Starkes Wachstum für Apple in Indien

Wenn Apple bei einer Präsentation ein Beispiel für einen grossen Wachstumsmarkt macht, dann fällt meist das Beispiel China. Apple weist oft darauf hin, dass man die eigenen Produkte für den chinesischen Markt speziell optimiert und schenkt dem grössten «Schwellenland» der Welt auch sonst eine grosse Beachtung. Dabei geht immer wieder vergessen, dass sich in Chinas direkter Nachbarschaft mit Indien ein weiterer Milliarden-Markt befindet, welcher von Apple bislang eher stiefmütterlich behandelt wurde. Tim Cook liess sich vor sechs Monaten mit dem Satz zitieren, dass man in Indien «mittelfristig kein grosses Potenzial sieht».

Die indische «Economic Times» berichtet unter Berufung auf noch nicht veröffentlichte Zahlen von IDC, dass Apple auf dem indischen Smartphone-Markt im letzten Jahr stark gewachsen ist. Nimmt man die mit dem iPhone gemachten Umsätze als Massstab, kommt Apple auf den zweiten Rang. 15.6 Prozent der mit Smartphones gemachten Umsätze auf dem indischen Subkontinent werden mit dem iPhone gemacht, wie IDC herausgefunden hat. Diese Zahlen zeigen, dass Apple im Vergleich zum Vorquartal kräftig gewachsen ist. Gemäss IDC betrug Apples Anteil am gesamten Smartphone-Umsatz im Vorquartal lediglich 3.9%.
Nur Samsung erzielt auf dem indischen Markt einen grösseren Umsatz als Apple. 38.8 Prozent der gesamten indischen Smartphone-Umsätze wurden mit Samsung-Geräten gemacht. Damit schrumpfte Samsungs-Anteil am gesamten Smartphone-Umsatz im Vergleich zum Vorquartal jedoch um rund 12 Prozent. Dies entspricht fast genau dem Wert, welchen Apple zulegen konnte. Die Analysten von IDC gehen demzufolge davon aus, dass die Umsatz-Differenz zwischen Apple und Samsung im nächsten Quartal durch Apples kräftiges Wachstum weiter verkleinert wird. Diese Analyse wird von Himanshu Chakrawarti, dem CEO von Indiens grösstem Mobilfunk-Retailer «The Mobile Store» bestätigt. Im Januar soll Apples iPhone das zweitbeste verkaufte Smartphone des Retailers gewesen sein. Besser wurde nur ein Samsung-Smartphone verkauft, welches nur halb so viel kostet.
Auf dem dritten Platz folgt Sony mit einem Anteil von 9.4 Prozent am gesamten indischen Smartphone-Umsatz. Auf dem vierten und fünften Platz folgen Nokia und Micromax. Bei Micromax handelt es sich um einen indischen Hersteller, welcher vor allem Android-Smartphones verkauft. Bei den Tablets soll dieses Unternehmen Marktführer in Indien sein. Erfolgreich verdrängt wurde der einstige Branchen-Primus RIM bzw. «BlackBerry», welcher mit einem Marktanteil von rund 6 Prozent nicht mehr in den Top-5 vertreten ist.

Wenn man den Absatz der Geräte als Vergleichsmassstab nimmt, dann zeigt sich ein anderes Bild. Zwar führt auch hier Samsung mit einem Marktanteil von 33.2 Prozent. 12.8 Prozent der abgesetzten Geräte werden vom indischen Lokalproduzenten Micromax hergestellt. Auf dem dritten Platz folgt Sony mit einem Marktanteil von 9.8 Prozent und darauf Nokia mit einem Marktanteil von 8.8 Prozent. Erst auf dem fünften Platz folgt Apple. Apple besitzt gemessen an den Anzahl Geräten lediglich einen Marktanteil von 4.7 Prozent. Dieser tiefere Marktanteil ist Ausdruck von Apples konsequenter Hochpreispolitik. Aufgrund dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass einige Analysten für ein günstigeres iPhone plädieren. Dieser Strategiewechsel könnte unter anderem dafür sorgen, dass Apples Marktanteil auch in den Schwellenländern grösser würde.

Marktanteil der Smartphone-Hersteller im vierten Quartal 2012 in Indien Quelle: IDC

Der Grund für das Wachstum in Indien soll gemäss IDC die Entscheidung von Apple sein, die beiden Einzelhändler «Ingram Micro» und «Redington» als Vermarkter einzubinden. Damit verabschiedete sich Apple vom alten Vertriebsmodell, bei welchem Apple das iPhone lediglich über die angeschlossenen Provider verkaufen liess. Zusammen verfügen die beiden Retailer über 10’000 Geschäfte, in welchen Apples iPhones zusätzlich abgesetzt werden können. Ebenfalls zum starken Wachstum beigetragen hat der schnelle Launch des iPhone 5. Anfangs Dezember startete Apple zudem den iTunes Store in Indien, was die Kunden zusätzlich angezogen haben dürfte. Apple investierte parallel dazu kräftig ins Marketing, um die Kunden zusätzlich zu überzeugen.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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