Tim Cook im D11-Interview über iOS, OS X, eine iPhone Familie, soziale Medien und iOS-APIs
In der Nacht auf heute wurde die AllThingsD-Konferenz «D11» in Rancho Palos Verdes, Südkalifornien, eröffnet. Wie bereits vor einem Jahr stand zum Start der Konferenz ein Interview mit Apple-CEO Tim Cook auf dem Programm. Auf der Konferenz liess sich in der Vergangenheit auch Steve Jobs interviewen — legendär ist das Doppel-Interview von Steve Jobs zusammen mit Bill Gates. Walt Mossberg und Kara Swisher führten das Interview mit dem Apple-CEO.
Folgend der zweite Teil über das ausführliche D11-Interview. Link zum ersten Teil: «Tim Cook im D11-Interview über Krisen, Fernseher, Android, Marktanteile und tragbare Computer».
iOS 7 und OS X 10.9
Befragt über die Zukunft von iOS, konterte Cook, dass er sich hier und jetzt nicht über Neues und Kommendes äussern wird. Cook wies aber darauf hin, dass in zwei Wochen die Entwickler-Konferenz stattfinden wird und man dort die Zukunft von iOS und OS X zeigen wird — man sei «super aufgeregt».
Cook bestätigte aber, dass Apples Chef-Designer Jonathan Ive am neuen iOS arbeitete.
In der «Post-PC»-Ära sei der Schlüssel zum Erfolg noch mehr als bisher dass unglaubliche Hardware, unglaubliche Software und unglaubliche Dienste aus einer Hand kommen und gut kombiniert seien. Apple habe sich letzten Herbst umgebaut um eben dieser Schnittmenge besser entgegenkommen zu können. Jony habe über viele Jahre signifikant zum «Look and Feel» von Apple beigetragen und man habe gemerkt, dass er dies auch für die Apple-Software machen könne. Seit dem Herbst habe man die verschiedenen Gruppen bei Apple noch näher zusammengebracht. Craig Federighi leitet nun OS X und iOS und das sei «fantastisch», so Cook. Eddy Cue könne sich nun auf die Dienste fokussieren, was laut dem Apple-CEO ebenfalls «grossartig» sei.
Unterschied zu Steve Jobs
Auf die Frage hin, in wiefern sich Tim Cook von seinem legendären Vorgänger Steve Jobs unterscheide, antwortete Cook, dass er sich in unzähligen Punkten von Jobs unterscheide, aber in den wichtigsten Belangen seien Jobs und Cook dieselben. Der wichtigste Punkt dabei sei, so Cook, die Apple-Kultur beizubehalten.
iPhone Produkte-Familie
Der immense Erfolg des iPods liegt unter anderem auch darin begründet, dass Apple davon mit dem Classic, mini bzw. nano und shuffle eine ganze Familie an Modellen angeboten hatte. Mossberg bemerkte fragend, warum das iPhone nicht der Fall sei. Tim Cook entgegnete: «Wir haben es bisher nicht gemacht — was die Zukunft nicht ausschliesst.» Es brauche viel harte Arbeit um ein Mobiltelefon herzustellen, wenn man sich sowohl um die Hardware wie auch Software und Dienste kümmern muss. Apple fokussiere sich darauf, diese Dinge richtig zu machen. Apple habe sich bisher nicht darauf fokussiert, an mehreren Modell-Linien zu arbeiten.
Cook weist dabei auch auf die Evolution des iPads im Verlaufe der Jahre hin. Das shuffle-Modell hatte zum Beispiel nicht den gleichen Funktions-Umfang wie die anderen Produkte. Der iPod shuffle ist ein «wirklich gutes Produkt», aber es fungierte in einer anderen Rolle — er ist markant anders. Der iPad mini und später der iPad nano fungierte ebenfalls in einer anderen Rolle als es der Classic tat — ein leichterer, dünnerer und kleinerer iPod. All die verschiedenen iPod-Modelle dienten verschiedenen Personen, verschiedenen Typen, verschiedene Bedürfnisse. Nun gehe es laut Cook um die Frage, ob man beim Mobiltelefon nun auch bei dem Punkt sei, um dies zu tun.
Barreserven, Firmen-Übernahmen und Soziale Medien
Auf die immensen Barreserven angesprochen und auf die Frage hin, was Apple mit all diesem Geld machen wolle, meinte Tim Cook, dass man im letzten Jahr 6 oder 7 Firmen gekauft habe. Alleine in diesem Jahr habe der Mac-Hersteller bereits 9 Firmen übernommen. Mitgeteilt werden solche Übernahme laut Cook indes nur, wenn es «nötig sei». Mossberg fragte Cook danach, ob man über eine grosse Übernahme nachdenke. Cook antwortete, dass man derzeit nicht an einer grossen Übernahme arbeite, dies aber für die Zukunft nicht ausschliesse. Schlussendlich leite Apple in dieser Sache die Frage, ob Apple eine etwaige Firmen-Übernahme dabei helfen würde grossartige Produkte herzustellen.
Swisher fragte nach, ob man denn nicht bei den Sozialen Medien ins Hintertreffen gerate und ob hier keine Übernahmen geplant seien. Cook entgegnete diesem, dass Apple mit iMessage und Game Center bereits einige Dinge im «soziale Medien»-Bereich unternehme. Apple habe zwar kein eigenes soziales Netzwerk, aber Facebook und Twitter seien integriert in die Betriebssysteme, so Cook. Er selbst habe nie das Gefühl gehabt, dass man ein eigenes soziales Netzwerk brauche. Apple habe derweil aber keine Angst vor grossen Firmen-Zukäufen.
Kontrolle bei Apple und offene Systeme
Es gäbe immer wieder die Diskussion «Open versus Closed», so Mossberg. Facebook wollte mit «Facebook Home» den Android-Startbildschirm übernehmen — etwas, was bei Apple mit den bisherigen Prinzipien nicht möglich gewesen wäre. Durch seine offenere Natur erlaube es Android Drittherstellern, das System fast komplett zu verändern und den eigenen Bedürfnissen anzupassen. Mossberg wollte von Tim Cook wissen, ob man sich bei Apple auch Gedanken darüber macht, bei iOS den Entwicklern etwas mehr Freiraum zu gebieten und dabei selber etwas weniger Kontrolle zu haben. Tim Cook kündigte daraufhin an, dass man in Zukunft noch mehr System-Schnittstellen (APIs) öffnen werde — nie aber bis zu einem Grad, bei dem die Kunden Gefahr laufen könnten, dass das Erlebnis mit dem Betriebssystem darunter leiden könnte. Apple sehe es so, dass der Kunde Apple dafür bezahle, dass man für sie Entscheidungen trifft. Cook sagte er habe schon viele Einstellungsmöglichkeiten bei anderen Systemen — vornehmlich wohl Android — gesehen, und er glaube nicht dass das tatsächlich das sei, was der Kunde sich wünscht. Klar gibt es aber einige vereinzelte, die sich das natürlich wünschen.
Die aus Facebook Home bekannten «Chat Heads» wird es wohl aber nie systemweit in iOS geben, so Cook.
Weitere Themen
In einer offenen Frage-Runde, bei der vereinzelte Personen aus dem Publikum dem Apple-CEO Fragen stellen konnten, schlossen die drei das Interview ab:
Cook wurde unter anderem gefragt, ob Apple mit iAd nicht mehr Geld verdienen wolle, als es derzeit tue. Laut Cook liege Apples einziges Interesse mit iAd darin, dass die Entwickler weitere Einnahmen für sich generieren können, nicht aber das Apple mehr Geld verdienen könne.
Auf die Frage hin, ob iCloud nicht auch von anderen Plattformen als OS X und iOS unterstützt werden sollte — zum Beispiel von Android oder Windows —, antwortete Cook, dass man überhaupt keine religiösen Probleme damit habe, eigene Apps von iOS nach Android zu portieren. Genau so sehe man es auch mit Diensten wie iCloud. Es mache aus Apples Sicht heute aber keinen Sinn, iCloud für andere Plattformen anzubieten.
Die Frage, ob Apple — wie angeblich Google und Facebook — ein Kaufangebot für den sozialen Staumelde-Service «Waze» gemacht habe, verneinte Cook.
Cook gab (erneut) zu, dass man mit den Apple Karten versagt habe. Man habe aber bereits viele Verbesserungen machen können und sei laufend daran, den Dienst weiter zu verbessern. Es gäbe aber noch einiges zu tun.
Ganzes Interview als Video-Aufzeichnung
Dies war der zweite Teil über das ausführliche D11-Interview. Link zum ersten Teil: «Tim Cook im D11-Interview über Krisen, Fernseher, Android, Marktanteile und tragbare Computer».
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am
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