erst ein einziges Mal ein Ohrhörer aus dem Ohr gefallen — dies beim Ausziehen eines Pullovers. Ansonsten hielten die AirPods, egal wie sehr sich der Autor bemühte sie durch Bewegungen loszuwerden: die AirPods hielten bei allen alltäglichen Aktivitäten, sie hielten beim Unnatürlich-Fest-Kopf-Schütteln und sie hielten auch beim Sport wie Jogging und Fitness vorzüglich in den Ohren.

Das gleich doppelt nützliche Ladecase und die beiden AirPods-Ohrhörer

Beim Tragekomfort ist zu beachten, dass die neuen AirPods und die bisherigen EarPods von der Form her fast identisch sind. Wer also bereits mit dem Tragen der EarPods grobe Probleme hat, wird auch bei den AirPods Druckstellen haben oder sie gar nicht erst haltend in die Ohren bekommen. Das ist natürlich anatomisch bedingt. Jeder Mensch hat etwas andere Ohren – da kann ein Kopfhörer ohne austauschbare Muschel nicht für alle passen.

Deshalb ganz wichtig: All jene, denen die kabelgebundenen iPhone-EarPods nicht passen, werden auch mit den AirPods nicht glücklich. Handkehrum gilt aber auch, wem die EarPods passen, dem passen auch die AirPods. Mit den «kostenlosen» EarPods werden jedem iPhone damit sozusagen bereits Versuchskopfhörer mitgeliefert, mit denen man die Form der AirPods in etwa austesten kann.

Dieser spezielle Look…

Natürlich sind die AirPods nicht die ersten Ohrhörer ohne Kabel. Bluetooth-Kopfhörer gibt es schon seit Jahren. Aber speziell macht die Apple-Kopfhörer doch auch die Tatsache, dass die beiden einzelnen Ohrhörer miteinander nicht über ein Kabel verbunden sind.

Ob das Design der AirPods nun schön oder hässlich ist – über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Viele attestieren den AirPods beispielsweise, dass sie aussehen wie Zahnbürsten in den Ohren. Es ist jeder und jedem selbst überlassen, was sie oder er über das Design der AirPods denkt.

Hmm, Zahnbürsten? Oder einfach nur noch ungewohnt und bald ganz normal?

Dass es derzeit aber noch für einige etwas speziell aussieht, wenn jemand AirPods trägt – also so weisse Dinger in beiden Ohren ohne Kabel – kann nicht bestritten werden. Wenn der Autor dieses Testberichts mit eingesetzten AirPods durch die Stadt läuft, erntet er nicht wenige verdutzte Blicke. Womöglich ist dies aber nur etwas, an was man sich gewöhnen muss – nicht der AirPods-Träger an die verdutzten Blicke, sondern die Passanten an «so weisse kabellose Dinger in den Ohren» anderer. Wie damals vor 15 Jahren, als die neuen weissen iPod-Kopfhörern auffielen, weil bis zur Einführung des iPod fast alle Kopfhörer-Kabel auf diesem Planeten schwarz waren. Durch den enormen Erfolg des iPod in den folgenden Jahren, und auch durch andere Hersteller, die nicht lange brauchten um es Apple mit weissen Kopfhörern gleichzumachen, waren die weissen Kopfhörer auf einmal nicht mehr so selten und deshalb nicht mehr auffallend auf der Strasse. Selbiges dürfte über die nächsten Monate oder Jahre auch mit visuell auffallenden kabellosen Kopfhörern wie den AirPods geschehen.

Absolut sorgenfreies Koppeln

Schon fast das Prädikat «Revolutionär» kann den AirPods bezüglich Bluetooth-Kopplung angeheftet werden. Jeder, der schon einmal Bluetooth-Kopfhörer sein Eigen nannte, weiss, wie mühevoll (und immer wieder aufs Neue wiederholend mühselig) die Kopplung solcher Geräte und wie instabil ihre Verbindung sein kann. Dank Apples W1-Chip gilt all dies nicht für die AirPods.

Gefunkt wird auch bei den AirPods über handelsübliches Bluetooth LE, doch der W1-Chip von Apple kümmert sich um eine effiziente Energieverwaltung der Ohrhörer, um die Aufbereitung der Audio-Signale, und eben um das Aufbauen und Aufrechterhalten einer stabilen Verbindung.

Für das erstmalige Verbinden muss einfach das AirPods-Kästen auf ein paar Zentimeter an das iPhone gehalten werden und der Deckel geöffnet werden. Nach einem kurzen Moment erscheint auf dem Smartphone-Display ein zu bestätigender Dialog um die AirPods mit dem iPhone zu verbinden. That’s it.

Nun können die AirPods aus dem Kästen genommen und in die Ohren gesteckt werden – die Kopfhörer werden künftig immer sofort erkannt, ein erneutes «manuelles» Verbinden ist nicht notwendig.

Deckel auf, AirPods raus, in die Ohren stecken, fertig.

Apple hat die Handhabung der AirPods so extrem einfach gestaltet, dass die AirPods schlussendlich einfacher benutzt werden können als die kabelgebundenen EarPods, bei denen man meist zuerst noch die Kabel entwirren und den Stecker in die Buchse stecken muss.

Total unkompliziert: AirPods mit dem iPhone verbinden
Total unkompliziert: AirPods mit dem iPhone verbinden

Über iCloud überall verfügbar

Eine besondere Funktion bietet Apple über den Cloud-Dienst «iCloud». Alle Geräte (iPad, iPhone oder Mac), die mit dem persönlichen Konto verknüpft sind, werden dank iCloud automatisch auch von den AirPods erkannt. Eine erneute Koppelung ist für diese Geräte nicht mehr nötig – die AirPods können sofort als Ausgabe-Kanal ausgewählt werden. Die gleichen AirPods können dabei mit bis zu fünf iCloud-Konten verbunden werden.

Die absolut sorgenfreie Bluetooth-Koppelung bei den AirPods ist dank Apple-Technik und entsprechender Funktionen in iOS, watchOS und macOS möglich. Natürlich lassen sich die AirPods auch mit anderen Geräten, beispielsweise mit iOS-Geräten mit einer früheren Version als 10.x oder auch Nicht-Apple-Geräten nutzen. Für diese Koppelung muss der Knopf auf der Rückseite des AirPods-Kästchens gedrückt werden, während auf dem Ausgabe-Gerät ganz normal nach Bluetooth-Geräten gesucht wird.

AirPods als Ausgabegerät in macOS

Schade ist, dass die automatische iCloud-Koppelung nicht auch mit tvOS bzw. der Settop-Box Apple TV funktioniert. Vielleicht wird diese Funktionalität aber mit einem künftigen Software-Update noch nachgereicht. Aktuell zumindest müssen die AirPods mit Apple TV mit der eben beschriebenen Standard-Bluetooth-Kopplung verbunden werden.

Wie dies bereits beim Benutzen der neuen Lightning-EarPods mit iPhone-Modellen mit Kopfhörer-Anschluss der Fall ist, kann gleichzeitig nicht mehr als ein Paar AirPods-Ohrhörer angesprochen werden. Wer sich also erhoffte, mit den AirPods mehrere Kopfhörer benutzten zu können, muss weiter vertröstet werden. iOS beherrscht bis dato nur einen Audio-Ausgangs-Kanal.

Einstellungen

Sind die AirPods mit einem iPhone verbunden, können in den Einstellungen unter «Bluetooth» noch ein paar Konfigurationen vorgenommen werden.

Funk oder Kabel? In unserer aktuellen Umfrage möchten wir von unseren Lesern erfahren, wie ihr eure Musik, Filme, Hörbücher, Podcasts, Telefonate, Spiele etc. künftig geniesst: mit kabelgebundenen Kopfhörern oder solchen mit Bluetooth?

Neben den Standard-Bluetooth-Optionen wie «Trennen», «Dieses Gerät ignorieren» und der Vergabe eines Geräte-Namens, kann hier auch die automatische Ohr-Erkennung deaktiviert werden. Ausserdem kann eingestellt werden, ob das aktive AirPods-Mikrofon automatisch je nach Situation von links nach rechts bzw. von rechts nach links wechselt, oder es auf eine Seite fixieren. Des Weiteren kann hier die bei der Doppeltipp-Geste ausgeführte Aktion definiert werden (Siri aufrufen oder Start/Pause) – dazu aber weiter unten mehr.

Entsprechende Konfigurationen können auch in den Bluetooth-Einstellungen von macOS vorgenommen werden.

Handhabung

Sind die AirPods im Ohr, erklingt ein kurzer Ton, welcher signalisiert, dass die AirPods aktiv und mit dem Sender-Gerät verbunden sind. Ist die automatische Ohr-Erkennung (wie standardmässig) aktiviert, wird eine allfällig bereits laufende Ton-Ausgabe automatisch und sofort auf die AirPods umgeleitet.

Wird ein Ohrhörer aus dem Ohr genommen, pausiert die Wiedergabe sofort. Durch die begrenzte Möglichkeit an Interaktionen durch die AirPods, ist dies eine einfache und schnelle Art, wie abgespieltes Audio kurz pausiert werden kann.

Durch manuelles Weiterspielen-Lassen («Play») auf dem Ausgabegerät können die AirPods so auch mit nur einem Ohrhörer benutzt werden. Natürlich kann alternativ auch von Anfang an nur ein Kopfhörer genutzt werden.

Werden beide AirPods aus den Ohren genommen, wird die Verbindung mit dem Ausgabe-Gerät abgebrochen – so sparen die AirPods Strom.

Deckel auf, AirPods raus, in die Ohren stecken, fertig.
Deckel auf, AirPods raus, in die Ohren stecken, fertig.

Die Reichweite der AirPods ist eindrücklich. In einem Haus oder an sonstigen Orten, an denen keine direkte Sichtverbindung möglich ist, können die AirPods noch mehrere Meter vom iPhone entfernt ohne Verbindungs-Unterbruch benutzt werden. Wie weit genau kommt bei Häusern ganz auf die Wände und die sonstige Elektronik in den Räumen darauf an. Auf dem freien Feld sollen die AirPods laut anderen Tests schon problemlos mehrere dutzend Meter weit gefunkt haben.

Verbindungsstörungen

Bei unseren Tests aufgefallen sind einige Verbindungsstörungen vor allem bei hochfrequentierten Orten wie Bahnhöfen. Die Verbindung geht dabei nicht verloren, aber es kommt zu kurzen Unterbrüchen – vergleichbar mit kurzen Aussetzern beim Radio-Empfang beim Durchfahren schlecht abgedeckter Gebiete. Ob diese unberechenbaren Unterbrüche durch sonstige Bluetooth-Geräte oder durch andere Störfrequenzen verursacht werden, konnten wir jedoch nicht herausfinden.

Aktualisierung Mai 2017:
Seit mehreren Wochen kommt es bei unseren AirPods bei gleicher Handhabung und auch bei Nutzung an denselben hochfrequentierten Orten nicht mehr zu Unterbrüchen in der Verbindung. Seit wann genau es keine Verbindungsstörungen mehr gibt können wir leider nicht mehr genau datieren. Womöglich wurde das Problem mit einem iOS-Update auf dem verbundenen iPhone behoben (auf Version 10.3 oder 10.3.1).

Lautstärke und Qualität

Im direkten Vergleich mit den kabelgebundenen EarPods scheinen die neuen AirPods einwenig lauter einstellbar zu sein. Auch ist ein leicht satterer Bass zu vernehmen. Beim Telefonieren erscheinen Stimmen, insbesondere höhere, nicht ganz so rund wie im Vergleich bei den Lightning-EarPods.

Die AirPods können aber gute Mitten und Höhen liefern und sind beim Bass — halt nicht zuletzt wegen ihrer kleinen Bauform — natürlich nicht vergleichbar mit grossen Over-Ear-Kopfhörern. Für Audiophile, die die höchste Qualität suchen, sind die AirPods nicht gemacht — aber für vergleichbare Produkte in der gleichen Preisklasse liefern die kabellosen intelligenten Kopfhörer von Apple insgesamt einen überzeugen brillanten Ton mit dynamischen Umfang und solidem Bass.

Übrigens spielen die AirPods auch wenn ein MP3 abgespielt wird über das AAC-Protokoll ab. Ausserdem würde laut den technischen Spezifikationen auch das SBC-Protokoll unterstützt werden. AAC, bzw. «Advanced Audio Codec», auf welchen Apple seit vielen Jahren bei all seinen Produkten inklusive dem iTunes Store setzt, bietet im Vergleich zu MP3 bei gleicher Kompressionsrate eine bessere Audio-Qualität.

Die neuen intelligenten kabellosen Kopfhörer «AirPods» von Apple

Beim Telefonieren ist die Ton-Qualität dank den je zwei Beam-Forming-Mikrofonen pro AirPod-Ohrhörer und einem «Messer der Stimmbeschleunigung» auffallend klar. Bei allen unseren Tests wurde die Sprachqualität mit den AirPods als noch angenehmer und klarer wahrgenommen, als mit den bereits sehr guten kabelgebundenen EarPods.

Limitierte Interaktionsmöglichkeiten

Die Interaktionen mit und an den AirPods selbst sind ziemlich limitiert. Abgesehen von dem automatischen Pausieren der Wiedergabe beim Entfernen eines Stöpsels aus einem Ohr kann mittels einem Doppeltippen auf die Oberfläche eines einzelnen Ohrhörers eine Aktion aufgerufen werden. Dabei ist man jedoch auf nur zwei Möglichkeiten limitiert: den digitalen Assistenten Siri aufrufen, oder die Medien-Wiedergabe pausieren/fortsetzen bzw. ein Telefonat annehmen.

Welche Aktion durch den Doppeltipp aufgerufen wird, kann in den Bluetooth-Einstellungen in iOS oder macOS konfiguriert werden.

Der Autor dieses Testberichts hatte zu Beginn grosse Mühen mit dem Doppeltippen. Tatsächlich muss, um die Aktion auslösen zu können, nicht nur sanft, sondern mit etwas Druck auf die AirPods getippt werden. Das Ganze hat natürlich einen Grund: so wird nicht bei jeder Berührung Pausiert oder Siri aktiviert, sondern man muss es schon «wollen».

Das Aktivieren von Siri funktioniert meist zuverlässig, jedoch fühlt sich die ganze Prozedur mit warten bis Siri aktiviert ist und dann auf die Reaktion auf das Gesprochene warten etwas langsam an. Ausserdem muss für die Nutzung des digitalen Assistenten immer eine Internetverbindung seitens des Ausgabegerätes bestehen.

Ist Siri aktiviert, kann es aufgefordert werden, die Lautstärke grob auf- oder abzudrehen, zum nächsten Titel zu springen und dergleichen. Was gut ist: Für die Aussprache der Befehle muss man sich nicht besonders laut ausdrücken, sondern es reicht auch nur ein nicht all zu leises Geflüster, denn die Mikrofone sind gerichtet und sehr sensibel.

Der Grössenvergleich: das Ladecase ist sehr kompakt und findet fast überall Platz
Der Grössenvergleich: das Ladecase ist sehr kompakt und findet fast überall Platz

Das Springen zwischen Titeln oder das Verstellen der Lautstärke ist ohne Siri an den AirPods selbst durch eine Interaktion oder dergleichen nicht möglich. Dazu gibt es keine Geste, sondern die gewünschte Aktion muss am Ausgabegerät (iPhone, Apple Watch, Mac…) entsprechend vorgenommen werden.

«Free like a Bird»

À propos Apple Watch: Die AirPods im Verbund mit einem iPhone und der Smartwatch sind das Traum-Trio schlechthin und zeigen Apples wahre Stärken auf — das eng ineinander verknüpfte Ökosystem rund um die Apple-Produkte.

Statt sich um das iPhone zu bemühen, kann die Musik-Steuerung der AirPods komfortabel und schnell über das Handgelenk erledigt werden. Über ein Musik-Shortcut auf dem Zifferblatt gelangt man sofort zur Musik-Fernsteuerung des iPhones und man kann schnell die Lautstärke anpassen oder zu einem anderen Titel springen.

Noch mehr Freiheit erlangt man, wenn das iPhone für die Musik-Wiedergabe gleich ganz «ausgelassen» wird: Apple Music die Titel auf die Apple Watch abspeichern lassen und der Weg ist frei für ein Musik-Genuss ganz ohne iPhone. Das ist insbesondere beim Sport interessant.

Des Weiteren kann auch über die Apple Watch der aktuelle Akkustand nachgeschaut werden oder die Audio-Ausgabe von abgespielten Medien oder eingehende Anrufe vom iPhone auf die AirPods oder von den Kopfhörern weg zu den internen Lautsprechern umgestellt werden.

Batterielaufzeit

Beide AirPods-Ohrhörer haben in ihrem Stamm einen winzigen Akku integriert. Dieser fasst 25 Milliamperestunden (etwa 1 Prozent der Kapazität des iPhone-7-Akkus) und bietet laut Apple bei Lautstärke von 50 Prozent bis zu 5 Stunden Batterielaufzeit. Mit unseren ausführlichen Tests können wir diese Akkulaufzeit bestätigen. Zu beachten ist, dass Telefonieren mit den AirPods wesentlich mehr Akku braucht als die Wiedergabe von Medieninhalten.

Aufgeladen werden können die AirPods, indem diese in das zugehörige Kästchen versorgt werden. Dieses — und das ist das wirklich geniale an diesem weissen Kästchen — verfügt über einen integrierten Akku. Die Ohrhörer werden entsprechend nicht nur im Ladecase aufbewahrt, sondern werden dabei auch gleich noch geladen. Das Kästchen selbst kann über ein Lightning-Kabel mit Strom aufgeladen werden.

Das gleich doppelt nützliche Ladecase und die beiden AirPods-Ohrhörer

Das Ladecase verfügt über ein Akku mit einer Kapazität von 398 Milliamperestunden. Damit ist dieser Akku sogar noch grösser als jener der Apple Watch.

Steckt man die AirPods in das Kästchen, können sie sehr zügig aufgeladen werden. Nur 15 bis 20 Minuten im Ladecase reichen, und die zuvor leeren AirPods sind bereits wieder zu 70 bis 80 Prozent geladen. Ein leeres Kästchen selbst ist in weniger als ein-einhalb Stunden komplett aufgeladen (siehe Beispiel unten).

Apple zufolge soll der integrierte Akku im Kästchen für 24 Stunden AirPods-Betrieb reichen.
Rein mathematisch könnten mit den knapp 400 mAh des Ladecase die 25mAh-AirPods etwa 8 mal aufgeladen werden – in der Praxis war jedoch nach knapp 5 mal Schluss (sofern nicht zu grosse Abstände zwischen den einzelnen Ladezyklen sind; siehe Beispiel unten). Was ziemlich genau den von Apple proklamierten 24 Stunden entspricht.

Tatsächlich überzeugen die AirPods mit für kabellose Kopfhörer sehr guter Akkuleistung. Dies auch dank dem Akku im Ladecase. Wann immer man die AirPods versorgt, werden sie sofort wieder aufgeladen – so hat man immerzu frischgeladene AirPods zur Hand. Sehr praktisch. In den zwei-einhalb Monaten, in denen wir die AirPods nun ausführlich testeten, haben wir das Ladecase erst gut ein Dutzend Mal geladen. Meist nur einmal pro Woche.

Beispiel: Nutzungsdauer und Ladezeiten AirPods und Ladecase

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   
DauerAirPodsLadecase
Test-Start100%100%
Nach 1.5h ununterbrochen Musik67%100%
Nach Aufladen100%84%
Nach 3.5h ununterbrochen Musik34%84%
Nach 3h Standby (nicht im Gehäuse) & 20min Telefonieren20%84%
Nach Aufladen100%64%
Nach 1h ununterbrochen Musik82%64%
Nach 4 Tage unbenutzt im Gehäuse99%46%
Nach 5min Telefonieren, 30min ununterbrochen Musik87%46%
Nach 3 Tage unbenutzt im Gehäuse100%35%
Nach 5h 12min ununterbrochen Musik0%34%
Nach Aufladen100%12%
Nach 4h 30min ununterbrochen Musik16%11%
Nach 1 Nacht unbenutzt im Gehäuse34%0%

Beispiel: Aufladen des Ladecase

                                                                                                     
DauerAirPodsLadecase
Eingesteck-Zeitpunkt57%0%
Nach 54 Minuten100%71%
Nach 1 Stunde und 25 Minuten100%100%

Der Preis

Der Preis von 180 Schweizer Franken erscheint auf den ersten Blick teuer, liegt jedoch im Vergleich mit kabellosen Kopfhörern anderer Hersteller durchaus im Rahmen. Dennoch zeigt eben dieser Preis, dass die kabellosen Kopfhörer so schnell wohl nicht zum normalen Lieferumfang eines iPhone dazu gehören wird.

Wie Apple in einem Support-Dokument schreibt, können bei Verlorengehen von AirPods oder dem Ladecase diese für je 75 Franken neu gekauft werden. Batterieserviceleistungen gibts für 55 Franken pro Objekt innerhalb bzw. 75 Franken ausserhalb der Garantie.

Kabel oder Funk — die EarPods (rechts) und die neuen AirPods (links) von Apple
Kabel oder Funk — die EarPods (rechts) und die neuen AirPods (links) von Apple

Fazit

Die kabellosen AirPods überzeugen durch ein extrem einfaches Verbinden mit dem iPhone und eigenen iCloud-Geräten, sowie mit einer sehr guten Akkulaufzeit und sind ihren Preis wert.

Die Interaktionsmöglichkeiten enttäuschten uns aber, wenn man nicht auf Siri zurückgreifen möchte. Nur schon für das Regeln der Lautstärke muss dann das iPhone oder die Apple Watch hervorgeholt werden.

Die Befürchtungen, die AirPods würden nicht in den Ohren halten, sind unbegründet: Wem die kabelgebundenen EarPods von Apple passen, dem passen auch die AirPods. Trotzdem, oder eben genau deshalb: Für alle sind die AirPods nicht gemacht. Individuelle Aufsetzer, wie es sie bei den meisten In-Ear-Kopfhörer anderer Hersteller gibt, gibt es bei den AirPods nicht.

Besonders überzeugt haben uns die AirPods auch beim Sport. Sehr gute Leistungen und es gibt keine störenden Kabel — absolut keine, auch nicht ein die einzelnen Ohrhörer verbindendes Kabel hinter dem Kopf.

So überzeugend das Produkt insbesondere für eine erste Generation auch ist: Es hier und dort Potential für Verbesserungen — allem voran bei den Interaktionsmöglichkeiten. Grosses Potential sehen wir in den AirPods auch als Siri-Zentrale. Die AirPods sind unauffällig und können ohne Probleme lange getragen werden. Beste Voraussetzungen für einen digitalen «always-on» Assistenten wie Siri. Doch die hochdeutschsprechende Siri ist für uns Deutschschweizer ja bekanntlich ein etwas schwieriges Thema. Doch den AirPods dürfte, eben besonders im Verbund mit Siri, noch eine grosse Zukunft bevorstehen.

In unseren Augen sind die AirPods das beste Apple-Produkt der letzten 12 Monate.

Bildergalerie

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen

2 Kommentare

Kommentar von Enrico

Ich kann alle im Artikel erwähnten Pluspunkte voll bestätigen. Wieder einmal ein typisches Apple-Produkt mit vielen kleinen genialen Detaillösungen, die im täglichen Gebrauch Freude machen… - wenn da nur nicht Siri wäre… :-( …

Die Steuerung über Siri finde ich schon unter Normalbedingungen eher suboptimal: Ich stelle mir eine volle S-Bahn vor mit lauter sprachgesteuerten Kopfhörern…, sehr lustig… :-) . Vollends lächerlich wird es aber unter erschwerten Bedingungen. Will heissen z.B. beim Training. Denn mein Rollentrainer z.B. macht Lärm und ich selber spreche undeutlich, weil ausser Puste. Da läuft das dann folgendermassen ab, wenn ich etwas lauter stellen möchte: Ich tippe zweimal auf den Kopfhörer (bei einem kabelgebunden Teil wäre die Sache hiermit bereits erledigt…), die Musikwiedergabe stoppt, es ertönt der Bestätigungston, dass Siri bereit ist. Ich keuche: „lauter“ Siri antwortet mir: „das habe ich nicht verstanden“ Ich: „Musik lauter“ Siri: „ Ich habe keine Garage mit Namen XY in der Nähe gefunden, allerdings das Restaurant XZ. Hast Du das gemeint?“ Ich: „Nein, stelle die Musik lauter!“ Siri: „Dafür musst Du Dein iPhone entsperren. Ich kann diese Aenderung nicht vornehmen, wenn Dein iPhone gesperrt ist.“ Ich: „Abbrechen!!!!!“ Siri: „Ich finde keinen Interpreten mit diesem Namen in Deiner Musikbibliothek. Soll ich im Internet für Dich danach suchen?“ Ich: „Hilfeeeeeeeeeeee….!!!!!!!!!!!!!!!! Siri: „Das habe ich nicht verstanden“ Das ist nicht übertrieben ,sondern mehr oder weniger wörtlich so passiert!

Es ist mir völlig schleierhaft, wie man eine so simple Funktion wie Lautstärkeregelung derart unbrauchbar machen kann. Ich meine, selbst unter optimalen Umständen, wenn alles so funktioniert, wie Apple sich das vorstellt, ist es immer noch viiiiiel umständlicher als einfach eine Taste zu drücken. Denn das Ausblenden der Musik, der Bestätigungston etc. bleibt ja immer erhalten, bei jedem einzelnen Kommando. Abgesehen von der Tatsache, dass Siri nach Lust und Laune mal mehr, mal weniger laut/leiser stellt. Absolut bizarr….

Behalten tu ich sie trotzdem, denn ansonsten sind sie einfach genial. Hoffe auf ein SW-Update, dass die Funktionen erweitert.

Anmelden um neue Kommentare zu verfassen

Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.