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Wer wird Apples nächster Retail-Chef?

Im Jahr 2011 verliess Ron Bruce Johnson seinen Chefsessel bei Apples Retail-Sparte und wechselte zu J.C. Penney. Johnson baute während elf Jahren Apples Retail-Imperium äusserst erfolgreich auf. Im Januar 2012 folgte auf ihn John Browett als neuer Retail-Chef. Browett kam vom englischen Einzelhändler «Dixons Retail», wo die Rendite stärker im Vordergrund stand als der Kundennutzen. Gleichzeitig mit Scott Forstall wurde John Browett im Oktober 2012 entlassen. Während Browetts kurzer Amtszeit soll bei Apple Retail kontinuierlich der Kundenservice abgebaut worden sein und die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich. Seit Oktober führt nun CEO Tim Cook selbst das Retail-Geschäft.

«AllThingsD» geht in einer Analyse der Frage nach, wer Apples neuer Retail-Chef werden könnte. Es ist klar, dass Tim Cook diesen Job nicht über längere Zeit ausführen kann. Klar ist aber auch, dass es sehr schwer sein wird, einen adäquaten Nachfolger für Ron Johnson zu finden. Ron Johnson legte mit seinem neu eingeführten Retail-Konzept die Messlatte sehr hoch. Ein durchschnittlicher Apple Store generiert derzeit Erträge von über 11 Millionen Dollar. Pro Quadratmeter setzt Apple doppelt so viel um wie der amerikanische Juwelier Tiffany.

Der nächste Apple-Retail-Chef: externe Kandidaten

Gemäss Neil Stern, Berater bei der Retail-Beratungsfirma «McMillan Doolittle LLP», müsste ein neuer Apple-Retail-Chef aus einer Firma stammen, welche dem Kunden ein ähnliches Retail-Erlebnis bietet wie Apple. Dazu zählt der Berater Firmen wie Nike, Coach, Burberry oder Starbucks. AllThingsD machte eine Umfrage in Unternehmenskreisen und warf dabei die Frage auf, wer am ehesten als Retail-Chef in Frage käme. Es wurden immer wieder dieselben Personen genannt, welche diesen Job übernehmen könnten. Dazu zählen:

  • Angela Ahrendts, CEO von Burberry
  • Victor Luis, Präsident der Coach International Group
  • Jeanne Jackson, Präsidentin der «Direct to Consumer»-Sparte bei Nike
  • John Culver, Präsident von Starbucks Coffee China and Asia Pacific
  • Paul Gainer, Vizepräsident bei Global Disney Store

Alle diese fünf Personen sind qualifiziert und haben eine grosse Retail-Erfahrung. Analysten sind sich allerdings uneinig, ob eine dieser Personen den Job überhaupt annehmen wird. Einige Analysten gehen davon aus, dass der angesehene Job eines Apple-Retail-Chefs zwangsläufig die geeigneten Kandidaten anziehen wird. Andere Analysten sind der Meinung, dass dieser Job (sowie die grossen Leistungen von Vorgänger Johnson) die Kandidaten abschrecken könnte. Ausserdem würde keiner dieser Retail-Profis den Job übernehmen, weil Apple keine «reine Retail-Firma» ist, sondern eher ein Dienstleister.
Der Job, welcher ein Apple Retail-Chef ausführt, unterscheidet sich fundamental von einem normalen Retail-Chef. In anderen Firmen haben die Retail-Chefs deutlich mehr Einfluss auf die Auswahl der verkauften Produkte oder die Gestaltung der Läden. Bei Apple sind die Produktelinien bereits vorgegeben und es geht «nur» noch darum, diese möglichst gut zu verkaufen.

Der nächste Apple-Retail-Chef: interne Kandidaten

Wenn also der Posten des Apple Retail-Chefs für geeignete Kräfte von ausserhalb des Unternehmens so unattraktiv ist, dann müsste Apple eine interne Lösung suchen. Diese Lösung würde auch den Vorteil bieten, dass man eine Führungsperson hätte, welche die Philosophie von Apple von Grund auf kennt. AllThingsD nennt für diese Variante drei mögliche Kandidaten:

  • Steve Cano, Apples Retail Manager
  • Bob Bridger, Apples Vizepräsident für Retail-Immobilien und Entwicklung
  • Jerry McDougal, Vizepräsident der Retail-Sparte

Gemäss AllThingsD wäre Jerry McDougal der wahrscheinlichste Kandidat für den Posten des Retail-Chefs. Diese Position hat er dem Umstand zu verdanken, dass er bereits der Vizepräsident ist. Der Chefposten wäre da die logische Konsequenz.
Insider von Apple würden allerdings Steve Cano bevorzugen. Analyst Charlie Wolf von Needham sieht Cano als besten Allrounder unter den drei vorgeschlagenen Kandidaten. Cano startete als Apple Store Manager in Soho und wechselte später nach Japan, wo er die Eröffnung des Ginza Stores leitete. Später wurde er nach London versetzt, wo er die internationalen Geschäfte kontrollierte. Cano trifft man sehr oft an Retail-Store-Eröffnungen an — so auch bei den Schweizer Apple-Stores in Genf, Wallisellen und Zürich.

Konklusion

Apples künftiger Retail-Chef muss nicht nur eine Vision haben, wie man das Filialnetz ausbaut und weiterhin viele Kunden in die Apple Stores lockt. Auch der Kundenservice sollte weiterhin im Fokus bleiben: Die Menschen sollen zufrieden sein, wenn sie einen Apple Store verlassen. Gemäss Analysten wird die Kraft der «Support»-Stelle «Genius Bar» weithin unterschätzt.
Alle diese vorher genannten Voraussetzungen machen es schwierig, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Apple wird wohl auch dieses Mal auf externe Hilfe zurückgreifen müssen, auch wenn diese Strategie bei der Rekrutierung von John Browett nicht gut funktionierte.
Nachdem es nach Ron Johnson über neun Monate gedauert hat, bis Tim Cook mit Browett einen Nachfolger fand, könnte es nun nach dem Abgang von Browett durchaus noch länger dauern. Wie Ron Johnson gegenüber AllThingsD meinte, wird sich Tim Cook mit der Suche Zeit lassen. Das interne Team sei gut aufgestellt, um auch diese Phase meistern zu können.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am