Campus 2: Mobilitäts-Experte kritisiert Verkehrskonzept und Standort des neuen Apple HQ
Apple lobte in den eigenen Berichten immer wieder die Umweltverträglichkeit des neuen Apple-Hauptsitze in Cupertino, der im Jahr 2016 eröffnet werden soll. Auch wenn diese Aussage im Bezug auf den Energieverbrauch stimmen mag, gibt es kritische Stimmen zum Mobilitätskonzept von Apple. Die US-Denkfabrik «Mobility Lab» kritisiert in einem Bericht die Auswirkungen des Apple Campus auf den Verkehr in Cupertino.
Der Direktor der US-Denkfabrik «Mobility Lab», Tom Fairchild, kritisiert in einem Bericht für die Organisation das zum neuen Hauptsitz von Apple gehörende Mobilitätskonzept. Besonders sauer stösst dem Direktor die Wahl des Bauplatzes auf. Der neue Apple-Hauptsitz, der im Endausbau Platz für 14’200 Mitarbeitende von Apple bieten soll, ist im Moment nur ungenügend vom öffentlichen Nahverkehr erschlossen. Zudem gibt es in der Umgebung des neuen Apple-Hauptsitzes zu wenig Wohnraum, um die künftigen Mitarbeitenden von Apple unterbringen zu können. So müssen diese grosse Pendelstrecken zurücklegen, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen.
Handelt Apple gegen die eigenen Werte?
Fairchild macht in seinem Bericht insbesondere auf die offiziellen Verkehrs-Ziele von Apple aufmerksam. Gemäss den Zielen verplichtet sich das Unternehmen, den privaten Individualverkehr und die damit verbundenen Emissionen zu reduzieren. Dazu will Apple das Fahrradfahren und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs fördern sowie die Einzelnutzung der Autos bekämpfen.
Apple wird im Zuge der Fertigstellung des Hauptsitzes 35 Millionen US-Dollar ausgeben, um ein Transport-Management-System aufzubauen. Dieses soll den Mitarbeitenden helfen, sich zu Fahrgemeinschaften zusammenzuschliessen. Aus diesem Finanz-Pool sollen zudem Busse finanziert werden, welche die Angestellten zu ihren Arbeitsplätzen bringen. Trotz dieser Investitionen rechnet Apple mit 9’000 Mitarbeitenden, die alleine mit dem Auto anreisen werden. Apple will auf dem Gelände fast 11’000 Parkplätze erstellen.
Mit fast 11’000 Parkplätzen baut Apple deutlich mehr Parkplätze, als es beispielsweise in der Schweiz der Fall wäre. So werden im grössten Bürokomplex der Schweiz, dem «Uetlihof» in Zürich, für die 8’000 Angestellten 960 Parkplätze zur Verfügung gestellt. Dieses Bürogebäude ist mit dem öffentlichen Nahverkehr allerdings gut erschlossen und in Zentrumsnähe. Damit hat der Uetlihof zwei wichtige Merkmale, welche der neue Apple-Hauptsitz nicht aufweisen kann.
Die besten Umwelt-Programme machen einen schlechten Standort nicht besser
Für den Autor Tom Fairchild ist insbesondere der Standort des neuen Apple-Hauptsitzes problematisch. Für ihn gehört zur Umweltverträglichkeit nicht nur die Energiebilanz der Gebäude, sondern auch die Wahl des Standortes. Bei der Wahl des Standortes hätte Apple seiner Meinung nach auch den Ausbaustandard des öffentlichen Nahverkehrs mitberücksichtigen müssen. Dank einem gut erschlossenen Standort hätte das Verkehrsaufkommen rund um den neuen Apple-Hauptsitz in Zukunft stark reduziert werden können.
Der von Fairchild als «isoliert» betrachtete Standort wird seiner Meinung nach zu einem stark steigenden Individualverkehr führen, der Konsequenzen für die gesamte Region rund um San Francisco haben wird.
Apple bleibt bei seinen Wurzeln
Bei der Diskussion rund um das Mobilitätskonzept darf nicht vergessen werden, dass Apple seinen Hauptsitz bereits seit Jahrzehnten in Cupertino hat. Mit dem neuen Apple-Hauptsitz wollte Steve Jobs ein Stück des alten Silicon Valley in die heutige Zeit transformieren. Dieses Ziel konnte wohl nur am aktuellen Standort erfüllt werden.
Gleichzeitig befindet sich im Silicon Valley das Zentrum der IT-Industrie. Das enorme Wachstum dieses Industriezweigs hat in den letzten Jahren zu Spannungen in der Region rund um San Francisco geführt. Mit ihren hohen Salären sorgen die Mitarbeitenden von Apple, Google und anderen IT-Unternehmen für steigende Mieten in der Region rund um San Francisco, was bereits zu Protesten Anlass gegeben hat.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am
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