Weitere interessante Details aus Apples Quartalszahlenkonferenz Q1 2016

Jeweils nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen hält Apple mit Analysten und Journalisten ein «Conference Call» ab. In der Konferenz geht der iPhone-Hersteller näher auf den Unternehmens-Zustand und künftige Produkte ein. Weiter können die Teilnehmenden Journalisten und Analysten den ranghohen Unternehmensvertretern Fragen stellen und so mehr Details zu sonst nicht weiter deklarierten Themen herauskitzeln. Diese Woche präsentierte Apple die Geschäftszahlen von Oktober bis Dezember des letzten Jahres. Aus dem Quartalsbericht wie auch aus dem «Conference Call», den Apple jeweils nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen mit Analysten und Journalisten hält, gehen jeweils interessante Details über das Unternehmen hervor. Vor allem bei der Konferenz können sowohl zum Zustand des Unternehmen wie auch zu möglichen künftigen Produkten manchmal dem sonst so zugeknüpften Apple Details herausgekitzelt werden. Einige der Informationen, die am Dienstag veröffentlicht wurden — wie beispielsweise dass Apple-CEO Tim Cook Virtuelle Realitäten «cool und interessant» findet, oder dass die Wechselkurs-Schwankungen Apple-Umsatz um 5 Milliarden US-Dollar geschmälert haben und Apple derzeit 1 Milliarde aktive Nutzer hat — haben wir bereits behandelt. Folgend eine Zusammenfassung weiterer interessanter Details.

Stefan Rechsteiner

Gestiegener iPhone ASP deutet auf gute 6s- und 6s-Plus-Verkäufe hin

Jedes im vergangenen Rekord-Quartal von Apple abgesetzte iPhone wurde zu einem Durchschnittspreis (ASP, Average Selling Price) von 690.50 US-Dollar verkauft. Im Vorjahresquartal war der ASP noch bei 687 US-Dollar. Der höhere Durchschnittspreis deutet darauf hin, dass nicht wie von einigen Analysten prophezeit derzeit vermehrt günstigere ältere iPhone-Modelle wie das «iPhone 6», «iPhone 6 Plus» oder gar das «iPhone 5s» den neuen «iPhone 6s» und «iPhone 6s Plus» vorgezogen würden, sondern dass sich die neuen Modelle einer gesunden Nachfrage rühmen konnten.

Apple will kein Billig-iPhone

Während der Quartalszahlenkonferenz am Dienstag-Abend musste sich Apple-CEO Tim Cook von einem Analysten erneut der Frage stellen, ob das Unternehmen ein Billig-iPhone anbieten wird, um auch in diesem Segment Marktanteile erobern zu können. Der Apple-Chef entgegnete dieser ewigen Frage, dass der iPhone-Hersteller weiterhin kein solches Gerät plane. Apple bleibe der bisherigen für das Unternehmen äusserst erfolgreichen Strategie treu. Dies auch im Hinblick darauf, dass der Smartphone-Markt derzeit gerade nur noch sehr zögerlich im Wachstum begriffen sei. Denn laut Cook soll der derzeit weltweit tobende ökonomische Sturm bald mal wieder abziehen. Besonders in den Wachstumsmärkten China und Indien sollen aktuell grosse Mittelschichten entstehen — also viele potentielle Neukunden für die iPhones.

Wall Street beunruhigt — AAPL knickt ein

Nicht ganz so optimistisch reagierte die Wall Street auf Apples Prognosen. Die Börse antwortete schlicht wie gewohnt und ignorierte die erneut aufgestellten (Welt-)Rekord-Zahlen. Vor allem der von Apple prognostizierte erste Wachstumsrückgang seit 13 Jahren beunruhigt viele Analysten. Die Apple-Aktie tauchte deshalb am Mittwoch zwischenzeitlich um über 6 Prozent und erreichte Werte, die AAPL zwischenzeitlich zuletzt vor einem Jahr gesehen hatte.

Dabei hat Apple bereits eine Strategie für die Zukunft. Darauf weisen Tim Cook und Co. auch immer wieder: man plane langfristig, kurzzeitige Flauten sollten deshalb nicht zu stark gewichtet werden…

Apples Fokus auf Indien dürfte sich auszahlen

… eine ähnliche Meinung vertritt die ComputerWorld in einer Kolumne. Demnach dürfte sich insbesondere Apples Fokus auf den indischen Subkontinent ausbezahlen. Während Apple auch in China kräftig investiert — und dies auch nun während der Krise dort tut — tut dies das Unternehmen auch in Indien. Die Smartphone-Verkäufe haben im zweiten Quartal 2015 um 44 Prozent zugelegt. Weiter soll die indische Wirtschaft in diesem Jahr rapide wachsen. Bereits 2017 soll Indien der weltweit zweitgrösste Smartphone-Markt sein. Während Apple auf dem indischen Markt aufgrund einer bisherig restriktiven Konsumpolitik derzeit erst einen kleinen Marktanteil hat, steht das Unternehmen nun mit der Lockerung der Konsum-Gesetze in der Pole-Position. Apple hat Indien schon länger auf dem Radar — dem Unternehmen wird dort ein grosses Potential eingeräumt. Entsprechende Absichten in Indien bestätigte Apple-CEO Tim Cook auch während der Quartalszahlenkonferenz am Dienstag.

«Rasantes Wachstum» bei Apps für Apple TV 4

Das Unternehmen informiert zwar wie bei der Apple Watch weiterhin noch nicht über konkrete Verkaufszahlen der neuen «Apple TV»-Generation, aber immerhin liess sich Tim Cook zu ein paar wenigen interessanten Details verleiten. Dazu gehört, dass der App Store der Settop-Box ein rasantes Wachstum verzeichnen kann. Bereits über 3600 Apps seien im Store der erst vor drei Monaten lancierten Settop-Box erhältlich. Mit dem tvOS App Store   habe man eine «Grundlage für die Zukunft des Fernsehens» geschaffen, so Cook.

Apples Forschungs-Ausgaben auf neuem Rekord-Hoch

Wie der Quartalszahlen-Mitteilung von Apple an die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC zu entnehmen ist, gab der Mac-Hersteller im vergangenen Quartal so viel Geld für die Forschung aus wie noch nie zuvor. Innerhalb des letzten Quartals investierte Apple 2.4 Milliarden US-Dollar in die Forschung und Entwicklung. Mit etwa 3 Prozent des Nettoumsatzes befindet sich dieser Betrag aber in etwa auf der Höhe der Vorquartale. Trotzdem bedeutet der Betrag ein neuer Rekord für Apple.

Apple CFO betitelt mögliche EU-Steuernachzahlungen als unfair

In einem Interview mit der Financial Times äusserte sich Apples Finanzchef Luca Maestri zur aktuellen EU-Ermittlungen zu Apples Steuer-Abkommen in Irland. Tatsächlich, so Maestri, handle es sich bei der Untersuchung um einen Fall zwischen der Europäischen Kommission und Irland. Man werde den finalen Entscheid abwarten. Nicht abzuschätzen sei aber, was für finanzielle Auswirkungen dieser dann haben werde. Apple gehe aber davon aus, dass es zu keiner Steuernachzahlung kommen wird. Maestri meint, dass wenn die Untersuchung zu einem «fairen Ergebnis» komme, die Summe «Null» betragen wird. Marktkenner erwarten hingegen Steuernachzahlungen in der Höhe von bis zu 8 Milliarden US-Dollar.

Apple selbst warnt in seinen Geschäftszahlen bereits seit mehreren Quartal von möglichen Steuernachzahlungen mit erheblichen finanziellen Belastungen.

Grund für die Untersuchung ist der Umstand, dass Apple in Irland durch eine Vereinbarung mit der irischen Regierung nur 2.5 Prozent Steuern zahlt, während Unternehmen auf dem Inselstaat eigentlich 12.5 entrichten müssen. Die EU ermittelt nun seit längerem, ob es sich bei dieser Vereinbarung um eine illegale Beihilfe handelt. Seit einigen Wochen wird verschärft ermittelt. Wann es in der Untersuchung zu einem Entscheid kommen wird, ist noch unklar. Womöglich könnte die langwierige Ermittlung aber noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

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