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Zum Earth Day 2017: Apple und die Umwelt

Anlässlich des morgigen «Earth Day 2017» hat Apple seinen mittlerweile zehnten Umwelt-Bericht veröffentlicht. Im «Environmental Progress Report 2017» (PDF) informiert der Mac-Hersteller über die firmeneigene Umwelt-Bilanz. Ein weiteres Mal soll diese verbessert worden sein. In diesem Jahr stellt das Unternehmen ausserdem ganz grundlegende Umwelt-Fragen ins Zentrum — beispielsweise, ob es möglich ist, dass Apples gigantische weltweite Maschinerie komplett auf erneuerbare Energie basiert, oder ob man bald nur noch Produkte herstellen kann, die aus erneuerbaren Ressourcen gefertigt werden. Der iPhone-Hersteller zeigt sich in beiden Punkten sehr zuversichtlich.

Stefan Rechsteiner

Apple hat sich vor ein paar Jahren auf die Flagge geschrieben, dereinst weltweit zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu agieren. Das Unternehmen ist hierbei auf gutem Weg. Der CO2-Fussabdruck von Apple habe sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2015 um 23 Prozent verkleinert.

96 Prozent der in Apples weltweiten Einrichtungen genutzter Elektrizität stammt aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Wasser. 2015 waren es noch 93 Prozent. Die Treibhausgas-Emissionen sollen dabei im vergangenen Jahr um fast 585’000 Tonnen reduziert worden sein und betrugen noch 29.5 Millionen Tonnen. 77 Prozent davon fallen auf die Produktion, 17 Prozent auf die Produkt-Nutzung, 4 Prozent auf den Transport und je 1 Prozent auf firmeneigene Einrichtungen und das Recycling. In 24 Ländern agiert Apple bereits zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien — dazu gehören auch sämtliche Rechenzentren des Unternehmens.

In das grosse Ziel von Apple mit eingeschlossen sind nicht nur die Aktivitäten von Apples eigenen Niederlassungen wie Büros, Retail Stores und Rechenzentren, sondern auch jene der zahlreichen Zulieferer des Unternehmens. Auch die Unternehmen der Lieferkette sollen sich den hohen Umwelt-Anforderungen anschliessen, so Apple. Nun haben sich sieben der wichtigsten Zulieferer des Unternehmens dazu verpflichtet, bis Ende 2018 bei der Produktion von Apples Produkten zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien zu setzen.

Ziel: Kein Abbau mehr – nur noch rezyklierte Materialien für neue Produkte

Obschon Apple so aggressiv auf Nachhaltigkeit und Recycling setzt wie kaum ein anderes Unternehmen in der Technologie-Branche, benötigen Apples Produkte nach wie vor viele Metalle und seltene Materialien, die neu abgebaut und geschöpft werden müssen. Nun hat man sich hier ein grosses und nobles Ziel gesetzt: Apple will bald nur noch rezyklierte Rohstoffe verwenden. Die Rohstoffe für die Produktion von iPhone, iPad, Mac und Co. sollen entsprechend künftig nicht mehr neu abgebaut, sondern komplett aus alten Geräten wiedergewonnen werden.

Dieses Ziel ist auch ein Versprechen, nie wieder Konfliktmetalle einsetzen zu wollen. Konkret sollen Rohstoffe wie Aluminium, Kupfer, Kobalt, Wolfram und Zinn nur noch rezykliert in künftigen Produkten verwendet werden. Dazu bewegt sich das Unternehmen hin zu einer «geschlossen Lieferkette». Dabei sollen die Rohstoffe alter Geräte nahezu vollständig wiederverwendet werden und entsprechend keine neuen Rohstoffe mehr benötigt werden. Wie genau das geht, ist noch nicht vollständig klar.

In einem Interview mit dem Magazin Vice sagt Apples Umweltchefin Lisa Jackson, dass das Unternehmen dabei etwas tue, «was wir selten tun, nämlich etwas ankündigen, bevor wir herausgefunden haben, wie genau wir das umsetzen können.» Genaue Zeitangaben kann das Unternehmen entsprechend nicht nennen. Apple wolle mit diesem «wirklich wichtigen Ziel» ein Vorbild für die ganze Industrie sein, so Jackson weiter.

Apple’s Sustainability Initiatives: VICE News Tonight on HBO

Bis das edle Ziel erreicht ist, könnten tatsächlich noch ein paar Jahre ins Land ziehen. Apple arbeitet schon länger an entsprechenden Lösungen und hat bereits einige Pilot-Projekte gestartet. Beispielsweise wird rezykliertes Aluminium aus alten iPhone-6-Modellen für neue Mac mini für die iPhone-Endmontagewerke verwendet. Weiter werden für die Lötstellen der Hauptplatine der iPhone-6s-Modelle zu 100 Prozent rezykliertes Zinn genutzt.

Apples wohl grösste Herausforderung dürfte die Skalierung sein. Es dürfte sehr schwierig sein, ausreichende Mengen gewinnen zu können für die gigantische Lieferkette von Apple.

Der von Apple entwickelte Recycling-Roboter «Liam», welcher iPhones in seine Bestandteile zerlegt um eine hoch-qualitative Rezyklierung der im Gerät verwendeten Stoffe zu garantieren, ist aktuell in der Lage 2.4 Millionen Geräte pro Jahr auseinander zu nehmen. Um Liams derzeitige Produktivität in Perspektive zu setzen: Im letzten Jahr verkaufte Apple durchschnittlich innerhalb von vier Tagen so viele iPhones, wie Liam pro Jahr zerlegen kann.

Aus 100’000 iPhone 6 extrahiert Liam potenziell die folgenden Materialien: Aluminum (1.9 Tonnen), Kupfer (800 kg), Gold (0.3 kg), Metalle der Platin-Gruppe (0.4 kg), Silber (7 kg), Zinn (55 kg), Seltene Erden (24 kg), Kobalt (550 kg), Wolfram (3.5 kg) und Tantal (2.5 kg).

Dazu kommt, dass es vor allem beim Aluminium wichtig sei, dass Apples eigenes hoch-qualitatives Aluminium im Recycling-Prozess nicht mit Aluminium niedrigerer Qualität vermischt werde, wie dies heute in Rezyklier-Fabriken gang und gäbe sei, so der iPhone-Hersteller im Umwelt-Bericht.

«Liam – An Innovation Story» (April 2016)

Greenpeace lobt (nicht nur)

Apples neuester Umweltbericht und die hochgesteckten Ziele des Unternehmens wurden von der Umweltorganisation Greenpeace in einer Stellungnahme gelobt. Dass Apple auch seine asiatische Lieferkette auf erneuerbare Energie trimmen wolle, sei derweil sehr vorbildlich. Die Umweltschützer erhoffen sich, dass auch Firmen wie Samsung, Microsoft oder Huawei auf diesen Zug aufspringen. Gleichzeitig weist Greenpeace aber auch darauf hin, dass es auch sehr wichtig sei, Produkte herzustellen, die langlebig sind, sich leicht reparieren lassen und am Ende ihres Lebenszyklus wiederverwertbar seien.

1 US-Dollar pro Apple-Pay-Transaktion an WWF

Auch anlässlich dies diesjährigen Earth Day lanciert Apple eine Spendenaktion für den World Wildlife Fund. Für jede Transaktion, die bis am 28. April mit dem Bezahldienst «Apple Pay» durchgeführt wird, spendet das Unternehmen 1 US-Dollar an die Natur- und Umweltschutz-Stiftung.

Letztes Jahr kamen anlässlich des Earth Day mit Apples «Apps for Earth»-Kampagne über 8 Millionen US-Dollar für den WWF zusammen.

Unklar ist aktuell noch, ob diese Aktion nur in den USA, oder in allen Märkten durchgeführt wird, in denen Apple Pay verfügbar ist.

Apple Watch: Aktivitäten-Erfolg für «Earth Day»

Alle Apple-Watch-Nutzer können am «Earth Day» am Samstag, 22. April, an einer neuen Aktivitäten-Herausforderung teilnehmen. Wer sich die neue 2017er-Medallie für den Tag der Erde sichern will, muss am Samstag ins Freie. Absolviert werden muss dau ein Gehen-, Laufen-, Schwimmen-, Fahrradfahren- oder Rollstuhlfahren-Training von mindestens 30 Minuten mit der Trainings- oder einer Drittanbieter-App, die diese Trainings in der Health-App aufzeichnet.

Wer den Erfolg erzielt, erhält eine spezielle «2017»-Medaille in der Aktivitäten-App und «besondere» Sticker für Nachrichten.

Im Januar führte Apple erstmals weltweit ein Aktivitäten-Erfolg durch. Der Erste wurde Ende November in den USA anlässlich des US-Erntedankfest «Thanksgiving» durchgeführt.

Apples Ziele in vier Videos

Mit vier etwas witzig angehauchten Videos erklärt Apple mit Illustrationen seine Umwelt-Initiativen und -Ziele. Die Videos hat Apple auf seinem YouTube-Kanal veröffentlicht:

« Kann ein Solarpark Yaks ernähren» Apple-Video zum Earth Day 2017
« Können wir null Abfall produzieren?» Apple-Video zum Earth Day 2017
«Warum macht Apple seinen eigenen Schweiss?» Apple-Video zum Earth Day 2017
«Kann ein Gebäude atmen?» Apple-Video zum Earth Day 2017

Lisa Jackson am Columbia Global Energy Summit

Am Karwochenende hielt Apples Umweltchefin Lisa Jackson am «Columbia Global Energy Summit» eine Keynote und referierte ausführlich über Apples Umwelt-Initiativen:

2017 Annual Energy Summit: Part 2—Keynote Conversation: Technology’s Role…