Tim Cook wollte Samsung nicht verklagen

Reuters hat in einem Hintergrundartikel die komplizierte Beziehung zwischen Apple und Samsung beleuchtet. Tim Cook soll gemäss ungenannten Insidern Steve Jobs vor mehr als zwei Jahren davor gewarnt haben, Samsung zu verklagen. Der Hauptgrund für Tim Cooks Zurückhaltung war die zentrale Rolle von Samsung als Apples Zulieferer. Noch im letzten Jahr, also zwei Jahre nach der ersten Klage von Apple, soll Apple von Samsung Teile im Wert von rund 8 Milliarden Dollar bezogen haben. Tim Cook war sich der Rolle von Samsung bewusst und wollte die guten Beziehungen nicht gefährden. Schlussendlich setzte sich bekanntlich Steve Jobs durch, welcher schon damals «jeden einzelnen Cent von Apples Barreserven» nutzen wollte, um Android zu «zerstören».

In den letzen Jahren hat Apple viel Energie darin investiert, die Zulieferkette zu diversifizieren. Immer mehr Komponenten werden von Samsungs Konkurrenten gefertigt. Im nächsten Jahr soll angeblich auch das letzte Samsung-Monopol — die Produktion von Apples «A»-Prozessoren — fallen. Mutmasslich verhandelt Apple mit dem taiwanesischen Hersteller TSMC, damit TSMC die Produktion der «A»-Prozessoren übernimmt.

Die weltweiten Patentstreitigkeiten zeigen allerdings, dass deren Wirkung begrenzt ist. Nach einem wichtigen Sieg im letzten August konnte Apple in zahlreichen Gerichtsverfahren nicht nachweisen, dass die iPhone-Verkäufe durch Smartphones von Samsung und anderen Konkurrenten zurückgegangen sind. Im Gegenteil kann Apple immer wieder Rekordzahlen vermelden. Da Tim Cook den Rechtsstreitigkeiten schon immer skeptisch gegenüberstand, dürften die Chancen nun da Cook bei Apple im Chef-Sessel sitzt im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen sein, dass Apple mit Samsung ein Patentabkommen abschliessen könnte. Als Grundlage könnte eine Vereinbarung zwischen Apple und HTC dienen, welches im November 2012 unterzeichnet wurde.
Des Weiteren haben Apple und Samsung auch gemeinsame Interessen auf dem Smartphone-Markt. Beide Konzerne müssen dafür sorgen, dass die alten Dominatoren, BlackBerry und Microsoft, nicht wiedererstarken. Auch kommen mit den chinesischen Anbietern wie Huawei oder ZTE starke Wettbewerber auf den Markt, welche die etablierten Konzerne bedrängen dürften.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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