Apple Watch und Co. überholen gebeutelte Schweizer Uhren-Industrie
Laut einem Marktforschungsunternehmen hat der Smartwatch-Absatz vergangenes Quartal erstmals jenen der Schweizer Uhren überholt. Die «Apple Watch» alleine dürfte sich zudem bisher bereits etwa 15 Millionen Mal verkauft haben. Der hiesigen Uhren-Branche machen seit Monaten aber nicht unbedingt die Smartwatches zu schaffen.
Die Schweizer Uhren-Industrie hat im letzten Quartal des letzten Jahres weniger Uhren abgesetzt als noch im Vorjahr. Laut dem Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics wurden im Q4 2015 7.9 Millionen Schweizer Uhren verkauft, im Q4 2014 sollen es noch 8.3 Millionen gewesen sein.
In der gleichen Zeit hat laut den Marktbeobachtern der Verkauf von Smartwatches massiv zugenommen: Im Weihnachtsquartal 2015 sollen mit 8.1 Millionen Stück vier mal so viele Smartwatches verkauft worden sein als noch in den drei letzten Monaten des Jahres 2014 (1.9 Millionen). Angetrieben wurde das Wachstum angeblich vor allem in Nordamerika, Europa und Asien.
Die von Schweizer Herstellern angebotenen Smartwaches — wie beispielsweise jene von Swatch oder diejenige von Tag Heuer — machen laut der Studie aber einzig 1 Prozent aller Smartwatches aus.
Apple Watch: Bereits über 15 Millionen Stück abgesetzt?
Die seit dem Frühling bzw. Sommer des letzten Jahres verfügbare Apple Watch sei für einen Löwenanteil des errechneten Smartwatch-Absatzes verantwortlich. Konkret soll Apple per Ende 2015 bereits einen Marktanteil von 63 Prozent erobert haben. Die Marktforscher schätzen Apples Absatz damit auf 5.1 Millionen verkaufte Apple Watch in den Monaten Oktober, November und Dezember 2015.
Konkurrent Samsung kommt in der Schätzung von Strategy Analytics derweil auf 16 Prozent Marktanteil — dies wären nach Adam Riese knapp 1.3 Millionen Samsung-Smartwatches. Die Südkoreaner haben bereits seit Herbst 2013 Smartwatches im Angebot.
Strategy Analytics schätzt, dass Apple im Start-Quartal (April bis Juni 2015) etwa 4 Millionen und im Herbst-Quartal 2015 etwa 4.5 Millionen Apple Watch verkauft hat. Mit den für Q4 2015 geschätzten gut 5.1 Millionen Stück wären dies bis Ende 2015 gesamthaft etwa 13.6 Millionen verkaufte Apple Watch — bis heute womöglich über 15 Millionen Stück.
Apple selbst hält sich bisher mit der Bekanntgabe der Verkaufszahlen zur Apple Watch zurück und informiert weder über deren Absatz noch über sonstige konkrete Zahlen zur Smartwatch. Das Unternehmen spricht einzig von «sehr guten Zahlen».
Schweizer Uhren-Export schwächelt auch aus anderen Gründen
Die Verkäufe beim Schweizer Export-Klassiker harzen seit Monaten. Wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie mitteilt, verkaufte die Branche im Januar Uhren und Uhrenbestandteile im Wert von 1.5 Milliarden Franken ins Ausland. Ein sattes Minus von 8 Prozent gegenüber Januar 2015. Der anhaltende Minustrend bei den Schweizer Uhren ist aber nicht nur der Apple Watch und den anderen Smartwatches zu verschulden. Insbesondere die Verkäufe nach Hongkong sanken bereits den zwölften Monat in Folge. Hongkong ist eine Art «Uhrendrehscheibe» im internationalen Markt und der wichtigste Absatzmarkt für die Schweizer Hersteller. Als Gründe für den Absatz-Rückgang in Hongkong vermutet der Verband den Kampf der chinesischen Regierung gegen die Korruption, was sich auf die Nachfrage nach Luxusartikeln niederschlägt weil kostbare Uhren in China gerne als Geschenk gekauft werden, und dass chinesische Touristen immer weniger Ferien in der Sonderverwaltungszone machen und damit dort auch weniger Uhren kaufen.
Auch die Exporte in die USA, dem zweitwichtigsten Absatzmarkt für die «swiss made»-Uhren, sind bereits im fünften Monat in Folge zurückgegangen. Hier vermutet man den Grund primär in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. In den USA sei die Kaufkraft derzeit nicht allzu hoch.
Nicht zuletzt dürfte der Rückgang bei den Uhr-Exporten zu einem Gewissen Teil auch mit der Mindestkurs-Aufhebung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro und der damit einhergehenden Aufwertung des Franken und folglichen Verteuerung zusammenhängen.
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