RIM nennt sich neu «BlackBerry» und lanciert BlackBerry 10 mit zwei neuen Smartphones
«Research In Motion» ist nicht mehr. Der kanadische Smartphone-Hersteller möchte sich mehr auf seine (einzige) Marke konzentrieren und benennt deshalb gleich die ganze Firma nach dessen einzigem Produkt um: RIM heisst neu «BlackBerry». Gestern Abend hat RIM bzw. BlackBerry zudem den Launch seines neuen Hoffnungsträgers «BlackBerry 10» sowie zweier neuer Smartphones bekannt gegeben. Eine Aufzeichnung der Keynote kann auf der BlackBerry-Webseite angeschaut werden. In Grossbritannien können die neuen Smartphones ab heute, in Kanada ab dem 5. Februar und in den Vereinigten Arabischen Emiraten ab dem 10. Februar erworben werden. In den USA kommen die beiden Smartphones im März auf den Markt — wann andere Länder an die Reihe kommen, ist noch nicht bekannt. Laut einem Tweet der Swisscom dürfte es aber auch im März soweit sein.
RIM goes BlackBerry
RIM CEO Thorsten Heins kündigte gestern Abend an, dass sich RIM neu «BlackBerry» nennt. «One brand. One promise.», so der neue Slogan der kanadischen Firma. Dieser Schritt erscheint durchwegs logisch, hat RIM doch nur eine Produkt-Marke — und das ist «BlackBerry» (für Smartphones, Betriebssystem und Dienste). Diese Marke soll nun für die komplette Identität der Firma sorgen — auch in deren Firmennamen. Damit ändert natürlich auch das Firmenlogo: Neu kommt also auch für die Firma selbst der bekannte «BlackBerry»-Schriftzug zum tragen.
An der Börse wird RIM bzw. «BlackBerry» neu unter dem Kürzel BBRY gehandelt.
BlackBerry 10
Der Hoffnungsträger der in einer tiefen Kriese befindlichen kanadischen Firma heisst «BlackBerry 10». Das neue Betriebssystem soll das Business-Smartphone wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz von Apple und Google setzen. Das auf QNX basierende Multitasking-Betriebssystem funktioniert ähnlich wie die bekannten Betriebssysteme iOS und Android mit Apps als Icons auf Homescreens. Zwischen laufenden Applikationen kann in einer Miniaturansicht gewechselt werden. Mittels dem BlackBerry-Hub lassen sich Nachrichten von verschiedenen Quellen (Mail, Soziale Netzwerke, Chat) in einer Ansicht bündeln. Auch eine Mitteilungszentrale gibt es — diese nennt sich «Peek» und lässt sich durch ein Wisch von Links nach Rechts am linken Rand einblenden. Überhaupt kann «BB10» ausschliesslich über Multitouch-Gesten gesteuert werden. Das neue Smartphone Z10 zum Beispiel verfügt über keine physikalischen Knöpfe mehr wie z.B. der Home-Button bei iOS-Geräten oder den Knöpfen am unteren Displayrand bei Android-Geräten.
Mittels «Balance» können mehrere Umgebungen für das Betriebssystem angelegt werden. Ähnlich wie damals beim Classic Mac OS können so Umgebungen mit entsprechenden System-Einstellungen zum Beispiel für «Arbeit» und «Privat» angelegt werden.
Das neue Betriebssystem kommt auch mit einer eigenen Video-Konferenz-Lösung daher und bietet auch die Möglichkeit von Screen-Sharing. Mit «Time Shift» bringt BB10 ausserdem eine interessante Neuerung bei der Fotografie — über diese Funktion hatten wir bereits im Mai 2012 berichtet.
Zum Start sind laut BlackBerry bereits 70’000 Apps für BB10 verfügbar, darunter auch ‘wichtige’ Namen wie Facebook, Twitter, Skype, WhatsApp und andere. Die 70’000 Apps zum Start sind ein Erfolg für BlackBerry — zum Vergleich: als Microsoft im vergangenen Herbst «Windows Phone 8» lancierte, waren für die Plattform nur deren 8’000 Applikationen verfügbar.
Weitere Highlights von BlackBerry 10 gibt es auf der Webseite von BlackBerry oder in Bild und Ton auf dem BlackBerry-YouTube-Channel.
BlackBerry Z10
Mit zunächst zwei neuen BlackBerry-Smartphones mit BB10 geht BlackBerry in den hart umkämpften Smartphone-Markt. Das Z10 ist ein Multitouch-Smartphone ohne physikalische Knöpfe auf der Vorderseite (einzig die Lautstärkeregler auf der Seite sind noch physikalische Knöpfe). Das Z10 bietet ein 4.2-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1280 mal 768 Pixel. Die Pixeldichte liegt bei 356ppi und damit höher als jene der iPhones. Als Prozessor kommt ein Dual-Core-CPU von Qualcomm mit Taktraten von je 1.5 GHz zum Zuge. Dem Gerät stehen 2 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Standardmässig ist das Z10 mit 16 GB Speicherplatz ausgestattet, durch microSD-Karten kann der Speicher aber mit bis zu 32 GB erweitert werden. Die zwei Kameras haben eine Auflösung von 8 Megapixel (hinten) bzw. 2 Megapixel (vorne). Die Kameras sollen im Vergleich zur Konkurrenz bei schlechten Lichtverhältnissen jedoch äusserst schlecht abschneiden. Das Z10 kann LTE/4G, hat WLAN, Bluetooth 4.0, GPS und ein NFC-Chip. Das Gerät ist 135 Gramm schwer (iPhone 5: 112g) und 9.3 Millimeter dick (iPhone 5: 7.6mm), verfügt mit einer 1’800 Milliampèrestunden-Batterie jedoch um einen technisch leistungsfähigeren Akku als das iPhone 5 (1’440mAh).
Der Preis des neuen BlackBerry Z10 soll in den USA mit Vertragsbindung bei 150 US-Dollar liegen. Ungebunden kostet das neue Smartphone 599 US-Dollar.
BlackBerry Q10
Das BlackBerry Q10 ist ein BB10-Smartphone mit physikalischer Tastatur und einem 3.1 Zoll grossen Display mit 720 mal 720 Pixel Auflösung (Pixeldichte: 330ppi). Beim Q10 sind noch nicht alle Details bekannt, die meisten technischen Spezifikationen sind jedoch gleich wie beim Z10. Das Q10 wird wahrscheinlich im Verlaufe des Februars auf den Markt kommen (international wohl im April).
Ein Vergleich der technischen Spezifikationen der neuen BlackBerry Z10 und Q10 gegenüber der Konkurrenz von Apple, Samsung, HTC und Nokia gibt’s bei The Verge.
Erste Reviews und Hands-On
- Engadget: BlackBerry 10
- «As a replacement for older versions of BlackBerry OS, BB 10 is a huge step out of the dark ages of mobile OS design. It’s something that finally feels intended for a modern, full-touch device, yet still offers the core productivity focus we think BBID-holders will like. Does it have mainstream appeal? Yes, it does, but we’re not sure a great stock keyboard and some trick gestures are enough to unseat the current kings of mobile devices.»
- The Verge: BlackBerry Z10
- «The Z10 is a fine device, well made, reasonably priced, backed by a company with a long track record. But it’s not the only device of its kind, and it’s swimming against a massive wave of entrenched players with really, really good products. Products they figured out how to make years ago. Products that are mature. The smartphone industry doesn’t need saving.»
- Engadget: BlackBerry Z10
- «But, tragically, there’s really nothing to love. Nothing in the Z10 stands out as class-leading and, while the BB10 OS does have a lot of charm and brings all the best productivity-focused attributes of BlackBerry to bear in a much more modern package, the app selection is poor and the gestures here aren’t so good that they make up for that major shortcoming. Will more and better apps come with time? Absolutely, but after waiting this long (and then making Americans wait another month yet) BlackBerry really needed to make a huge impact out of the gate. Unfortunately, it hasn’t.»
- Wall Street Journal: BlackBerry Z10 & BB10
- «The Z10 and BB10 represent a radical reinvention of the BlackBerry. The hardware is decent and the user interface is logical and generally easy to use. I believe it has a chance of getting RIM back into the game, if the company can attract a lot more apps.»
- Z10 und Q10 «hands on»
- The Verge (Q10), Engadget (Q10), ArsTechnica (Z10)
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am
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