Höhlt Apple mit geplantem eigenen CDN die Netzneutralität aus?

Apple arbeitet angeblich wie schon früher vermutet fieberhaft an einem eigenen System, um Daten und Medien-Inhalte an die Nutzer verteilen zu können. Dabei soll das Unternehmen mit einigen grossen US-Internet-Anbietern verhandeln, um die eigenen Daten prioritär an die Kunden verteilen zu können. Während sich Politiker und einige Internet-Konzerne für ein neutrales Internet aussprechen, geht Apple anscheinend einen anderen Weg. Ganz so heilig wie sie sich geben sind aber nicht alle der sich für die Netzneutralität ausgesprochenen Konzerne.

Patrick Bieri

Wie bereits im Februar berichtet, arbeitet Apple angeblich bereits seit mehreren Jahren an einem eigenen Content Delivery Network (CDN). Dabei handelt es sich um einen Server-Verbund, über welchen Medien-Inhalte, Software-Updates oder andere Daten effizient an die Nutzer verteilt werden können.

Im Moment arbeitet Apple noch mit etablierten Dritt-Anbietern wie Akamai zusammen, um die grossen Datenmengen an die Nutzer verteilen zu können. Apple ist somit allerdings von diesen Unternehmen abhängig, wenn es um die Verteilung von Medien-Inhalten oder anderen Dateien geht.

Apple will die Kontrolle über die Datenverteilung

Die Arbeiten am eigenen CDN sollen bei Apple angeblich bereits seit fünf Jahren andauern. Mit diesem Netzwerk könnte Apple sicherstellen, dass alle Nutzer gleichberechtigt auf die Daten des Unternehmens zugreifen können. Kein Dritt-Anbieter müsste mehr beigezogen werden, um die grossen Datenmengen von Apple zu verteilen. Apple soll im Durchschnitt für zwei Prozent des globalen Datenaufkommens im Internet verantwortlich sein.

Apple hat gemäss dem Analysten Dan Rayburn in den letzten Jahren viel Geld investiert, um ein eigenes CDN lancieren zu können. Die für das CDN nutzbare Infrastruktur von Apple soll sehr schnell wachsen. Gemäss dem Analysten wird es nicht mehr sehr lange dauern, bis die ersten Daten über das CDN von Apple übertragen werden.

Wie steht Apple zur Netzneutralität?

Um die Datenverteilung möglichst effizient zu gestalten, soll Apple mit mehreren Internet-Service-Providern (ISP) aus den USA in Verhandlungen stecken. Mit den Verträgen will Apple angeblich sicherstellen, dass die Nutzer jederzeit Zugriff auf die Daten des Unternehmens haben. Der Analyst wollte nicht genauer darauf eingehen, mit wem genau Apple verhandelt und welche Verträge allenfalls bereits geschlossen worden sind.

Im Kern will Apple angeblich die bezahlte prioritäre Übertragung der eigenen Daten über das Netzwerk der Internet-Service-Provider sicherstellen.

Falls Apple tatsächlich Verhandlungen in diese Richtung führen sollte, dann würde das Unternehmen die Grenzen der Netzneutralität ankratzen. Jüngst schlossen sich fast 150 IT-Unternehmen zu einer Interessen-Gemeinschaft zusammen, welche sich für ein neutrales Internet einsetzt. Die Unternehmen fordern, dass alle Inhalte des Internets gleichberechtigt zu den Nutzern gelangen.
Ganz so heilig, wie sich einige dieser Unternehmen geben, sind sie jedoch nicht. Auch Microsoft, Google, Facebook oder Netflix bezahlen die Provider für eine gute Übertragung ihrer Daten, wie der Analyst weiter ausführt. Dies obwohl alle diese Firmen in der IG vertreten sind und sich damit öffentlich gegen die Aushöhlung der Netzneutralität positionieren. Ob die Anbieter die Daten aber tatsächlich priorisiert übertragen, ist aktuell nicht klar. Einige ISPs sollen sich vielmehr für die Belastung ihrer Netze durch Streaming bezahlen lassen.

In der Schweiz engagiert sich eine parlamentarische Gruppe für ein neutrales Internet. Die Parlamentarier betonten in einer Stellungnahme die Wichtigkeit eines neutralen Internets für Startups und andere Unternehmen. Damit sich das Internet weiterentwickeln kann, sollen alle Akteure einen gleichberechtigten Zugang erhalten.

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