Road to WWDC 2011: iCloud
Heute Abend eröffnet Apple die hauseigene weltweite Entwicklerkonferenz «WWDC 2011» mit einer Keynote. In San Francisco wird Apple über drei Themen sprechen: Mac OS X Lion, iOS 5 und iCloud. In einer «Road to WWDC 2011»-Serie fassen wir die Gerüchte rund um diese drei Keynote-Themen zusammen. Die ersten beiden Artikel behandelten Mac OS X Lion und iOS 5, nun folgt die «iCloud».
Was ist die «iCloud»? Unzählige Gerüchte rankten sich in den letzten Wochen rund um Apples mögliche «Cloud Computing»-Strategie. Seit Monaten wird spekuliert, für was Apple in North Carolina eine 47’000 Quadratmeter grosse Serverfarm bauen liess, welche — welch Zufall — seit Ende vergangener Woche nun endlich auch auf Google Maps zu sehen ist. Nun hat Apple «iCloud» als eines der drei Themen der heutigen Keynote angekündigt.
iCloud als MobileMe-Ersatz
Apples Internet-Dienst MobileMe hat schon viele Leben durchgemacht. Zuerst hiess es iTools und war kostenlos — das war vor über 10 Jahren. Dann wurde der Dienst stark ausgebaut und in .Mac umbenannt. Vor 3 Jahren folgte dann der Wechsel zu «MobileMe». iCloud könnte nun die dritte Reinkarnation von iTools sein und eine Suite an Internet bzw. Cloud-Diensten sein, die MobileMe komplett ersetzen — zum Teil nur deren Name, zum anderen auch mit neuen Funktionen. Da wäre zum einen das bereits erwähnte «Find my Mac», welches sich perfekt zum heutigen MobileMe-Angebot «Find my iPhone/iPad» gesellen würde. Und dann wäre da der ebenfalls schon angesprochene Ausbau der iDisk zu einem wirklich brauchbaren Online-Speicher.
iCloud als Musik-Dienst
Am meisten hörte man in das Wort «iCloud» in Verbindung mit «Musik». «iCloud» soll Apples Musik-Streaming-Angebot sein. Amazon und Google haben bereits vorgelegt: beide Anbieter haben ein Musik-Streaming-Dienst am Start, bei dem man die eigene Musik-Bibliothek auf die Amazon- bzw. Google-Server laden kann und von dort aus via Browser auf andere Computer oder auf das Mobiltelefon streamen kann. Ein Problem haben diese Dienste aktuell aber: die Musiklabels stehen nicht hinter ihnen. Anders soll es bei Apple sein. Apple soll die Verträge mit allen grossen Musiklabels unter Dach und Fach haben: «iCloud» spiegelt demnach die eigene Musik-Bibliothek einfach, ohne das etwas heraufgeladen werden muss, denn die Musik-Stücke hat Apple ja bereits durch den iTunes Store. Die so in der Cloud verfügbare Musik-Bibliothek kann auf alle Geräte gestreamt werden (Computer, iPhone, AppleTV etc.) und wird dabei angeblich sogar in noch besserer Qualität angeboten, als dies im iTunes Store der Fall ist. Entsprechende Gerüchte, dass Apple an iTunes-Store-Audio-Files mit höherer Qualität arbeitet, gibt es schon länger.
Die Frage bleibt, was mit den Musik-Stücken geschieht, die nicht durch die Verträge mit den «grossen Labels», mit welchen Apple ja angeblich Zusammenarbeitet, abgedeckt sind. Also jene Musik-Stücke die von anderen Labels stammen oder sonst den Weg in die iTunes-Bibliothek gefunden haben. Bleiben die aussen vor? Was geschieht mit Musik-Videos, TV-Shows und Filmen? Bietet «iCloud» auch für diese Art der iTunes-Bibliothek-Inhalte eine Streaming-Plattform?
iCloud als iDisk-Tuner
Eine weitere Option, was «iCloud» bringen könnte, ist eine Erweiterung für die etwas angeschlagene «iDisk». Die «iDisk» ist an und für sich eine geniale Sache — sie bietet ein Online-Speicherplatz, der direkt ins System integriert ist. Dies bereits seit Jahren — viel früher als die populären Dienste Dropbox, Wuala etc. Jedoch genügt die iDisk den heutigen Ansprüchen nicht mehr. Vielfach ist die ‘Internet Festplatte’ schlicht auch zu langsam.
iCloud könnte hier wieder Boden gut machen und Dinge ermöglichen, die Alternativen wie Dropbox nicht möglich sind. «iCloud» könnte die iDisk auf die ganze Festplatte ausbreiten und so auf Wunsch ganze Verzeichnisse Offline und Online zugänglich machen und zwischen verschiedenen Computern — und natürlich iOS-Geräten — synchronisieren. Dies wäre die logische Fortsetzung der Sync-Strategie, die Apple mit iTools/.Mac/MobileMe bereits seit Jahren verfolgt. Dass das Verlangen nach einer solchen Funktion gegeben ist, zeigt der grosse Erfolg der Dropbox.
iCloud als iTunes-Ersatz
Quasi als Last-Minute-Gerücht streut John Gruber vom Daring Fireball folgenden Satz in die iCloud-Gerüchte-Suppe: «Verstehe iCloud nicht als das neue MobileMe, sondern als das neue iTunes.» (O-Ton: «Don’t think of iCloud as the new MobileMe; think of iCloud as the new iTunes») Grubers Quelle soll aus «vierter Hand» sein. iCloud ersetze iTunes nicht als solches, der Satz sei so zu verstehen, dass bisher immer iTunes für die Synchronisation von Inhalten für iOS-Geräte notwendig waren. Neu soll dieser iTunes-Zwang durch die iCloud aufgehoben werden. Die Daten werden aus der iCloud auf die Geräte synchronisiert, das Anschliessen an ein Hauptcomputer mit iTunes entfällt damit. Die iOS-Geräte würden somit unabhängiger von Macs und PCs.
Was nun also ist die «iCloud»? Heute Abend werden wir es erfahren.
Auf macprime.ch berichten wir heute Abend live von den Neuheiten aus San Francisco — wie gewohnt werden wir um ca. 18 Uhr auf unseren LiveTicker umstellen (auch via macprime.ch iPhone App). Die Keynote beginnt um 19 Uhr MESZ.
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am
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