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Microsoft zeigt Windows 10 – und überrascht mit «HoloLens»-Brille

Der Softwareriese aus Redmond hat gestern Abend anlässlich eines Special Events neue Details zum kommenden «Windows 10» gezeigt. Gleichzeitig gewährte das Unternehmen überraschend auch einen ersten Blick auf eine «HoloLens» genannte Datenbrille.

Stefan Rechsteiner

Bereits Ende September 2014 stellte Microsoft die nächste Generation seines Betriebssystems — «Windows 10» — offiziell vor. Der Fokus lag damals vor allem auf den Geschäftskunden. Der Business-Markt konnte sich bisher mit dem aktuellen Windows 8 nicht wirklich anfreunden, deshalb versuchte Microsoft mit dem ersten Fokus auf dieses Klientel diese wieder zurück ins Boot zu holen. Entwicklern wurde in der Folge eine Technical Preview angeboten. Gestern nun folgten weitere Details zum neuen Betriebssystem — mit Fokus auf die privaten Endnutzer. Eine «Technical Preview for Consumers» von Windows 10 kann ab Anfang Februar geladen und getestet werden.

Kostenloses Update

Windows-Chef Terry Myerson betonte bereits zum Beginn der gestrigen Präsentation, dass Windows 10 «die beste Sicherheit», «die besten Produktivität-Tools» und «die beste Performance auf allen Plattformen» biete. Davon überzeugten sich während den vergangenen Monaten 1.7 Millionen Technical-Preview-Tester. Laut Myerson, der die Testphase als grossen Erfolg sieht, wurden seit vergangenem Herbst 800’000 Testberichte zum neuen Betriebssystem verfasst.

Microsoft scheint sich bei der Preisgestaltung des neuen OS erneut bei Apple umgesehen zu haben, wenn das Unternehmen auch nur halbherzig umsetzt, was Apple vormacht: Während neue OS-X-Major-Updates seit wenigen Jahren kostenlos verfügbar sind, wird Microsoft das neue Windows 10 immerhin Nutzern von «Windows 7», «Windows 8.1» und «Windows Phone 8.1» kostenlos zur Verfügung stellen. Jedoch gilt dieses Angebot nur für das erste Jahr nach der Veröffentlichung von Windows 10.

Was genau nach dem ersten Jahr passiert, hat Microsoft noch nicht entschieden. Auch ist noch offen, wie Nutzer von «Windows RT» auf Windows 10 aktualisieren können.

Mit «Windows as a service» bietet Microsoft zudem allen auf Windows 10 aktualisierten Geräten «lebenslang» kostenlose Updates. «Lebenslang» entspricht laut dem Unternehmen aber nur die Support-Dauer für das jeweilige Gerät.
Künftig soll Windows entsprechend nicht mehr mit Versionsnummern, sondern als Dienst verstanden werden.

Sprachassistent Cortana

Was bereits im Vorfeld vermutet wurde, bestätigte sich gestern: In Windows 10 wird Microsofts digitaler Sprachassistent «Cortana» integriert sein. In einer Demo während der Präsentation wurden einige Anwendungsbeispiele gezeigt, in welchen Cortana dem Nutzer bei der alltäglichen Arbeit am Windows-Computer behilflich sein kann. Beispielsweise half Cortana bei der Suche nach Dokumenten, erinnerte an anstehende Termine oder wagte eine Prognose für den SuperBowl-Sieger.

Der Sprachassistent, so Microsoft, wird in der Technical Preview nicht von Anbeginn an verfügbar sein — Cortana werde erst in den nächsten drei bis fünf Monaten nachgeliefert.

Neues Startmenü

Was ebenfalls schon länger bekannt war ist, dass in Windows 10 das Startmenü in den «Vollbildmodus» geholt werden kann — dies soll insbesondere für Nutzer von Notebooks und PCs mit Touchscreens nützlich sein. Auch wurde leicht am Erscheinungsbild des essentiellen Menüs geschraubt.

Mittels der neuen Funktion «Continuum» erkennt Windows neu automatisch, ob bei einem Notebook, bei welchem sich das Display abnehmen lässt («Hybrid-Laptops»), Maus und Tastatur angeschlossen sind, oder nur der Touchscreen als Interface verfügbar ist. Das System stellt in der Folge automatisch zwischen der klassischen und der «Metro»-Kachelansicht um.

Auch die neue Nachrichtenzentrale, welche bereits im Herbst vorgestellt wurde, wurde weiter optimiert.

Neuer Browser «Spartan»

Auch mit «Spartan» wurden bisherige Gerüchte bestätigt: der «Internet Explorer» hat mit Windows 10 ausgedient, das neue Betriebssystem kommt mit einem neuen Browser daher. Der «Spartan» genannte Internet-Browser soll gänzlich für die Bedürfnisse des modernen Internets entwickelt worden sein. Daherkommen soll der neue Browser — wie es Safari und Chrome schon lange tun — in einer möglichst schlanken Benutzer-Oberfläche.

Unter der Haube kommt neu nicht mehr Microsofts «Trident» zum Einsatz, sondern eine neue Rendering-Engine — detaillierte Informationen über die neue Engine oder den Web-Funktionsumfang des Browsers an sich nannte das Unternehmen jedoch noch nicht.

Microsoft zeigte aber ein paar Endnutzer-Funktionalitäten wie die Möglichkeit, Webseiten mit Notizen zu versehen und diese dann automatisch in den MS-Diensten «OneNote» oder «OneDrive» abzulegen.
Ein spezieller Lesemodus soll dem Nutzer ausserdem ein ungestörtes Konsumieren von Texten auf Webseiten erlauben — eine ähnliche Funktion hat Safari mit dem «Reader» bereits seit Jahren integriert.

Auch die Adressleiste hat Microsoft aufgebohrt und bietet dort neu die direkte Anzeige von Wetter- und Kalender-Informationen an.

Zwar wurde «Spartan» gestern kurz gezeigt, in der Technical Preview wird der neue Browser vorerst aber wie der Sprachassistent Cortana noch nicht mitgeliefert. Eine erste Testversion des neuen Browsers soll im Sommer nachgeliefert werden.

Windows 10 für alle

Wie bereits im Herbst angekündigt, wird Microsoft mit «Windows 10» nur noch ein Betriebssystem für alle Geräte anbieten. Bisherige Ausgaben wie «Windows Phone» und «Windows RT» werden damit nicht weiter angeboten — für alle Geräte soll es «Windows 10» geben.

Das Unternehmen zeigte gestern auch erstmals die neue 10er-Version auf kleinen mobilen Geräten. Dank «Universal Apps» wird ein-und-dasselbe Programm künftig auf allen Geräte-Plattformen laufen — also auf dem Desktop-PC läuft das gleiche Programm wie auf dem Notebook, Tablet und Smartphone. Ähnlich wie bei OS X und iOS sollen dabei Nachrichten, die beispielsweise auf einem Smartphone ankommen, auch auf dem Desktop-PC gelesen werden können. ArsTechnica bietet erste Eindrücke dieser «Universal Apps».

Neu wird Microsoft auch nur noch einen App Store anbieten — aber auch dazu wird das Unternehmen erst in den nächsten Monaten weitere Details liefern.

Office und Synchronisation

Smartphones und Tablets bis 8 Zoll Bildschirmdiagonale werden mit Windows 10 automatisch mit der neuesten Office-Generation ausgerüstet. Genau wie bei Apples iCloud und iWork werden künftig auch Arbeiten an Office-Dokumenten automatisch auf alle Geräte gepushed — egal an welchem Windows-Gerät man also künftig arbeiten wird, sollte man also überall stets die aktuellste Version zur Verfügung haben.

Veröffentlichung wohl frühestens Ende Jahr

Wann genau Microsoft das neue Betriebssystem auf den Markt bringen wird ist noch unklar — das Unternehmen nannte gestern keine Roadmap. Entsprechend den zahlreichen Funktionen, die auch in der Technical Preview wohl frühestens im Früh-Sommer verfügbar sein werden, ist nicht ausgeschlossen dass «Windows 10» erst im Herbst oder gar erst Ende Jahr lanciert wird.

Grosser Surface-Bildschirm

Fast schon «nebenbei» stellte Microsoft gestern Abend den «Surface Hub» vor. Der 84-Zoll-Fernseher ist eine Art digitales Whiteboard. Mit dem Grossbildschirm will Microsoft in das Sitzungszimmer der Firmen dieser Welt. Der zwei Meter Bildschirm wird mit Windows 10 betrieben und integriert unter anderem Technologien für Videokonferenzen.
Zu Preis und Verfügbarkeit machte das Unternehmen keine Aussagen.

HoloLens von Microsoft

Hologramm-Computerbrille

Die Show stahl gestern Abend aber mit Sicherheit die «HoloLens».  Die Ankündigung einer Datenbrille von Microsoft überraschte alle. Das Unternehmen habe die Entwicklung der «HoloLens» über Jahre geheim halten können, stellte der vorstellende Microsoft-Manager gestern stolz fest. Obwohl das Gerät nach wie vor in einer Entwicklungsstufe ist, die noch Monate, wenn nicht Jahre, von einer Veröffentlichung entfernt ist, nutzte Microsoft gestern die Gunst der Stunde — denn erst dieser Tage stellte Konkurrent Google den vorläufigen Verkauf der Datenbrille «Google Glass» ein. Der Suchmaschinen-Riese will das Projekt nun einem Schönheitsschlaf neu aufgleisen.

Die HoloLens kombiniert die Realität mit virtuellen Welten. So lassen sich Objekte vor den Nutzer Projizieren. Geht es nach der Einschätzung des MS-Managers, dann hat Microsoft den «am weitesten entwickelten holographischen Computer» geschaffen, den «die Welt je gesehen hat».

Microsoft-Video zur HoloLens

Ausgerüstet mit einem leistungsfähigen Prozessor und Grafikeinheit, lassen sich Fenster, ganze Bildschirme oder andere Elemente einer Benutzeroberflächen oder ganze Gegenstände in das Blickfeld des Nutzers projizieren. Mit HoloLens sei es beispielsweise möglich an einer Wand ein Skype-Fenster einzublenden – oder sich die Oberfläche des Mars ins Wohnzimmer zu holen.

Betrieben wird die Datenbrille mit einer speziell angepassten Version von Windows 10 — «Windows Holographic».

HoloLens mit Skype

Microsoft nannte noch kein genaues Lancierungsdatum, die Brille soll aber «etwa im Zeitraum der Windows 10 Veröffentlichung» verfügbar werden. Auch über den Preis der Brille schwieg sich das Unternehmen noch aus.

Erste Erfahrungsberichte beschreiben die HoloLens äusserst positiv als «geradezu magisch».

Microsoft-Video zu den Highlights der gestrigen Windows 10 Präsentation

4 Kommentare

Kommentar von Faton95

@Stefan Rechsteiner

“Der Grund, weshalb das Interface der beiden Plattformen nie identisch sein wird, ist gemäss Federighi der Interaktion mit dem Gerät geschuldet. Während der Mac mit einer Tastatur und einer Maus respektive einem Trackpad ausgerüstet ist, wird das iOS-Gerät über den Bildschirm bedient. Diese beiden Eingabearten erfordern ein unterschiedliches Interface.”

Hier geht es um das Interface und da haben die auch recht, mir gings eher darum das auf beiden Geräten die gleiche App ist nur das sich die App eben anpasst wenn sie merkt das sie von einem iPhone aus gestartet wird. Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt wie ich das meine. Die Lösung von Microsoft gefällt mir sehr und ich hoffe sie werden noch besser den Konkurrenz belebt das Geschäft und so wird es im Bezug auf Apple hoffentlich auch sein.

Kommentar von sierra

Es ist technisch weitgehend unmöglich Desktop und “Mobile OS” (egal welches) mit dem gleichen OS auszustatten. Man würde den Desktop technisch stark limitieren und reduzieren. Heutige High End Applikationen wie SAP, Autocad irgendwelche DB 2 Datenbanken und Design bringt man nicht einfach so auf ein “Mobile OS”. Das GUI ist dann noch die zweite Ebene. Effizienz eine Dritte - niemand kann auf einem mobile OS gleich effizient entwickeln wie auf einem 24” Monitor auf dem Desktop. M$ hat schon dermassen viele Niederlagen im Mobile Bereich eingefahren, Tablett und ähnliches - da kommt es auf eine weitere nicht an. Deren Kompetenz ist vollkommen beschränkt.

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