Jony Ive und Phil Schiller: Touchscreen am Mac funktioniert nicht
Apple experimentiert schon lange an Macs mit Touchscreens, solche Computer würden aber keinen Sinn ergeben, ist das Unternehmen überzeugt. Ausserdem sei die Touch Bar nicht der Anfang von einer Zusammenführung von iOS und macOS.
Bereits vor drei Wochen, als Apple das MacBook Pro mit Touch Bar vorstellte, erklärte Chef-Designer Jonathan Ive, warum Macs keine Touchscreens haben. In einem Interview mit CNET äusserte sich Apples oberster Designer über die Entstehung der neuen Touch Bar — der neuen Touch-Leiste bei den neuen MacBook.
Apple habe sich Ive zufolge bereits «vor vielen, vielen Jahren» gegen den Einsatz eines Touchscreens am Mac entschieden. Ein Multitouch-Display sei am Mac weder «sonderlich nützlich», noch «eine sinnvolle Anwendung». Es gäbe eine Reihe von «praktischen Gründen», die gegen einen Mac mit Touchscreen sprechen. Genaue Details wollte Ive indes nicht nennen — er wolle keine aktuellen Projekte verraten.
Mit der Touch Bar des neuen MacBook Pro, welche die herkömmlichen physikalischen Funktionstasten durch eine Multitouch-fähige Touchscreen-Leiste ersetzt, und den Trackpads habe man nun «das Beste beider Welten» — eine Hardware-Tastatur und Multitouch. Die Touch Bar und auch das grosse Trackpad seien zudem erst der Anfang einer «sehr interessanten Richtung», so Ive weiter im Interview.
In dieser Woche hat sich auch Marketing-Chef Philipp Schiller zum Thema geäussert. Auch Schiller argumentiert wie Ive. In einem Interview mit BlackChannel sagt Apples Marketing-Chef, dass man über die vergangenen Jahre mehrmals Mac-Prototypen mit Touchscreen gebaut habe — und diese alle seien nicht überzeugend gewesen. Apple sei dabei mehrmals in der Haltung bestätigt worden, dass Touchscreens am Mac keinen Sinn machen.
Diverse Patentanträge von Apple zeugen von diesen Versuchen. 2009 beispielsweise wurde ein Schreiben publiziert, bei dem ein iMac gezeigt wird, welcher neben der herkömmlichen Eingabe mit Tastatur und Maus oder Trackpad auch mit Touch-Eingaben bedient werden kann. Dazu kann der Desktop-Mac flach zum Tisch abgesenkt werden — vergleichbar zum von Microsoft einen Tag vor dem MacBook Pro mit Touch Bar vorgestellten «Surface Studio».
Ausserdem: Nur weil Touch vielleicht trotzdem an einem Notebook funktioniere, würde das nicht für Desktop-Maschinen gelten. «Touch am Desktop» wäre eine «Katastrophe», so Schiller. «Können Sie es sich vorstellen an einem 27-Zoll iMac die Arme in der Luft zu halten, um etwas auf dem Screen zu berühren? Das ist Absurd.» Man habe immerzu die ganze Plattform vor Augen, nicht nur einzelne Geräte.
Die Hardware sei dabei nur eine Baustelle — es sei zudem zentral auch die System-Benutzeroberfläche für Touch anzupassen. Beispielsweise müsse die Menüleiste komplett für die Eingabe mit Fingern umgebaut werden, so Schiller. Das wiederum würde das Benutzererlebnis für Nutzer mit Maus oder Trackpad ruinieren. «Man kann nicht für beide gleichzeitig optimieren», das sei ein «Kleinster-Gemeinsamer-Nenner-Denken».
Auf die Frage hin, ob die Touch Bar nun der Beginn eines grösseren Einflusses von iOS auf die macOS-Plattform sei, verneinte Schiller. Die Implementierung sei «vollends Mac». Der Anfangsgedanke und die Vision hinter der Touch Bar seien schon von Beginn an nicht gewesen, wie man «iOS auf den Mac» bringe, sondern es sei vielmehr ein «Wie können wir die iOS-Technologie nutzen, um das Mac-Erlebnis zu verbessern?».
Apple betont bereits seit Jahren vehement, dass man keine Zusammenführung von iOS und OS X bzw. macOS plane.
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2 Kommentare
Kommentar von Dennys
Kommentar von FOAD
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