Günstiges iPhone: Was hat Schiller wirklich gesagt?
Am letzten Donnerstag machte ein Interview die Runde, in welchem Apples Marketing-Chef Phil Schiller gesagt haben soll, dass günstige Smartphones für Apple nicht zukunftsträchtig sind. Diese Aussage stand im Widerspruch zu Gerüchten von Bloomberg und dem Wall Street Journal. Bloomberg sowie das Wall Street Journal publizierten zuvor unabhängig voneinander Berichte, in welchen die These vertreten wurde, dass Apple noch in diesem Jahr ein günstiges iPhone auf den Markt bringen wird.
Wie sich nun herausstellt, könnte Phil Schiller mit seiner Aussage etwas anderes gemeint haben, als man es auf den ersten Blick meint. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat die chinesische Zeitung «Shanghai Evening News» den Artikel, welche den Apple-Gerüchten zugrunde lag, gründlich revidiert. So wurden alle Hinweise, welche auf ein günstiges iPhone hindeuten, aus dem Artikel entfernt. MacRumors hat den alten und den neuen Artikel der «Shanghai Evening News» maschinell übersetzt und dabei festgestellt, dass keine substanziellen Änderungen vorgenommen worden sind. Damit steht die Frage im Raum, ob Reuters falsch übersetzt, falsch interpretiert oder die Quelle tatsächlich falsch publiziert hat. Neu wird Phil Schiller von Reuters so zitiert, dass Apple nicht Blind die Marktanteile im Blick hat, sondern die besten Produkte zur Verfügung stellen will. Apple bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur, dass man die Zeitung «Shanghai Evening News» gebeten hat, den Artikel in gewissen Punkten abzuändern. Weder die Zeitung noch Apple waren allerdings bereit, das originale Interview zu veröffentlichen. Gegenüber Reuters meinte Phil Schiller anschliessend, dass er nichts mehr sagen werde zu den Plänen für künftige Produkte.
Doch was bedeutet diese Änderung des Interviews für die Chancen auf ein günstiges iPhone? Die Aussage wurde lediglich so modifiziert, dass Apple nicht nur die Marktanteile im Blick hat, sondern auch die Produkte. Viele Analysten argumentierten für ein günstiges iPhone mit dem Hinweis, dass Apple gegenüber Android den Marktanteil wieder erhöhen müsste. Anhand der Berichterstattung wird deutlich, dass vor allem Finanzanalysten ein günstiges iPhone begrüssen würden.
Technik-Analyst Rob Enderle zeigte sich gestern in der «NZZ am Sonntag» besorgt, dass Apple ein günstiges iPhone auf den Markt bringen könnte. Ein günstiges iPhone würde der Marke schaden, wie der Analyst meinte. Tim Cook lasse sich momentan von der Konkurrenz vorantreiben, ohne genügend eigene Innovationen auf den Markt zu bringen.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am
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