Apple zeigt Vorschau auf das neue «macOS Sierra» mit Siri
Das Mac-Betriebssystem wird zum vierten Mal in seiner 32-jährigen Geschichte umbenannt. Das neue System bringt den digitalen Assistenten Siri auf den Mac, enthält neue Continuity-Möglichkeiten, erweitert die iCloud und bringt verschiedene weitere neue Funktionen.
Mit der mittlerweile 22. Version des Mac-Betriebssystems kehrt Apple bei der Namensgebung auf einen altbewährten Namen zurück. Neu heisst «OS X» wieder «macOS» — der alte Name «Mac OS», einfach in moderner Schreibweise. Grund für die Umbenennung sind die in den letzten Jahren lancierten anderen Plattformen des Unternehmens: iOS, watchOS und tvOS. Die Schreibweise «OS X» tanzte dabei zu sehr aus der Reihe. Mit dem neuen Namen ergibt sich nun ein einheitliches Namenskonzept.
Es ist dies nicht das erste Mal, dass Apple sein Mac-Betriebssystem umbenennt. In der mittlerweile 32-jährigen Geschichte ist es nun bereits das vierte Mal: Von Version 1 bis 6 hiess das Mac-Betriebssystem schlicht «System». Dann folgte «Mac OS 8» und «Mac OS 9» — später als «Mac OS Classic» bekannt. Mit Version 10 kam der Namenswechsel zu «Mac OS X», wovon es in der Folge die Versionen 10.1, 10.2, 10.3 und so weiter bis 10.8 gab, bei welchem Apple schliesslich das «Mac» in «Mac OS X» weg liess und fortan das System nur noch «OS X» nannte. Nun mit der 22. Version des Systems — je nach Zählweise die 12. oder 13. Version von OS X — kommt der Wechsel zu «macOS».
Bei der Versions-Nummer bleibt Apple dem OS-X-Schema treu. Das neue «macOS» trägt als Nachfolger von OS X 10.11 «El Capitan» die Nummer «10.12».
Auch bekommt das neue macOS wie die letzten OS-X-Versionen mit «Sierra» einen kalifornischen Zunamen.
«Hey Siri» auf dem Mac
«macOS 10.12 ‹Sierra›» ist aber weit mehr als nur ein neuer Name. Die neue Version des Betriebssystems bringt als wohl grösste Neuerung Apples digitaler Assistent «Siri» auf den Mac. Aktivierbar über ein Symbol im Dock, über ein Menulet oben rechts in der Menüleiste oder über eine Tastenkombination, kann Siri per Sprache nach Informationen suchen oder Befehle ausführen. Dabei habe der digitale Assistent auf dem Mac nicht nur die von iOS her bekannten Funktionen, sondern auch speziell für den Desktop entworfene Fähigkeiten erhalten. Beispielsweise kann Siri auch mit Dateien arbeiten, Dokumente finden, Systemeinstellungen manipuliert und aus Siri können Inhalte per Drag-and-Drop weiterverwendet werden.
Natürlich bietet der Assistent auch bekannte Funktionen wie Nachrichten verfassen, Termine und Erinnerungen anlegen, Anrufe tätigen, Web-Suchen ausführen, Sport-Spielstände anzeigen und vieles weiteres. Mit der Lancierung auf dem Mac ist der digitale Assistent «Siri» nun auf allen vier Apple-Plattformen verfügbar. Damit erhält Siri eine noch breite Benutzerbasis. Bereits heute verarbeitet die intelligente Sprachsteuerung in 36 Ländern über 2 Milliarden Anfrage pro Woche.
iCloud synchronisiert Dokumente & Schreibtisch
Apples Cloud-Dienst «iCloud» wird immer mehr zum universellen Synchronisierungs-Tool auch für Dateien. Die «iCloud Drive» kann in macOS Sierra neu automatisch alle Dokumente auf dem Schreibtisch und im «Dokumente»-Ordner mit anderen persönlichen Geräten synchronisieren — mit jedem weiteren eigenen Mac, iOS-Gerät oder auch Windows PC. So hat man jederzeit von allen persönlichen Geräten aus Zugriff auf alle eigenen Dateien — auf den anderen Macs automatisch direkt im System synchronisiert, beim iPhone und iPad über die «iCloud Drive»-App, und für Windows-PCs über die entsprechende iCloud-App oder für alle Desktop-Systeme über den Browser via iCloud.com.
Mehr Speicherplatz dank «Optimised Storage»
macOS Sierra sorgt nicht nur für stets von überall her verfügbare Dateien, sondern auch für mehr Speicherplatz auf dem lokalen Computer. Die Funktion «Optimised Storage» verschiebt selten genutzte Objekte in die iCloud und verlinkt sie entsprechend, sodass auf der lokalen Festplatte Platz geschaffen werden kann. Weiter zeigt das System dem Nutzer benutzte App-Installer, doppelt oder mehrfach vorhandene Dateien sowie Caches, Logfiles und mehr an, welche gelöscht werden und dadurch zu mehr freiem Speicherplatz führen können. Bei einer typischen Belegung einer 250 GB Festplatte könnten so laut Apple gut und gerne über 100 GB eingespart werden.
Neue Continuity-Funktionen
Die Continuity-Funktionen verbinden seit iOS 8 bzw. OS X 10.10 Yosemite die verschiedenen Apple-Systeme nahtlos miteinander. Sie ermöglichen eine bessere Verbindung zwischen dem Mac und ein anderen Apple-Gerät. Beispielsweise ist es so unter anderem möglich, mit dem Schreiben einer Mail auf dem iOS-Gerät zu beginnen und diese Arbeit schliesslich auf dem Mac fertig zu stellen. Auch das über das iPhone vom Mac aus telefonieren gehört zum Continuity-Funktionsumfang. Mit macOS Sierra und dem ebenfalls neuen iOS 10 werden diese Fähigkeiten weiter ausgebaut.
Die neue Funktion «Auto Unlock» beispielsweise ermöglicht es Apple-Watch-Besitzern, den eigenen Mac ohne Passwort-Eingabe zu entsperren. Dazu muss man sich einzig mit einer authentifizierten Apple Watch dem Mac nähern, schon wird man automatisch auf dem Mac angemeldet.
Das «Universal Clipboard» ermöglicht zudem, dass Inhalte in der Zwischenablage über alle Apple Geräte hinweg via iCloud verfügbar gemacht werden. So sind beispielsweise auf dem Mac kopierte Texte, Bilder oder sonstige Inhalte sofort auch auf dem iPhone und iPad zum Einfügen verfügbar.
Entwickler erhalten mit macOS Sierra ausserdem die Möglichkeit, das von Safari her bekannte «iCloud Tabs»-Prinzip für eigene Apps zu nutzen. Auch andere Apple-Apps erhalten die Tab-Funktion — dazu gehört Karten, Mail, Pages, Numbers, Keynote und TextEdit. Offene Fenster können so über mehrere Geräte hinweg synchronisiert werden.
Bild-in-Bild auf dem Mac
Die von iOS für iPad her bekannte Funktion «Bild-in-Bild» für Video-Inhalte gibt es neu auch für den Mac. Damit können Videos über Safari oder iTunes in einem Fenster abgespielt werden, welches neben der eigentlichen Arbeit angezeigt wird. Zwar war es dank dem Window-System natürlich schon bisher möglich, gleichzeitig Videos anzusehen während an einem anderen Dokument gearbeitet wird, mit der neuen Bild-in-Bild-Funktion wird dies aber eleganter gelöst. Des Weiteren können diese Videos neu auch in der Vollbild-Anzeige über dem Inhalt abgespielt werden. Auch verharrt das Video an jener Stelle, an der man es platziert hat, auch wenn man Spaces wechselt.
Apple Pay im Web
Apples Bezahldienst «Apple Pay» schafft den Sprung auf eine dritte Plattform. Neben Ladengeschäften und Apps kann mit macOS nun auch beim Bezahlen in Online Stores auf den Apple-Bezahldienst gesetzt werden. «Apple Pay im Web» ermöglicht die Nutzung der sicheren und einfachen Bezahlmöglichkeit bei unterstützten Webseiten. Entwickler erhalten entsprechende SDKs, mit welchen sie ihre Shops um die Unterstützung der Bezahlmöglichkeit erweitern können. Dazu wird im Online Shop eine Apple-Pay-Schaltfläche eingebunden, über welchen die Bezahlung vom Nutzer vorgenommen werden kann. Für die Autorisierung der Bezahlung dient das Tragen der Apple Watch oder ein Touch-ID-Scan auf dem persönlichen iPhone.
Mit Apple Pay bleiben die Kreditkarteninformationen privat. Die Kommunikation findet über eine starke Verschlüsselung statt und die eigenen Kartennummern sind weder auf dem Gerät noch auf den Servern von Apple gespeichert. Weiter werden auch keine Kaufinformationen aufgezeichnet — weder für den Händler noch für Apple.
Bisher ist der Bezahldienst von Apple in den USA und in Grossbritannien, Kanada, Australien, China und Singapur verfügbar. In den «nächsten Monaten» startet der Dienst ausserdem in der Schweiz, Frankreich und Hongkong.
Neue Funktionen für Fotos
Apples «Fotos»-Apps erhält mit macOS erneut frühere iPhoto-Funktionen zurück — zum Teil mehr oder weniger 1:1 wie damals, zum Teil stark aufgebohrt.
Zu den 1:1-Funktionen gehört mit «Orte» die von iPhoto her bekannte Karten-Ansicht: Auf einer Weltkarte wird angezeigt, wo überall welche Bilder aufgenommen wurden. So werden schnell Fotos nach Aufnahmeort gefunden.
Die neue «Erinnerungen»-Funktion erinnert an die «Ereignisse» von iPhoto — jedoch mit diversen neuen Möglichkeiten basierend auf ausgeklügelten Technologien. Die neue Ansicht stellt automatisch Kollektionen zur Verfügung, welche «beliebte und vergessene Momente» zum Leben erwecken. Ausflüge, Geburtstagfeiern, Hochzeiten oder ähnliches werden anhand fortschrittlicher Bilderkennungs-Technologien automatisch als «Erinnerung» zusammengestellt. «Fotos» bietet dazu eine Gesichtserkennung, welche Bilder von Kontakten ähnlich früher bei iPhoto in Alben gruppiert. Darüber hinaus sollen auch Objekte und Orte direkt auf den Bildern erkennt und gruppiert werden.
Mit dem neuen «Brilliance»-Werkzeug gibt es auch eine neue Bearbeitungs-Funktion, welche es nun «noch leichter» ermöglicht, wichtige Bereiche eines Fotos punktuell hervorzuheben.
Einfacheres Apple Music und viel Neues bei iMessage
Das umgestaltete «Apple Music» wird natürlich nicht nur in iOS 10, sondern auch in iTunes für den Mac und PC verfügbar sein. Auch werden die zahlreichen Neuerungen in der Nachrichten-Plattform «iMessage» auch auf dem neuen Mac-Betriebssystem erhältlich sein. Für mehr Details siehe den Artikel zu iOS 10.
Veröffentlichung im Herbst
Registrierte Entwickler können seit der Nacht auf heute eine erste Beta-Version des neuen Mac-Betriebssystems von Apples Entwickler-Portal herunterladen und austesten. Öffentliche Beta-Versionen wird es ab Juli geben. Veröffentlicht wird das erneut kostenlose Update dann im Herbst — höchstwahrscheinlich im September oder Oktober.
Das neue System wird auf allen MacBook- und iMac-Modellen seit Ende 2009 und auf allen MacBook Air, MacBook Pro, Mac mini und Mac Pro ab 2010 laufen.
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2 Kommentare
Kommentar von birdy70
Kommentar von Michi
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