Produktion in Fernost: Apple erneut im Kreuzfeuer der Kritik
Durch die Produktion in Fernost gerät Apple erneut in die Kritik: verdeckte BBC-Reporter berichten über Kinderarbeiter in Indonesien und erschöpften Arbeitern in China.
Verdeckte Reporter des BBC haben für die Sendung «Panorama» in den Produktionsstrassen von Apple in Fernost recherchiert. Herausgekommen sind dabei zwei unzuhaltbare Zustände — zum einen in einem Erzabbaugebiet in Indonesien und zum anderen in einem Werk des Endfertigers Pegatron nahe Shanghai.
Kinder fördern Erz
Dem BBC-Bericht zufolge wird im indonesischen Bangka in ungesicherten Schlammlöchern Zinnerz für Apple gefördert. Angeblich würden dort viele Kinder in den Ausgrabungen arbeiten.
In den unsicheren Abbaugebieten würde zudem oft nur mit den Händen begraben. Immer wieder würden Menschen verschüttet.
Probleme auch bei Pegatron
Aus einer Fabrik des taiwanesischen Zulieferers Pegatron nahe Shanghai berichtet BBC ebenfalls über unhaltbare Zustände. Die Reporter konnten sich als Arbeiter getarnt in eine Produktionsfabrik einschleusen. Aus dieser berichtet BBC über Arbeiter, die regelmässig mehr als 60 Stunden pro Woche arbeiten müssen. Völlig erschöpft würden diese während ihrer Arbeit einnicken. Laut dem Bericht würden bei der untersuchten Pegatron-Fabrik auch andere Standards wie solche bezüglich Schlafunterkünften missachtet.
BBCs verdeckten Reportern wurden auch dann freie Tage verweigert, als sie bereits 18 Tage am Stück im Einsatz waren. Laut dem britischen Sender würden die Arbeiter wie als Soldaten einer «Produktions-Armee» behandelt und nicht selten sollen den Angstellten auch die Arbeitsdokumente abgenommen werden.
Apple fühlt sich missverstanden
In einer Stellungnahme an seine rund 5000 Mitarbeiter hat Apples Produktions-Chef Jeff Williams als Reaktion auf den BBC-Bericht geschrieben, dass man beispielsweise das Problem in Indonesien nicht so einfach lösen könne. Die Regierungen in solchen Gebieten würden sich kaum um die Arbeitsbedingungen kümmern. Auch sei die Korruption weit verbreitet. Apple selbst soll ein Team nach Indonesien entsendet haben, welches über die dortigen Zustände entsetzt gewesen sein soll.
Natürlich, so Williams, könne Apple nun einfach aus einem anderen Abbaugebiet Zinn erwerben, dies halte das Unternehmen aber für wenig sinnvoll. Vielmehr versuche das Unternehmen nun die Situation für die ausgebeuteten Arbeiter zu verbessern.
Laut der Apple-Stellungnahme habe das Unternehmen dem britischen Sender vorab Informationen und Fakten über die eigenen Anstrengungen in den Problemgebieten zukommen lassen. Der BBC-Bericht erwähnte die Anstrengungen von Apple derweil in keinem Wort.
Apple sei es durchaus bewusst das noch vieles nicht so läuft, wie es sollte: «We can still do better. And we will.»
Williams führt auf, dass man kein anderes Unternehmen kenne, welches so viel für die Sicherung der Arbeitsbedingungen, das Entdecken, Untersuchen und Beheben von Problemen in der Produktionsstrasse tue wie Apple selbst. Auch biete niemand so viel Transparenz über die Zulieferer und Auftragsfertiger wie Apple.
Kritik nichts Neues für Apple
Apple geriet bereits vor wenigen Jahren in heftige Kritik bezüglich den Arbeitsbedingungen bei den vom iPhone-Hersteller für die Produktion beauftragen Unternehmen im asiatischen Raum. Seither setzt Apple rigoros auf strenge Kontrollen in den Unternehmen und veröffentlicht jedes Jahr einen «Supplier Responsibility Report». In diesem Bericht legt Apple Rechenschaft über die Arbeitsbedingungen bei den Zulieferern ab.
Die Arbeitsbedingungen bei Foxconn, Apples bisher grösstem Auftragsfertiger, werden beispielsweise im Rahmen eines speziellen Audits von der unabhängigen «Fair Labor Association» überprüft. Gemäss der Organisation hat Foxconn seit dem Start der Kontrollen zahlreiche Fortschritte gemacht. Trotzdem werden noch nicht alle alle Forderungen erfüllt.
Nach dem Tod von insgesamt fünf jungen Arbeitern bei Pegatron gerieten auch die Arbeitsbedingungen bei diesem Apple-Zulieferer erneut stark in die Kritik.
Im letzten Report zeigte sich das Unternehmen mit den eigenen Anstrengungen zufrieden, es gäbe aber noch viel zu tun. Apple will in Zukunft insbesondere die Nutzung von Rohstoffen aus Konfliktregionen möglichst ausschliessen, wie das Unternehmen verspricht.
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