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Google I/O: Android überall

Gestern Abend eröffnete Google seine Entwicklerkonferenz «Google I/O» mit einer richtigen Neuigkeiten-Schlacht: Android One, Android L Developer Preview, Android Wear, Android Auto und Android TV sowie Google Chromecast, Google Chromebooks, Google Cloud Platform, Google Fit, Google Play und Google Play Games. Abgesehen vom ersten Drittel war die fast dreistündige Keynote aber vor allem eines: irgendwie unorganisiert und zuweilen schlicht langweilig.

Stefan Rechsteiner

Die Kommentatoren sind sich einig: Google zeigte gestern Abend zur Google-I/O-Eröffnung zwar eine Fülle an Neuerungen für seine Plattformen und Dienste, doch wie das Unternehmen dies während der Keynote gemacht hat, war nicht sonderlich überzeugend. In vielen der zahlreichen Demos während der dreistündigen Keynote gab es kleinere oder grössere Probleme: da war eine Demo, die neue Grafik-Errungenschaften zeigen sollte, aber dabei ununterbrochen flackerte; da waren Apps und Inhalte, die nicht luden; und da gab es Code-Beispiele, die mehrere Male geschrieben werden mussten. Andere Demos waren eher durchzogen, konnten das anwesende Publikum in der grossen Halle nur selten zu verhaltenem Applaus bewegen und waren zuweilen — wie man es den Besuchern ansah — «langweilig».

Auf Twitter liess sich beobachten, wie sich noch während dem Event gelangweilte Keynote-Besucher über die schlechte Show aufregten.

Und wäre das alles nicht schon genug, kam es auch noch zu zwei Zwischenfällen, bei denen Demonstranten die Keynote stören wollten. Vor dem Moscone Center, in dem die I/O gestern und heute stattfindet, wurden Demonstrationen gegen Google und die «technologische Weltordnung» veranstaltet.

Doch die missglückte Google-I/O-Keynote täuscht nicht darüber hinweg: Google präsentierte gestern eine Vielzahl an Aktualisierungen ihrer Plattformen und Dienste. Allen voran genoss Android gestern Abend die grösste Aufmerksamkeit. Das Unternehmen ist bemüht, das Betriebssystem in möglichst viele Anwendungs-Gebiete zu pushen — das Smartphone und das Tablet waren nur der Anfang: günstige Mobiltelefone für «Entwicklungsländer», intelligente Uhren, Autos, Fernseher … Android soll überall hin.

Folgend eine Zusammenfassung der von Google gestern gezeigten wichtigsten Neuerungen:

Android One

Den Start machte gestern Abend Googles neue Initiative, um seine Android-Smartphones noch günstiger und damit einem noch grösseren Publikum zugänglich zu machen. Der Suchmaschinen-Riese hat sich mit verschiedenen Mobilfunkanbietern und Geräte-Herstellern zusammengetan, um eine neue Geräte-Klassifizierung für Android-Smartphones einzuführen. Mit «Android One» will Google durch kostengünstige Herstellung möglichst erschwingliche Smartphones ermöglichen. Diese Geräte sollen vor allem für die aufstrebenden Märke in Asien, Afrika und Südamerika interessant sein.

Für Indien wird Cromax ein erstes Smartphone unter dem Label Android One anbieten. Das Gerät verfügt über einen 4.5-Zoll Display, Dual-SIM, einen SD-Kartenslot und FM-Radio — und kostet nur 100 US-Dollar. Ausgerüstet werden die «Android One»-Geräte mit einem reinen Android-Betriebssystem von Google. Damit diese Geräte möglichst up-to-date bleiben, erhalten diese allfällige Android-Updates automatisch zugespielt.

Ein «Android One»-Smartphone von Cromax (Foto: Google)

Android «L»

Der wohl interessanteste Teil der gestrigen Keynote war die Vorschau auf die nächste Android Version. Nach «Cupcake», «Donut», «Ice Cream Sandwich», «Jelly Bean» oder «KitKat» wurde im Vorfeld der gestrigen Keynote davon ausgegangen, dass die nächste Android-Version «Lollipop» heissen würde. Gestern sprach Google aber nur von einer Version «L». Version 5.0 oder eben «L» kommt vor allem mit einer grossen Neuerung: ein neues Design.

Von Google «Material Design» genannt, soll diese neue Benutzeroberfläche nicht nur für Smartphones, sondern für alle Geräte eingesetzt werden. Mit den neuen Design-Richtlinien halten neue UI-Elemente, die stark auf 3D-Animationen setzen, auf Googles Systemen Einzug. Google zielt dabei nicht nur auf Android ab, sondern auch auf Chrome und insbesondere auch auf das Web.

Unter «Material Design» versteht Google eine flache und minimalistische Benutzeroberfläche, die aber trotzdem «Tiefe» haben soll. Dazu werden neue Effekte und 3D-Animationen eingesetzt, um die verschiedenen übereinander liegenden Ebenen entsprechend visuell voneinander abzuheben. Werden Elemente angetippt, geben diese durch auffällige Effekte Feedback für den Benutzer. Durch Animationen soll der Wechsel zwischen verschiedenen Ansichten im System und in Apps attraktiver und logischer dargestellt werden.

Bisheriges Design (links) und Material Design (rechts) (Foto: Google)

Durch neue Entwickler-Werkzeuge sollen Apps künftig auch einfacher für die zahllosen unterschiedlichen Auflösungen der verschiedenen Android-Geräte optimiert werden können.

Android L erhält neben dem neuen Design aber auch einige neue Funktionen — darunter mehr Möglichkeiten für die Interaktion mit den Mitteilungen auf dem Sperrbildschirm. So können diese durch Streichen nach rechts vom Sperrbildschirm entfernt werden, in den Einstellungen eine Priorisierung der Mitteilungen festgelegt werden und die den Mitteilungen zugehören Apps können künftig durch ein Antippen der Mitteilung direkt vom Sperrbildschirm aus geöffnet werden.

Des Weiteren wird die L-Version 64-bit kompatibel und bringt einige tiefgreifende Performance-Verbesserungen. Mit dem «Android Extension Pack» wird die Grafik-Leistung erhöht und durch neue APIs soll auch der Energie-Hunger des Systems und der Apps geschlichtet und somit die Batterie-Leistung verbessert werden.

Entwickler werden ab heute Zugriff auf eine Vorabversion von «L»  sowie auf ein umfangreiches SDK erhalten. Angekündigt hat Google das neue System für den «Herbst».

Android Wear

Bereits Mitte März kündigte Google überraschend das Betriebssystem «Android Wear» an. Die Vorabversion des Android-Systems, welches für den Einsatz auf intelligenten Uhren und anderen tragbaren elektronischen Geräten optimiert wurde, erhielt gestern einige Updates.

Vorerst konzentriert sich Google bei «Android Wear» auf die Interaktion mit dem verbundenen Android-Smartphone. Mitteilungen, die auf dem Smartphone eingehen, werden auch auf der damit verbunden Smartwatch angezeigt. Statt das Mobiltelefon hervorzuholen, soll direkt auf der Smartwatch mit einer eingetroffenen Mitteilung interagiert werden können.

Derweil sollen zwischen Android-Smartphone und Android-Wear-Smartwatch auch eine Vielzahl von Daten ausgetauscht werden. Inhalte wie beispielsweise Rezepte, die mit einem Smartphone aufgerufen werden, sollen einfach auf die intelligente Uhr übertragen werden können, sodass man beim Kochen das Rezept gleich an Ort und Stelle hat. Scrollt man auf der Uhr von einem Zubereitungs-Schritt zum nächsten, wird auch auf dem Smartphone automatisch an diese Stelle gescrollt.

Android-Smartphone und mit «Android Wear» betriebene Smartwatch (Foto: Google)

Das Internet kann über Android Wear und dessen Spracherkennung durchsucht, auf dem Smartphone eingehende Telefonate angenommen oder neue ausgeführt werden.

Ebenfalls gezeigt wurde, wie ein Android-Smartphone erkennt, ob der aktuelle Nutzer der eigentliche Besitzer des Gerätes ist, oder jemand Fremdes. Das System hält dabei auf die Android-Wear-Smartwatch des Besitzers Ausschau — trägt der aktuelle Nutzer des Gerätes diese, wird das Telefon automatisch entsperrt, ohne dass der Nutzer einen Pin-Code eingeben oder eine Anmelde-Geste ausführen müsste. Trägt der aktuelle Nutzer keine oder eine andere Smartwatch, bleibt das Telefon gesperrt und lässt sich nur über den Pin oder die Geste freischalten.

Die ersten beiden Smartwatches mit dem neuen «Android Wear» — die «G» von LG und die «Gear Live» von Samsung — sind ab sofort verfügbar. Die runde «Moto 360» wird «später in diesem Sommer» veröffentlicht.

Android Auto

Nachdem Apple mit «CarPlay» vorgelegt hat, zieht Google mit «Android Auto» nun nach: mit der neuen Plattform will Google das Android-Smartphone mit dem Armaturenbrett des Autos verbinden. Wie bei Apples «CarPlay» wird dabei das Smartphone mit dem Auto verbunden und auf dem Display des Armaturenbrett erscheint die Smartphone-Ausgabe mit einer für diesen Bildschirm optimierten Benutzeroberfläche. Über eine Sprachsteuerung, die im Lenkrad des Autos integrierte Knöpfe oder über direkte Touch-Eingabe über das Display kann via Armaturenbrett auf die Funktionen des Smartphones zugegriffen werden. Dabei steht auch bei «Android Auto» die Sicherheit an erster Stelle. Die Benutzeroberfläche ist mit extra grossen Schaltflächen versehen und nur die wichtigsten Funktionen sind verfügbar.

Android Auto (Foto: Google)

Wie auch bei Apples CarPlay ermöglicht es Google durch ein SDK, dass Entwickler ihre Apps für die Armaturenbrett-Ausgabe anpassen können. Wann dieses SDK veröffentlicht wird, ist noch nicht bekannt. Gezeigt wurde noch kein fertiges Produkt, sondern erst eine frühe Version von «Android Auto». Wann das System veröffentlicht wird, hat Google nicht gesagt — das System soll aber Teil der neuen Android-Version sein und deshalb voraussichtlich frühestens im Herbst verfügbar werden.

Android TV

Nach dem Smartphone, dem Tablet, der Smartwatch und dem Auto will Google Android nun erneut auf den Fernseher bringen. «Schon wieder», denn das neue «Android TV» ist nach Google TV (2010), Google TV 2.0 (2011), Nexus Q (2012), Google TV 3.0 (2013) und dem Chromecast (2013) bereits der sechste Anlauf von Google, das Grossbild-Gerät in den heimischen Stuben zu erobern.

Während der einfache Chromecast-Stick den Anforderungen an ein System für «intelligente Fernseher» nicht nachkommen kann, soll Google nun mit «Android TV» endlich den Sprung ins Wohnzimmer schaffen.

Bei «Android TV» liefert Google vor allem die Software — die Hardware hingegen kommt von anderen Herstellern, vornehmlich direkt in die Fernseher integriert oder auf Settop-Boxen laufend. Erste Fernseher sollen im Herbst und im Jahr 2015 von Sharp, Sony und TP Vision (Philips), Settop-Boxen von Razer, Asus und weiteren Herstellern angeboten werden.

«Android TV» bringt eine verschiedene Funktionen wie eine sprachgesteuerte Websuche, den Play-Store mit Filmen und andere Apps und Inhalte auf den Fernseher. Eine neue Benutzeroberfläche legt sich dabei über den aktuell betrachteten Inhalt und bietet «möglichst einfachen» Zugriff auf die verschiedenen Funktionen des Systems.

Neben den Inhalten sollen auch Spiele bei «Android TV» eine grosse Rolle einnehmen und deshalb können entsprechende Titel direkt auf dem Fernseher geladen und gespielt werden — inklusive Steuerung durch Game-Controller.

Wann die finale Version von Android TV verfügbar sein wird, ist nicht bekannt. Auch darüber schwieg sich Google aus. Entwickler haben aber seit gestern Zugriff auf ein SDK, mit welchem sie Spiele speziell für den Fernseher entwickeln können.

Benutzeroberfläche von Googles neuem Android TV (Foto: Google)

Chromecast

Neben «Android TV» aktualisiert Google auch den Chromecast-Stick. Neu können Inhalte von einem Smartphone oder Computer auf den Stick übertragen werden, auch wenn sich das Gerät selbst nicht im gleichen WLAN wie der Stick befindet. Ausserdem kann nun auch durch Chromecast die Bildschirmausgabe des Android-Systems auf den Fernseher übertragen werden. Mit einer neuen Funktion «Backdrop» verwandelt sich der Fernseher, der laut Google meist «19 Stunden pro Tag ungenutzt herumsteht», in einen grossen Bilderrahmen. Private Fotos sollen per Knopfdruck auf den sonst inaktiven Fernseher übertragen und dort als Diashow angezeigt werden.

Chromebooks

Die «Chromebook»-Notebooks will Google künftig enger mit Android-Smartphones verzahnen.

Nähert sich der Besitzer mit dem Smartphone dem Chromebook, erkennt das Gerät das Smartphone und entsperrt den Computer sofort und meldet den Benutzer bei den jeweiligen Diensten an.

Weiter werden Android-Apps künftig auch auf Chromebooks lauffähig sein. Laut Google werde es dabei keine Rolle spielen, dass die Android-Apps eigentlich für die Touch-Eingabe und nicht für eine Eingabe mit Maus-Zeiger und Tastatur entwickelt worden sind. Damit die Apps trotzdem auf Chromebooks bedient werden können, müssten Entwickler nur «wenige kleine Anpassungen» an den Apps vornehmen.

Ausserdem zeigen die Mitteilungen auf dem Chromebook nun auch auf dem verbundenen Android-Smartphone eintreffende Telefonate und Nachrichten an.
Ob es mit den Chromebooks in einer künftigen Version wie bei den kommenden Systemen OS X Yosemite und iOS 8 von Apple möglich sein wird, Telefonate und Nachrichten des Smartphones direkt anzunehmen und auszuführen bzw. zu beantworten und zu schreiben, ist nicht bekannt.

Auch hier zeigte Google eine unfertige und noch in einem frühen Stadium befindliche Entwicklung. Google hat erneut kein Wort darüber verloren, wann diese Neuerungen für die Nutzer verfügbar sein werden.

Neue Cloud Dienste

Präsentiert vom Schweizer Urs Hölzle (teilweise sogar mit Nati-Trikot auf der Bühne), zeigte Google gestern Abend auch neue Dienste für die Cloud-Anbindung. «Cloud Save», «Cloud Debugging», «Cloud Tracing» und «Cloud Montioring» sollen es den Programmierern durch zahlreiche neue APIs vereinfachen, ihre Apps und Dienste in der und für die Cloud zu entwickeln.

Google Play und Google Play Games

Google kündigte die Übernahme von «appuify» an. Die Dienste des Unternehmens sollen trotz der Übernahme weiterhin auch für Apples iOS angeboten werden. Dafür stehen den Entwicklern nun neue Plattform-übergreifende Test-Werkzeuge zur Verfügung.

Das Netzwerk «Google Play Games» ist laut dem Android-Hersteller das am schnellsten wachsende Spiele-Netzwerk aller Zeiten. Unter anderem wurden die Benutzer-Profile erweitert, diese zeigen nun Errungenschaften und Spiele-Statistiken an.

Google Fit

Wie im Vorfeld erwartet, hat Google gestern Abend auch eine Gesundheitsplattform namens «Google Fit» angekündigt. Daten von Fitness- und Gesundheits-Gadgets sollen zentral gesammelt und dem Benutzer übersichtlich präsentiert werden. Dabei wird den zugehörigen Apps durch neue Programmierschnittstellen — das Einverständnis des Nutzers vorausgesetzt — den Austausch dieser Daten ermöglicht.

Wann «Google Fit» verfügbar sein wird, ist nicht bekannt. Gezeigt wurde nur eine Vorschau. In «wenigen Wochen» sollen Entwickler aber Zugriff auf ein erstes SDK erhalten.

Video der Neuerungen

«Android coming to a screen near you»

Aufzeichnung der Keynote

Aufzeichnung der Google I/O Keynote

Weitere Neuigkeiten von der Google I/O

Weitere Informationen über die Neuerungen von der Google I/O gibt es beispielsweise bei Engadget, The Verge, Ars Technica, 9to5Google und Gizmodo.

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