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Mobile Payment – Apple geht Schritt für Schritt seinen Weg
Manchmal wartet Apple technologische Entwicklungen lange ab, bevor diese in den Geräten eingebaut werden — USB 2.0 dürfte eines der prominentesten Beispiele sein. Bei anderen Technologien wie dem Thunderbolt-Anschluss versucht man eine Vorreiterrolle einzunehmen, um sich einen Abstand zur Konkurrenz zu erarbeiten. Das Wall Street Journal hat in einem Artikel die Frage geklärt, welche Rolle Apple beim immer wichtiger werdenden Thema des mobilen Bezahlens, dem «Mobile Payment», spielt.
Die Mobilfunkbranche erwartet, dass mit der grossflächigen Verfügbarkeit von NFC-Terminals zur Abwicklung von Zahlungen sowie der immer grösseren Verbreitung entsprechender Smartphones bis 2016 ein Markt von rund 600 Milliarden Dollar entsteht. Momentan streiten sich die Anbieter noch, wer allfällige Transaktionsgebühren behalten kann. Damit öffnet sich für Google mit Android sowie für Apple mit iOS ein neuer grosser Markt, mit enormem Gewinnpotenzial.
Google preschte als erstes Unternehmen vorwärts und präsentierte vor über einem Jahr «Google Wallet», womit das Smartphone für kleinere Beträge die Kreditkarte ersetzt. Auch Microsoft kündigte vor einiger Zeit an, eine entsprechende Plattform bald freizugeben.
Apple hingegen wählt einen konservativeren Ansatz. Mit der Einführung von «Passbook» mit iOS 6 im Herbst ermöglicht man dem Nutzer, Gutscheine zu speichern oder Boardingpässe aufzubewahren. Eine integrierte Zahlungslösung, wie sie Google anbietet, ist momentan anscheinend nicht geplant.
Gemäss dem Wall Street Journal gingen dieser Entscheidung heftige Diskussionen im Apple Hauptquartier voraus. Einige Ingenieure plädierten dafür, auch mobiles Bezahlen mit der Kreditkarte verfügbar zu machen. Apple entschied sich jedoch bewusst gegen eine verstärkte Integration der Kreditkarten, obwohl man via iTunes mit seinen 400 Millionen Kunden über einen enormen Kreditkartendatenbestand verfügt.
Apples Marketing-Chef Phil Schiller meinte in einem Interview, dass der weltweite «Mobile-Payment»-Markt derzeit hart umkämpft sei und Apple damit nichts zu tun haben wolle. Gemäss Analyst Gene Munster handelt es sich dabei um die «wait and see»-Strategie, die Apple anwendet. Man lässt die Konkurrenz die Kämpfe austragen und wird schlussendlich die Technologie übernehmen, die sich am Markt durchgesetzt hat. Apple ist gemäss dem Analyst die bequeme Nummer zwei. In dieser Marktposition hat man die Möglichkeit, abzuwarten. Diese Technik wendete Apple schon vor dem Launch der iPods an und dies stellte sich im Nachhinein als sehr erfolgreich heraus.
Intern evaluierte man verschiedene Möglichkeiten, wie mobiles Bezahlen integriert werden könnte. Wegen der technischen Komplexität und auch der noch lückenhaften Verbreitung entsprechender Terminals wurde auf das Mobile-Payment verzichtet. Komplex war das Projekt, weil Apple je nach Integration eine Bank geworden wäre. Damit hätte man sich aus dem Kerngeschäft entfernt.
Apple stellte sich ausserdem die Frage, ob die Technologie genug sicher sei. Immer wieder tauchen in den Medien Berichte auf, welche vor heutigem Drahtlosen bezahlen via PayPass von MasterCard warnen. Des Weiteren fürchtete Phil Schiller, das wenn jemand schlechte Erfahrungen mit einem Händler machen würde, dies die Reputation von Apple beschädigen könnte. Kritisch hinterfragt wurden auch die Auswirkungen auf die Leistung der Batterie.
Mit der Einführung von Passbook hat Apple jedoch die Software-Grundlage für künftige Mobile-Payment Lösungen gelegt. Nun kann die Software mit Hilfe des Nutzerfeedbacks so verbessert werden, damit man beim offiziellen Launch den Konsumenten eine Lösung präsentieren kann, die einfacher als jene der Konkurrenz ist.
Falls Apple tatsächlich im neuen iPhone einen NFC-Chip implementieren würde, wäre dies wohl erst eine Vorbereitung für künftige «Mobile-Payment»-Lösungen. Damit könnte Apple aber über Jahre die technologische Basis aufbauen, damit bei einem allfälligen Start auf einen Schlag eine grosse Zahl an Konsumenten diese Technologie nutzen könnten. Damit könnte man nachträglich den Branchenstandard definieren und voll am Markt partizipieren.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am