Interessante Details aus Apples Quartals-Konferenz
Apple konnte am Dienstag ein Ergebnis vorlegen, welches über den Erwartungen der Analysten lag. Im Anschluss an die Präsentation der Ergebnisse äusserten sich CEO Tim Cook und CFO Peter Oppenheimer an einer Telefonkonferenz über die Gesamtlage des Konzerns und verrieten einige interessante Details.
Aktien-Kurs «frustrierend»
Die Konferenz eröffnete Tim Cook mit dem Eingestehen, dass der jahrelange Gewinn-Wachstum vergangenes Quartal ein Ende fand. Vor allem 2012 sei ein «enorm erfolgreiches» Jahr gewesen und es sei deshalb verständlich, dass eine Firma dieser Grösse nicht immer in diesen Raten wachsen könne. Durch das iPhone 5 und den iPad mini sei die Bruttogewinnspanne dieses Jahr nicht mehr so hoch wie letztes Jahr.
Auch der Einbruch des Aktienkurses (seit September 2012 um über 40 Prozent) sei «frustrierend für uns alle». Apples Stärke läge darin, innovative Produkte herzustellen — und das habe Apple jederzeit unter Kontrolle, der Fokus liege ganz klar auf der Zukunft.
Neue Produkte
Cook: «Ich sage nur soviel, dass wir einige wirklich grossartige Dinge für den Herbst und das ganze Jahr 2014 geplant haben.» Demnach dürften neue iPads, ein neues iPhone und wohl auch neue Macs frühestens im Herbst auf den Markt kommen. Spekulationen, wonach Apple bei neuen Geräte-Generation nicht mehr auf ein 1-Jahres-Zyklus setzen würde, dürften sich damit nicht bewahrheiten.
Cooks Aussage schliesst jedoch nicht aus, dass nun vor dem Herbst überhaupt keine neuen Produkte mehr auf den Markt kommen — Cook hat in erster Linie nur neue Produkte für den Herbst besonders hervorgehoben.
Insbesondere sagte Cook, dass man an «einigen Überraschungen» arbeite und «Potential für aufregende neue Produkt-Kategorien» sehe. Um was für eine neue Produkt-Kategorie es sich handelt, liess sich Cook natürlich nicht entlocken — deutete aber darauf hin, dass diese neue Produkt-Kategorie wahrscheinlich nicht mehr in diesem Jahr auf den Markt kommen wird.
Für den «Herbst» und das Jahr 2014 spricht Cook von «neuer, verblüffender Hardware, Software und Dienste».
Da Apple sich normalerweise nicht so ausführlich über Produkt-Pläne äussert, kann Cooks Aussage so interpretiert werden, dass Apple derweil ein etwas tieferer Einblick in Apples Proudukt-Zyklen gewährt (wahrscheinlich nicht zuletzt um die Analysten etwas beruhigen zu können).
China
Der Markt in und um China wächst weiterhin. Mit 8.8 Milliarden US-Dollar (inkl. Retail) ist der China-Absatz gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent angestiegen. Tim Cook sprach dabei vom besten Quartals-Ergebnis, welches je in China erzielt worden ist. Der iPad-Absatz hat derweil sogar um 108 Prozent zugelegt. In den nächsten zwei Jahren will Apple die Anzahl Retail Stores von 11 auf 22 verdoppeln und auch die Anzahl autorisierte iPhone-Händler wurde um 8’000 auf 19’000 vergrössert. Insbesondere das iPhone 4 sei in China sehr beliebt.
Kriegskasse für Aktien-Rückkäufe
Die mit mittlerweile 145 Milliarden US-Dollar immens gefüllte Kriegskasse von Apple soll in erster Linie für Aktien-Rückkäufe eingesetzt werden. Tim Cook meint dazu, dass der Verwaltungsrat der Meinung sei, eine Investition in Apple selbst sei die beste Lösung für die gigantischen Barreserven.
App Store
Aus dem iOS-App-Store wurden bisher über 45 Milliarden Apps geladen — dies nur vier Monate nach dem Meilenstein von 40 Milliarden geladenen Apps im Januar.
Aktuell werden in jeder Sekunde über 800 Apps aus dem iOS-App-Store geladen. Der Store enthält mittlerweile 850’000 Apps — 350’000 davon speziell für das iPad. An Entwickler zahlte Apple bisher über 9 Milliarden US-Dollar aus. Laut CFO Peter Oppenheimer zahlt Apple damit aktuell pro Quartal 1 Milliarde US-Dollar an Entwickler aus.
Das iPhone-Geschäft
Während der Smartphone-Markt im vergangenen Quartal weltweit um 30 Prozent zulegte, wuchs Apples iPhone-Absatz «nur» um knapp 7 Prozent an. «Wir wollen nicht schneller wachsen», so Cook, «Wir betrachten das Wachstum auch nicht als den einzigen Gradmesser für unseren Erfolg». Cook wies darauf hin, dass Apple führend bei der Smartphone-Kundenzufriedenheit sei, Apple die grösste Kunden-Loyalität und Wiederkauf-Rate habe, sowie über ein starkes Ökosystem verfüge, welches attraktiv für die die Entwickler sei.
Apple habe das iPhone 4 noch günstiger gemacht, um Neukunden ein «sehr, sehr phänomenales» Produkt zu einem tiefen Preis anbieten zu können.
iPhone mit grösserem Display
Laut Cook hat das iPhone 5 das beste Display der Industrie. Apple sei jederzeit darum bemüht, das beste Display anbieten zu können. «Einige Kunden schätzen möglichst grosse Displays, während andere Kunden andere Faktoren wie Auflösung, Farbqualität, Weissabgleich, Spiegelung, Batterielaufzeit, App-Kompatibilität und Portabilität schätzen.» Die Apple-Konkurrenten hätten viele Kompromisse eingehen müssen, um ihre Smartphones mit grösseren Displays auszurüsten. «Wir werden kein grösseres iPhone herstellen, solange es diese Kompromisse gibt.» Damit verneint Cook zwar nicht generell ein grösseres iPhone, hält sich aber eine potentielle Hintertür für ein solches Gerät offen.
iCloud
Der Dienst «iCloud» verzeichnet derzeit täglich über 300 Millionen Benutzer — 20 Prozent mehr als die 250 Millionen, die noch im Januar verkündet wurden. Noch vor einem Jahr waren es erst 100 Millionen iCloud-Benutzer.
Macs
Der Grund für das Mac-Absatzminus von knapp 2 Prozent sieht Cook darin, dass der Computer-Markt derzeit sehr schwach sei. Der Apple-Chef könne sich vorstellen, dass gewisse Absatz-Einbussen beim Mac auf Kannibalisierungen durch das iPad zurückzuführen seien, aber viel solle dies nicht ausgemacht haben. Cook glaubt nicht daran, dass der Computer-Markt «tot» sei, wie von einigen Analysten in den vergangenen Monaten behauptet wurde. Apple werde weiterhin Innovation im Computer-Markt betreiben. Wenn, dann wird sich der grosse Wachstum im Tablet-Markt positiv auf den Mac auswirken, so der Apple-CEO.
Retail
Aktuell gibt es weltweit 402 Apple Retail Stores, 151 davon befinden sich ausserhalb der USA. In diesem Jahr werden 30 neue Stores eröffnet. 20 bestehende werden in diesem Jahr grosszügig renoviert. Der durchschnittliche Umsatz pro Retail Store beträgt eindrückliche 13.1 Millionen US-Dollar. Im vergangenen Quartal besuchten 91 Millionen Besucher die Retail Stores, vor einem Jahr waren es noch 85 Millionen.
Mobile Zahlungsmöglichkeiten
Angesprochen auf den «mobile payment»-Markt, sagte Tim Cook dieser sei «noch in den Kinderschuhen». Seit längerem gibt es Gerüchte, wonach Apple bei einem künftigen iPhone ein NFC-Chip einbauen könnte, womit Zahlungen über das iPhone abgewickelt werden könnten. Viele sehen in «Passbook» einen ersten Schritt in diese Richtung.
iMac-Verzögerungen: Tim Cook gesteht Fehler ein
An der Telefonkonferenz von einem Analysten auf die gestaffelten Produkt-Einführungen von Apple angesprochen antwortete Tim Cook, dass er es sich einen späteren Lancierungs-Termin für die neuen iMacs gewünscht hätte. Es wäre seiner Meinung nach besser gewesen, den Launch der neuen iMacs auf den Januar zu verschieben anstelle bei den Kunden zu hohe Erwartungen um einen früheren Liefertermin zu wecken. Die Kunden hätten für dieses neue Produkt zu lange warten müssen, ist Tim Cook überzeugt.
Tim Cook erkennt somit das Frustrationspotential, welches entsteht, wenn man deutlich länger als erhofft auf ein bestelltes Produkt warten muss. Der neue iMac kam in der 21.5-Zoll-Version Ende November auf den Markt und der 27-Zoll-iMac folgte drei Wochen später. Im Laufe der darauffolgenden Monate wurden die Lieferfristen für beide Modelle immer wieder erhöht, was auf eine grosse Nachfrage hindeutete. Allerdings kündigte Tim Cook bereits nach der Lancierung der iMacs eine Knappheit für den Beginn der Auslieferung an.
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am
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