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Neue Details zu Jony Ives Abgang
Apple liess die Bombe vergangenen Donnerstag nach Börsenschluss platzen: Design-Ikone Jonathan Ive wird das Unternehmen noch in diesem Jahr verlassen. Ive wird sich mit einer eigenen Firma selbstständig machen. Apple werde einer der wichtigsten Kunden dieser neuen Firma, heisst es seitens des Mac-Herstellers.
LoveFrom
Ives neue Firma wird «LoveFrom» heissen. Inspiration für diesen Namen fand Ive bei seinem früheren Freund Steve Jobs. Der Apple-Mitbegründer und -Visionär habe einst gesagt, er vertrete die fundamentale Motivation, alles mit Liebe und Sorgfalt für andere zu machen, auch wenn man diese anderen Menschen nie treffen und deren Hand schütteln werde. Eben dieses Zitat von Jobs soll Ive tief beeindruckt haben. Er könne sich mit diesen Ausführungen komplett identifizieren. Auch Ive gehe es stehts darum, die Dinge noch besser machen zu wollen und Produkte zu entwerfen, die sich primär durch Sorgfalt und nicht durch Nachlässigkeit auszeichnen. Der Firmenname «LoveFrom» drücke eben diese Motivation aus, so Ive.
Seine neue Firma entsteht zum Start in Kalifornien, in der unmittelbaren Nachbarschaft von Apple. LoveFrom befasse sich zudem nicht nur mit Design, sondern soll eine grosse Bandbreite an Themen behandeln – genaue Details verrät Ive in einem Gespräch mit der Financial Times nicht, nennt aber «Wearables» und den «Gesundheitsmarkt». Weiter wolle Ive mit LoveFrom noch «einigen persönlichen Leidenschaften» nachgehen.
Hat sich Ive schon lange verabschiedet?
Dass Ive das Unternehmen verlassen möchte, ist nichts neues. Bereits 2011 wollte Ive angeblich zurück auf die britischen Inseln ziehen und sein Engagement bei Apple beenden. Angeblich konnte Ive damals nur mit grossen Geldsummen zum Bleiben überredet werden.
In den letzten Jahren hat sich Ive stets weiter aus dem täglichen Geschäft von Apple zurückgezogen. Mitte 2015 hat Ive die Funktion «Chief Design Officer» übernommen und stand damit sämtlichen Design-Abteilungen von Apple vor. Gleichzeitig ging aber die Leitung des Tagesgeschäfts an Richard Howarth und Alan Dye über. Ive war seit diesem Zeitpunkt an nicht mehr offiziell in die alltäglichen Designentscheidungen involviert. Fortan kümmerte sich Ive in erster Linie dem Bau von Apples neuem Hauptsitz «Apple Park» in Cupertino. Ende 2017 wurde diese Umstrukturierung wieder rückgängig gemacht und Ive übernahm offiziell wieder die Design-Tagesgeschäfte. Berichten zufolge war Ive aber nicht mehr so involviert wie noch zu früheren Jahren.
Noch vergangenen Herbst bekräftigte Apples Design-Chef, er denke nicht ans Aufhören. In einem Gespräch mit Anna Wintour, Chefredaktorin der Modezeitschrift «Vogue», führte Ive aus, er könne sich einen baldigen Abgang bei Apple nicht vorstellen. Er sehe nach wie vor enorm viel Vitalität und Energie im Unternehmen. Weiter sei es nicht Zeit sich etwas anderes zu suchen, solange er die «kindliche Freude» an seinem Job nicht verliere. Für ihn sei «das Gefühl für Neues und neue Möglichkeiten» bei Apple aussergewöhnlich und «unglaublich spannend», so Ive im Oktober 2018.
Öffentlich nicht bekannt ist heute, wie die künftige Zusammenarbeit zwischen Ive, beziehungsweise «LoveFrom», und Apple aussehen wird. Unklar ist deshalb auch, ob Ive nun doch die «kindliche Freunde» an seinem Job bei Apple verloren hat oder ob er diese künftig einfach über seine eigene Firma ausleben wird wird.
Geht es nach einem Bericht des Wall Street Journal, dann hat Ive seine Freude schon länger verloren. Wie der Bericht ausführt, wurde Ive von der Tatsache, dass Apple unter Tim Cooks Führung zu einem mehr operativ fokussierten Unternehmen wurde, mehr und mehr frustriert. Weiter heisst es, dass die Mitglieder des Design-Teams den CEO kaum zu Gesicht bekamen – in starkem Kontrast zu der Zeit, als Steve Jobs Apple leitete. Cook habe wenig Interesse am Entwicklungsprozess der Produkte und damit am Produkt-Design gezeigt. Dieser Umstand habe Ive entmutigt.
Nach der Entwicklung der Apple Watch soll sich Ive immer mehr abgesetzt haben und war dem Bericht zufolge immer seltener in Apples Büros anzutreffen. Weiter soll Ive teils erst mit Stunden Verspätung an wichtige Sitzungen gekommen sein.
«Absurd»
Der Bericht schlug gestern hohe Wellen. So hohe Wellen sogar, dass Cook direkt auf den Bericht reagierte und einem NBC-Reporter in einem E-Mail seine Ansichten dazu präsentierte. Der Bericht sei «absurd». «Viele Ausführungen des Artikels und sicherlich die Schlussfolgerungen stimmen nicht mit der Realität überein», so Cook. Dem Berichteten merke man an, dass nicht verstanden werde, wie das Design-Team arbeitet und wie Apple funktioniere. Es «verzerre Beziehungen, Entscheidungen und Ereignisse» bis zu einem Grad, dass man bei Apple das Unternehmen, das dabei eigentlich beschrieben werden sollte – Apple – nicht darin erkenne. Das Design-Team bei Apple sei «phänomenal talentiert». Wie Ive es in der Medienmitteilung zu seinem kommenden Abgang schilderte, sei es heute «stärker denn je», so Cook weiter. Der Apple-CEO habe komplettes Vertrauen darin, dass es auch unter der neuen Leitung Erfolg haben werde. Cook kritisiert entsprechend Fehler in der Berichterstattung des WSJ, nennt derweil aber nichts Spezifisches beim Namen.
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am