Interessante Details aus der Quartals-Konferenz

Apples Quartalszahlen geben nicht nur einen interessanten Einblick über die Gesamtlage des Konzerns. Anlässlich der Telefonkonferenz nach der Bekanntgabe der Zahlen ging Apple auch auf einige Detailfragen ein, wie ein Überblick zeigt.

iPhone-Verkäufe — China als Wahstumstreiber

Tim Cook stellte an der Quartals-Konferenz klar, dass Apple im vergangenen Quartal im Vergleich zum Vorquartal 70% mehr iPhones absetzen konnte. Damit wuchs Apple gemäss eigenen Angaben 3.5 Mal schneller als der Gesamtmarkt. Es ist erstaunlich, dass Apple trotz einer konsequenten Hochpreispolitik nach wie vor zu den Wachstumstreibern der Branche gehört. Die meisten verkauften iPhones waren naturgemäss iPhone 5. Die Nachfrage stieg mit der steigenden Produktion, womit es zu Beginn zu Lieferverzögerungen kommen konnte. Allerdings waren gemäss Tim Cook auch die Verkäufe des iPhone 4 weiterhin sehr stark. Für das nächste Jahr geht Apple davon aus, dass die iPhone-Verkäufe weiter zunehmen werden. Welches Wachstum Apple für dieses Jahr erwartet, wurde aber nicht genauer ausgeführt.
Das grösste Wachstum stellte Apple in China fest. Wie Tim Cook selbstzufrieden feststellte, wuchsen die iPhone-Verkäufe in China im dreistelligen Bereich. Das grosse Wachstum in China dürfte allerdings dem Umstand geschuldet sein, dass Apple das iPhone 5 in China einen Monat früher auf den Markt brachte als das iPhone 4S vor einem Jahr. Das iPhone 4S wurde im Januar 2012 in China auf den Markt gebracht, während das iPhone 5 im Dezember 2012 veröffentlicht wurde. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum konnte das iPhone an 10’000 Verkaufsstellen mehr gekauft werden. Insgesamt zählte Apple 17’000 Verkaufspunkte für das iPhone. Abzuwarten bleibt, wie sich die Verkäufe in China im nächsten Quartal entwickeln.

Die Displaygrösse des iPhones

Es gibt immer wieder Gerüchte, dass Apple bald ein iPhone mit einem grösseren Bildschirm auf den Markt bringen könnte. Während der Quartals-Konferenz äusserte sich Tim Cook zur Displaygrösse des iPhones. Er machte die Analysten darauf aufmerksam, dass man auch mit dem 4-Zoll-Display des iPhone 5 das Smartphone mit einer Hand bedienen kann. Apple habe sehr viel Arbeit in das Display gesteckt und man glaubt bei Apple, dass man mit dem 4-Zoll-Retina-Display die richtige Wahl getroffen hat. Wir berichteten bereits gestern, dass Tim Cook verneinte, ein iPhone mit einem grösseren Display auf den Markt zu bringen.

Tim Cook zu den Gerüchten, dass Bestellungen für das iPhone 5 zurückgefahren wurden

Tim Cook ging anlässlich der Quartals-Konferenz auch auf die Gerüchte des Wall Street Journal ein, dass Apple die Nachfrage nach Bestandteilen für das iPhone 5 massiv zurückgefahren habe. Tim Cook meinte, dass man die Gerüchte, welche im Internet kursieren, auch kritisch hinterfragen müsse. Das Managment der verschiedenen Zulieferer sei eine sehr komplexe Angelegenheit, da man die Bestandteile nicht nur von einem Zulieferer beschaffe, sondern sich auf mehrere Zulieferer verlasse. Damit kann das Auftragsvolumen je nach Zulieferer variieren. Man kann gemäss Tim Cook aus Verkaufszahlen einzelner Apple-Zulieferer keine Aussage über die Verkäufe von Apple machen. Auch einen Einfluss auf die Lagerbestände hätten zum Beispiel die Ausschussrate, welche bei der Produktion entstehe.

Weiterhin starker Absatz der iOS-Geräte

Apple verkaufte im letzten Quartal 10 iOS-Geräte pro Sekunde. Insgesamt wurden im vergangenen Quartal ca. 76 Millionen iOS Geräte verkauft. Bislang wurden insgesamt über 500 Millionen iOS-Geräte verkauft, wie Tim Cook an der Pressekonferenz sagte. Die iPod-Verkäufe gingen im letzten Quartal um 18% auf 12.7 Millionen Einheiten zurück. Auch die Einnahmen, welche durch die iPod-Verkäufe generiert wurden, sanken um 15%. Trotz dieses Rückgangs beträgt der Marktanteil der iPods in den USA bei den digitalen Musik-Playern noch immer beeindruckende 70%. Der iPod touch machte im letzten Jahr über 50% der gesamten iPod-Verkäufe aus.

Zahlen zu iTunes

Weiterhin stark entwickelt sich auch iTunes mit dem angeschlossenen App Store. iTunes generierte für Apple Einnahmen von 2.1 Milliarden Dollar. Der iOS App Store war im letzten Quartal in mittlerweile insgesamt 155 Ländern verfügbar. Der iTunes Store war im selben Zeitraum in 119 Ländern verfügbar. Apple zahlte den Entwicklern im letzten Quartal rund 7 Milliarden Dollar aus. Der App Store verzeichnete alleine im Dezember zwei Milliarden Downloads. Dies entspricht einem neuen Rekord.

Wieso haben die Mac-Verkäufe abgenommen?

Bereits in der Quartals-Konferenz im letzten Oktober machte Tim Cook klar, dass die Mac-Verkäufe in diesem Quartal zurückgehen werden. Apple verkaufte im letzten Quartal 1.1 Millionen Macs weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Ganze 700’000 Einheiten weniger wurden vom iMac verkauft. Als Grund dafür gab Tim Cook an, dass der 21.5-Zoll-iMac erst Ende November ausgeliefert werden konnte und der 27-Zoll-iMac erst Mitte Dezember auf den Markt kam. Aufgrund von Produktionsproblemen war es Apple nicht möglich, mehr Geräte zu produzieren. Vor allem der 27-Zoll-iMac macht Apple bei der Produktion aktuell noch Probleme. Tim Cook geht nicht davon aus, dass die Produktion bis zum Ende dieses Quartals mit der Nachfrage mithalten kann. Allerdings stellt man im Umkehrschluss fest, dass auch die anderen Macs deutlich weniger nachgefragt wurden. Diese rund 400’000 Einheiten, welche weniger verkauft wurden, könnten damit zusammenhängen, dass das vierte Quartal in diesem Jahr eine Woche weniger lang war als im letzten Jahr. In einer durchschnittlichen Woche verkaufte Apple 370’000 Macs. Aufgrund dieser Erklärungen geht Tim Cook davon aus, dass sich Apple trotz des Minus gut gehalten hat und bei entsprechenden Beständen mehr hätte verkaufen können. Tim Cook machte auch darauf aufmerksam, dass der PC-Gesamtmarkt in diesem Jahr um 6% zurückgegangen ist. Apple ist auf dem Post-PC-Markt mit dem iPad in einer sehr starken Position, was die Folgen dieses Rückganges kompensieren dürfte.

Apples Karten und Web-Services

Tim Cook kündigte an, dass man bei den Web-Services einige «grossartige» Produkte in der Pipeline hat. Genauere Ausführungen machte Cook allerdings keine. Zufrieden ist der Apple-CEO auch mit der Entwicklung von iMessage/Nachrichten. Pro Tag versenden Nutzer zwei Milliarden Nachrichten. Insgesamt wurden bislang 450 Milliarden Nachrichten verschickt. Im App Store gab es ausserdem über 40 Milliarden Downloads und das Game Center verfügt über mehr als 200 Millionen registrierte Nutzer. Die «Apple Karten» wurden in den letzten Wochen und Monaten ständig verbessert. Man will bei Apple gemäss Tim Cook auch in diesem Jahr daran arbeiten, die Apple-Karten zu verbessern. Man werde so lange die Karten weiterentwickeln, bis diese mit den hohen Qualitätsstandards von Apple im Einklang stehen. Trotz des Karten-«Desasters» soll die Nutzung der Karten-App unter iOS 6 gestiegen sein.

Wird Apple den Update-Zyklus erhöhen?

Genaue Aussagen, ob der Update-Zyklus, wie von einigen Analysten erwartet, steigen wird, machte Tim Cook nicht. Allerdings meinte er zu den vergangenen Quartalen, dass im letzten Jahr überdurchschnittlich viele Produkt-Updates von Apple auf den Markt kamen.

Der Einfluss Chinas

Apple setzte im letzten Quartal Produkte im Wert von 7.3 Milliarden US-Dollar in China ab. Damit generierte Apple in dieser Region ein Wachstum von 60% im Vergleich zum Vorjahr. Real war das Wachstum noch höher, da wie schon oben erwähnt das vierte Quartal eine Woche weniger lang dauerte als im letzten Jahr. Nicht nur der Absatz des iPhones wuchs deutlich, sondern auch die iPad-Absätze waren sehr stark. Des Weiteren ist Apple bestrebt, mehr Apple Stores in China aufzubauen und so die Retail-Präsenz zu steigern.

Das iPad

Bei Apple hat man nicht damit gerechnet, dass das iPad mini eine solch hohe Nachfrage generiert. Man gehe davon aus, dass bereits in diesem Quartal genügend iPad mini für alle Konsumenten zur Verfügung stehen werden. Über das ganze Quartal hinweg waren die Verkäufe des iPads sowie des iPad mini sehr stark.

Hat Apple Angst vor der Kannibalisierung der Macs durch das iPad?

Tim Cook wurde von Analysten gefragt, wie er die Kannibalisierung der PCs durch Tablets beurteile. Für den Apple-CEO stellt dieser Trend eine grosse Chance für Apple dar, welche durch das iPad auch schon gut genutzt wird. Apple habe sich in der Vergangenheit nie vor der Kannibalisierung der eigenen Produkte durch Produkte der Konkurrenz oder durch eigene Produkte gefürchtet. Tim Cook stellte auch fest, dass das iPhone die Verkäufe der iPods beeinträchtigt hat.
Tim Cook glaubt, dass wenn ein Nutzer ein iPad oder iPhone kauft, ein «Hallo-Effekt» eintritt. Viele Konsumenten seien so begeistert von Apples Produkten, dass sie der Marke treu bleiben. Damit sieht Apple die Kannibalisierung als Chance, später wieder mehr Macs oder andere Produkte zu verkaufen.

Retail-Geschäft

Die Einnahmen aus den Apple Retail Stores wuchsen im Vergleich zum Vorjahr um 5%. Jeder einzelne Apple Store generierte im Schnitt Einnahmen von 16.5 Millionen Dollar. Insgesamt wurden in diesem Quartal elf neue Apple Stores eröffnet, wovon sich vier in China befinden. 14 weitere Apple Stores wechselten den Standort oder wurden vergrössert. Insgesamt besuchten 121 Millionen Kunden die Apple Retail Stores. Dies sind elf Millionen Kunden mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Apples Geldreserven

Apple hat im letzten Jahr durch Dividenden 4 Milliarden US-Dollar an die Aktionäre ausgeschüttet. Auch im laufenden Quartal wird Apple wieder eine Dividende auszahlen, nämlich 2.65 US-Dollar am 14. Februar.
Insgesamt verfügt Apple aktuell über Bar-Bestände von 137.1 Milliarden US-Dollar. Im letzten Jahr wuchsen die Bar-Bestände um beeindruckende 16 Milliarden US-Dollar. Von diesem Reserven befinden sich allerdings 94 Milliarden US-Dollar ausserhalb der USA. Aus Steuergründen werden diese Milliarden offshore parkiert.

Ausblick auf das laufende Quartal

Apple prognostiziert, dass der Konzern einen Umsatz von 41 bis 43 Milliarden US-Dollar machen wird. Die Gewinnspanne soll zum zweiten Mal in Folge unter 40 Prozent bleiben. Apple geht von einem Buttogewinnspanne zwischen 37.5 und 38.5 Prozent aus.

Apples Quartals-Konferenz

In der Nacht auf Donnerstag präsentierte Apple die Quartalszahlen für das vierte Quartal 2012. Apple erzielte im vergangenen Quartal einen Rekordumsatz von 54.5 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 13.1 Milliarden US-Dollar. Die Börsianer waren allerdings nicht zufrieden mit den Apple-Zahlen und straften das Unternehmen an der Börse kräftig ab. Im Verlaufe des gestrigen Tages verlor die Apple Aktie über 12% an Wert und kostet nun 450.50 US-Dollar. Damit hat die Aktie über 250 US-Dollar weniger Wert, als zum Allzeithoch im September 2012. Dies entspricht einem Wert-Verlust von fast 40 Prozent.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

Gönner-Abo

Ab CHF 5.– im Monat

👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.

macprime unterstützen