Mac Pro so schlecht verfügbar wie kein Mac der letzten Jahre
Auch vier Monate nach seiner Marktlancierung im vergangenen Dezember ist der Mac Pro noch sehr schlecht lieferbar. War Apples Entscheidung, den Mac-Boliden in den USA und nicht wie alle anderen Macs in Asien zu produzieren, doch nicht so clever?
Der neue Mac Pro wurde bereits letzten Sommer während der WWDC erstmals gezeigt. Erst im Oktober lieferte Apple dann aber die technischen Details der Ausstattung. Und erst Mitte Dezember kam das Gerät in sehr geringer Verfügbarkeit in den Handel. Heute, vier Monate nach dessen Einführung, ist der neue Mac Pro noch immer sehr schlecht erhältlich. Im Apple Online Store schwankt die Lieferfrist noch immer zwischen 4 und 6 Wochen. Wer sich heute ein Mac Pro bestellt, dürfte diesen frühestens Mitte oder Ende Mai erhalten.
Wie Computerworld bemerkt, übersteigt das aktuelle Liefer-Problem beim Mac-Boliden sogar das Liefer-Debakel bei der Einführung des ultra-dünnen iMacs der sieben Generation (Review) Ende 2012 und Anfang 2013. Damals kündete Apple für Ende Oktober eine neue iMac-Linie an. Weil die alte Generation bereits im Herbst aus den Regalen entfernt wurde, hatte Apple über Wochen hinweg keine iMacs mehr im Angebot. In den Handel kam das neue dünne Gerät dann zudem erst Ende November 2012 — ebenfalls mit massiven Lieferschwierigkeiten. Erst drei weitere Monate später, im März 2013, waren die neuen iMacs relativ gut erhältlich.
Tim Cook entschuldigte sich für iMac-Lieferschwierigkeiten
Während der Quartalszahlen-Konferenz im Januar 2013 bedauerte Apple CEO Tim Cook das Vorgehen beim iMac-Launch. Dass über Wochen kein iMac mehr von Apple angeboten wurde und der neue iMac dann wochenlang sehr schlecht verfügbar war, gehörte zu den Hauptgründen, warum der Mac-Absatz im Weihnachtsquartal 2012 um 22 Prozent einbrach.
Cook sagte damals, wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, hätte er den iMac bestimmt erst nach dem Jahreswechsel 2012/2103 in den Handel gebracht. Die Kunden hätten nun zu lange auf ein spezifisches Produkt warten müssen.
Vor seiner Zeit als CEO war Cook eigentlich das Genie hinter den Produkte-Lancierungen des Unternehmens. Apple baute unter seiner Führung ein nahezu perfektes Produktions-Netzwerk auf.
Produktion in den USA
Die Frage bleibt, ob eine Produktion des Gerätes in Fernost ebenfalls zu Lieferverzögerungen geführt hätte — oder ob die jetzigen Lieferschwierigkeiten primär mit dem Standortwahl der Produktion zu tun hat. Apple wurde vor zwei Jahren beinahe dazu gezwungen, einzelne Produkte im Heimatland produzieren zu lassen. 2012 verlangten immer mehr US-Politiker von den grossen US-Firmen, dass sie die Produktion ihrer Produkte wieder zurück in die USA holen sollen und vor Ort neue Jobs schaffen sollen, statt alles ins günstige Asien auszulagern. Durch seine Grösse wurde insbesondere auch Apple immer wieder darauf angehalten. Apple gab dem Druck nach und entschied damals, dass man mit dem Mac Pro starten werde. Die Politiker und Analysten sahen dies als gutes Zeichen. Der Mac Pro wird nun komplett in den USA produziert.
Cook selbst zeigte Ende 2012 aber nicht überzeugt darin, dass die Verlagerung der gesamten Produktion zurück in die USA möglich ist. Als Grund nannte er die Ausbildung der Arbeitskräfte. Das US-Bildungssystem sei, so Cook vor knapp eineinhalb Jahren, nicht in der Lage, genügend qualifizierte Angestellte für den Arbeitsmarkt bereitzustellen. Die preislichen Auswirkungen einer Verlagerung der Produktion in die USA seien gemäss Cook erstaunlicherweise aber nicht so gross. Cook hoffte damals, dass auch andere Konkurrenten damit beginnen würden, vermehrt in den USA zu produzieren. Auch wenn viele Technologie-Konzerne in den USA beheimatet seien, so sei die IT-Industrie gemäss Tim Cook nie in den USA heimisch gewesen.
Im vergangenen Oktober zeigte sich Apple noch sehr stolz über die Produktion des Mac Pro. Über 2’000 Angestellte aus 20 US-Staaten seien an der Produktion des neuen Macs beteiligt, so Apple. Der Mac Pro wird in US-Bundesstaat Textas in Austin in einer Fabrik von Flextronics für Apple hergestellt. Das Unternehmen hat für die Herstellung des Mac Pro im vergangenen Herbst 1’700 neue Mitarbeiter für den «Desktop-Computer der nächsten Generation» rekrutiert.
Die knappe Verfügbarkeit des Mac Pro dürfte schlussendlich aber keinen derart grossen Einfluss auf den Mac-Absatz haben, wie es der iMac vor einem Jahr hatte. Trotzdem bleibt es spannend, wie Apple die Lieferschwierigkeiten beim Mac Pro erklären wird und wann Besserung in Sicht sein wird.
Am kommenden Mittwoch wird sich Tim Cook anlässlich der nächsten Quartalszahlenkonferenz den Fragen der Journalisten und Analysten stellen — vielleicht wird Cook dann etwas über die Mac-Pro-Lieferschwierigkeiten sagen.
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am
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