H.264 bleibt gebührenfrei
Das mittlerweile sehr weit verbreitete Video-Coded «H.264» von der MPEG LA bleibt nun auch nach 2015 gebührenfrei. Das hat gestern die MPEG Licensing Administration bekannt gegeben. Die Firma, die neben den Rechten an diversen Video-Codes zum Beispiel auch die Rechte an FireWire/IEEE 1394 verwaltet, besteht aus einem Pool an Firmen, zu denen unter anderen Apple, Dolby, LG, Microsoft, Mitsubishi Electric, Philips, Panasonic, Samsung, Sharp und auch Sony gehören. MPEG ist vor allem aufgrund deren DVD-Format MPEG-2 bekannt, welches auf allen Film-DVDs verwendet wird. Mit H.264 wird seit Jahren ein Format angeboten, das speziell für die heutigen Bedürfnisse (Hohe Qualität bei möglichst geringem Speicherplatz) angelegt ist. Apple bot als eines der ersten Unternehmen breiten Support für dieses Codec (macprime-News-Artikel vom April 2004). Heute wird H.264 oder «MPEG-4 AVC» von unzähligen Herstellern direkt unterstützt — so zeichnen zum Beispiel die meisten video-fähigen Geräte direkt in H.264 auf und auch Videos im Internet liegen zu einem grossen Teil in H.264 vor. Die Lizenzbestimmungen von H.264 sahen eigentlich vor, dass das Format ab 2015 im Web gebührenpflichtig wird. Der MPEG LA wurde deshalb vorgeworfen, man wolle jetzt das Format so weit wie möglich verbreiten sodass der Firmen-Pool der MPEG LA ab 2015 kräftig Gebühren abkassieren könne. Dies wird nun nicht der Fall sein. Das Format bleibt auch nach 2015 und für die ganze Lizenz-Lebensdauer Enduser-gebührenfrei.
Vor allem die Diskussion um HTML5-Video bzw. die Ablösung von Adobes Flash durch die HTML5-Video-Funktionalitäten haben dem Format auch über die letzten Monate hinweg noch mehr Schub im Internet gebracht. Bei HTML-5-Video handelt es sich um die Möglichkeit, dass man Videos ohne Plug-Ins wie Adobe Flash in Webseiten einbetten kann. Jedoch bleibt die Unterstützung eine Frage des vom Browser unterstützen Formates. Neben Apples WebKit und den darauf bauenden Browsern wie Apples Safari, Googles Chrome und diversen anderen — vor allem mobilen — Browsern setzt künftig auch Microsoft mit dem Internet Explorer bei HTML-5-Video auf den H.264-Codec. Anders jedoch Mozilla, die bei Firefox auf ein anderes Codec schwören. Dies, da der H.264-Codec Lizenzpflichtig ist, d.h. die Software-Hersteller müssen für die Integrierung dieses Codecs in ihre Software Lizenzen bei der MPEG LA erwerben. Dieser Umstand bleibt nun auch mit der neuen Regelung bestehen, deshalb wird es für HTML-5-Video auch in naher Zukunft noch bei einem ‘Durcheinander’ an verschiedenen Codecs bleiben: Mozilla baut auf das freie Ogg-Theora-Video-Format und Google hat — obwohl es H.264 unterstützt — dieses Jahr bereits ein eigenes Codec namens WebM oder VP8 vorgestellt. Rein in diesem Segment wird sich vorerst also nicht viel ändern und an H.264 hängt nach wie vor das Problem der Lizenzpflicht.
Anders sieht es nun jedoch für Endbenutzer aus. Anstatt wie bisher geplant gibt es nun auch nach 2015 keine Gebühren auf H.264-Videos. Für den Endbenutzer bleibt also alles gleich wie bisher — das heisst Endbenutzer die mit ihren Kameras Videos aufzeichnen müssen keine Gebühren bezahlen um diese Videos danach zu veröffentlichen. Das ist insofern gut für YouTube und andere Video-Distributoren, die natürlich daran interessiert sind, dass ihre Benutzer Videos ohne Lizenz-Gebühren veröffentlichten können. Zudem wurde im bisherigen «H.264 End User Agreement» festgelegt, dass das Format nicht für «professionelle» Distribution verwendet werden darf. Das heisst H.264 dürfte eigentlich nicht zur Distribution von Video professioneller Art benutzt werden. Diese Passage wurde nun auch entfernt — zusammen mit der Gebührenpflicht nach 2015.
Von Stefan Rechsteiner
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