Sharp soll iPad-Display-Produktion heruntergefahren haben
Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters hat der japanische Apple-Zulieferer Sharp die Produktion für das 9.7-Zoll-iPad-Display drastisch reduziert. Beispielsweise soll das Display-Werk in Kameyama neu mit der Minimalkapazität produzieren. Würde die Produktion noch weiter abfallen, müsste die Produktionslinie gestoppt werden. Momentan soll Sharp auch keine iPad-Displays mehr an Apple liefern, wie Insider berichten. Wie mit der Sache vertraute Personen gegenüber Reuters spekulieren, gibt es mehrere Möglichkeiten, wieso Apple die Nachfrage zurückgefahren haben könnte.
Zum einen könnten die Lager aufgelöst werden, damit die Lager beim Launch der nächsten iPad-Generation leer sind. Andererseits könnte es sich auch um eine natürliche Schwankung handeln. Traditionell werden in den Monaten nach dem Weihnachtsgeschäft deutlich weniger Geräte nachgefragt als im vierten Jahresquartal. Gemäss «Macquarie Research» sollen die iPad-Verkäufe im ersten Quartal 2013 um 40% zurückgehen. Shaw Wu von Sterne Agee geht in einer Analyse davon aus, dass der grösste Teil der Produktionsschwankung auf diesen natürlichen Effekt zurückzuführen ist.
Andere Insider spekulieren, dass schon bald das iPad mini den Hauptteil der iPad-Verkäufe ausmachen könnten. Die französische Bank BNP Paribas geht in einer Analyse davon aus, dass das iPad mini bereits im ersten Quartal 2013 60% der iPad-Absätze ausmachen wird. Apple müsste daher schnellstmöglich die Produktion dem veränderten Kaufverhalten der Konsumenten anpassen. Ob Apple tatsächlich so viele iPad mini verkauft, lässt sich nicht mit abschliessender Sicherheit sagen. Apple weist die iPad-Verkäufe bisher nicht nach Modell geordnet aus, sondern nur als Ganzes.
Die Deutung der Absatzzahlen von Sharp wird auch dadurch erschwert, dass Apple mehrere Display-Zulieferer hat. Von den anderen Zulieferern — Samsung und LG — gab es dazu keine offizielle Stellungnahme. Gemäss Samsung-Insidern soll es bei Samsung keine signifikante Änderung der Display-Nachfrage gegeben haben. Bei LG sollen sich die Nachfrageveränderungen im Rahmen der normalen saisonalen Schwankungen bewegen.
Apple steht im Tablet-Segment immer mehr unter Druck. In der Vorwoche veröffentlichten die Analysten der japanischen Firma BCN eine Studie, nach welcher in Japan während des Weihnachtsgeschäfts mehr «Nexus 7»-Tablets abgesetzt werden konnten als Apple iPads verkaufte. Auch von Amazon gibt es mit dem Kindle Fire einen nicht zu ignorierenden Konkurrenten. Des Weiteren ist seit dem letzten Jahr auch Microsoft mit den Surface-Tablets in diesem Segment aktiv, wenn auch bisher noch nicht sonderlich erfolgreich.
Die Gerüchte um eine geringere Nachfrage nach iPad-Displays kommt nur eine Woche nach der Meldung, dass Apple weniger iPhone-Displays nachfragt. Das Wall Street Journal spekulierte dabei, ob die hohen Erwartungen für den iPhone-Absatz nicht erfüllt werden konnten. Nicht zuletzt diese Nachricht sorgte dafür, dass der Kurs der Apple-Aktie zeitweilig auf ein neues 11-Monate-Tief von unter 500 US-Dollar fiel.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am
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