Tim Cook spricht im Interview über Saphir-Glas, die NSA und seinen Mail-Marathon
Anlässlich des 30. Geburtstags des Macs stellten sich Apples CEO Tim Cook, Apples Software-Engineering-Chef Craig Federighi und Apples Software-Technology-Vice-President Bud Tribble den Fragen des ABC-Reporters David Muir. Während sich der Neuigkeiten-Gehalt des Interviews in Grenzen hielt, gab es doch einige erheiternde Aussagen über die Geheimhaltungs-Kultur von Apple.
Apples CEO Tim Cook gehört wie sein Vorgänger Steve Jobs zu den Frühaufstehern. Eigenen Aussagen zufolge steht Cook jeden Tag um viertel vor Vier auf. Zudem liest er anscheinend die meisten der täglich bis zu 800 Mails, die ihm von Kunden aus der ganzen Welt zugestellt werden. «Ich bin ein Workaholic, was bei dieser Arbeit hilft.»
Die Leute mögen es, überrascht zu werden
David Muir befragte seine Interview-Partner unter anderem zum Start der Serienproduktion des neuen Mac Pro in Austin, Texas. Apple könnte gemäss dem Apple CEO noch mehr tun, um Produktionsprozesse in die USA zu verlagern. Ein Beispiel hierfür ist die neue Fabrik in Mesa, wo Apple bald Komponenten aus Saphir-Kristall herstellen lässt. Betrieben wird die Fabrik in Zukunft allerdings nicht von Apple selbst, sondern von «GT Advanced Technologies». Apple engagiert sich insbesondere als Financier des Projekts.
Auf das Potential von Saphir-Glas angesprochen meinte Tim Cook aus Spass, dass dieses Material für einen Ring verwendet wird. Mit dieser Aussage nahm der Apple CEO einen früheren Kommentar des Analysten Brian White auf die Schippe. Dieser glaubte im letzten April nach Gesprächen mit Apple-Zulieferern zu wissen, dass das Unternehmen bald den «iRing» vorstellen wird. Mit diesem Gerät hätte sich angeblich ein Fernseher bedienen lassen sollen. Auf weitere Fragen zu möglichen Anwendungsbereichen für das Saphir-Glas, wie beispielsweise eine intelligente Uhr, wollte Tim Cook dann doch lieber nicht eingehen. Auch einen grösseren Bildschirm für das iPhone wollte Tim Cook weder bestätigen noch dementieren.
«Die Leute mögen es, überrascht zu werden und dieses Ziel strebt das Unternehmen an», wie Tim Cook gegenüber David Muir sagte. Tim Cook bestätigte auf Nachfrage von Muir, dass das Geheimhalten von Neuigkeiten zur Kultur von Apple gehört. Bei Apple sind demnach einige neue Produkte mit Planen abgedeckt oder durch andere Sicherheitsmechanismen gesichert.
Wir haben keine Hintertür eingebaut
Im Interview äusserte sich Tim Cook erneut zum Überwachungsprogramm der NSA. Er bekräftigte dabei noch einmal die Position von Apple. Apple möchte die Nutzer transparent darüber aufklären können, welche Daten den Behörden überlassen werden mussten und wie viele Accounts von den Massnahmen der Regierung betroffen sind. Bereits seit Beginn der Affäre fordert Apple die US-Regierung auf, detailliert über die Daten-Abfragen Auskunft erteilen zu können. Bislang verbieten US-Gesetze dies. Nun möchte Tim Cook auch auf den Kongress Druck ausüben, um die Bevölkerung transparent über die Überwachungs-Aktivitäten informieren zu können. Er glaubt, dass die transparente Information der Bevölkerung wichtig ist, um das Vertrauen zurück zu gewinnen.
Im Zuge des Interviews wehrte er sich gegen die Unterstellung, dass Apple den Überwachungsbehörden Hintertüren ins System eingebaut haben soll, damit diese auf die Geräte zugreifen können. Auch hätten die Behörden keinen Zugriff auf die Server des Unternehmens. Apple werde den Behörden auch nie den Zugriff auf die Server erlauben, wie Tim Cook kämpferisch anfügte.
Tim Cook stellt sich in unregelmässigen Abständen den Fragen von Reportern. Kurz nach der Vorstellung des iPhone 5s und des iPhone 5c beantworteten Tim Cook, Jony Ive und Craig Federighi die Fragen des Magazins «Bloomberg Businessweek». Das damalige Hauptthema war insbesondere die Lancierung der beiden neuen iPhones. Jonathan Ive und Craig Federighi wehrten sich damals gegen den Vorwurf der Innovationslosigkeit von Apple. Nicht die Anzahl der Innovationen sei ihrer Meinung nach entscheidend, sondern die Art der Implementation.
Im Jahr 2012 gab Tim Cook dem US Fernsehsender NBC ein Einzelinterview. Damals bezeichnete er den TV-Bereich als interessantes Geschäftsfeld, ohne allerdings konkrete Pläne für zukünftige Apple-Aktivitäten zu nennen.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am
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