Donald Trump: Was der neue US-Präsident für Apple bedeutet
Bevor es im vergangenen November zum grossen Showdown kam, stellten sich die Konzerne des Silicon Valley geschlossen gegen Donald Trump. Nach seiner Wahl müssen sich die Unternehmen nun mit Trump arrangieren. Wenn der Immobilienmogul heute Abend seinen Amtseid leistet, beginnt eine noch ungewisse Zukunft für die Unternehmen des Silicon Valley — besonders auch für Apple.
Eines der grossen Themen in Trumps Wahlkampf waren Arbeitsplätze für Amerikaner und die amerikanischen Unternehmen im Allgemeinen. Trump will, dass diese die Produktion zurück in das Land holen und ihr Outsourcing in andere Länder stoppen.
Als eines der grössten US-Unternehmen war Apple unter Dauerbeschuss durch Trumps Kampagne — und wird es nun ziemlich sicher auch während seiner Amtszeit sein. Trump rief beispielsweise vor einem Jahr während dem Verschlüsselungs-Streit zwischen dem Mac-Hersteller und dem FBI vermehrt zum Boykott von iPhones auf. Weiter kritisierte Trump Apple mehrere Male sehr scharf dafür, dass das Unternehmen seine Produkte in Übersee produzieren lässt.
Donald Trump hat sich seit seiner Wahl von einigen Punkten aus seinem Wahlkampf distanziert. Trotzdem dürfte Apple weiterhin im Fokus von Trump bleiben — insbesondere die Mac- und iPhone- Produktion in Übersee ist dem neuen US-Präsidenten ein Dorn im Auge.
Die angepeilte Politik von Trump sieht vor, dass Unternehmen treu den republikanischen Prinzipien möglichst wenig Steuern in den USA zahlen müssen. Gleichzeitig droht der neue US-Präsident mit massiven Einfuhrzöllen für im Ausland produzierte Waren. Je nachdem, wie sich die Dinge unter Trump entwickeln, wird die Zukunft unter dem neuen Präsident für Apple eine schwierige sein.
Produktion in die USA verlagern
In mittlerweile mehreren Gesprächen mit dem Apple CEO soll Trump darüber sinniert haben, Steuern für das Unternehmen zu senken und verschiedene Regulierungen zu lockern, die das Unternehmen derzeit noch daran hindern, die Produktion in die USA zu holen. Weiter soll Trump mit Cook darüber gesprochen haben, dass Apple in den USA eine riesige Produktionsstätte aufbauen soll.
In den letzten Jahren beherrschte das Thema Outsourcing bei ICT-Unternehmen die USA bereits einmal im hohen Masse. Apple lässt die meisten seiner Produkte von Auftragsfertigern im chinesisch-asiatischen Raum produzieren. Am prominentesten dürften die Fertiger Foxconn, Pegatron und Quanta sein. Apples Praxis ist dabei in der Branche Usus. Es gibt kaum einen Computer, Smartphones oder sonstige Gadgets von US- (oder auch europäischen) Unternehmen, welche nicht in Fernost produziert werden. Durch ihre Grösse, ist es aber vor allem die Mac-Company, welche in den Medien und in der Politik stellvertretend für die Branche hinhalten muss.
Ganz ausschliesslich in Fernost produziert Apple seine Geräte jedoch nicht. Früher fand noch ein beträchtlicher Anteil der Produktion eines Mac-Computers in den USA statt. Die Fertigung wurde von Apple aber zusehends nach Übersee verschoben und die Produktionsstätten in den USA geschlossen — zuletzt 2004 eine Fertigungshalle für Macs im kalifornischen Elk Grove.
In jüngster Vergangenheit hat Apple zwei Produkte grösstenteils oder gar komplett in den USA produzieren lassen: 2012 den damals neu designeten iMac und seit 2014 den neuen Mac Pro. Bei letzterem rühmt sich Apple damit, erstmals einen Macintosh-Computer komplett in den USA entworfen, entwickelt und produziert zu haben. Der Mac-Bolide wird seither als einziger der fünf Mac-Linien komplett in den USA hergestellt. «Designed by Apple in California, Assembled in USA.»
In den letzten Wochen kamen Gerüchte auf, wonach Apple angeblich seinen Taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn um eine Untersuchung der möglichen Kosten angefragt haben soll, die entstehen würden, wenn man die Produktion in die USA verlagern würde. Wie viel von dieser angeblichen Anfrage tatsächliche Absicht ist, bleibt unklar. Zumal diese Operationen sehr komplex sind. Eine Anfang Jahr von der New York Times veröffentlichte Reportage über die chinesische «iPhone-City» Zhengzhou zeigt eindrücklich auf, wie verwurzelt die Fertigungs-Partnerschaften von Apple mit den asiatischen Produzenten sind, was für gigantische finanzielle Unterstützungen die Fertiger von den lokalen Regierungen erhalten, und was für ein komplexer Kraftakt es wäre, die asiatische Produktion mit einer anderswo auf diesem Planeten zu ersetzen.
Drohender Handelskrieg mit China
Nicht nur die Produktion von US-Produkten in China ist für Trump ein Dorn im Auge, sondern gegenüber dem asiatischen Land an sich ist Trump alles andere als milde gestimmt.
Der neue US-Präsident hat während seinem Wahlkampf mehrmals in harschem Ton gegen das Reich der Mitte gewettert. Beobachtern zufolge dürfte Trump gegen China zum Rundumschlag ausholen, sobald er im Weissen Haus sitzt.
Trump will laut Aussagen im Wahlkamp auf alle Produkte, die in China produziert werden, den Einfuhrzoll-Satz von heute 3 Prozent auf bis zu 45 Prozent erhöhen. China begegnete den Aussagen von Trump mit der Drohung, dass auch sie dann die Preise für Importe aus den USA massiv anheben werden.
Wie das ausgehen kann, zeigte sich bereits vor 7 Jahren, als Barack Obama im Zuge der «Buy American»-Kampagne seiner Regierung eine Einfuhrsteuer von 35 Prozent auf Autoreifen aus dem Reich der Mitte verhängte. In der Folge nahmen laut der Welt zwar die Importe aus China ab und die Verkäufe von «Made in USA»-Reifen zu, gleichzeitig aber stiegen auch die Importe aus anderen Ländern wie beispielsweise Mexiko. China reagierte auf Obamas Strafzoll seinerseits mit Strafzöllen auf Geflügelprodukte aus den USA — der US-Export aus dieser Branche nach China brach in der Folge um 90 Prozent ein.
Der womöglich geplante Handelskrieg von Trump gegen China könnte Apples Branche im besonderen Masse treffen: es müsste mit signifikant höheren Preisen für ICT-Konsumgüter gerechnet werden — insbesondere für Smartphones, Computer und anderen Gadgets. Die Global Times spricht sogar von einer möglichen Lähmung des Handels zwischen den USA und China im Falle eines durch Trump angestifteten Handelskrieges.
Neben den rein finanziellen Auswirkungen könnte der Klinch zwischen Trump und China auch etwas anderem weiteren Auftrieb verschaffen: In China stehen amerikanische Unternehmen in keinem guten Licht. Die Regierung versucht zunehmend zu verhindern, dass amerikanische Unternehmen im Reich der Mitte zu populär und damit auch zu einflussreich werden. Apple wurde im letzten Jahr das Film- und Bücher-Angebot im iTunes- bzw. iBookstore gesperrt und auch schon wurden Verkaufsverbote für einige iPhone-Modelle auferlegt. Die Regierung macht es dem Unternehmen immer wieder schwer, Produkte im Land zu verkaufen. Dennoch fokussiert Apple stark auf den chinesischen Markt. Die Rekord-Umsätze im Jahr 2015 verdankte das iPhone-Unternehmen zu einem beträchtlichen Teil auch dem damals florierenden Geschäft in China. Die Angst aber, dass Apple auf dem chinesischen Markt keinerlei Handlungsmöglichkeiten habe, wenn sich die dortige Regierung dem Unternehmen querstellen würde, führte bereits dazu, dass prominente Investoren von Apple abgesprungen sind. Auch führten die scheinbar unberechenbaren Manöver der chinesischen Regierung schon mehrmals für einen abstürzenden Aktienkurs an der Börse.
Weiter erhielten Fertiger wie Foxconn von der chinesischen Regierung in der Vergangenheit milliardenschwere Unterstützung beim Aufbau von Produktionsstätten und bei der Ausbildung der Arbeitskräfte, sodass sie die attraktiven Aufträge von Apple und Co. annehmen und sichern konnten. Mit dem jüngsten Aufstieg von lokalen chinesischen Herstellern wie Huawei oder Xiaomi soll die Regierung nun laut der NYT-Reportage die Zuwendungen an Foxconn zurückgefahren haben.
Um die Beziehungen mit dem wichtigen Markt aufrechterhalten zu können, hat Apple schon mehrfach grosse Investitionen in lokale Standorte und Unternehmen zugesichert und getätigt. Es bleibt abzuwarten, wie die chinesische Regierung mit US-Unternehmen umgeht, wenn Trump weiterhin wie im Wahlkampf gegen das Reich schiesst und seine damaligen Drohungen wahr macht.
Tiefere Steuern
In einer Unternehmenssteuerreform will Trump die Sätze für Unternehmen in den USA von heute 35 Prozent auf 15 Prozent senken. Weiter soll das separate Steuerbemessungssystem «Alternative Minimum Tax» abgeschafft werden.
Für ein Unternehmen wie Apple, welches alleine im vergangenen Fiskaljahr 2016 über 265 Milliarden US-Dollar und 2015 gar über 300 Milliarden US-Dollar umsetzte, wäre eine Steuersenkung von grosser Bedeutung. Für Apple im besonderen Masse interessant ist Trumps Plan, die Steuer auf Kapitalrückführungen aus dem Ausland signifikant zu senken. Aktuell wäre bei einer Repatriierung von Auslandskapital ein Steuersatz von 35 Prozent fällig. Diesen will Trump auf 10 Prozent senken und damit Unternehmen dazu verleiten, die auf den Offshore-Konten gelagerten Barreserven «zurück in die USA» zu bringen.
Mitunter aufgrund der bisher sehr hohen Rückfuhrsteuer liegt etwa 85 Prozent von Apples gigantischen Barreserven auf ausländischen Konten. Apples Bargeld-Reserven sind mit zuletzt knapp 238 Milliarden US-Dollar so hoch wie von keinem anderen Unternehmen der Welt.
Interessanterweise kündigte Cook bereits im vergangenen Herbst an, dass man für 2017 die Möglichkeit in Betracht ziehe, die gigantischen Barreserven des Unternehmens zurück in die USA zu holen. Damals war Cook aber noch vollends in der Hoffnung begriffen, dass die Demokratin Hillary Clinton das Rennen um das Weisse Haus gewinnen wird. Unter Clinton wäre der Steuersatz für die Repatriierung indes womöglich nicht so tief angesetzt worden, wie ihn nun Trump gedenkt zu setzen.
Apple CEO Tim Cook hat sich kürzlich in einem internen Memo an seine Mitarbeiter erklärt, nachdem er Trump anlässlich seines «Tech Summit» besuchte. Der bekennende Clinton-Unterstützer wird im Sinne des Unternehmens als CEO mit der Trump-Regierung zusammenarbeiten und sich engagieren. Insbesondere bei den Steuer-Themen könnte Apple von Trump profitieren. Andererseits steht mit der Datenschutz-, Wirtschafts- und Auslands-Politik des Republikaners auch einiges für das Mac-Unternehmen auf dem Spiel.
Quellen: Schweizer Radio und Fernsehen, New York Times, Spiegel, Welt/N24, Gage Skidmore, ArsTechnica, Forbes
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Kommentar von sierra
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