Kritik an Arbeitsbedingungen bei Pegatron
Die in New York domestizierte Menschenrechtsgruppe «China Labor Watch» veröffentlichte am Montag einen Bericht chinesischer Menschenrechtler, welche die Arbeitsbedingungen beim Apple-Zulieferer Pegatron kritisieren. Apple hat in den letzten Monaten einen Teil der Produktion — unter anderem auch aus Kostengründen — zu Pegatron verlagert. Das Unternehmen ist gemäss den Schätzungen von Analysten für rund einen Drittel der iPhone- und iPad-Produktion verantwortlich.
Das taiwanesische Unternehmen soll die Beschäftigten gemäss den Vorwürfen der Menschenrechtler in Shanghai und Suzhou unter anderem zu unbezahlter Mehrarbeit zwingen. Das Abrechnungssystem des Unternehmens rechnet angeblich nicht alle geleisteten Arbeitsstunden zum Lohn an. Zudem wird die von Apple vorgegebene maximale Arbeitszeit von Pegatron nicht eingehalten.
Auch die von Pegatron beauftragten Unternehmen, welche Arbeiter an Pegatron vermitteln, sollen sich nicht an die Gesetze und Verträge halten. So berichtet eine Arbeiterin davon, dass sie mindestens drei Monate arbeiten muss, damit sie keine Strafzahlung an den Personalvermittler bezahlen müsse. Zudem sollen die Personalvermittler den Arbeitern Versicherungen vorenthalten, obwohl Pegatron diese vergütet.
Die Menschenrechtler bezeichnen die Arbeits- und Lebensbedingungen, unter welchen die Arbeiter tätig sind, als armselig. Es mangle gemäss dem Bericht beispielsweise an Fluchtwegen, um im Ernstfall die Arbeiter rechtzeitig evakuieren zu können. Ebenfalls als ungenügend bewertet werden die Sicherheitstrainings, um sich im Ernstfall richtig zu verhalten. Auch seien die Maschinen, welche im Unternehmen eingesetzt werden, sehr laut.
Die Angestellten sollen nur mit unzureichender Schutzkleidung ausgerüstet werden, um sich vor den teils giftigen Materialien zu schützen.
Apple liess über einen Sprecher verlauten, dass die nun aufgetauchten Vorwürfe für das Unternehmen neu seien. Man werde sofort mit einer Untersuchung der Vorwürfe beginnen. Falls sich die Vorwürfe nach einer Prüfung durch Apple bestätigen sollten, werde das Unternehmen Pegatron dazu drängen, die nicht vergüteten Arbeitszeiten vollständig zu entschädigen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Zulieferer von Apple in die Kritik gerät. Im letzten Jahr wurde ein Fall bekannt, in welchem ein Apple Zulieferer Kinder unter 16 Jahren für die Herstellung der Produkte beschäftigt hat. Apple hat in der Zwischenzeit die Zusammenarbeit mit diesem Zulieferer eingestellt.
Apple veröffentlicht seit dem Jahr 2012 einen jährlichen «Supplier Responsibility Progress Report», um die Entwicklungen bei der Einhaltung der Menschen- und Arbeitsrechte bei den Zulieferern aufzuzeigen.
In diesem Bericht gibt Apple beispielsweise an, dass im Jahr 2012 in 92 Prozent der Fälle die gesetzliche Arbeitszeit eingehalten worden sind. Apple selbst erlaubt maximal 60 Stunden Arbeit pro Woche. Insbesondere vor der Veröffentlichung neuer iOS-Geräte, wie dem iPhone oder dem iPad, können die von Apple selbst gesetzten Standards nicht eingehalten werden.
Einem speziellen Audit wird seit geraumer Zeit Apples wichtigster Zulieferer Foxconn unterzogen. Gemäss dem Bericht von Apple haben sich die Arbeitsbedingungen bei diesem wichtigsten Zulieferer seit dem Beginn der Audits signifikant verbessert. Die Untersuchungsinstitution FLA gab Foxconn bis im Juni Zeit, die im letzten Sommer festgestellten Mängel zu beseitigen. Noch zu Beginn des Jahres gab man sich optimistisch, dass sich die Ziele erreichen lassen. Die definitiven Ergebnisse wurden aber noch nicht publiziert.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am
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