Machen Smartphone-Hersteller zuwenig gegen Diebstähle?

Mit der immer grösseren Verbreitung der Smartphones steigt auch die Diebstahlgefahr der smarten Mobiltelefone, wie ein Bericht der New York Times zeigt. In San Francisco sollen beispielsweise in der Hälfte aller Diebstähle Smartphones abhanden gekommen sein. In New York wäre gemäss dem regierenden Bürgermeister Michael Bloomberg die Diebstahl-Zahl gesunken, wenn die iPhone-Diebstähle nicht stattgefunden hätten.
Ein iPhone 5 kann auf dem Schwarzmarkt für mehr als 500 US-Dollar weiterverkauft werden, wie Insider berichten. Dieser hohe Wiederverkaufspreis erhöht die Attraktivität für Smartphone-Diebstähle enorm.

Sicherheitsexperten beschuldigen die Smartphone-Hersteller sowie die Mobilfunkbetreiber, nicht genügend konsequent gegen Smartphone-Diebstähle vorzugehen. Anders als andere Delikte kann ein Smartphone-Diebstahl mit einfachen technischen Lösungen verhindert oder erschwert werden, wie der Staatsanwalt von San Francisco, George Gascón, der New York Times sagte. Seiner Meinung nach sollten die Smartphone-Konzerne und Mobilfunkanbieter Technologien bereitstellen, welche die Diebstähle deutlich unattraktiver machen würden. Der Staatsanwalt hatte laut eigener Aussage bereits ein Meeting mit Apple zu diesem Thema. Das Interesse von Apple, solche Technologien zu implementieren, war gemäss den Angaben von Gascón allerdings nicht vorhanden.

Allerdings gibt es bereits einige Lösungen, um den Diebstahl von Smartphones zu erschweren. So bietet Apple mit «Mein iPhone suchen» eine App an, mit welcher das vermisste Gerät dank iCloud geortet und notfalls gesperrt werden kann. Wer in einem Diebstahlsfall sicher gehen will, kann zusätzlich alle vorhandenen Daten vom abhanden gekommen iOS-Gerät löschen. Danach kann das Gerät allerdings nicht mehr geortet werden. Apple arbeitet nach eigenen Angaben auch mit der Polizei zusammen, um mit Hilfe der IMEI-Nummer gestohlene Geräte wiederzufinden.
Ein weiteres Programm, mit welchem das gestohlene Smartphone geortet werden kann, ist «Prey Anti-Theft». Mit dieser App kann der Dieb auch fotografiert werden und die Fotos werden anschliessend per E-Mail an den ursprünglichen Besitzer gesendet. Dieser Dienst ist zwar nicht kostenlos, aber immer noch günstiger als der Kauf eines neuen Smartphones.

Kritikern zufolge sind diese Programme aber nicht sicher genug. Die Smartphones können gemäss den Experten gehackt werden. Dem Dieb steht danach die Möglichkeit offen, die persönlichen Daten sowie die IMEI-Identifikation des Smartphones zu löschen bzw. zu ändern. Dank diesem Hack wird das Gerät für die Mobilfunkprovider und die Nutzer unauffindbar.
Experten zufolge sollte eine Sicherheitslösung eingesetzt werden, welche dazu führt, dass das Gerät nach einem Hack nicht mehr funktionstüchtig ist. Gemäss Sicherheitsexperte Kevin Mahaffey wäre eine solche Lösung mit Hilfe einer speziellen Software realisierbar.

Datenschützer plädieren allerdings weiterhin für die Möglichkeit, Smartphone-Daten löschen zu können. Mit dem Löschen der Daten kann die Überwachung vermindert werden.
Wie auch in anderen Bereichen der Gesellschaft muss man hier den Spagat zwischen dem Sicherheitsbedürfnis der Nutzer und dem Interesse nach einem genügenden Datenschutz finden. Momentan geht zumindest in Europa die Tendenz zu mehr Datenschutz, welcher im Zweifelsfall vor das Bedürfnis nach noch mehr Sicherheit gestellt wird.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen

2 Kommentare

Anmelden um neue Kommentare zu verfassen

Allegra Leser! Nur angemeldete Nutzer können bei diesem Inhalt Kommentare hinterlassen. Jetzt kostenlos registrieren oder mit bestehendem Benutzerprofil anmelden.